Zwischen 1978 und 2017 erschien das Forum Kritische Psychologie (FKP) in 60 Ausgaben beim Argument-Verlag. Alle 59 regulären Ausgaben und ein Sonderheft stehen jetzt online auf der Website kritische-psychologie.de zur Verfügung. Wir danken den Beteiligten herzlich für ihren jahrelangen und unermüdlichen Einsatz.
Die Ausgaben der seit 2018 erscheinenden Zeitschrift Forum Kritische Psychologie – Neue Folge sind über den Buchhandel erhältlich und werden mit zeitlicher Verzögerung ebenfalls online zur Verfügung gestellt.
Forum Kritische Psychologie Neue Folge 2
Elternschule
Kommentar zum Dokumentarfilm von Jörg Adolph und Ralf Büchler über die Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen
Artikel von Gisela Ulmann in Forum Kritische Psychologie Neue Folge 2 (2020).
Download: FKP-NF-2 Ulmann
Zusammenfassung
Der Dokumentarfilm »Elternschule« führte, v.a. durch seinen Trailer im Internet, zu einem »Shitstorm« ebendort, aber auch zu Klagen von Ärzten wegen Misshandlung Schutzbefohlener gegen die dokumentierte Klinik. Psychologisch orientierte Institutionen verteidigten die Therapiemethode der Klinik. Da es möglich wurde, den Film auf einer DVD zu analysieren, habe ich dies im Hinblick auf die im Film vorgetragenen Entwicklungstheorien des Diplom-Psychologen Langer getan und ausgeführt, dass er sich nur auf behavioristische Lerntheorie bezieht und neuere Theorien in der Entwicklungspsychologische sowie der Pädagogischen Psychologie, die Kinder nicht mehr als Objekte des Erziehers konzipieren, nicht mal erwähnt. Seine Theorie kommentiere ich mit dem hier kurz zusammengefassten Fazit: Unterwerfung statt Autonomie.
Partizipative Forschung und Gender
Emanzipatorische Forschungsansätze weiterdenken
Hrsg. Ariane Brenssell & Andrea Lutz-Kluge
Nicht über Menschen forschen, sondern mit ihnen – das ist die Grundidee partizipativer Forschung. Der vermeintlich ‚neutrale‘ Forschungsstandpunkt wird aufgegeben zugunsten eines gemeinsamen und parteilichen Forschens mit dem Ziel der emanzipatorischen Veränderungen von Geschlechter- und Lebensverhältnissen. Der Band bietet eine Einführung in die feministisch-partizipative (Aktions)-Forschung und versammelt ausgewählte Forschungsprojekte aus dem deutschsprachigen und angelsächsischen Raum. Der thematische Fokus liegt dabei auf der Auseinandersetzung mit Geschlechterverhältnissen im Kontext von Sexarbeit, Strafvollzug, Gewalt und Traumaarbeit, Trans*Community und Gesundheitsförderung. Dabei werden methodische sowie anwendungsbezogene Ansätze wie communitybasierte Forschung, betroffenenkontrollierte Forschung, Participative Action Research, Ästhetische Forschung und Mixed-Methods-Forschung vorgestellt und in Hinblick auf ihre spezifisch partizipative Qualität reflektiert.
Annual Review of Critical Psychology 16 (2019): Kritische Psychologie
Edited by Athanasios Marvakis, Sertan Batur, Shose Kessi, Desmond Painter, Ernst Schraube, Eva Strohm Bowler and Sofia Triliva
Within the polyphony of Critical Psychologies, Kritische Psychologie represents a substantial and distinct voice. It has its origins in Germany, especially at the Free University Berlin, and developed over the years to a tradition of thought flourishing at various places around the world. This special issue of the Annual Review of Critical Psychology brings together current research of Kritische Psychologie as well as work inspired by or developed in response to it. Scholars are presenting in 63 articles how they are working in and with this tradition of thought. They describe, how they explore the problems people are confronted with in their everyday world, they share how they rethink and expand psychological theory, methodology and empirical research, and they are discussing, applying, criticizing, elaborating, linking or comparing Kritische Psychologie with other theoretical and geopolitical approaches, often going beyond disciplinary boundaries of psychology.
