»Natur« und Naturalismus in der Psychologie

Zum Mythos der »Naturwissenschaftlichkeit« im Selbstverständnis der herrschenden Psychologie und in ihrer Kritik

Artikel von Wolfgang Maiers in Forum Kritische Psychologie 29 (1992).

Download: FKP_29_Wolfgang_Maiers

Zusammenfassung

Der Beitrag befaßt sich mit aktuellen Grundsatzkritiken, die die naturalistische Verfehlung menschlicher Subjektivität durch die traditionelle Psychologie mit deren begrifflich-methodologischer Fehlorientierung an den Naturwissenschaften in Verbindung bringen. Nach einem systematischen Exkurs in die Erkenntnisweise von Physik und Biologie wird in einer historischen Rückschau auf relevante Entwicklungsabschnitte der Psychologie deren epistemologische Abweichung von den erklärten Musterwissenschaften gezeigt. Es wird verdeutlicht, daß in der Mainstream-Psychologie wie in deren Kritik die Historisierung der Naturwissenschaften gleichermaßen verpaßt und die überholte Natur- und Determinismuskonzeption des Mechanizismus samt seiner erkenntnistheoretischen Subjekt-Objekt-Trennung dogmatisiert werden. Von daher wird die Tendenz erklärt, dem herkömmlichen Wissenschaftsverständnis der Psychologie »deutungswissenschaftliche« Alternativen entgegenzusetzen, in denen die Aporien des traditionellen Dualismus von »Natur-« und »Geisteswissenschaften« wiederzukehren drohen. Abschließend werden elementare Voraussetzungen eines der Einheit der Wissenschaften verpflichteten antinaturalistischen Programms für die Psychologie und deren Entwicklung eines konkret-historischen Subjektivitätsbegriffs diskutiert.

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