Artikel von Gabriele Rabenstein in Forum Kritische Psychologie 35 (1995).
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Zusammenfassung
In traditionalen Gesellschaften bestehen — wie an einem Beispiel aus Neuguinea demonstriert wird — häufig strenge Menstruationsrituale, durch welche der Vorgang der Menstruation tabuisiert und die jungen Frauen darüber in ihrem Frausein entwertet werden, was eine positive Verarbeitung der neuen Menstruationserfahrung, damit die Herausbildung einer weiblichen Identität, behindert. In den Industrienationen gibt es zwar keine fixierten Rituale mehr, aber die Menstruation wird dennoch durch die Art, wie davon die Rede ist, als etwas Unreines und Zu-Verbergendes tabuisiert, was z.B. in der Werbung für Binden und Tampons zum Ausdruck kommt. Auch in der Familie wird die erste Menstruation der Tochter eher als unvermeidliche Belästigung denn als neue Erfahrungs- und Lebensmöglichkeit eingestuft und dabei — wie an einer Mutter-Tochter-Beziehung aufgewiesen — der homo- und autoerotische Charakter der damit verbundenen sexuellen Impulse weggeleugnet. So soll auch auf diesem Wege — durch Entwertung ihrer Körperlichkeit — das Selbstbewußtsein der Frauen gebrochen und sollen sie so auf ihre inferiore Rolle in der Gesellschaft hin zugerichtet werden.