Das Problem „Passivrauchen“ als Extremauswuchs neoliberaler Präventionslogik

Artikel von Daniel Sanin in Forum Kritische Psychologie 58 (2014)

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Zusammenfassung

Der Kampf gegen Raucher_innen und Passivrauch wird unter dem Banner von „Gesundheit“ geführt, die sich als unzweideutig gut geriert. Raucher_innen sind gefangen vom starren klinischen Blick der Medizin und Psychologie und gleichzeitig fügen sie mit ihrer „Sucht“ auch noch anderen Schaden zu. Der Artikel versucht zu zeigen, dass dieses Gesundheitsdispositiv, gepaart mit dem klinischen Blick, nicht neutral ist, sondern dass das Begriffspaar „gesund-krank“ immer schon gesellschaftlich-historisch ist, hegemonialen Denkformen folgt und diese mitproduziert. Über einen historisch-kulturellen Exkurs wird nachgezeichnet, wie sich der Kampf gegen bestimmte Substanzen einordnet in bestimmte vorherrschende Anforderungen an „Subjektivität“, sich als „gut“ bzw. „objektiv“ ausgibt und somit die eigene Eingebundenheit in gesellschaftliche Ideologien verschleiert. Die auserkorene Gegenseite wird als „schlecht“ bzw. „interessengeleitet“ abgelehnt und bekämpft. Die in der Kritischen Psychologie zentrale intersubjektive Verständigung wird somit unterschritten und im konkreten Fall das Bild des gesunden, fitten, leistungsfähigen neoliberalen Subjekts gestärkt.

Summary: The Problem of „Second Hand Smoke“ as an Extreme Outgrowth of a Neoliberal Prevention Logic

Fighting smoking and second hand smoke happens under the flag of “health” which presents itself as good in an absolute way, without ambivalence. Smokers are trapped in the rigid clinical gaze of modern medicine and psychology. At the same time, with their “addiction”, they also harm others. The article wants to show that this health constellation, paired with a clinical gaze, is not neutral. The terms of healthy and sick are from the beginning societal-historical ones, and as such they follow and reproduce hegemonial forms of thought. Through a historical-cultural overview the alliance of the fight for health with dominant requirements to subjectivity is exposed. In presenting itself as “good” or “objective” this fight for health hides that it iss embedded in societal ideologies. The counterpart is fought and rejected as “bad” or “interest-driven”. This falls short of intersubjective comprehension, which is a central one in Critical Psychology, and the image of the healthy, fit, efficient neoliberal subject is fortified.

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