Die Verkennung von Handlungsbegründungen als empirische Zusammenhangsannahmen in sozialpsychologischen Theorien

Methodologische Fehlorientierung infolge von Begriffsverwirrung

Artikel von Klaus Holzkamp in Forum Kritische Psychologie 19 (1987).

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Zusammenfassung

In dieser Arbeit wird die übliche Auffassung von sozialpsychologischen Theorien als Annahmen über kontingente Wenn-Dann-Zusammenhänge angezweifelt. Es wird an wesentlichen Theorie-Typen innerhalb der Sozialpsychologie expliziert, daß in ihnen Annahmen über »gute Gründe« von Personen, sich unter den angegebenen Bedingungen (als »Prämissen«) in der benannten Weise zu verhalten, gemacht werden. Solche theoretischen »Begründungsmuster« (BGM) sind aber als Definitionen vernünftigen Verhaltens unter den und den Prämissen einer experimentellen Prüfung weder bedürftig noch fähig: »Bestätigende« experimentelle Befunde haben mit Bezug auf BGM vielmehr lediglich die Funktion von Anwendungsfällen bzw. Beispielen für solche Definitionszusammenhänge. Demnach können derartige Theorien prinzipiell nicht an der Realität scheitern. Die empirischen Befunde zu vermeintlich konkurrierenden Theorien lassen sich bei hinreichender Prämissen-Spezifizierung als Beispielfälle für unterschiedliche Begründungsannahmen differenzieren. Das Verhältnis zwischen offizieller »Vorhersage«-Logik und implizierter »Beispiel«-Logik der Schlußfolgerungen aus experimentellen Befunden wird verdeutlicht. Perspektiven sozialpsychologischer Forschung auf dem Niveau »intersubjektiver Handlungsgründe« werden angedeutet.

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