Kritische Psychologie, Psychotherapie und emanzipatorische Praxis

Hrsg. Boris Friele, Lisa Reuter, Kübra Çığ, Erik Petter und Stefan Meretz

Mit dem Band knüpfen die Herausgeber:innen an die gleichnamige Tagung im November 2023 in Köln an. Tagung und Sammelband sollen zur Diskussion des Verhältnisses von Kritischer Psychologie und psychotherapeutischer Praxis beitragen. Dabei geht es zunnächst um die Klärung von grundlegenden theoretischen Fragen wie dem Verhältnis marxistisch-subjektwissenschaftlicher Begriffe zu therapeutisch orientierten Theoretisierungen des Subjekts. Verhandelt werden Binnen- beziehungen in Holzkamps kategorialen Grundlagen sowie Verhältnisbestimmungen zu Psychoanalyse, verhaltenstherapeutischen und systemischen Konzeptionen. Darüber hinaus wird in Berichten und Reflexionen von Ansätzen emanzipatorischer Praxis ausgelotet, inwiefern die Kritische Psychologie eine solche Praxis anleiten kann bzw. ob und wie eine ‚Kritischen Psychotherapie‘ theoretisch verankert und konzeptionell gestaltet sein könnte.

Das Buch ist in digitalen Formaten im open access erschienen. Im Buchhandel kann ein gedrucktes Exemplar für €29,99 erworben werden.

Vollständiges Buch (open access): https://doi.org/10.60049/tioqsvb7

ISBN: 978-3-936978-08-7 / socialnet Materialien. Reihe 12: socialnet Verlag

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Beyond Adaptation

The Unity of Personal and Social Change in Critical Psychology and Cultural-Historical Theory

Hrsg. von Till Manderbach, Johanna Ruge, Peter Brook, Eileen Wengemuth und Sigga Waleng

[Language of the book is English, English announcement below]

https://doi.org/10.3726/b21948

Das Buch ist das Ergebnis der langjährigen Bemühungen einiger Organisatoren der „Ferienuni Kritische Psychologie“, einen internationalen Dialog zwischen den Strömungen der kulturhistorischen Theorie und der Kritischen Psychologie zu beleben. Indem sie die Verstrickungen ihrer Disziplinen (Psychologie, Sozialarbeit und Pädagogik) mit Herrschaftsverhältnissen thematisieren, zielen die Beiträge darauf ab, individuelle Unterstützung und soziale Kämpfe zusammenzubringen. In Zeiten zunehmender Krisen sehen Professionelle oft nur wenige Möglichkeiten, die Bedingungen ihrer Arbeit zu beeinflussen. Die Autoren aus sieben Ländern denken und handeln jenseits der Anpassung und geben Anregungen für Forschende, Praktiker:innen und Studierende, die mehr sein wollen als nur Vermittler in einem maroden System. Die kulturhistorische Theorie bietet einen fruchtbaren Rahmen, um die Dynamik der individuellen Psyche in der Gesellschaft darzustellen. Darauf aufbauend hat die Kritische Psychologie ihre Theorie menschlicher Handlungsfähigkeit formuliert. Die Verknüpfung von individuellem und sozialem Wandel erfordert eine solche Theoriebildung als Alternative sowohl zur Kontrollwissenschaft als auch zum abstrakten Kritizismus.

English

The book is the result of a long time effort by some of the organizers of „Ferienuni Kritische Psychologie” to revitalize an international dialogue across currents in cultural-historical theory and critical psychology. Addressing their disciplines’ (psychology, social work, and education) entanglements with oppressive structures, the contributors aim to reconcile individual support with social justice. In current times of accelerating crises, professionals often see only few opportunities to influence the conditions of their work. Thinking and acting beyond adaptation, authors from seven countries provide inspiration for researchers, practitioners, and students who want to be more than brokers of a broken system. Cultural-Historical Theory is a powerful framework that can depict the dynamic of individual minds in society. Building on this, Critical Psychology has formulated an elaborate theory of human agency. Linking individual and social change needs such theorizing as an alternative to both control science and abstract criticism.