https://discourseunit.com/annual-review/arcp-16-kritische-psychologie-2019/
Handbuch Kritische Theorie
Hrsg.: Uwe H. Bittlingmayer, Alex Demirovic & Tatjana Freytag; Springer VS, 2019 Handbuch
Fünfter kritisch-psychologischer Salon 2019
„Menschliche Natur, unmenschliche Gesellschaft? Kritische Psychologie und die Forschungen von Michael Tomasello“
Ort: KulturKiezKneipe Laika, Emser Straße 131, S+U Neukölln
Freitag, 13. Dezember , 19.00 Uhr, Einlass ab 18.30
Seit den 1970er Jahren wird in der Kritischen Psychologie die These einer „gesellschaftlichen Natur“ des Menschen vertreten. Gemeint ist damit die evolutionär entstandene Fähigkeit und Notwendigkeit, sich durch Herstellung gesellschaftlicher Strukturen am Leben zu erhalten und zu reproduzieren. Neuere Untersuchungen des Psychologen und Primatenforschers Michael Tomasello über Intentionalität, Kooperation und kindliche Entwicklung scheinen diese These zu bestätigen und gelangen zu ähnlichen Aussagen wie die Kritische Psychologie. Fraglich ist allerdings, ob und inwieweit sich daraus Schlussfolgerungen für die Beurteilung heutiger Gesellschaften ziehen lassen. Nach seiner Einführung diskutiert der Referent mit Morus Markard über Annahmen zur „gesellschaftlichen Natur“ des Menschen und deren Bedeutung für Gesellschaftskritik
Dr. phil. Michael Zander ist Dipl-Psych. und vertritt derzeit die Professur „System der Rehabilitation“ im Fach Rehabilitationspsychologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal.
Dr. phil. habil. Morus Markard ist Dipl.-Psych. und apl. Professor für Psychologie an der FU Berlin.
Vierter kritisch-psychologischer Salon 2019
„Ein Recht ist ein Recht ist ein Recht – und keine Barmherzigkeit“: Solidarity Cities als gemeinsame Kämpfe für Globale Soziale Rechte
Ort: KulturKiezKneipe Laika, Emser Straße 131, S+U Neukölln
Freitag, 8. November 2019, 19.00 Uhr, Einlass ab 18.30
Die Referentin fragt ausgehend von aktuellen Debatten zu „Solidarity Cities“, wie solidarisches Handeln im Hier und Jetzt – lokal wie global – verbunden werden kann mit einer emanzipatorischen Perspektive und verändernden Praxis. Wie können Bündnisse im Kampf gegen den anhaltenden Rechtsruck und die Verschärfung der Grenz- und Migrationspolitiken zusammenkommen als gemeinsame Kämpfe für Globale Soziale Rechte – jenseits von Paternalismus und Barmherzigkeit? Wo bestehen Schnittstellen zur Kritische Psychologie?
Elène Misbach ist Diplom-Psychologin und seit vielen Jahren aktiv im Medibüro Berlin – Netzwerk für das Recht auf Gesundheitsversorgung aller Migrant*innen. Sie arbeitet als Referentin für Transfer, Kooperationen und „Third Mission“ an der Alice-Salomon- Hochschule Berlin.
Dritter kritisch-psychologischer Salon 2019
„Partizipation stärken durch Praxisforschung?“
Ort: KulturKiezKneipe Laika, Emser Straße 131, S+U Neukölln
Zeit: Freitag, 13. September 2019, 19.00 Uhr, Einlass ab 18.30
Ulrike Eichinger skizziert Versuche sozialer Selbstverständigung zwischen Professionellen und Nutzer_innen der Drogenhilfe im Rahmen eines Lehrforschungsprojekts. Es werden exemplarisch Möglichkeitsräume für die Stärkung der Partizipation von Nutzer_innen beleuchtet sowie darin zu findende Arrangements von Professionellen und Nutzer_innen mit ihren Dilemmata und Widersprüchen. Dabei wird ein konfliktanalytischer Fokus genutzt, um den Zusammenhang zwischen institutionellen Konfliktkonstellationen, der organisationalen Bearbeitungskultur sowie individuellen Begründungsmustern zu schärfen. Darüber hinaus werden der emanzipatorische Nutzen bzw. die Grenzen eines solchen Kooperationsprojekts (selbstkritisch) diskutiert.
Prof. Dr. phil. Ulrike Eichinger ist Diplom-Sozialarbeiterin (FH) und arbeitet an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin
Zweiter kritisch-psychologischer Salon 2019
„Kritik an Neurowissenschaften – das Beispiel der Debatte um den freien Willen“
Ort: KulturKiezKneipe Laika, Emser Straße 131, S+U Neukölln
Zeit: Freitag, 07. Juni 2019, 19.00 Uhr, Einlass ab 18.30
Eileen Wengemuth versucht in diesem Salon die verschiedenen Positionen in der deutschen Debatte um die Willensfreiheit nachzuzeichnen. Hierbei wird von dem sogenannten „Libet-Experiment“ ausgegangen, dessen Ergebnisse von einigen WissenschaftlerInnen dahingehend interpretiert wurden, dass eine Jahrhunderte alte philosophische Frage empirisch gelöst worden sei. Sie zogen hieraus den Schluss, dass die Freiheit des Willens eine nützliche Illusion sei. KritikerInnen hingegen hinterfragen auf unterschiedlichen Ebenen die Aussagekraft dieses Experiments.