Artikel von Ekkehard Sauermann in Forum Kritische Psychologie 31 (1993).
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Zusammenfassung
Auf der Grundlage einer Darlegung der Position von Marx und Lenin über die Rolle der Praxis und der hierbei gewonnenen Erfahrungen für die Entwicklung der Arbeiterklasse zum historischen Subjekt wird nachgewiesen, daß die im »realen Sozialismus« proklamierte und praktizierte Position vom »Hineintragen des sozialistischen Bewußtseins« dem Marxismus widerspricht. Es wird versucht, zu erklären, warum diese beiden entgegenstehenden Positionen von Marxisten für vereinbar gehalten worden sind und sich diese widersinnige ideelle Koexistenz verinnerlicht und zu einem Vorurteil verdichtet hat. Dabei wird — gestützt auf Georges Labica — die Position des »Hineintragens« als funktionaler Bestandteil der von Stalin initiierten und durchgesetzten Konstruktion des »Marxismus-Leninismus« charakterisiert. Der eklektizistische Charakter dieser Konstruktion sowie ihr Nichtinfragestellen nach der offiziellen Verurteilung Stalins haben die Auseinandersetzungen der Marxisten in der DDR sowohl mit dieser Konstruktion des »Marxismus-Leninismus« wie auch mit der hieran geknüpften Position des »Hineintragens« behindert.