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3. kritisch-psychologischer Salon 2024

Psychotherapie zwischen freiem Markt und sozialen Bewegungen – Erfahrungen aus Griechenland

Gespräch und Book Launch zum Erscheinen des internationalen Sammelbandes „Beyond Adaptation“

Psychotherapy between the free market and social movements – experiences from Greece

Talk and book launch to mark the publication of the international anthology “Beyond Adaptation”

Datum: Freitag, 13.12.2024, 19-20.30 Uhr (Einlass ab 18:30 Uhr)

Ort: Syndikat, Emser Str. 131, S+U Neukölln

[Language of the event is English, English announcement below]

Dieser „Salon Kritische Psychologie“ widmet sich der Veröffentlichung des Sammelbandes „Beyond Adaptation. The Unity of Personal and Social Change in Critical Psychology and Cultural-Historical Theory“ (Manderbach, Ruge, Brook, Wengemuth, and Waleng, Hrsg., 2024). Das Buch ist das Ergebnis der langjährigen Bemühungen einiger Organisatoren der „Ferienuni Kritische Psychologie“, einen internationalen Dialog zwischen den Strömungen der kulturhistorischen Theorie und der Kritischen Psychologie zu beleben. Indem sie die Verstrickungen ihrer Disziplinen (Psychologie, Sozialarbeit und Pädagogik) mit Herrschaftsverhältnissen thematisieren, zielen die Beiträge darauf ab, individuelle Unterstützung und soziale Kämpfe zusammenzubringen. In Zeiten zunehmender Krisen sehen Professionelle oft nur wenige Möglichkeiten, die Bedingungen ihrer Arbeit zu beeinflussen. Die Autoren aus sieben Ländern denken und handeln jenseits der Anpassung und geben Anregungen für Forschende, Praktiker:innen und Studierende, die mehr sein wollen als nur Vermittler in einem maroden System. Die kulturhistorische Theorie bietet einen fruchtbaren Rahmen, um die Dynamik der individuellen Psyche in der Gesellschaft darzustellen. Darauf aufbauend hat die Kritische Psychologie ihre Theorie menschlicher Handlungsfähigkeit formuliert. Die Verknüpfung von individuellem und sozialem Wandel erfordert eine solche Theoriebildung als Alternative sowohl zur Kontrollwissenschaft als auch zum abstrakten Kritizismus.

Eine der Beiträgerinnen, Youli Tsirtoglou, wird mit den Herausgebern über ihre Arbeit sprechen. In ihrem Kapitel geht es um Menschen aus der Arbeiterklasse, die sich an sozialen Bewegungen beteiligen und – in einem von Austerität geprägten Land an der europäischen Peripherie – Psychotherapie in Anspruch nehmen. Sie beschreibt ihre Erfahrungen als Therapeutin und gleichzeitig politische Aktivistin und ihre Bemühungen, kritisch-psychologische Konzepte an den spezifischen griechischen Kontext anzupassen. Sie schlägt vor, Anpassung an und Revolutionierung von sozialen Normalitäten als zwei dialektisch verflochtene gesellschaftliche Möglichkeiten subjektiver Teilhabe zu begreifen. Damit entwickelt die Autorin das Kernthema des Buches aus ihrem eigenen lebendigen Praxisfeld weiter. Das Kapitel von Tsirtoglou, das sich unter anderem auf Dreiers (2009) kritisch-psychologischen Ansatz für die Therapie und Nissens (2000) Vorschlag der „kooperativen Introspektion“ stützt, wird für alle von Interesse sein, die nach Wegen suchen, um kritische Forschung über professionelle Praktiken zu realisieren.

Die Veranstaltung wird auf Englisch durchgeführt. Lesen fortsetzen

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Neue Ausgabe des »Annual Review of Critical Psychology« (2024)

(Critical) Psychology as Politics by Other Means

Soeben ist die neue Ausgabe des »Annual Review of Critical Psychology« (18) erschienen. Die äußert umfangreiche Ausgabe zum Thema »(Critical) Psychology as Politics by Other Means« versammelt eine Vielzahl an Papern von kritisch-psychologischen Autor*innen aus der ganzen Welt, einige mit Bezug zur Kritischen Psychologie.

