Artikel von Ines Langemeyer in Forum Kritische Psychologie 48 (2005).
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Zusammenfassung
Klaus Holzkamps „subjektwissenschaftliche Grundlegung“ des Lernens und Frigga Haugs Untersuchung von „Lernverhältnissen“ eröffnen beide einen Zugang zum Lernsubjekt, der vielfach in der Psychologie und in den Erziehungswissenschaften vernachlässigt wurde. Die Frage nach dem Subjekt hat jedoch an Bedeutung gewonnen, seitdem in der Arbeit wie in der Bildung Subjektivität zu einer positiven Größe umgewertet wird. Im Hinblick auf die zunehmend abverlangte Eigenverantwortung in der Bildung wird in diesem Artikel der Gehalt der lerntheoretischen Ansätze von Holzkamp und Haug auf die Probe gestellt. Es wird danach gefragt, welche Widersprüche, Konflikte und Problematiken im selbstgesteuerten Lernen aufgezeigt und analysiert werden können. Vor diesem Hintergrund erscheinen etliche Kritikpunkte von Haug an Holzkamp berechtigt und ihr Ansatz zunächst als eine sinnvolle Alternative für eine subjektwissenschaftliche Lernforschung. Die Erinnerungsarbeit zum Lernen und die Lerntagebuchforschung, die sie selbst als Alternative vorstellt, konzentrieren sich jedoch allein auf Momente der Selbstblockierung und lassen die Lernverhältnisse außen vor, so dass unklar bleibt, welche Ressourcen und Voraussetzungen nötig wären, um sich lernend von Selbst- und Fremdbehinderungen zu befreien.
Summary: Klaus Holzkamp’s „subject scientific foundation“ of learning and Frigga Haug’s enquiry of „relations of learning“ as seen by the imperative of taking responsibility for oneself
Klaus Holzkamp’s „subject scientific foundation“ of learning and Frigga Haug’s enquiry of „relations of learning“ offer a profound understanding of the learning subject which has mostly been ignored by psychology and the educational sciences. However, the question of the subject has become more and more important ever since subjectivity has been converted into a positive value at work and in education. With regard to the imperative of taking responsibility for one’s own education, the substance of Holzkamp’s and Haug’s theories is put to the test. The question is how they can grasp and analyse contradictions, conflicts and problems of self-controled learning activities. Against this background major aspects of Haug’s critique of Holzkamp seem justified, and at first glance her own approach offers as an alternative. However, her „memory work“-approach to learning and her studies of learning diaries are restricted to moments of selfobstruction and neglect societal relations of learning. Thus the necessary resources and prerequisites to free oneself by way of learning from any kind of self-/obstruction remain unclear.