Artikel von Ulrike Behrens in Forum Kritische Psychologie 48 (2005).
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Zusammenfassung
Berichtet wird über die Vorgehensweise und über zentrale Ergebnisse eines explorativen Forschungsprojekts zur subjektiven Konstruktion des Lernens („Lernen im subjektiven Begründungszusammenhang“). Für den Beitrag werden die im Rahmen Kollektiver Erinnerungsarbeit von den am Projekt teilnehmenden SchülerInnen verfassten Erinnerungsszenen zum Lernen nochmals untersucht. Im Mittelpunkt des Beitrages steht die kritische Frage der Freiwilligkeit und die Funktion des Lehrens beim Lernen. Beide werden anhand des empirischen Materials aus dem Projekt einerseits sowie in Auseinandersetzung mit Holzkamps „Lernen“ und Haugs „Lernverhältnissen“ andererseits diskutiert. Lernen findet demnach zunächst als originäre Aktivität des lernenden Subjekts statt. Die widersprüchliche Bedeutung dieser Sichtweise für das Lehren wird aufgezeigt. Als dritte Dimension werden Aspekte von biographisch angeeigneten subjektiven Konstruktionen des Lernens (quasi lernbezogenen Selbstkonzepten) eingeführt, die sich strukturierend auf die eigene Wahrnehmung von Lernmöglichkeiten auswirken. Abschließend wird dieselbe Argumentation auf die Praxis subjektwissenschaftlicher Forschung bezogen, die hierfür als spezifisches (Lehr-) Lernarrangement interpretiert wird. Der Beitrag schließt mit dem Vorschlag, aus der Perspektive des Berufsaspektes von Forschung Widersprüche subjektwissenschaftlichen Forschens unter den aktuellen wissenschaftsorganisatorischen Bedingungen diskutierbar zu machen.
Summary: Solving the „mystery of learning“: empirical questions
The article informs about methods and central results of a research project exploring the subjective construction of learning. Scenes of recollections of learning that were written by participating pupils as part of a Collective Memory Work are reviewed. The issues of voluntariness and of the role of teaching in learning processes are brought into focus, drawing on empirical material from the project on the one hand and considering Holzkamp’s „Lernen“ and Haug’s „Lernverhältnisse“ on the other hand. According to these sources, learning has to be regarded as a primal activity of the learning subject in the first place. The contradictory significance of this view to teaching is pointed out. As a third aspect biographically acquired subjective constructions of learning (learningrelated self concepts, as it were) are introduced, which have a structuring effect on how an individual comes to realize his or her learning possibilities. Finally, the same argument is applied to the practice of subject-scientific research, which for that purpose is viewed as a specific arrangement of (teaching and) learning. The article concludes by suggesting a discussion of the professional side of subject-scientific research, especially its contradictions under the circumstances of the current organization of science.