Unmittelbarkeit

Kritik und Brechung der Gestalttherapie

Sylvia Siegel

siegel_2013_unmittelbarkeitTherapieansätze stehen in dem Widerspruch, auf der einen Seite Menschen bei der Bewältigung ihres Alltags zu unterstützen bzw. sie funktionstüchtig zu machen, aber dies zugleich in einem ‚menschenfeindlichen‘ gesellschaftlichen Kontext tun zu müssen, der in der Begrenztheit eines therapeutischen Settings nicht Gegenstand von Veränderung sein kann. Dieses Setting legt ein Denken und Verhandeln von (psychischen) Konflikten in der ‚Umittelbarkeit‘ nahe, um die gesellschaftlich vermittelten Probleme dennoch ‚bearbeitbar‘ zu machen.

Sylvia Siegel untersucht in ihrem Werk die Entwicklung der Gestalttherapie und wie von dieser die gesellschaftliche Vermitteltheit menschlicher Existenz thematisiert wird. Die Autorin, selbst Gestalttherapeutin, setzt sich mit der Frage auseinander, ob und wie eine Durchbrechung der ‚Unmittelbarkeit‘ in der Gestalttherapie möglich ist.

Das Buch ist im Argument Verlag (ISBN 978-3-88619-733-0) erschienen und kostet 23 €.

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Die »Grundlegung der Psychologie« lesen

Einführung in das Standardwerk von Klaus Holzkamp.

Stefan Meretz

gdp-einfuehrung-150x214Die »Grundlegung der Psychologie« von Klaus Holzkamp gilt als das Standardwerk der Kritischen Psychologie. Generationen von Studierenden haben sich mit dem Buch abgemüht. Die vorliegende Einführung versucht den Einstieg zu erleichtern. Denn es lohnt sich, geht es in der »Grundlegung« doch um eine Psychologie vom Standpunkt des Subjekts. Es geht um »je mich«, um Handlungsmöglichkeiten wie -einschränkungen in meiner Lebenslage in den widersprüchlichen Verhältnissen des realexistierenden Kapitalismus.

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Begabung – Motivation – Eignung – Leistung. Schlüsselbegriffe der aktuellen Hochschulregulierung aus kritisch-psychologischer Sicht

Veröffentlicht in: Forum Wissenschaft (2013), Ausgabe 4/2013, Thema: Kritische Psychologie – work in progress. Verfügbar über: Morus Markard in Forum Wissenschaft 2013

Morus Markard

Am Anfang steht das Wort, das des Bundespräsidenten in seiner Rede zur Hochschulpolitik, jedenfalls in Auszügen. In seinem Bemühen, „Tabus zu knacken, Irrwege abzubrechen und falsche Mythen zu beseitigen“, stellt er u.a. fest: „Erstens: Menschen sind Individuen.“ Was das bedeutet, was die Essenz der Individualität ausmacht, klärt das unmittelbar folgende Stakkato: „Sie haben unterschiedliche Begabungen.“1 Damit, so läßt sich zunächst vermuten, verfolgt die Idee der Ungleichheit in Bildungssystem und -wesen also die gesellschaftlich gerechte und vernünftige Organisation natürlicher Unterschiede. Lesen extern fortsetzen →

Nachdruck aus Forum Wissenschaft 1/98: 36-40.

1 Die Zeit vom 07.11.1997, S.49f

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„Kulturhistorische Theorie“ und „Kulturhistorische Schule“: vom Mythos (zurück) zur Wirklichkeit

Artikel von Peter Keiler in Forum Kritische Psychologie 56 (2012).

Download: FKP_56_Peter_Keiler

Zusammenfassung

Entgegen der gängigen Meinung ist die Etikettierung „kultur[-]historische Theorie (kul’turno-istoričeskaja teorija)“ keine authentische Bezeichnung für die von Vygotskij in den Jahren 1927/28 bis 1931/32 in Zusammenarbeit mit A.R. Lurija, A.N. Leont’ev und einer Reihe anderer Forscherinnen und Forscher entwickelten Konzeptionen. Auch die Bezeichnung „kultur[-]historische Schule (kul’turno-istoričeskaja škola)“ entspricht nicht dem genuinen Selbstverständnis der betreffenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Vielmehr handelt es sich bei beiden Bezeichnungen um Mitte der 30er Jahre von Kritikern in diffamierender Absicht eingeführte pauschalierende Etikettierungen, die zunächst in Konsequenz einer Gefahrenbewältigungsstrategie, die in der Psychoanalyse als „Identifikation mit dem Aggressor“ bezeichnet wird, übernommen wurden und sich dann, als in der Nach-Stalin-Ära die ehemals „Geschlagenen“ zu „Siegern“ avancierten, als allgemein akzeptierte, dabei jedoch in mehrfacher Hinsicht problematische Topoi etabliert haben.

