6. kritisch-psychologischer Salon 2022

Schwangerschaftsabbrüche – subjektive Perspektiven von Frauen

Ort: KulturKiezKneipe Laika, Emser Straße 131, S+U Neukölln

Freitag, 09. Dezember, 18:30 Uhr, Einlass ab 18:00 Uhr

via livestream: https://youtu.be/K0X6nZPja3U

In diesem Werkstattgespräch werden Einblicke in die zentralen Ergebnisse kommunikativ validierter Dossiers von acht Forschungspartnerinnen gegeben, die sich für Schwangerschaftsabbrüche entschieden haben.
Wie werden die Erfahrungen der Abbruchsbedingungen beschrieben? Welche Erfahrungen werden mit dem Fachpersonal berichtet und welche Veränderungswünsche geäußert? Was wollten die Forschungspartnerinnen selbst zum Thema des Schwangerschaftsabbruchs anmerken?
Diese und weitere Aspekte sind Teil der Masterarbeit zu Perspektiven von Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden haben, die am 9. Dezember Gegenstand des Werkstattgesprächs sein wird.

Liina Beckers hat ihren Psychologie-Master in Klagenfurt/Celovec absolviert und in ihrer Masterarbeit qualitativ zu Schwangerschaftsabbrüchen geforscht.

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Geschichte und Grundlagen der Kritischen Psychologie von Charles Tolman

Das Buch Psychology, Subjectivity, and Society – An Introduction to German Critical Psychology des Kanadiers Charles W. Tolman galt lange als Geheimtipp, um einen guten Überblick über die Entstehung und inhaltlichen Grundzüge der Kritischen Psychologie zu bekommen. Bereits 1994 erschienen hat es ein Übersetzungsteam jetzt ins Deutsche übertragen. Neben Markards Einführung und Meretz‘ Grundlegung lesen liegt damit nun ein dritter Einstieg vor, und dieser ist „ein Dokument von eigenem Wert“, wie Wolfgang Maiers in seinem Geleitwort schreibt. Dieser besondere Wert findet sich vor allem in der ersten Hälfte des Buches. Hier rekonstruiert Tolman ausführlich die Entstehungsgeschichte der Kritischen Psychologie – in zwei Hinsichten: einerseits als lebendige Geschichte der 1968er Studierendenbewegung an der FU Berlin als intellektueller Humus für die Herausbildung einer marxistisch fundierten Psychologie; andererseits als Kritik an den philosophischen und gesellschaftstheoretischen Grundlagen der bürgerlichen Psychologie und den Konsequenzen für eine neu zu entwickelnde kritische Psychologie, die schließlich Kritische Psychologie wurde. Ihre Grundzüge werden in komprimierter Form in der zweiten Hälfte des Buches dargestellt.

Wer die Genese der Kritischen Psychologie verstehen möchte, dem sei das Buch von Charles Tolman wärmstens empfohlen. Es ist als Druckwerk beim Argument-Verlag erhältlich oder hier als freier PDF-Download – ermöglicht durch eine Spendenkampagne der Community.

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Fünfter kritisch-psychologischer Salon 2022

Psychologie in der Replikationskrise – eine Replikation ihrer Krisen? Historische Rückschau und theoretisch-psychologische Einordnung

Ort: KulturKiezKneipe Laika, Emser Straße 131, S+U Neukölln

Freitag, 11. November, 18:30 Uhr, Einlass ab 18:00 Uhr

Vortrag online verfügbar: https://www.youtube.com/watch?v=7e8qfdI7FVw

Referent: Wolfgang Maiers

Seit etwa zehn Jahren ist das in anderen Wissenschaften schon länger erörterte Problem einer überzufälligen Nichtreplizierbarkeit von Experimental- und Korrelationsstudien auch in unserer Disziplin angekommen und führt in ihrem Mainstream weit- und weiterhin zu erheblicher Beunruhigung. Diese Verunsicherung ist gut begreiflich, da die Anomalie die dort für gültig erachteten methodologischen Grundvoraussetzungen und Gütekriterien empirischen Forschens infrage stellt. Die weitgehende Fokussierung der kritischen Diskussion auf Methodenfragen und der hierbei vielfach beschworene Ausweg, über eine weitere Erhöhung methodischer Strenge unzweideutige empirische Daten zu sichern, gibt Anlass zur Annahme, dass der tiefere Grund für die Nonreplikabilität verkannt wird: nämlich die fehlgeleitete Orientierung einer (vorgeblich) objektiven Forschungsweise, die die Komplexität menschlichen Lebens und Erlebens recht eigentlich als Hauptquelle von Störfaktoren verdächtigt, die im Interesse der Überprüfung empirisch-experimenteller Hypothesen ausgeschaltet oder neutralisiert werden müssen. So betrachtet belegten die Replikationsprobleme einmal mehr, dass die notorische Verkehrung in der traditionell-psychologischen Bestimmung des Verhältnisses von Gegenstand und Methode kraft der nicht hintergehbaren Wesenszüge menschlicher Inter-/Subjektivität nicht funktionieren kann. In diesem Sinne manifestiert die aktuelle psychologische Replikationskrise das Scheitern einer „subjektlosen Psychologie“, das im Laufe der Psychologiegeschichte in wiederkehrenden Krisen-Diskussionen thematisiert wurde – so auch in der Kritik der 1970er Jahre am Szientismus der sog. „nomologischen Psychologie“. Bei der Suche nach Auswegen rückte seinerzeit wissenschaftstheoretisch die Alternative der Neubegründung eines integrativen Psychologie-Paradigmas gegenüber der Programmatik eines theoretischen Pluralismus in den Fokus. Heute scheinen derartige Grundlegungsfragen weithin marginalisiert, obgleich keines der chronischen Defizite der hegemonialen Variablenpsychologie erledigt wurde – wie beispielhaft an der konzeptuellen Beliebigkeit und der fraglichen empirischen Prüfbarkeit psychologischer Theorien aufgewiesen werden kann. Zeitgenössische subjektpsychologische Reorientierungen zeigen sich vielfach in der klassischen Dichotomie von natur- vs. geisteswissenschaftlicher Epistemologie befangen. Aus kritisch-psychologischer Perspektive gilt es demgegenüber, die Notwendigkeit und Möglichkeit einer monistischen Methodologie und Metatheorie für eine subjektwissenschaftliche Psychologie zu begründen.

