Volkmar Weiss: Das „Türkenproblem“ oder die Angst vor der Degeneration der Bevölkerung

Von Kritische Psychologie Marburg

Volkmar Weiss (geb. 1944 in Zwickau) beschäftigt sich vorwiegend mit Demographieprognosen und der Vererbung von Intelligenz und entwickelte ein Modell, wonach sich die Intelligenz nach einem intermediären Erbgang vererbt (wie bei den roten, rosa und weißen Blüten bei Mendel). Aus dem Modell ergeben sich drei Genotypen und drei sich überlappende Normalverteilungen, anhand derer er u.a. die biologische Basis der Dreiklassengesellschaft erläutert.

1969 begann Weiss als Diplombiologe mit der Erforschung von Mathematik-Hochbegabten in der DDR. Ab 1977 war er auch in der Bildungssoziologie und ab 1984 in der Forschung für Regionalgeschichte tätig. 1990 wurde er Leiter der Deutschen Zentralstelle für Genealogie (Ahnenforschung) in Leipzig, seit 1995 lehrt er als Privatdozent.

Weiss war einer der Gründungsmitglieder der im Januar 1990 gegründeten Deutschen Sozialen Union (DSU). Im Juni 1990 trat er der CDU bei, die er jedoch 1993 verließ. Im März 2005 wurde er von der Landtagsfraktion der NPD als externer Experte für die Enquete-Kommission Demografische Entwicklung und ihre Auswirkungen für die Lebensbereiche der Menschen im Freistaat Sachsen sowie ihrer Folgen für die politischen Handlungsfelder vorgeschlagen. Diesen Posten hatte er bis Januar 2006 inne. Außerdem hat er in der Vergangenheit in zahlreichen rechtextremen Zeitungen und Zeitschriften publiziert.

IQ-Falle und Pisa Studie

Mit Die IQ-Falle (2000) hat Weiss das deutsche Äquivalent zu The Bell Curve von Richard Hernstein und Charles Murray (1994; Flyer hierzu nächste Woche) verfasst. Auf seiner Homepage schreibt er: „Als ich mich mit dem Gedanken trug, die ersten drei Teile von The Bell Curve ins Deutsche zu übersetzen, war es Hans-Jürgen Eysenck, der mich 1995 bei unserer letzten persönlichen Begegnung in Warschau aufforderte, ein eigenes und originelles Buch zu dieser Thematik zu schreiben, da ich das Zeug dazu hätte.“ In dem Buch entwickelt Weiss die Idee , wenige „Hauptgene“ seien für die Intelligenz verantwortlich, da diese Annahme gut mit dem g-Faktor-Modell übereinstimmt (siehe Spearman-Flyer). Vereinfacht geht das darausfolgende Modell davon aus, dass es ein Intelligenzgen und drei mögliche Genotypen gibt, von denen die intelligente M1M1-Allelkombination die Elite der Gesellschaft darstellt (mittlerer IQ von 130), die M1M2-Kombination die Mittelschicht (mittlerer IQ um 112) und die M2M2-Kombiantion die Unterschicht und Arbeiter (mittlerer IQ von 94). In dem Abschnitt „Dreierlei Mensch braucht die Maschine“ verteilt er die einzelnen Menschen nach ihrem Genotyp auf Berufsgruppen. Weiss wiederholte hier den Fehler von Francis Galton (vgl. Galton-Fyler), auf den er sich ausdrücklich beruft und seine Ergebnisse zitiert: Er glaubt von dem Beruf und Schulnoten auf den Intelligenzquotienten schließen zu können.

Aus diesem Modell ergibt sich nicht eine Normalverteilung, sondern es ergeben sich drei überlappende Normalverteilungen, bei denen 68% der Bevölkerung den M2M2 Genotyp vorweisen, 27% den M1M2 und 5% den M1M1. Dem nach sind die Nachkommen aus M2M2 und M2M2 wieder M2M2, die Nachkommen von zwei M1M1-Genotypen wieder M1M1. Die Kinder von einem Elternpaar mit jeweils M1M2 haben nur zu 50% auch einen M1M2-Genotyp und zu je 25% einen M1M1- oder M2M2-Genotyp. Hieraus erklären sich nicht nur die Vorzüge eines dreigliedrigen Schulsystems, sondern auch die nicht abschaffbare Dreiklassengesellschaft, die sich jedoch biologisch bedingt revolutionieren kann, wenn die „Hochintelligenten“ aus der Mittelschicht aufsteigen wollen.

