„Kulturelles Kapital“ und Klassengesellschaft. Zu den Arbeiten Pierre Bourdieus und ihrem Nutzen für die Psychologie

Artikel von Michael Zander in Forum Kritische Psychologie 46 (2003).

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Zusammenfassung

In dem Artikel werden Forschungsarbeiten und die Theorie des französischen Soziologen Pierre Bourdieu vorgestellt. Um die gesellschaftlichen Klassenverhältnisse auch in der Psychologie wieder zu thematisieren, werden zunächst – in Anlehnung an Bourdieu – Begriff und Gegenstand der Klassentheorie skizziert und erörtert. Anschließend werden die Resultate struktureller sozialer Ungleichheit an einem Beispiel demonstriert: In Bezug auf empirische Forschungen Bourdieus werden die konservative Funktion des Bildungswesens und dessen selektive, die Verhältnisse stabilisierende Praxis herausgearbeitet. In diesem Zusammenhang wird nicht nur Bourdieus Konzept des „kulturellen Kapitals“ als einer gesellschaftlichen und individuellen Ressource kritisch diskutiert, sondern auch „Habitus“ und „Feld“ – also Begriffe, die in Bourdieus Theorie des Handelns zentral sind. Schließlich geht es um die Bestimmung des Verhältnisses von Sozialwissenschaft und Gesellschaft: Nicht zuletzt durch sein intellektuelles Engagement gegen eine Politik kapitalistischer „Globalisierung“ hat Bourdieu den Konflikt zwischen universeller Aufgabe der Wissenschaft und antagonistischen gesellschaftlichen Verhältnissen sowie die Notwendigkeit wissenschaftlicher Parteilichkeit in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Von Belang für die Psychologie sind seine Forschungen unter anderem deshalb, weil sie gesellschaftliche Bedingungskonstellationen aufdecken, deren Kenntnis für die Analyse von (widersprüchlichen) Handlungsbegründungen/ Begründungsmustern eine zentrale Voraussetzung sein kann.

Summary: „Cultural capital“ and class society. On the works of Pierre Bourdieu and their use to psychology

This paper represents the research studies and theory of the French sociologist Pierre Bourdieu. In order to re-introduce class relationships into psychology, first the concept and subject matter of class theory is outlined following Bourdieu. Secondly, the effects of structural societal inequality are illustrated taking the system of education as an example. Its conservative function and selective practice that stabilizes the societal status quo are worked out. In this connection both Bourdieu’s concept of „cultural capital“ as a societal and individual resource and „habitus“ and „field“ are critically discussed – all concepts that play a central role within Bourdieu’s theory. Finally, the relationship between social science and society is addressed: Not least by Bourdieu’s intellectual commitment against a policy of capitalist „globalization“ the conflict between universal tasks of science and antagonistic societal relationships as well as the need for scientific partiality have become the focus of attention. Among other things, Bourdieu’s research is relevant to psychology as it reveals constellations of societal conditions which we need to know in order to comprehend (contradictory) grounds of action.

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