Summary: “Cultural-historical theory” and “cultural-historical school”: from myth (back) to reality

Contrary to the common opinion, the label “cultural-historical theory (kul’turno-istoricheskaia teoriia)” is no authentic designation for the conceptions elaborated by L.S. Vygotsky together with A.R. Luria, A.N. Leontiev, and a number of collaborators more between 1927/28 and 1931/32. Likewise, the denomination “cultural-historical school [kul’turno-istoricheskaia shkola]” does not reflect the genuine self-concept of the respective researchers. Rather, both designations originally were introduced in the mid-30s by critics with defamatory aims and have been later accepted in consequence of a defense-mechanism, which by psychoanalysts is called “identification with the aggressor.” In the aftermath of the “thaw”-period, when the once “beaten” turned out to be the “victorious” ones, those labels became generally accepted (though in several respects quite problematic) shibboleths.

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Hält die Annahme eines dynamischen Unbewussten einer psychophylogenetischen Herleitung stand? Kritische Anmerkungen zum kritisch-psychologischen Konfliktmodell

Artikel von Katia Reinhardt in Forum Kritische Psychologie 56 (2012).

Download: FKP_56_Katia_Reinhardt

Zusammenfassung

Der Beitrag befasst sich mit dem Konzept des Unbewussten in der Kritischen Psychologie: In Auseinandersetzung mit grundlegenden Arbeiten von Osterkamp und Holzkamp versucht die Autorin zu zeigen, dass bestimmte Phänomene, die aus Alltag und psychotherapeutischer Praxis bekannt sind, nicht mit Hilfe des Konzepts aufzuklären sind. U.a. wird in diesem Zusammenhang das Störungsbild „PTBS“ angeführt.

Summary: The concept of the dynamic unconscious and psychophylogenetic deduction. Critical remarks to the conflict model in critical psychology

The article deals with the concept of the unconscious in Critical Psychology. In examination of the fundamental works by Osterkamp and Holzkamp the author tries to show that certain phenomena known in everyday life as well as in psychotherapy cannot be explained with this concept. In this context “PTSD” is discussed among other problems.

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Man sieht nur mit dem Herzen gut? – Zum Potenzial klientenzentrierter Prinzipien in subjektwissenschaftlichen Selbstverständigungsprozessen

Artikel von Jascha Merz in Forum Kritische Psychologie 56 (2012).

Download: FKP_56_Jascha_Merz

Zusammenfassung

Es wird der Versuch angestellt, anhand praktischer Erfahrungen, die der Autor in dem subjektwissenschaftlichen Berliner Drogenhilfeprojekt „ProSD“ gemacht hat, die Grundprinzipien Klientenzentrierter Psychotherapie nach Carl Rogers auf deren Anwendbarkeit in dem Setting der angeleiteten Drogen-Selbsthilfegruppe hin zu reflektieren. Die Prinzipien der „bedingungsfreien Wertschätzung“, „Empathie“ und „Echtheit“, bzw. „Kongruenz“ werden dazu in dieser Arbeit mit der kritisch-psychologischen (Praxis-)Theorie konfrontiert, um Vorschläge für Entsprechungen dieser Prinzipien, die (v.a. zur Prämissenklärung) ggf. auch in anderen kritisch-psychologischen Kontexten als handlungsleitende Begriffe dienen könnten, zu machen.

Summary: It is only with the heart that one can see? – the potential of client centred principles in the process of subject-sientific self-understanding

By practical experience, that the author has made in the critical psychological drug assistance project „ProSD“ in Berlin, it is attempted to reflect the basic principles of Person-Centered Psychotherapy after Carl Rogers about their applicability in the setting of such a guided drug self-help group. The principles „Unconditional Positive Regard“, „Empathy“ and „Congruence“ therefore are confronted with critical-psychologic (practice-)theory in the tradition of Holzkamp, to make suggestions for counterparts of these principles that possibly might also serve as action leading terms, especially for clarifying premises, in other critical psychological contexts.

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Verordnete Sprachlosigkeit. Multiloog über das Alltagsleben und die Psychiatrie mit Betroffenen, Angehörigen, Professionellen und anderen

Artikel von Heinz Mölders in Forum Kritische Psychologie 56 (2012).

