Artikel von Klaus Holzkamp in Forum Kritische Psychologie 22 (1988).
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Zusammenfassung
In metatheoretischer Betrachtung sollen die Eigenart und Funktion des psychologischen ‚Persönlichkeits‘-Konstruktes aus dessen Verhältnis zu vorgeordneten Funktions- und Interessenbezügen der Bezeichung ‚Persönlichkeit‘ in der Alltagssprache erhellt werden. Dazu wird zunächst aufgewiesen, daß die Zuschreibung von Persönlichkeits-Eigenschaften im Alltag nicht nur der ‚Ökonomisierung‘, d.h. orientierungserleichternden Vereinfachung interpersonaler Information dient, sondern daß damit immer auch ein Realitätsverlust durch Fixierung des ‚Seins‘ des anderen, d.h. seiner ‚Abstempelung‘ unter Ausklammerung intersubjektiver Kommunikation und ‚Erwiderbarkeit‘ verbunden ist. Es wird versucht zu zeigen, daß diese restriktive Funktion mit der ‚wissenschaftlichen‘ Stilisierung des Persönlichkeits-Konstruktes weder im praktisch-‚diagnostischen‘ noch im grundwissenschaftlich-‚persönlichkeitstheoretischen‘ Kontext überwunden ist und darauf hingewiesen, daß eine wirklich wissenschaftliche Persönlichkeitstheorie (auch in marxistischer Absicht) nicht zu entwickeln ist, wenn solche widersprüchlichen Funktionsbestimmungen und Interessenbezüge nicht konzeptionell einbezogen werden.