Artikel von Axel Esser in Forum Kritische Psychologie 25 (1990).
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Zusammenfassung
Nicht allein in Therapie und Beratungssituationen, sondern auch im Alltagsdenken ist das ‚Unbewußte‘ als Erklärungsmuster allgegenwärtig. Es fragt sich, ob das Modell tatsächlich den praktischen Erkenntnis- und Analysewert hat, der ihm zugesprochen wird. Ausgehend von Beobachtungen aus der eigenen Praxis wird die Frage nach der sozialen Funktionalität in die Diskussion eingeführt: Welchen Sinn macht es, welche Zwecke werden tatsächlich verfolgt, wenn von ‚unbewußt‘ die Rede ist? Es zeigt sich u.a., daß das Heranziehen des Unbewußten als Begründung und Ursache von widersprüchlichem Handeln oft den Charakter von simpler Problembewältigung und Konfliktvermeidung hat. Dies trifft gleichermaßen für psychologische Laien als auch für professionelle Helfer zu.