Möglichkeiten und Grenzen des S-O-R-[K]-C-Schemas

Eine kritisch-psychologische Reinterpretation

Artikel von Felix Blind, Moritz Thede Eckart und Franziska Heinz in Forum Kritische Psychologie 58 (2014)

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Zusammenfassung

Die Problemanalyse in einem Antrag auf Kostenübernahme für eine ambulante Verhaltenstherapie (VT) durch gesetzliche Krankenkassen erfolgt in Deutschland weitgehend anhand des sogenannten S-O-R-[K]-C-Schemas. Die Handlungen von Klientinnen werden hierbei klassisch behavioristisch als Reaktionen auf vorausgehende Reize beschrieben. Außerdem werden Konsequenzen dieser Reaktionen als Einflussfaktoren auf die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens in der Zukunft herausgearbeitet. Ausgehend von Holzkamps Buch „Lernen” (1993) werden die lerntheoretischen Grundlagen des Schemas kritisiert. Mithilfe der kritisch-psychologischen Begriffe „körperlicher Situiertheit“, „Position“ und „Lage“ werden systematisch die zunächst im S-O-R-[K]-C-Schema gefassten Verhaltensweisen eines Fallbeispiels als Prämissen-Gründe-Zusammenhänge reinterpretiert. Gezeigt wird, dass in den dem S-O-R-[K]-C-Schema zugrunde liegenden Theorien die Spezifika der menschlichen Psyche unterschritten werden. Abschließend werden die Vorteile der begründungstheoretischen Aufschlüsselung sowie die Möglichkeiten und Grenzen einer Nutzung im Rahmen von Problemanalysen zu Beginn einer Verhaltenstherapie diskutiert.

Summary: Possibilities and limits of the S-O-R-[C]-K-schema. A critical-psychological reinterpretation

In Germany, the S-O-R-[K]-C-schema is widely used in applications for financing of ambulatory behavioral therapy by public health insurance. In a classical behavioristic manner the actions of clients are described as reactions to preceding stimuli. Their consequences are conceptualized as factors of influence to their probability of reappearance. Following the book „Lernen“ (1993) by Holzkamp, the theoretical concepts of learning that underlie the model are criticized. By aid of the Critical Psychology concepts of „körperliche Situiertheit“, „Position“ and „Lage“ the behaviors of an example client, initially analyzed with the S-O-R-[K]-C-model, are systematically reinterpreted as „Prämissen-Gründe-Zusammenhänge“. It is pointed out that, in theoretical respects, the S-O-R-[K]-C-model falls short of the specifics of human psyche. Finally the benefits of this critical analysis, as well as opportunities and limits of its application in the behavior analysis at the begin-ning of a behavioral therapy are discussed.

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