Grundfragen einer subjektwissenschaftlichen Forschung
Artikel von Ines Langemeyer in Forum Kritische Psychologie Neue Folge 5 (2023).
Verfügbar über: https://doi.org/10.58123/aliceopen-695-5
Zusammenfassung
Das soziale Lernen, wie Kinder ›ihre Köpfe zusammenstecken‹ und ihre Perspektiven verschränken, ist Gegenstand von Tomasellos Forschung. Seine Theorie will mit Einsichten in diesen Gegenstand erklären, wie neue Fähigkeiten und Entwicklungsstufen entstehen. Sein Verständnis von ontogenetischen Prozessen (d.h. der Individualentwicklung) wirft dazu tiefergehende Fragen auf. Verkürzt werden sie meist durch Annahmen, dass diese Qualitäten von vorneherein im Mensch-Sein angelegt seien oder dass ihre Realisierung sich fast voraussetzungslos schlicht ereignet. Zu klären ist, welche Bedeutung soziale Motive, Empathiefähigkeit, Gesten, Sprache, Verhaltenskoordination und Selbstregulation für die Entwicklung haben und wie sich ihre spezifischen Funktionsweisen bei Menschen genau verstehen lassen. Der Beitrag geht dazu auf die grundlegenden Forschungen Vygotskijs und auf eine Debatte zwischen Habermas und Tomasello ein.
Abstract
Social learning, how children ›put their heads together‹ and intertwine their perspectives, is the subject of Tomasello’s research. His theory seeks to use this insight to explain how new abilities and developmental stages emerge. His understanding of ontogenetic processes (i.e., individual development) raises deeper questions about this. They are usually shortened by assumptions that these qualities are inherent in being human from the beginning or that their realization simply occurs almost without preconditions. What needs to be clarified is the significance of social motives, empathy, gestures, language, behavioral coordination, and self-regulation for development and how their specific functioning in humans can be understood precisely. To this end, the paper reviews Vygotsky’s basic research and a debate between Habermas and Tomasello.