Kritische Psychologie und queer-feministische Perspektiven

Möglichkeiten und Grenzen einer Wiederaneignung der Arbeiten von Klaus Holzkamp und Ute Holzkamp-Osterkamp

Veröffentlicht in: Journal für Psychologie, 23(2). Verfügbar über:  Anna Sieben & Fiona Kalkstein in Journal für Psychologie 2015

Anna Sieben & Fiona Kalkstein

Zusammenfassung

Die Kritische Psychologie ist seit ihrer Entstehung in den 1970er Jahren Ort feministischer Auseinandersetzungen und hat zahlreiche feministische Beiträge hervorgebracht. Als produktiver Ort hat sie sich insbesondere erwiesen, wenn man sie als akademisches Umfeld für Wissenschaftler_innen betrachtet. Versteht man die Kritische Psychologie hingegen primär als »theoretischen Ort«, dessen Fundament die »Grundlegung der Psychologie« von Klaus Holzkamp bildet, so ist eine Aneignung aus aktueller queer-feministischer Perspektive nur nach gründlicher Überarbeitung der ursprünglichen Konzeptualisierung von Geschlecht und Sexualität möglich.

Der vorliegende Beitrag setzt sich zunächst mit den Arbeiten von Klaus Holzkamp und Ute Holzkamp-Osterkamp auseinander. Entgegen der Erwartung an die Kritische Psychologie wird von ihnen Sexualität nur biologisch-natürlich und nicht zusätzlich gesellschaftlich-historisch gefasst – dies setzt auch der Historisierung und sozialen Kontextualisierung von Geschlecht enge Grenzen. Wie die Kritische Psychologie dennoch für queer-feministische Psychologien nutzbar gemacht werden kann, wird im zweiten Teil des Beitrags im Rückgriff auf die Annahmen zur unhintergehbaren Gesellschaftlichkeit des Menschen diskutiert.

Schüsselwörter: Kritische Psychologie, queer-feministische Perspektive, Geschlecht, Sexualität, Geschlechterverhältnisse

Summary

Since its foundation in the 1970 the Berlin school of critical psychology offered a space for feminist debates in psychology. Understood as a local academic context, critical psychology was productive in supporting emancipatory approaches in psychology, including feminist endeavours. However, understood as a theoretical context, mainly circumscribed by Klaus Holzkamp’s «Grundlegung der Psychologie”, critical psychology cannot be directly adopted by queer-feminist psychology but needs a systematic reworking of its concepts of sexuality and gender.

This article starts with an analysis of Klaus Holzkamp’s and Ute Holzkamp-Osterkamp’s work. Contrary to what can be expected from critical psychology they conceptualize sexuality only as biological-natural and not also as social-historical. This frameworks limits social and historical approaches to gender relations as well. In the second part of this article an alternative critical psychological approach will be discussed on the basis of Holzkamp’s concept of the «unavoidably social character of humankind”.

Keywords: critical psychology, queer-feminist perspective, gender, sexuality, gender relations

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