Download: FKP_56_Heinz_Mölders

Zusammenfassung

Das Multiloog-Projekt ist ein niedrigschwelliges Angebot für Psychiatriebetroffene, Angehörige, Professionelle und andere, sich über (problematische) Alltagserfahrungen zu verständigen. Zentrale Fragestellung ist dabei, wie sich ein ‹sicherer Raum› zur sozialen Selbstverständigung herstellen lässt und welche Faktoren in diesem Prozess förderlich sind bzw. welche sie behindern. Eine wichtige Barriere im Verständigungsprozess ist z.B. der Krankheitsdiskurs. Perspektiven bzw. Handlungsspielräume kritisch-psychologischer Praxis (trotz unzureichender finanzieller Ausstattung) werden gezeigt. Der Artikel ist ein Beitrag zur „sozialen Selbstverständigung“ über die Gefahr, die Probleme in einer Weise zu fassen, die die produktive Auseinandersetzung über ihre gesellschaftlichen Voraussetzungen und subjektiven Implikationen von vornherein verhindert.

Summary: Speechless – as directed. Multiloog on everyday life and psychiatry with users and survivors of psychiatry, relatives, professionals and others

The Multiloog project is a low-threshhold service for users and survivors of psychiatry, relatives, professionals and others. Its aim is to promote communication about (problematic) everyday experiences. In this context, an important question is, how to create a “safe space” for social self-understanding and which are promotive and preventive circumstances in this process. For example, the discourse on illness interferes with a process of understanding. Perspectives of critical psychological practice (in spite of limited financial ressources) are discussed. The article aims to contribute to social-self understanding about the dangers of conceptualizing problems in a way that prevents productive discussion about their social prerequesites and subjective implications.

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„Rasse“ – „Verabschiedung“ eines Begriffs?

Artikel von Christian Wille in Forum Kritische Psychologie 56 (2012).

Download: FKP_56_Christian_Wille

Zusammenfassung

Ausgehend von den bei Schurig dargelegten unterschiedlichen biologischen Rassenbegriffen wird skizziert, an welchen Bedeutungselementen soziale Rassendiskurse (historisch) ansetzen (konnten). Die innerbiologische Kritik am Rassenbegriff wird auf die Funktionen dieser Diskurse im Rahmen eines ‚kulturalistischen Rassismus‘ bezogen, und es wird nach Kontinuitäten des (sozialen) Rassendenkens und neuen Biologismen gefragt.

Summary: “Race” – “dismissal” of a concept?

Drawing on Schurig’s description of various biological concepts of race the author shows which of their elements have enabled social discourses on race in the past or still enable such discourses. Biological critique of the concept of race is related to the functions of these social discourses in the context of “cultural racism”. Further, continuities of (social) racial thinking and new biologisms are discussed.

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Ein „unentbehrlicher Begriff“? Anmerkungen zu Volker Schurigs Ausführungen zum Thema „Menschenrassen“

Artikel von Michael Zander in Forum Kritische Psychologie 56 (2012).

Download: FKP_56_Michael_Zander

Zusammenfassung

Der Beitrag macht darauf aufmerksam, dass der Erkenntnisfortschritt in der Biologie dem Begriff der „Menschenrassen“ zunehmend den Boden entzogen hat. Gegenstand der Analyse sind außerdem die Ungereimtheiten im Text von Volker Schurig. Zurückgewiesen werden sowohl Schurigs Polemik gegen sozialwissenschaftliche Kritiken am Rassebegriff als auch seine provozierende Klage über „Rassengesetze“ gegen Kampfhunde.

Summary: An “essential concept”? Remarks to Volker Schurig’s statements on the issue of “human races”

The article shows that progress in the field of biology has undermined the concept of “human races”. Further, some incongruities in Schurig’s text are analysed. The author rejects Schurig’s polemic against social scientific critique of the concept of race, and his provocating complaint against “Race Laws” on attack dogs.

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Varianz und Kritik. Kommentar zum Beitrag von Volker Schurig

Artikel von Tino Plümecke in Forum Kritische Psychologie 56 (2012).

Download: FKP_56_Tino_Plümecke

Zusammenfassung

In Auseinandersetzung mit Schurigs Beitrag in diesem Heft werden anhand zweier Punkte Argumente gegen biologische Rassekonzepte unterstützt. Hierfür wird erstens eine Klärung des biologischen Varianz-Begriffs vorgenommen, um nachzuvollziehen, wie ‚Rasse‘ innerhalb der Populations- und Molekulargenetik zu einer nichtbiologischen Frage wurde. Zweitens wird die innerbiologische Kritik an biologischen Rassekonzepten weiter ausgeführt, um damit eine selbstbewusste Revision kritisch psychologischen Denkens zu ermöglichen.

Summary: Commentary on Volker Schurig’s article

This commentary on Schurig’s article in this issue aims to provide arguments against biological race concepts. It begins by clarifying the biological meaning of variation, in order to show how race became a nonbiological question within the logic of population and molecular genetics. Secondly, a range of critiques of race concepts from within the biosciences are discussed, with the goal of opening up a reflexive revision of critical psychological perspectives.

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