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Vierter kritisch-psychologischer Salon 2022

Kritische Psychologie und Intersektionalitätstheorien – (wie) passt das zusammen?

Ort: Online via Zoom

Zugangsdaten per E-Mail an anmeldung@kritische-psychologie.de, Betreff: Salon

Freitag, 14. Oktober, 19:00 Uhr

In der Veranstaltung diskutieren wir über das Verhältnis von Kritischer Psychologie und Intersektionalitätstheorien. Christine Riegel erörtert das macht- und herrschaftskritische Potenzial und die Grenzen von Intersektionalität(-sansätzen) mit Blick auf (sozial-)pädagogische (Forschungs-)Praxis. Dabei geht es auch um die Frage, inwieweit subjektwissenschaftliche Prämissen und Konzepte der Kritischen Psychologie relevant gemacht werden können. Michael Zander problematisiert Intersektionalitätstheorien, insbesondere deren Zentrierung auf (zugeschriebene) Personenkategorien, Identitäten und Nichtdiskriminierung unter gegebenen Bedingungen. Er vertritt die These, dass kritisch-psychologische Begriffe – wie Subjektperspektive, gesellschaftliche Lebenslagen, Handlungsgründe usw. – mehr analytische Flexibilität ermöglichen und Personalisierungen vorbeugen.

Prof. Dr. Christine Riegel lehrt und forscht an der Pädagogischen Hochschule Freiburg zu sozialer Ungleichheit und Dominanzverhältnissen in Feldern der Pädagogik und Sozialen Arbeit und arbeitet im Bereich der Migrations-, Rassismus-, Jugend- und Genderforschung.

Dr. Michael Zander vertritt die Professur „System der Rehabilitation“ mit dem
Schwerpunkt Disability Studies an der Hochschule Magdeburg-Stendal.

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Dritter kritisch-psychologischer Salon 2022

Kritische Psychologie, System Justification Theory und Social Identity Theory – Geschwister im Geiste?

Ort: KulturKiezKneipe Laika, Emser Straße 131, S+U Neukölln

Freitag, 09. September, 18:30 Uhr, Einlass ab 18:00 Uhr

via livestream: https://youtu.be/nSN0KnfYSxs

Die Sozialpsychologie ist dasjenige Teilgebiet der Psychologie, das dem akademischen Bauchgefühl nach am ehesten gesellschaftliche Probleme zum Gegenstand hat bzw. haben könnte. So finden sich auch im akademischen Mainstream sozialpsychologische Ansätze, die in gesellschaftskritischer Absicht Fragen formulieren und sich auf gesellschaftskritische Theorien beziehen. Beispielhaft dafür stehen die Social Identity Theory in der Tradition von Henri Tajfel und die System Justification Theory im Anschluss an John Jost. Der Doppelvortrag erörtert die Möglichkeiten und Grenzen einer kritisch-psychologischen Reinterpretation und geht dabei auf die Entstehung, die Erkenntnistheorien sowie die Bestimmung des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft der Theorien ein.

Thomas Dohmen hat Psychologie in Leipzig studiert und seine Masterarbeit zur System Justification Theory geschrieben.

Daniel Schnur hat Psychologie in Klagenfurt studiert und seine Masterarbeit zur Social Identity Theory geschrieben.

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12.8.22, Köln: Soli-Party gegen Rechts – fällt aus!

Update: Leider fällt die Soli-Party aus! Zahlreiche Coronafälle im Orgateam und ein weiterer Ausfall zwangen nun zur Absage. Die Soli-Party soll bald nachgeholt werden.