Weiss zufolge hängt es von dem jeweiligen Genotyp eines jeden Menschen ab, welchen Beruf und gesellschaftliche Position er einnehmen kann. Daraus folgt für ihn auch, dass die IQ-Unterschiede in verschiedenen Regionen und Staaten die Ursachen für das wirtschaftliche Wohlergehen, Arbeitslosigkeit etc. sind. Bei diesem Vorgehen setzt Weiss Korrelationen mit Kausalzusammenhängen gleich, obwohl die Korrelationen in ihrer Wirkrichtung auch umgekehrt interpretiert werden könnten.

Als große Testreihe zur Feststellung der IQ-Unterschiede zwischen verschiedenen Nationen zieht Weiss die Pisa-Studie heran: „Die PISA-Tests messen zwar auch sehr genau den IQ, die Begriffe Intelligenz und IQ tauchen aber in den Berichten kein einziges Mal auf. Menschen, die von Natur aus, wegen ihrer Gene, klüger sind als andere, gibt es nicht, darf es nicht geben. Es gibt auch keine Dummen mehr, sondern nur Bildungsarme und Bildungsferne. Die Begriffe suggerieren, daß sich dieser Zustand mit mehr Schule und Bildungsaufwand beseitigen läßt.“ ( Weiss , 2007) Daran glaubt er nicht, für ihn geben die Ergebnisse eines Schultests Auskunft über die genetische Wertigkeit einer Person oder ganzer Nationen. An anderer Stelle schlägt Weiss vor von den Schulnoten auf den IQ zu schließen, indem man die Mathematiknote vierfach gewichtet. Eine Begründung für dieses Vorgehen liefert er nicht. Die Pisaergebnisse hat jedoch der Psychologe Richard Lynn umgerechnet, der dafür plädiert, „dass man unfähigen Gesellschaften erlauben muss, auszusterben“, damit meint er wohl, Afrika verhungern zu lassen. Neben nationalen Unterschieden gibt es bei Weiss auch „rassentypischen“ Unterschiede in den IQ-Mittelwerten und im Sozialverhalten: „Wenn auch für soziale Kasten, wie für die Neger in den USA, die Zigeuner in Europa und die Buraku in Japan, ein mittlerer IQ von etwa 85 typisch zu sein scheint, so gibt es doch im Sozialverhalten sehr große Unterschiede. Sind bei den Negern der USA Mütter mit unehelichen Kindern und Väter, die sich aus dem Staub machen, häufig, so haben die Zigeuner hingegen ein eindrucksvolles, noch sehr patriarchalisch geprägtes Familienleben. Die Männer der Zigeuner sorgen für ihre kopfstarken Familie.“ ( Weiss, 2000, S.205).

Bedrohung der Deutschen durch Türken und Sozialhilfeempfänger

Volkmar Weiss diagnostiziert „eine weltweite dysgenische Entwicklung, ein weltweites Absinken des genotypischen IQ“ ( Weiss, 2007). In Bezug auf Deutschland befürchtet er vor allem eine „Überfremdung“ durch die „Türken“, die nach seiner Einschätzung genetisch bedingt weniger intelligent sind und sich jedoch stärker fortpflanzen. In Bevölkerungspolitik als Grundlage von Staat und Volk schreibt er:

