Skizzen zu einer subjektwissenschaftlichen Lerntheorie
Artikel von Klaus Holzkamp in Forum Kritische Psychologie 20 (1987).
Download: FKP_20_Klaus_Holzkamp
Zusammenfassung
Ansatzstellen für subjektwissenschaftliche Lernforschung sind »subjektive Lernproblematiken«, d.h, Situationen, in denen trotz subjektiver Notwendigkeit der Übergang von bloß »relativem« (mit den gegebenen Prinzipien vollzogenem) Lernen zu »fundamentalem Lernen«, d.h. der Aneignung qualitativ neuer Lernprinzipien, vom Individuum nicht bewältigt werden kann. Gründe dafür liegen nicht nur in Grenzen der kognitiven und praktischen Mittel, sondern auch (und darin) in »Selbstbehinderungen« der Lernenden durch spontan-unmittelbaren »Lernwiderstand« als »Funktionalisierung« des subjektiv ungeklärten Verhältnisses zwischen eigenen Lerninteressen und »herrschenden« Kontrollinteressen. Es wird aufgewiesen, wie im Lernen von Widerstand gegen objektive Lernbeschränkungen die Lernwiderständigkeit als Selbstbehinderung überwunden werden kann, wobei nur auf diesem Wege auch ein neues Niveau der Entwicklung individueller Fähigkeiten etc. erreichbar ist. An der Unmöglichkeit, das Phänomen des widerständigen Lernens im Rahmen der traditionellen Lern- und Lehrtheorien begrifflich abzubilden, erweist sich gleichzeitig deren prinzipielle Gleichsetzung von »Lernen« mit fremdbestimmtem Lernen, d.h. Ausklammerung des Standpunkts des lernenden Subjekts.