Überlegungen zum Verhältnis von Leiblichkeit, Subjektivität und Handlungsfähigkeit

Artikel von Arnd Hofmeister in Forum Kritische Psychologie 46 (2003).

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Zusammenfassung

In diesem Aufsatz wird das Verhältnis von Leiblichkeit, Subjektivität und Handlungsfähigkeit neu überdacht, um ein kritisch-psychologisches Verständnis der Vergesellschaftung des Körpers und körperlicher Vergesellschaftungsprozesse zu entwickeln. Einleitend werden vor dem Hintergrund kritisch-psychologischer und Foucaultscher Subjektivitäts- und Leiblichkeitskonzepte die Forschungsfragen entwickelt: Wie ist leibliche Erfahrung kategorial zu fassen und wie ist der Prozess leiblicher Vergesellschaftung zu begreifen. Zur Klärung der ersten Frage werden diskurstheoretische und phänomenologische Ansätze diskutiert. Zentral dabei ist die Herausarbeitung der Differenz von gefühlter Leiblichkeit und deren Diskursivierung. Zur Klärung der zweiten Frage werden erneut diskurstheoretische, psycho- und schizoanalytische Ansätze im Zusammenhang mit Bourdieus Habitus-Theorie und kritisch-psychologischer Theoriebildung diskutiert. Die Analyse zeigt die Notwendigkeit auf, zwischen Bedürfnis als strukturierter Form von emotional-motivationaler „Besetzung“ von Diskursen und Praxen und Begehren als rhizomatischer Form der Besetzung zu unterscheiden, um die leibliche Dimension von Vergesellschaftung zu fassen. Abschließend werden Begriffe entwickelt, mit denen Einkörperungsprozesse im Spannungsfeld von Selbst- und Fremdvergesellschaftung begriffen werden können.

Summary: Reflections on the relationship between corporeality, subjectivity and agency

In this paper the conceptualisation of agency and subjectivity in processes of embodiment are reconsidered from a critical psychological perspective. First, the basic understanding of subjectivity in critical psychologies and the Foucauldian trajectory in his theorisation of embodiment are outlined. Second, the question of how individuals experience the processes of embodiment is discussed, using discursive and phenomenological approaches. The importance of thinking a difference between experienced corporeality and conceptual ways of how to understand this experience is emphasized. Third, the difference between discourses and their specific individual appropriation is thought as an active process of societalisation, drawing again on discursive and schizoanalytical approaches as well as on Bourdieu’s theory of Habitus and German Critical Psychology. Here it is important to differentiate need as a structured form of investment and desire as a rhizomatic form of investment in social discourses and practices. In conclusion a framework is outlined within which processes of embodiment can be conceived in the tension between subjection in alienated forms of societalisation and emancipatory forms of self-societalisation.

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