Abstrakt isoliert ist nicht kapiert – zur Kritik am Konzept der ›psychischen Krankheit‹

Artikel von Simon Groten in Forum Kritische Psychologie Spezial – »ask them why«

Download: FKP Spezial 2018 Groten

Zusammenfassung

Den Absolvent*innen eines Psychologiestudiums ist mehr oder weniger vermittelt worden, welche Verhaltensweisen und Empfindungen Teil welcher ›psychischen Krankheiten‹ seien, aber eine tiefere Auseinandersetzung damit, was dieses ›Krankhafte‹ eigentlich sei, findet im Studium nicht statt. Die dann angehenden Psychotherapeut*innen haben gut gelernt, verbale Äußerungen und Beobachtungen ihrer ›Patient*innen‹ in Schubladen zu sortieren, aber die gesellschaftspolitischen und damit auch fachlichen Implikationen ihres Denkens in ›psychischen Krankheiten‹ haben sie nicht gelernt, zu reflektieren. In diesem Aufsatz werden die Entwicklung des Krankheitskonzeptes in der Psychopathologie skizziert und kritische Diskurse und Perspektiven aufgeführt. Schließlich wird die Vorstellung des abstrakt-isolierten menschlichen Individuums als die zu Grunde liegende Denkweise des Konzepts der ›psychischen Krankheit‹ herausgearbeitet.

Abstract

Graduates of psychology are more or less taught which behaviours and emotions are supposed to be part of which ›mental illness‹, but a profound reflection on what is seen as pathological is missing during their education. Thus, prospective psychotherapists learn very well how to classify verbal expressions and observations of their ›patients‹, but they do not learn to reflect about socio-political and professional implications of their acting. This article outlines the development of the concept of illness in psychopathology and discusses critical discourses and perspectives. Finally, the author argues that the idea of the abstract – isolated – human individual is underlying the concept of ›mental illness‹.

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