Der marktwirtschaftliche Überfall auf die Psychiatrie. Zum Vorrücken des neoliberalen Zeit- und Sprachregimes

Artikel von Erich Wulff in Forum Kritische Psychologie 51 (2007).

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Zusammenfassung

Die Beziehungen zwischen „Kunden“ und „Anbietern“ vorspiegelnde Sprachpoli­tik in der Psychiatrie ist Teil eines neoliberalen Vorstoßes, der das psychiatrische Tätigkeitsfeld umwälzt. Forderten die Betroffenen im Zuge der Psychiatriereformbewegung Bürgerrechte ein, finden sie sich nun als Akteure eines universellen Warentauschs angesprochen. Zwar werden ihnen Kaufrechte zugesprochen, doch werden die Versorgungsleistungen im gleichen Atemzug durch den Warencharakter der ärztlich-therapeutischen Leistungen beschnitten. Durch Budgetierung und einzelfallbezogene Dokumentation von Zuwendungszeiten werden Patienten klassifiziert und Therapiezeiten rationiert. Kontrolle, Transparenz und Qualität dienen v.a. der Profitsicherung statt dem Patienten. Sich dagegen zu verweigern könnte mit der Verschwendung von Zuwendung beginnen.

Summary: Corporate Attacks on Psychiatry. On the Advancement of Neoli­beral Regulations of Time and Language

Speaking of “clients” and “providers” in psychiatry is part of a neoliberal advance­ment to revolutionize the practice of psychiatry. Whereas the movement to reform psychiatry asked for civil rights the people who seek psychiatric help today find themselves addressed as actors in a universal exchange of commodities. They are assigned the rights of customers but at the same time the benefits are cut down in the process of commodification of medical services. Personal Budgets and case-related documentation of the time required for care classify patients and ration the lengths of therapy. Control, transparency and quality after all serve to secure profits and do not serve the patient. To resist this process could mean to start wasting care/time.

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