Kritische Psychologie im Neoliberalismus

Veröffentlicht in: Journal für Psychologie Jg. 16 (2008), Ausgabe 2: Holzkamps Grundlegung der Psychologie. Nach 25 Jahren. Verfügbar über: Christina Kaindl in JfP 2008

Christina Kaindl

Zusammenfassung

Die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse, die neoliberal-kapitalistischen Strategien der Verwertung und In-Wert-Setzung greifen auf eine neue Weise auf die Subjekte zu, mobilisieren sie, versprechen ihnen Freiheit und Selbstbestimmung, binden sie andererseits enger an die Notwendigkeiten des Marktes. In dieser Diagnose sind sich fast alle einig, die zur Frage der neuen Subjektivitäten im Neoliberalismus arbeiten. Strittig allerdings ist, wie diese neue Aufmerksamkeit fürs Subjekt theoretisch so begriffen werden kann, dass die Theoriesprache selber nicht die Subjekte unter der Hand zu bloßen Effekten der gesellschaftlichen Anforderungen macht. Das Zueinander von gesellschaftlicher Bestimmtheit und subjektiver Bestimmung, die Widersprüche, durch die die gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmt sind, müssen sichtbar und denkbar werden.

Im Folgenden soll untersucht werden, inwieweit die in der Grundlegung der Psychologie systematisierten Denkmittel der Kritischen Psychologie eine Analyse dieser gesellschaftlichen Veränderungen ermöglichen. Kontrastiert werden soll diese Fragestellung mit dem Ansatz der Gouvernementalitätstheorien, die unter Bezug auf Foucault ebenfalls Analysen neuer Subjektanforderungen vorgelegt haben.

Schüsselwörter: Neoliberalismus, Kritische Psychologie, Gouvernementalität, Soziologie der Emotionen, neue Steuerungsmodelle in der Arbeit, Lacan-Kritik, Holzkamp, Gramsci

Summary

The new models of work ethics and management concepts pose new demands on the subjects, that are referred to as »self-governing« by the governementality studies. They liberate them from fordistic boundaries but are market-mediated and often quickly turn out to be coercive. To analyze both aspects a theory of the subject is needed, that differentiates between societal demands on the one hand and how they are realized or declined by the acting subjects on the other. The article shows that there are some shortcomings within the governementality studies regarding this differentiation (due to the subjectivity-concept taken from Lacan) as well as in framing the management concepts within the demands of the new, neoliberal mode of production and patterns of living (Gramsci) that are fought for – from above and below, within work, concepts of the wellfare state and everyday culture. Referring to the Berlin school of Critical Psychology the article shows how these demands are brought forward by mobilization of emotions and discusses this as a new form of »restrictive action potency«. By doing so it aims to modernize the Critical Psychology to meet the new forms of neoliberal domination and action potency.

Keywords: Critical Psychology, Holzkamp, neoliberal mode of production and patterns of living, governementality studies, sociology of emotions, Lacan-critique, Gramsci

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Online-Publikationen und getaggt als . Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.

Kommentare sind geschlossen.