Genetik und psychologische Praxis

Veröffentlicht in: Forum Wissenschaft (2013), Ausgabe 4/2013, Thema: Kritische Psychologie – work in progress. Verfügbar über: Vanessa Lux in Forum Wissenschaft 2013

Vanessa Lux

Die Suche nach den Genen für psychische Störungen ist mit dem Versprechen legitimiert worden, neue Behandlungsmöglichkeiten bereitzustellen. Doch gab es bislang weder eindeutige Gen-Funde noch wurden neue Therapieverfahren entwickelt. Vielmehr zeichnet sich ab, dass genetisches Wissen für die psychologische Praxis auch in Zukunft keine Rolle spielt. Die psychiatrische Genetik ventiliert hier nach wie vor überzogene Hoffnungen, wie Vanessa Lux kritisiert. Lesen extern fortsetzen →

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Kritisch-psychologische Praxisforschung – Zur Arbeitsweise der Berliner AG Berufspraxis

Veröffentlicht in: Forum Wissenschaft (2013), Ausgabe 4/2013, Thema: Kritische Psychologie – work in progress. Verfügbar über: Erckmann Kalpein Zander in Forum Wissenschaft 2013

Grete Erckmann, Jochen Kalpein & Michael Zander

Im Kontext kritischer Sozialwissenschaften hat die Psychologie einen eher zwiespältigen Ruf: Einerseits werden von ihr besondere, an der individuellen Erfahrung orientierte Einsichten erwartet, andererseits steht sie im Verdacht, Probleme zu individualisieren, die in Wirklichkeit gesellschaftlicher Art sind. Dieser Widerspruch bildet den Ausgangspunkt für den Ansatz der „Praxisforschung“, wie er auf Grundlage der Kritischen Psychologie entwickelt wurde. Er soll PsychologInnen Mittel an die Hand geben, um ihre eigene Berufspraxis in emanzipatorischer Perspektive zu analysieren. Wie die entsprechende Arbeitsweise aussieht, beschreiben Grete Erckmann, Jochen Kalpein und Michael Zander. Lesen extern fortsetzen →

 

 

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Was ist kritisch an der Kritischen Psychologie?

Veröffentlicht in: Forum Wissenschaft (2013), Ausgabe 4/2013, Thema: Kritische Psychologie – work in progress. Verfügbar über: Morus Markard in Forum Wissenschaft 2013

Morus Markard

Zum achten Mal fand im September 2012 die Ferienuni Kritische Psychologie statt. Im Verständnis der Organisator_innen soll die Ferienuni ein Forum sein, sich über den aktuellen Stand und die Weiterentwicklung der Kritischen Psychologie und kritischer Wissenschaft zu verständigen und auszutauschen. Doch was bedeutet kritische Wissenschaft eigentlich? In seinem – hier gekürzt wiedergegebenen – Eröffnungsbeitrag erläuterte Morus Markard am 11.09. sein Verständnis von Kritischer Psychologie.

I.

Ansetzend an der Doppeldeutigkeit der Frage, die zu beantworten ich gebeten worden bin, will ich sie so auffassen: Was war oder ist die spezifische Kritikintention der Kritischen Psychologie, wie ist sie rezipiert worden, und was ist an Beidem ggf. selber kritisch bzw. zu kritisieren?

Vorab: (Gegenseitige) Kritik ist zentrales Bewegungsmoment von Wissenschaft. Deswegen kann es in formalem Sinne unkritische Wissenschaft gar nicht geben. Wie W.F. Haug hervorgehoben hat, ist „Kritik“ aber auch im außerwissenschaftlichen Bereich allgegenwärtig, ein Allerweltsbegriff – damit aber auch ein, wie er formuliert, „stachelloser Gemeinplatz“. Er verweist auf die Einschätzung, der Begriff der Kritik sei „inhaltlich bagatellisiert und politisch depotenziert worden. Und dass man sich allgemein kritisch nennt, hindert nicht, dass radikale Kritik wie eh und je ebenso allgemein suspekt erscheint.“. In diesem Sinne, meint Haug, könne der „anstößige Name Marx […] dem Begriff der Kritik seinen Stachel und seine Verheißung zurück[geben]“.

