Das Konzept der „Kulturellen Differenz/Identität“: Eine andere Form der Rechtfertigung rassistischer Ausgrenzungspraxis?

Artikel von Roxana Mahdavi in Forum Kritische Psychologie 35 (1995).

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Zusammenfassung

In der gegenwärtigen Rassismus-Diskussion gilt es meist unbefragt als antirassistische Position, wenn man den biologistischen »Rassen«-Begriff durch das Konzept der »Kulturzugehörigkeit« ersetzt und die »kulturelle Differenz« und »kulturelle Identität« von Individuen aus verschiedenen Herkunftsländern zur Grundlage aller weiteren Überlegungen macht. In diesem Artikel wird — auf der Basis eines historisch entwickelten Konzeptes menschlicher Kultur — herausgearbeitet, daß mit solchen Denkweisen, da hier die »kulturelle Differenz/Identität« als mit der geographischen Herkunft, Sprache, Hautfarbe etc. notwendig mitgesetzt betrachtet wird, die Subjektivität der Betroffenen, ihre Möglichkeit, sich zu den vorgeprägten willkürlichen »Einteilungen« in verschiedene Kulturen bewußt zu »verhalten«, kulturdeterministisch ausgeklammert ist: Damit wird aber den Praktiken der westlichen Industrienationen, je nach ihren ökonomisch-politischen Interessen über »Ausländer« zu verfügen, sie willkürlich zu instrumentalisieren und/oder auszugrenzen, eine »wissenschaftlich« erscheinende Legitimation geliefert. Es soll deutlich werden, daß auch progressiv gemeinte Ansätze wie der des Multikulturalismus ohne Reflexion auf die potentielle Verfügungs- und Definitionsmacht der betroffenen Subjekte derartigen Vereinnahmungen durch die herrschenden Interessen nicht entgehen.

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