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Unter dem Motto „Keinen Raum für rechtsextreme Weltbilder im aufklärerischem Gewand!“ findet am 12.8.22 ab 20 Uhr eine Soli-Party im Autonomen Zentrum Köln, Luxemburger Str. 93, 50939 Köln, statt. Eingeladen hat das Netzwerk Kritische Psychotherapie Köln/Bonn, das sich gerade in einem Rechtsstreit mit Martin Wendisch befindet, der ein Buch mit dem Titel „Kritische Psychotherapie“ herausgegeben hat. Die Gruppe hat das Buch analysiert (PDF) und kam zu dem Schluss: Das Buch propagiert in weiten Teilen rechtsextreme, strukturell antisemitische und antifeministische Weltbilder in einem aufklärerischen Gewand.

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Konfliktanalysen: Element einer kritischen Sozialen Arbeit

Hrsg. von Ulrike Eichinger & Barbara Schäuble

Das Buch stellt Konflikte aus verschiedenen Arbeitsbereichen Sozialer Arbeit vor, die subjekt- und bereichsorientiert mittels unterschiedlicher konflikttheoretischer und -methodischer Ansätze ausgeleuchtet werden. Zudem werden Formen der Konfliktbearbeitung analysiert. Hierdurch wird die Vielfalt und das Potenzial konfliktanalytischer Perspektiven für das Studium zugänglich(er) gemacht und das Orientieren in arbeitsbereichsspezifischen Widersprüchen für eine kritische (Professionalisierungs-)Praxis unterstützt.

Inhaltsverzeichnis Konfliktanalyse Eichinger Schäuble

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Zweiter kritisch-psychologischer Salon 2022

Kritische Psychologie und Psychotherapie – Ein ungeklärtes Verhältnis

Ort: KulturKiezKneipe Laika, Emser Straße 131, S+U Neukölln

Freitag, 15. Juli, 18:30 Uhr, Einlass ab 18:00 Uhr

via livestream: www.youtube.com/watch?v=_OVbTbH7pio

Boris Friele entwickelt zwei Lesarten: In der „harten“ Lesart sind Kritische Psychologie und Psychotherapie unvereinbar, vor allem weil in Texten von Klaus Holzkamp und Ute Osterkamp postuliert werde, dass zur Überwindung beeinträchtigter Lebensperspektiven eine bloß innerpsychische Aktivität nicht ausreiche; vielmehr bedürfe es einer praktischen Veränderung gesellschaftlicher Lebensbedingungen, die jedoch nicht zu den Aufgaben konventioneller Psychotherapie gehöre. Möglicherweise gebe es aber – im Rahmen einer „weichen“ Lesart – Schnittstellen zwischen Kritischer Psychologie und Psychotherapie im Hinblick auf die Frage „nach der Art des Stellenwerts und der Art der Bedeutung kindlicher Erfahrungen für die psychische Verfassung in der Gegenwart der Erwachsenen“, die nicht allein auf der Ebene der kritisch-psychologischen Analyse psychologischer Grundbegriffe zu ermitteln seien.
Leonie Knebel stellt eine empirischen Psychotherapieprozessstudie vor, die auf Interviews mit Patient:innen und Psychotherapeutinnen ambulanter Verhaltenstherapien beruht. Anhand von Therapiegeschichten arbeitet sie Zusammenhänge zwischen den depressiven Beschwerden der Befragten und den Anforderungen der Emotionsarbeit im Dienstleistungssektor heraus. „Emanzipatorische Potenziale verhaltenstherapeutischer Praxis“ sieht die Autorin u.a. in einer an Karl Marx anknüpfenden Auffassung von menschlicher Entwicklung als „sinnlicher Praxis“, im „Mitdenken“ der jeweils relevanten gesellschaftlichen Bedingungen und in einer „Stärkung personaler Handlungsfähigkeit ohne Personalisierung“. Sie zitiert Holzkamp dahingehend, dass innerhalb des Paradigmas der Kritischen Psychologie unterschiedliche Theorien und Therapieformen denkbar seien.

Dr. Boris Friele hat Psychologie studiert, ist Familientherapeut und Professor für Soziale Arbeit an der IU Internationale Hochschule in Berlin.

Dr. Leonie Knebel ist psychologische Psychotherapeutin und forscht zu Arbeit und psychischer Gesundheit.

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Im Gedenken an Priv.-Doz. Dr. Gisela Ulmann (23.04.1941 – 18.03.2022)

Wir dokumentieren nachfolgend die im Rahmen der Trauerfeier am 22.04.2022 für Gisela Ulmann von Morus Markard gehaltene Rede: Trauerrede für Gisela Ulmann

Hier finden Interessierte eine Übersicht der online verfügbaren Texte von Gisela Ulmann und in den folgenden beiden Mitschnitten können Interessierte noch einmal ihren Ausführung und Überlegungen folgen:

Historischer Rundgang mit Gisela Ulmann und Morus Markard an der FU Berlin (2014)
Lernen – Vortrag auf der Ferienuniversität Kritische Psychologie (2016)

Eine der Guten ist gegangen!

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