Eben dies ist Intention und Spezifikum der Kritischen Psychologie, bzw. das ist der Weg, den Klaus Holzkamp in der Rezeption der Wissenschafts- und Gesellschaftskritik der Studentenbewegung eingeschlagen hat. Und das macht auch den Unterschied zu allerlei anderen kritischen Psychologien aus, die von gemeindepsychologischen über psychoanalytische, kulturpsychologische, feministische bis zu ›poststrukturalistischen‹ Richtungen reichen. Der kleinste gemeinsame Nenner aller kritischen Psychologien besteht darin, sich nicht dem experimentell-statistisch orientierten Mainstream der Psychologie zuzurechnen oder ihm zugeschlagen zu werden. Lesen extern fortsetzen →

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Anerkennungstheorie und Kritische Psychologie im Dialog

Vortrags- und Diskussionsveranstaltung

mit Tom Uhlig

Moderation: Michael Zander

Die Veranstaltung hat zum Ziel, die Möglichkeiten und Schwierigkeiten einer Verbindung von Axel Honneths sozialphilophischem Ansatz der Anerkennungstheorie mit der Kritischen Psychologie Klaus Holzkamps zu diskutieren. In seiner Habilitationsschrift „Kampf um Anerkennung“ versucht Honneth unter anderem mit Bezug auf die Objektbeziehungstheorie der Psychoanalyse und Hegels Rechtsphilosophie eine normativ gehaltvolle Gesellschafstheorie sozialer Konflikte zu begründen. Ihm zufolge resultiert die Genese sozialer Kämpfe maßgeblich aus den affektiven Reaktionen gegenüber Missachtungserfahrungen.

Tom Uhlig ist Student der Psychologie an der Universität Frankfurt/M.

Zeit und Ort

Samstag, 17. August 2013, um 19 Uhr,
im Jugendclub Heckerdamm 210, 13627 Berlin

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Forum Kritische Psychologie 57

Lehren
Lernen
Aufklärung

Inhalt

Editorial

Morus Markard
Nachruf auf Christof Zirkel (30.07.1965 – 11.09.2012)

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Gisela Ulmann
Piaget verstehen – und re-interpretieren

Frigga Haug
Lernen lehren und Lehren lernen

Ute Osterkamp
Was heißt Aufklärung? Einwurf zu Frigga Haugs „Lernen lehren und Lehren lernen“

Gisela Ulmann
Wie lehren, damit gelernt wird?

Santiago Vollmer
Lehren, Lernen, Erziehen: Ein Gespräch mit Gisela Ulmann und Morus Markard über Problemfelder und Erfahrungen in der Kritischen Psychologie

Uwe Hirschfeld
Fragmentierter Alltagsverstand und die Herausforderung „kritischer Lehre“

Lorenz Huck
Lernen Kinder (immer) trotz des Lehrers?

Wolfgang Maiers
„Lernen“ – erklärungsmächtiges Konzept oder leeres Versprechen der Psychologie?

Teemu Suorsa, Antti Rantanen, Matleena Mäenpää und Hannu Soini
Zur Perspektive einer subjektwissenschaftlichen Beratungsforschung

Peter Keiler
„Aneignung“: historisch-kritische Analyse eines pädagogisch-psychologischen Topos

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Autorinnen und Autoren

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Drogenkonsum als begründete Handlung

Christoph Vandreier

vandreier-drogenkonsumProblematischer Drogenkonsum wird nach wie vor häufig als „Krankheit“ oder „Sucht“ aufgefasst, deren Ursachen vor allem im einzelnen Individuum zu suchen sind. Der Autor entwirft demgegenüber ein Verständnis von Drogenkonsum als begründeter Handlung. Damit wird der Blick weg von individuellen Defiziten auf die problematischen Bedingungen gelenkt, die dem Konsum zugrunde liegen. In fünf Portraits nähert sich der Autor den Lebensbedingungen der Betroffenen und zeigt, wie sie mit dem Konsum von Drogen verknüpft sind. Dabei werden problematische gesellschaftliche Strukturen herausgearbeitet, in denen der Gebrauch psychoaktiver Substanzen verständlich und sinnvoll erscheinen kann. Der veränderte Blick auf die eigene Problemlage wird ebenso beschrieben, wie alternative Umgangsweisen. Einzigartig im Bereich der Drogenarbeit ist die enge Zusammenarbeit mit den Betroffenen bei der Erstellung der Portraits. Indem sie in alle Schritte der Arbeit eingebunden waren, sie kritisieren und verändern konnten, entstand ein authentisches und sensibles Bild ihrer Probleme, das auch gleich wieder in der Praxis erprobt werden konnte. Das Ergebnis ist nicht nur eine lohnende Lektüre für alle professionellen Drogenhelfer, sondern kann auch Betroffenen und Angehörigen neue Perspektiven eröffnen.

Christoph Vandreier ist Gründungsvorsitzender des Subjektorientierte Drogenhilfe e.V. und arbeitete in verschiedenen abstinenz- wie akzeptanzorientierten Projekten der Drogenhilfe. 2012 promovierte er an der FU Berlin zum Thema „Drogenkonsum als begründete Handlung“.

