Wer braucht Erziehung?

Veröffentlicht in: UTOPIE kreativ, H. 187 (Mai 2006), S. 438-448. Verfügbar über: Morus Markard in Utopie 2006

Morus Markard

Erziehung ist wieder in aller Munde, Gegenstand vielfältiger Erörterungen. Die massenmediale Präsenz des Themas – die RTL-Serie »Super-Nanny«, ein »Zeit-Dossier«, ein Ende 2004 erschienenes Sonderheft von »Psychologie heute« – zeugt davon ebenso wie die systematisch betriebene Verbreitung von Erziehungstechniken wie »STEP« (Training for effective Parenting) oder »Triple P« (Positive Parenting Program). Wie das Engagement für »anti-autoritäre Erziehung« (Ende der sechziger Jahre) und die Gegenbewegung »Mut zur Erziehung« in den 80er Jahren verweist auch die gegenwärtige – das Erziehungsproblem fokussierende – Debatte auf eine gesellschaftliche Problemlage. Sie scheint mir darin zu bestehen, dass die propagierten »Chancen« der so genannten Individualisierung ein angesichts der »Risiken«, die die neoliberale Entfesselung des »Marktes« mit sich bringen, grosso modo leeres Versprechen sind, dass die (mehr oder weniger) freie Entwicklung einiger mit der strukturellen Behinderung vieler einhergeht, dass traditionelle Wertvorstellungen wie etwa die, dass Fleiß sich lohne, materiell nicht unterfüttert sind, dass aber trotzdem Kinder zu nützlichen Gesellschaftsmitgliedern gemacht werden sollen, dass sie trotzdem nicht resignieren, fleißig sein, nicht gewalttätig werden, nicht aus dem Ruder laufen sollen – also in einer Gesellschaft, deren Krise jedem und jeder ins Gesicht schlägt, eine Orientierung kriegen sollen, die den gewünschten Verhaltensweisen förderlich ist. Lesen extern fortsetzen →

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