„Die PISA-Studie hat zweifelsfrei belegt, daß die bei uns eingewanderten Türken nicht nur weniger qualifiziert sind, sondern auch einen durchschnittlichen IQ von nicht höher als 85 haben. An den höheren Bildungseinrichtungen sind die Einwanderer, insbesondere die aus der Türkei, nur halb so stark vertreten, wie ihrem Bevölkerungsanteil entspricht. Aber sie sind vertreten! Und nun rechnen Sie einmal bitte, und es ist eine ganz einfache Rechnung: Schon ab dem Jahre 2010 werden die Einwanderer in den westdeutschen Großstädten die Bevölkerungsmehrheit in der aktiven Bevölkerungsgruppe stellen, das ist die demographische Prognose. Ein Deutscher in Frankfurt am Main und in Düsseldorf wird bald Angehöriger einer nationalen Minderheit sein. Hat sich an der Bildungsbeteiligung der Einwanderer bis dahin nichts Wesentliches geändert, dann stellen sie ab dieser Zeit – also ab 2010 – bereits ein Viertel der geistigen Elite … in Deutschlands Großstädten. Und hält der seit etwa 1970 bestehende Trend von gegenüber den Deutschen bis zu doppelt so hohen Kinderzahlen bei den Einwanderern und weiterer Einwanderung an, dann sind etwa 2040 die Anteile der von den Deutschen und den Einwanderern gestellten Anteile an den Abiturienten zahlenmäßig gleich, d.h. aus den Mittelschichten der Einwanderer erwächst ihre eigene Elite. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt wird die demographische Krise der europäischen Völker in einen Kampf um ihre nationale Existenz übergehen …“ (Weiss, 2004).

Worum geht es Weiss in diesem und anderen Beiträgen? Weiss geht es vor allem darum, dass die deutschen, intelligenten Mütter zu wenig Kinder bekommen, die Türken Deutschland „überfremden“ („Ruhrgebiet ein autonomes Gebiet mit türkischer Staatssprache“ ( Weiss, 2003b), dass wie bei der „Überfremdung“ durch die Juden ein „Konfliktpotential“ (ebd.) entstehe, was quasi zwangsläufig zur Verfolgung und Vertreibung der Minderheit führt. Um das zu belegen, zitiert er den „vorausschauenden“ Antisemiten und Nationalliberalen Heinrich von Treitschke , der schon frühzeitig vom „Judenproblem“ sprach. Von Treitschke stammt der Satz „Die Juden sind unser Unglück“ (1879), der später das Schlagwort des nationalsozialistischen Hetzblattes Der Stürmer wurde. In Bezug auf die in Deutschland lebenden Türken fragt Weiss : „Wann wird der kritische Punkt erreicht, von dem ab die Zeichen unwiderruflich auf Krieg, Bürgerkrieg und Vertreibung des einen Bevölkerungsteiles deuten, auch wenn der Ausbruch von blutigen Auseinandersetzungen noch Jahrzehnte auf sich warten lassen kann? Wie viele Jahrzehnte ist dann noch Zeit?“ (ebd.). Vertreibung und Verfolgung sind sozusagen die natürliche Reaktion eines von „Überfremdung“ bedrohten Nationalstaates und um das zu verdeutlichen schreibt Weiss weiter „Ich kann mir nicht vorstellen, daß sich Niederländer, Dänen, Tschechen und Schweizer durch außereuropäische Einwanderer allmählich aus ihrer Heimat verdrängen lassen, ohne nicht von einem bestimmten Punkte an energischen Widerstand zu leisten“(2004). Zu Ende des Artikels versucht Weiss seine Türkenfeindlichkeit zu relativieren: „Wir haben nichts gegen Ausländer, aber wir haben etwas gegen Unländer. Unländer sind Personen, die nicht bereit oder nicht fähig sind, ehrlicher Arbeit nachzugehen und die nicht bereit sind, unsere Sprache zu lernen, wenn sie hier leben wollen. Unländer sind auch Deutsche, die drogensüchtig sind und die ihren Lebensunterhalt durch kriminelle Handlungen erlangen. Wir geben offen zu: Wir haben etwas gegen Unländer. Und wir wollen von ihnen möglichst wenige im Land haben.“ Was hier zum Ausdruck kommt, ist die Verurteilung aller in den Augen des Eugenikers Minderwertigen, die bei Galton und anderen Eugenikern auch schon zu finden ist. Die eigene Bevölkerung wird als bedroht wahrgenommen, sowohl vom „äußeren Feind“, den Ausländern oder fremden „Rassen“ als auch vom „inneren Feind“, den Drogensüchtigen, Kranken, Armen, Kriminellen und Behinderten im eigenen Land, die es gilt an der Fortpflanzung zu hindern, auszugrenzen, zu vertreiben oder wie unter den Nationalsozialisten zu vergasen.