Die Artikel sind einzeln oder als komplette Ausgabe hier zu finden: https://discourseunit.com/annual-review/arcp-18-critical-psychology-as-politics-by-other-means-2024/

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2. kritisch-psychologischer Salon 2024

Die Arbeit der Psychotherapie und die Psychotherapie der Arbeit

Datum: Freitag, 13.09.2024, 19-20.30 Uhr (Einlass ab 18:30 Uhr)

Ort: Syndikat, Emser Str. 131, S+U Neukölln

Dass sich die Arbeitsbedingungen in der Gegenwartsgesellschaft in einem grundlegenden Wandlungsprozess befinden, ist mindestens seit der Debatte um das Burn-Out, spätestens aber seit der Covid-19-Pandemie in das Bewusstsein der Öffentlichkeit getreten. Die zunehmende Flexibilisierung, Prekarisierung und Digitalisierung der Arbeitswelt wird von einer Zunahme psychischer Belastungen flankiert: Die Arbeit kann nicht nur psychische Leiden auslösen oder verstärken, sondern es auch erschweren, auf gesundheitliche Beeinträchtigungen rechtzeitig angemessen zu reagieren. Die steigenden Zahlen psychiatrischer Diagnosen stellen somit auch eine Frage nach der klinischen, therapeutischen Versorgung. Hier setzt das Forschungsprojekt an, dessen Ergebnisse vorgestellt werden. Erste Studien haben gezeigt, dass in psychotherapeutischen Kliniken die Arbeitsbedingungen der Patient*innen, wenn überhaupt, nur am Rande adressiert werden. Diese Lücke in der Behandlungspraxis hat Folgen für das arbeitsbezogene Leiden der Patient*innen: Häufig wird es in seinen sozialen Dimensionen verkannt, dadurch individualisiert und letztlich privatisiert. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt „Psychotherapeutische Behandlung arbeitsbezogenen Leidens in Deutschland“ nimmt die psychotherapeutischen Perspektiven zum Zusammenhang von Arbeit und Leiden soziologisch in den Blick. Es wird qualitativ-empirisch untersucht, wie Arbeit in psychotherapeutischen Einrichtungen verhandelt wird.  Sabine Flick wird im Salon erste Ergebnisse der Studie zur Diskussion stellen.

Prof. Dr. Sabine Flick, Soziologin, Professorin für Allgemeine Soziologie an der Pädagogischen Hochschule Freiburg und Mitglied des Instituts für Sozialforschung Frankfurt am Main

Moderation: Leonie Knebel

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1. kritisch-psychologischer Salon 2024

Kindeswohl, Willkür, Interessen. Die Funktionalität von Psychodiagnostik in der Diskussion

Release-Veranstaltung FKP-NF 5 „Kinder, Kindheiten, Entwicklungen“

Datum: Freitag, 16.02.2024, 19-20.30 Uhr (Einlass ab 18:30 Uhr)

Ort: Syndikat, Emser Str. 131, S+U Neukölln

An zwei Beispielen aus dem neuesten Heft der Zeitschrift Forum Kritische Psychologie (Neue Folge) „Kinder, Kindheiten, Entwicklungen“ wollen wir die Pathologisierung von Kindern in Diagnostik und therapeutischen Verfahren und deren Auswirkungen diskutieren. Boris Friele stellt an einem Fallbeispiel aus der psychosozialen Praxis mit alleinmigrierten Kindern und Jugendlichen dar, wie ein kritisches Verhalten zur etablierten institutionalisierten Diagnostik alternative Handlungsmöglichkeiten eröffnet. Insa Breyer zeigt, wie sich eine esoterische Diagnostik und Therapiemethodik mit dem Bezug auf verhaltenstherapeutische Ansätze einen wissenschaftlichen Anstrich gibt und was den Ansatz bei Eltern, obwohl mit Gewalt gegen ihre eigenen Kinder verbunden, attraktiv machen kann.

