Über einige strukturierende Faktoren der abendländischen Kultur in der Geschichte der Psychologie

Artikel von Eckart Leiser in Forum Kritische Psychologie 50 (2006).

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Zusammenfassung

Einigen Wesenszügen der abendländischen Kultur wird nachgegangen, als dessen übergreifendster eine durch Kontrolle gekennzeichnete Mensch-Welt-Beziehung bestimmt wird. Ihr psychologisches und philosophisches Korrelat ist die Anstrengung, das „Ich“ als den eindeutigen Mittelpunkt der Welt zu setzen, um dann über diesen „Nabel“ zu reflektieren. In der Psychologie dominierte diese philosophische Position bis ins 19. Jhd., in dem sich – angestoßen von Galton und Angell – ein Schwenk zu einer utilitarstischen Position vollzieht: von einer „philosophischen“ Kontrolle der Welt zur reinen und nackten Kontrolle des Individuums, orientiert an wirtschaftlichen und politischen Interessen. In der Psychologisierung des Alltagslebens unserer Tage ist dieses Projekt der Fremdkontrolle durch eines der Selbstkontrolle abgelöst worden. Das Funktionieren dieses „psychologischen“ Zugriffs auf das Subjekt und die Möglichkeit von Psychologie als positive Wissenschaft werden von der Strukturalen Psychoanalyse her in Frage gestellt.

Summary: On some structural factors in Occidental culture in the history of psychology

This paper examines a number of tendencies in Occidental culture that share the overarching feature of control as determining person-world relations. Such tendencies find their psychological and philosophical correlate in the efforts of an „ego“ to establish itself as the world’s distinct midpoint and then reflect on this „centre“ of the world. This philosophical position dominated psychology well into the 19th century which experienced a shift – initiated by Galton and Angell – towards a utilitarian stance: from the „philosophical“ control of the world to a sheer and naked control of the individual, a control oriented on economic and political interests. In our time, the psychologising of everyday life has replaced this project of other-control by self-control. The argument takes a structural psychoanalytical standpoint to question this „psychological“ access to the subject and investigate how far psychology can be seen as a positive science.

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