Zum Verhältnis von Theorie und Praxis in der Psychologie

Bericht von der 4. internationalen Ferienuniversität Kritische Psychologie, 05. bis 10. Oktober 1987 in Fulda, veranstaltet vom Fachbereich Sozialarbeit der Fachhochschule Fulda.

Hg. Joseph Dehler und Konstanze Wetzel

„Das Verhältnis von Theorie und Praxis ist keine bloße begriffliche Angelegenheit, sondern ein reales Widerspruchsverhältnis, das sich in mannigfachen Konflikten zwischen ‚Theoretikern‘ und ‚Praktikern‘ personalisieren kann, die sich z. B. in wechselseitigen Immunisierungsstrategien ausdrücken: So wenn ‚Praxis‘ als Anspruchsermäßigung, als Machbarkeit, als Ekletizismus oder als kompromißbestimmt verstanden wird. Oder wenn von Seiten der ‚Theorie‘ die Praktiker grundsätzlich als unwissenschaftlich desavouiert werden. In diesem Fall gibt es prinzipiell keinen Weg von der wissenschaftlichen Theorie in eine wissenschaftsgeleitete Praxis.
Dieser Band macht deutlich, daß solchen Auffassungen ein falsches methodologisches Grundverständnis innewohnt. Vom subjektwissenschaftlichen Standpunkt wird demgegenüber dargelegt, daß die Identität von Empirie und Praxis möglich ist: Praxis wird in dem Maße zur „Empirie“ für eine Theorie, wie sie aufgrund ihrer theoretischen Durchdringung von (relativ) eingeschränkter zu verallgemeinerter Praxis wird und so ihre ‚Begriffslosigkeit‘, Selbstimmunisierung, herrschaftskonforme Pragmatik im Interesse ihrer eignen Ziele ein Stück weit überwindet. Eine so verstandene Zusammenführung von Theorie und Praxis enthält somit stets ein gesellschaftskritisches Potential. Wie dieses fruchtbar gemacht werden kann, wird einerseits auf der allgemeinen wissenschaftsgeschichtlichen, theoretisch-methodologischen und bildungspolitischen Ebene erläutert und andererseits exemplarisch verdeutlicht in den Berufsfeldanalysen zur Therapie, zur Drogenarbeit und zur politischen Bildungsarbeit. Insgesamt liefert dieser Band wichtige Überlegungen zu einem neuen Verständnis von Theorie und Praxis in den kritischen Sozialwissenschaften überhaupt.“ (Klappentext)

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Inhalt

Vorwort des Herausgebers und der Herausgeberin

Grußansprachen

Klaus Holzkamp
Praxis: Funktionskritik eines Begriffs

Morus Markard
Kategorien, Theorien und Empirie in subjektwissenschaftlicher Forschung

Ole Dreier, Margret Kleinmanns, Monika Konitzer-Feddersen, Hans-Peter Michels, Anneli Raitola
Die Bedeutung institutioneller Bedingungen psychologischer Praxis am Beispiel der Therapie

Ole Dreier
Der Psychologe als Subjekt therapeutischer Praxis

Karl-Heinz Braun, Gert Gekeler
Drogenarbeit: Fallstudien, subjektive Widerspruchsverhältnisse, Handlungsstrategien

Bernd Dobersberger, Andreas Posch
Politische Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen: Konzeption und Erfahrungen der ‚Roten Falken Österreich‘

Karl-Heinz Braun, Joseph Dehler
„Praxisorientierung“: Allheilmittel zur Anpassung und zur Befreiung? Hochschulpolitische Aspekte des Theorie-Praxis-Verhältnisses und Ansätze zur Überwindung eines marktgerechten Studiums

Autorinnen und Autoren des Buches

Marburg: Verlag Arbeiterbewegung und Gesellschaftswissenschaft, 1988, ISBN 3-921630-86-X

 

 

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