Dr. Insa Breyer, Politikwissenschaftlerin, tätig im Wissenschaftsmanagement (HU), Beitrag in FKP-NF 5: „Das festgehaltene Kind. Therapie und Gewalt“

Dr. Boris Friele, Psychologe, Hochschullehrer im dualen Studiengang Soziale Arbeit an der „IU Internationale Hochschule“ in Berlin, Beitrag in FKP-NF 5: „Geflüchtete Kinder unter Pathologisierungsdruck. Eine Falldarstellung“

Moderation: Thomas Pappritz, Psychologe, FKP-Redaktion

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Pinocchio. Ambivalenzen des Erwachsenwerdens (zu einem Bild von Antonio Carretta)

Artikel von Claudia Dreke in Forum Kritische Psychologie Neue Folge 5 (2023).

Verfügbar über: https://doi.org/10.58123/aliceopen-695-14

Zusammenfassung

Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Frage, wie in einem weltweit viel gelesenen Klassiker der Kinderliteratur die Verwandlung der hölzernen Marionette »Pinocchio« (Collodi 1881–83) in einen »richtigen Jungen« gestaltet ist. Indem solche Literatur Bilder von der Gesellschaft, von Kindern und Erwachsenen nahelegt und Handeln normativ orientiert, kann sie ein aufschlussreicher Gegenstand der Kindheitsforschung sein. So werden an der Geschichte drei mögliche Lesarten der Menschwerdung Pinocchios gezeigt, die sich durch konfligierende sozialisatorische Vorstellungen plausibilisieren lassen. Sie verweisen ihrerseits auf die Debatten jener Zeit um Kindheit als politisches Zukunftsprojekt und damit auf Fragen nach der gesellschaftlichen Reproduktion, Stabilität und Neugestaltung der Gesellschaft – Fragen, die bis heute virulent sind.

Abstract

This paper focuses on a widely read classic of children’s literature world-wide and the question of how it shapes the transformation of the wooden puppet »Pinocchio« (Collodi 1881–83) into a »real boy« and future human being. By suggesting images of society, of children and adults, and by normatively orienting action, such literature can be an informative object of childhood research. Thus, the story demonstrates three possible readings of Pinocchio’s becoming a man, which can be plausibilized by conflicting socializing and pedagogical ideas. For their part, they refer to the debates of the time about the political future project of childhood and thus to questions about social reproduction, stability, and the reshaping of society – questions that are still virulent today.

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»Immer diese Widersprüche«

Kommentar des selbstorganisierten Zusammenschlusses zur Selbstvertretung Careleaver e.V. zur Reform des §4a SGB VIII im Jahr 2021

Artikel von Laurette Rasch und Careleaver e.V. in Forum Kritische Psychologie Neue Folge 5 (2023).

Verfügbar über: https://doi.org/10.58123/aliceopen-695-13

Zusammenfassung

Mit der im Jahr 2021 in Kraft getretenen Reform des SGB VIII ist die Bedeutung der Zusammenarbeit mit und Förderung von Selbstvertretung im Kontext der Kinder und Jugendhilfe bekräftigt worden. Der Careleaver e.V. kann auf eine beinahe zehnjährige Vereinsgeschichte zurückschauen. Der Verein macht Stärken und Forderungen von Menschen mit Jugendhilfeerfahrung sichtbar. Diese Arbeit trägt zur Qualitätsentwicklung und -sicherung bei, ermöglicht es, eigene Forderungen wie die nach einem Rechtsanspruch Leaving Care deutlich zu machen, und birgt auch die Herausforderung, nicht den (selbst-)kritischen Blick zu verlieren.

Abstract

With the reform of SGB VIII, which will come into force in 2021, the importance of cooperation with and promotion of self-advocacy in the context of child and youth welfare has been reaffirmed. The Careleaver e.V. can look back on almost 10 years of association history. The association makes strengths and demands of people with youth welfare experience visible. This work contributes to the development and assurance of quality, makes it possible to make our own demands clear, such as the demand for a legal right to Leaving Care, and also holds the challenge of not losing the (self-)critical view.

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