Zur Kritik sozialkonstruktivistischer Auffassungen in den (deutschsprachigen) Disability Studies
Veröffentlicht in: Ist Behinderung eine soziale Konstruktion? Zur Kritik sozialkonstruktivistischer Auffassungen in den (deutschsprachigen) Disability Studies. Zeitschrift für Disability Studies, 2(1/2022). Michael Zander in Zeitschrift für Disability Studies
Michael Zander
Zusammenfassung
Was genau meint man, wenn man Behinderung als soziale Konstruktion bezeichnet? Wie tragfähig sind die Begründungen dafür? Diesen Fragen geht der vorliegende Aufsatz nach. Zu diesem Zweck werden verschiedene Theorien untersucht und kritisiert, die in den deutschsprachigen Disability Studies einflussreich sind. Dazu gehören das soziale Modell Olivers, ferner das „Thomas-Theorem“, die Wissenssoziologie von Berger und Luckmann, die Diskurstheorie Foucaults und die Theorie Waldschmidts. Anschließend wird auf im engeren Sinne sozialkonstruktivistische Ansätze von Watzlawick und Gergen und Gergen eingegangen. Es wird gezeigt, dass ein relativistisches Verständnis von sozialer Konstruktion dazu genutzt werden kann, Faktizität zu leugnen und damit die Grundlagen von wissenschaftlicher Erkenntnis zu untergraben. Diese Gefahr gilt es ernst zu nehmen, wenn es darum geht, die Wissenschaftlichkeit der Disability Studies zu verteidigen.
Schlüsselwörter: Sozialkonstruktivismus, Wissenssoziologie, Materialismus, Wahrheit, Geltungsansprüche