Apartheid und die Psychologie Südafrikas

Artikel von Katrin Seifert in Forum Kritische Psychologie 35 (1995).

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Zusammenfassung

Die Psychologie Südafrikas konnte aufgrund ihres überkommenen Theorie- und Methodenverständnisses dem Phänomen der Apartheid in der südafrikanischen Gesellschaft nicht mit analytischen Mitteln begegnen, sondern blieb in ihrer Forschung der binären Unterteilung in die sogenannte »schwarze« und »weiße« Rasse unterworfen: Sowohl das nationalistische als auch das liberale Modell verfingen sich daher in einem tautologischen Vorgehen, welches in der Grundannahme bereits voraussetzte, was es zu erklären vorgab. Da eine so verstandene Psychologie ihre eigenen begrifflichen Grundlagen nicht problematisieren kann, sondern ihre Wissenschaftlichkeit allein aus der — als anonym, unpolitisch und objektiv erachteten — experimentellen Methode beziehen will, konnte sich der Begriff »Rasse« Eingang in das wissenschaftliches Vokabular der südafrikanischen Psychologie verschaffen. Die Einbeziehung der Psychologie Südafrikas in ein Paradigma, welches die Problematisierung ihrer grundlegenden Kategorien vermied, sollte als ein spezifischer Fall die Notwendigkeit der Erarbeitung einer Psychologie demonstrieren, die über eine Vermittlung zwischen kontextueller Relevanz, Gegenstand und Wahrheitsanspruch von Wissenschaft die »rücksichtslose«, d.h. nicht durch herrschende Machtverhältnisse korrumpierbare Durchsetzung wissenschaftlicher Erkenntnis ermöglicht.

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