Dahinter steht die Angst vor einer Degeneration (Entartung) der Bevölkerung, die in der Eugenik und biologischen Intelligenzforschung seit Galton Tradition hat, der zu seiner Zeit eugenische Maßnahmen gegen die überproportionale Vermehrung der „genetisch minderwertigen“ Arbeiterklasse einforderte (vgl. Galton-Flyer). Auch der kanadische Psychologe Philipp Rushton greift die Argumentation mit der negativen Korrelation zwischen Intelligenz und Fertilität wieder auf, indem er bei Schwarzen einen höheren Testosteronspiegel, mehr sexuelle Aktivität und längere Geschlechtsteile diagnostiziert und gleichzeitig niedrigere IQ-Werte und kleineres Hirnvolumen misst (sehr fragwürdige Datenerhebung etc., vgl. Cernovsky, 1997). Das Argument, dass die Gesellschaft degeneriere, wenn das minderwertige Erbgut nicht an der Fortpflanzung gehindert werde, ist im konservativen und rechtsradikalen Gedankengut tief verwurzelt.

Da mag es kaum verwundern, dass Weiss der Deutschen Stimme (NPD) 2004 ein Interview zum gleichen Thema gab, für die rechtskonservative Zeitung Junge Freiheit und die Zeitschriften Deutschland in Geschichte und Gegenwart, und die Deutsche Annalen schreibt und Texte in der Deutsche Studiengemeinschaft und der Gesellschaft für Freie Publizistik veröffentlicht, die alle zum rechtextremen Spektrum gehören. Des Weiteren ist Weiss Mitherausgeber der als rassistisch eingestuften pseudowissenschaftlichen Zeitschriften The Mankind Quarterly und der Nouvelle Ecole. In Marburg hielt Weiss einen Vortrag bei der Burschenschaft Rheinfranken zum Thema DieDeutschen sterben aus. In der Einleitung stellte er die Frage, was denn nach der Demokratie komme und gibt darauf die Antwort, indem er auf den „gesetzmäßigen“ Zyklus Monarchie – Aristokratie – Demokratie verweist (der Vortrag ist 2007 unter dem Titel Bevölkerungsqualität: Der demographische Übergang in den Untergang in die Deutsche Annalen erschienen). Nach der Demokratie folgt also die Monarchie, wo ein Herrscher/Diktator die Macht übernimmt. Dass Weiss gegen seine „unausweichliche“ eigene Prognose nichts einzuwenden hat, liegt nahe, denn im Interview mit der Deutschen Stimme lobt er die Nationalsozialisten für ihre eugenische Politik: „In der Weltwirtschaftskrise 1929-1932 war es in Mitteleuropa erstmals zu einem Geburtenrückgang gekommen, der 1932 schon das seither niedrige Niveau von 1973 ahnen ließ. Die nationalsozialistische Regierung reagierte sofort und 1939 wurde wieder die Zahl von etwa zwei Geburten pro Frau erreicht. Politisch hatte man sich zwar viel höhere Ziele gesteckt, aber immerhin, man war nicht erfolglos“.

Literatur:

Cernovsky, Z. Z . (1997). Psychowissenschaftliche “Rassen”-Forschung der Gegenwart. In Mecheril & Teo (Hg). Psychologie und Rassismus (S.73-92) . Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

Treitschke, H. (1879). Unsere Aussichten. Preußische Jahrbücher, 44 , 559-576. Berlin: G. Reimer Verlag.

Weiss, V.(2000). Die IQ-Falle: Intelligenz, Sozialstruktur und Politik. Graz : Leopold Stocker Verlag.

Weiss, V.(2003b ). Wann schlägt eine demographische Krise in eine nationale Existenzkrise um? Schriftenreihe der Deutschen Studiengemeinschaft , 3, 47-65.

Weiss , V. (2004): Bevölkerungspolitik als Grundlage von Staat und Volk. In Die neue Achse. Europas Chancen gegen Amerika (Bd. XX, S.11-29). München: Gesellschaft für Freie Publizistik.

Weiss, V. (November 2004). Bevölkerungsimplosion und Intelligenzverfall. Der Humangenetiker Dr. Volkmar Weiss über die Bevölkerungspolitik in DDR und BRD. Interview in Deutsche Stimme.

Weiss, V. (2007). Bevölkerungsqualität: Der demographische Übergang in den Untergang.Deutsche Annalen. Jahrbuch des Nationalgeschehen, 36, 7-50.

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