Vermitteltes Erkennen der Welt. Lernen nach Sergei L. Rubinstein

Artikel von Manolis Dafermos und Athanasios Marvakis in Forum Kritische Psychologie 53 (2009).

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Zusammenfassung

Dieser Beitrag nähert sich dem Phänomen ‚Lernen’, wie es in den Arbeiten von Sergei L. Rubinstein (1889-1960) entwickelt wurde. Rubinstein war für Jahrzehnte einer der exponiertesten Figuren der sowjetischen Psychologie, dessen wissenschaftliche und organisatorische Arbeit dazu beitrug, dass sie ihre Autonomie erhielt und in den späten 1940ern nicht zu einer Abteilung der Physiologie degradiert wurde. Rubinstein wollte insgesamt zu einer Wende in den Humanwissenschaften beitragen, weg von einem unpersönlichen und subjektlosen und hin zu einem anthropologisch-subjektiven Zugang. Seit den 1920ern versucht er eine philosophisch-anthropologische Ontologie zu formulieren und hierbei der Kategorie des Subjekts Anrechte zu sichern. Sein Ansatz gründet auf der These, dass es nicht das Bewusstsein, das Psychische, die Aktivität, etc. ist, das die Welt widerspiegelt, sondern das konkrete Subjekt.

Rubinstein wollte mit seiner Lernkonzeption eine theoretische Grundlage erarbeiten, die zur Reorganisation des Erziehungs- bzw. Bildungsprozesses beitragen konnte. Es müsste sich dabei um eine solche Reorganisation handeln, die es erlauben würde, die Lerner darin nicht nur als aktive Teilnehmer aufzufassen, sondern eben auch als Subjekte des Lernens bzw. als Subjekte beim Lernen.

Summary: Mediated getting-to-know-the-world – Approaching learning with S. L. Rubinshtein

The goal of our presentation is to approach the process and activity of “learning” relying on the work of Sergei Leonidovich Rubinshtein (1889-1960) who was one of the grand old figures of psychology in the Soviet Union. His work helped Soviet Psychology to retain its autonomy, i.e. to survive the concerted efforts made (in the late 1940’s) to reduce it as a discipline to a mere branch of physiology. Rubinshtein contributed in shifting the paradigm of the human sciences from an impersonal and subjectless one to an anthropological subjective one. He worked since the 1920s on a philosophical-anthropological ontology staking claims for the category of the “subject”. His approach was founded on the thesis that it is not consciousness, the psyche, activity, etc., which reflect the world, but it is concrete subjects.

Thus, Rubinshtein’s conceptualization of learning offers theoretical grounds for the reorganization of educational processes rendering learners not only as active participants, but also as subjects of/in it.

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