»Hochbegabung«: Wissenschaftlich verantwortbares Konzept oder Alltagsvorstellung?

Artikel von Klaus Holzkamp in Forum Kritische Psychologie 29 (1992).

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Zusammenfassung

Die Auffassung, es gebe in der Bevölkerung einen bestimmten Fundus an anlagebedingt »Hochbegabten«, die man ökonomischerweise auslesen und besonders fördern müsse, hat heute wieder Konjunktur und wird häufig als besonders »freiheitlich« oder demokratisch betrachtet. Tatsächlich ist — wie gezeigt werden soll — das Problem, wieweit eine bestimmte Leistung »anlage-« oder »umweltbedingt« ist, falsch gestellt und wissenschaftlich unentscheidbar. Die Hypostasierung von »Hochbegabung« ist dementsprechend eine ideologische Vorentscheidung, mit welcher das Desinteresse an der gründlichen Erforschung und Überwindung gesellschaftlicher Entwicklungsbehinderungen signalisiert ist. Dabei impliziert die ausgrenzende Einteilung von Menschen in wenige »Hochbegabte« und die Masse der »Durchschnittlichen«, da hier die besondere Förderung jedes einzelnen Menschen gemäß seinen Interessen und Möglichkeiten als überflüssig, da aussichtslos, hingestellt ist, eben jene Gleichmacherei, die man doch gerade bekämpfen will.

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