Evidenz in Interessenkonflikten: Das Beispiel Passivrauchen

Artikel von Joseph Kuhn in Forum Kritische Psychologie 55 (2011).

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Zusammenfassung

In der Regel werden Entscheidungen weder im persönlichen noch im politischen Alltag alleine nach Maßgabe wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen. Meist spielen auch andere Faktoren eine Rolle. In der Diskussion um die gesundheitlichen Folgen des Passivrauchens und die daran anknüpfenden Maßnahmen des Nichtraucherschutzes ist dies besonders augenfällig. Bei diesem Thema ist häufig sogar die Akzeptanz des wissenschaftlichen Erkenntnisstandes an sich durch Interessenkonflikte geprägt. In der amerikanischen Diskussion wird in diesem Zusammenhang seit einiger Zeit das Phänomen des sog. „Denialism“ untersucht. Man versteht darunter das systematische Bestreiten wissenschaftlicher Erkenntnisse von einem interessengebundenen Standpunkt aus. Dabei geht es weniger um den Nachweis der Einflussnahme der Tabakindustrie auf die Wissenschaft als um typische Argumentationsmuster im Umgang mit missliebigen wissenschaftlichen Erkenntnissen. „Denialism“ in diesem Sinne kann Teil des Alltagsbewusstseins bestimmter Personengruppen sein. Der Beitrag führt in die Problematik ein, versucht Hintergründe von „Denialism“ beim Thema Passivrauchen verständlich zu machen und einige Schlussfolgerungen abzuleiten.

Summary: Evidence in conflicts of interest: the example passive smoking

Usually neither personal nor political decisions are taken solely on the basis of scientific findings. Very often other factors come into play, too. In the discussion on the health related consequences of passive smoking and the ensuing measures of non-smoker protection this appears particularly striking. Within this area even the acceptance of the scientific body of evidence itself is often marked by conflicts of interest. In the American discussion the notion of the so called denialism has been considered for some time. Denialism means the systematic challenging of scientific findings from a position tied to certain interests. The issue of interest is not that much the influence the tobacco industry exerts on science but the typical patterns of arguing against inconvenient scientific results. Denialism in that sense can be a part of the everyday reasoning of certain groups of people. This paper provides an introduction into the topic and attempts to clarify the reasons behind denialism in the area of passive smoking and ends with some conclusions on the subject matter.

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