Störung oder Hinweis? Wenn Lernwiderstände zur Chance für die eigene Professionalisierung werden

Artikel von Thomas Rihm und Judith Mai in Forum Kritische Psychologie 52 (2008).

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Zusammenfassung

Widerständige Schüler/innen gelten gemeinhin als Belastung im Rahmen der Zielerreichung bzw. Outputorientierung von Schule. Von Lehrer/innen wird erwartet, dass sie die „Störer“ auf Linie bringen, um die Erreichung der Vorgaben am Schuljahresende sicherzustellen. Lernen, vom Gegenstand her optional, muss im Rahmen dieses Szenarios zweckrational als „herstellbare Größe“ umgedeutet werden. Dazu gehört, dass die Nichtbewältigung von Lernwiderständen den Lehrpersonen als Mangel zugeschrieben, also personalisiert wird. Anhand eines Fallbeispiels soll die Gratwanderung transparent gemacht werden, die die Vermittlung der widersprüchlichen Anforderungen für die betreffende Lehramtsstudentin darstellt. Nach anfänglichem Rückgriff auf institutionell nahegelegte Handlungsweisen lernt sie nun selbst in Distanz zu den Erwartungen Lernwiderstände ernst zu nehmen und sie auf die Widersprüche hin zu untersuchen, auf die sie hinweisen. In den Störungen aber Hinweise erkennen zu können gelingt es ihr nur, weil sie aus ihrer Betroffenheit heraus – begleitet durch ihr Literaturstudium und die Studiengruppe – zur Lernenden wird. In der Anerkennung der Expertise des widerständigen Schülers wird sie zur Erkennenden, lernt sie neue Handlungsmöglichkeiten kennen.

Summary: Obstacles or Signals? Resistance to learning as a chance for one’s one professional development…

The pupils’ resistance to learning is considered to put a significant strain on the school’s general orientation to achieve particular outputs. Teachers are expected to straighten out the „disruptors“ to ensure the school can attain its targets by the end of the academic year. In such a scenario, learning has to be redefined from an open voluntary process to a rationally „producible quantity“ directed to a pre-given objective. This logically entails that failing to overcome resistance to learning is ascribed to a failure on the part of the teacher, i.e., is personalised. A case study identifies the tightrope that a trainee teacher has to walk in negotiating these contradictory demands. After initial reverting to the institutionally suggested approaches, she learns to dissociate from those expectations and take the pupils resistance to learning seriously, i.e. tries to grasp the contradictions it refers to. She only manages this task because – supported by her study of the literature and the study group – she becomes a learner herself. In acknowledging the expertise of the pupil’s resistance to learning, she gains a new insight and discovers new possibilities of action.

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