Lebensdrama und Entfremdung

Ein Beitrag zur historischen Relativität therapeutischer Perspektiven und zum 100. Geburtstag von J.L. Moreno

Artikel von Klaus Ottomeyer in Forum Kritische Psychologie 29 (1992).

Download: FKP_29_Klaus_Ottomeyer

Zusammenfassung

Das Seelenleben von menschlichen Individuen und Gruppen ist szenisch organisiert. Während in archaischen Gesellschaften, z.B. bei den Eskimos, die periodisch inszenierten psychosozialen, kosmischen und politischen Regenerationsdramen vermittelt über die Person des Schamanen eine tendenzielle Einheit bilden, kommt es mit der Entwicklung der Klassengesellschaft und insbesondere des Kapitalismus zu einer Besonderung der gesellschaftlichen Teilprozesse und der entsprechenden Regenerationsdramen. Das Psychodrama ist eine effektive Methode der psychosozialen Regeneration, welches in einigen Zügen einer schamanischen Inszenierung ähnelt. Die bei Moreno (und neueren New-Age-Heilern) festzustellende vorschnelle Verbindung von psychosozialer, kosmischer und politischer Regeneration muß aber als Enthistorisierung und »verkaufsförderndes« Wunschdenken in bezug auf die Überwindung von moderner Entfremdung kritisiert werden.

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