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Bericht: Ferienuniversität Kritische Psychologie – Reflexionen über die Entfremdung von Theorie und Praxis

Veröffentlicht in: Forum Gemeindepsychologie, Jg. 18 (2013), Ausgabe 1, Schwerpunkt: Psychologisierung und Medizinisierung in der Gesundheitsversorgung. Verfügbar über: Christian Küpper et al in FGP 2013

Christian Küpper, Grete Erckmann, Felicitas Karimi & Leonie Knebel

Vom 11.-15. September 2012 fand die 8. Ferienuniversität Kritische Psychologie „Subjektivität in der Krise?“ an der Freien Universität Berlin (FU) statt. Über 90 Veranstaltungen gruppierten sich um die drei Themenblöcke „Kritische Praxis“, „Kritische Wissenschaft“ und „Gesellschaftskritik: Arbeiten und Leben im Neoliberalismus“, die ergänzt wurden von thematisch vielfältigen Einführungsworkshops in die Kritische Psychologie. Organisiert wurde die Ferienuniversität von einem autonomen Arbeitskreis, bestehend aus Studierenden, WissenschaftlerInnen sowie PraktikerInnen der Psychologie und angrenzender Wissenschaftsbereiche. Die über 750 Teilnehmenden der Ferienuniversität sind Ausdruck einer kollektiven Suche nach einer kritischen, sozialverantwortlichen und gesellschaftstheoretisch informierten Perspektive auf psychologische Problemfelder. Da die Überwindung aller Verhältnisse, „in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“ (Marx), noch immer nicht gelungen ist, steht, so die OrganisatorInnen, die Weiterentwicklung einer emanzipatorisch intendierten und praktisch eingreifenden Psychologie auf der Agenda. In Anbetracht des allgemeinen Trends der Verdrängung kritischer Ansätze aus psychologischer Wissenschaft und Praxis war es daher erklärtes Ziel, eine kritische Gegenuniversität zu schaffen. Die Veranstaltungen des Themenblockes „Kritische Praxis“, auf die sich die anschließende Darstellung konzentriert, stellten im Besonderen ein Bemühen dar, einer unreflektierten Klinischen Psychologie in Wissenschaft und Praxis etwas entgegenzustellen. Lesen extern fortsetzen →

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Anstieg „depressiver Störungen“ im neoliberalen Kapitalismus? Kritisch-psychologische Anmerkungen zu Methode und Ergebnissen der Depressionsforschung

Veröffentlicht in: Forum Gemeindepsychologie, Jg. 18 (2013), Ausgabe 1, Schwerpunkt: Psychologisierung und Medizinisierung in der Gesundheitsversorgung. Verfügbar über: Leonie Knebel in FGP 2013

Leonie Knebel

Zusammenfassung

Vor dem Hintergrund ungelöster methodischer und definitorischer Probleme wird die Debatte um die Zunahme depressiver Störungen kritisch beleuchtet. Befunde aus der Epidemiologie und arbeitsbezogenen Stressforschung legen einen Zusammenhang zwischen einzelnen Faktoren (z.B. prekäre Beschäftigung) der allgemeinen gesellschaftlichen Umstrukturierung und einer Zunahme und Präsenz depressiver Symptome nahe, ohne die komplexen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte selbst zu analysieren. Die Studie von Alain Ehrenberg nähert sich der Depression auf eine historische und diskursanalytische Art. Damit kann sie längerfristige Veränderungen hegemonialer psychiatrischer und gesellschaftlicher Denkweisen und deren Einfluss auf die Subjektivität nachzeichnen, die Analyse jedoch hängt an einigen Stellen mangels einer eigentlichen Gesellschaftstheorie des neoliberalen Kapitalismus in der Luft. In Auseinandersetzung mit den genannten Befunden und Theorien werden Überlegungen zu einem kritisch-psychologischen Verständnis und einer Prävention depressiver Zustände angestellt.

Schüsselwörter: Prekarisierung, Depression, Kritische Psychologie, Neoliberalismus, Stressforschung, das erschöpfte Selbst

Summary

Increase in „Depressive Disorders“ in Neoliberal Capitalism? Critical-Psychological Considerations on Methods and Findings in the Research on Depression

The debate on the increase in depressive disorders is critically engaged with in light of unresolved methodological and conceptual problems. Findings from research on epidemiology and work-related stress suggest a causal relationship between individual aspects of general societal restructuring (such as precarious employment) and an increase in and presence of symptoms of depression. However, they do so without analyzing the complex developments and shifts of recent decades themselves. Alain Ehrenberg’s study approaches depression through a historical-philosophical and discourse-analytical lens. Thus Ehrenberg is able to identify and reconstruct long-term shifts in the hegemonic psychiatric and societal way of thought and its impact on subjectivity. Due to the lack of an actual social theory of neoliberal capitalism, Ehrenberg’s analysis is, in many respects, hanging in the air. In critical engagement with the aforementioned research findings and theories, considerations are developed towards a critical-psychological conceptualization and prevention of depression.

Key words: precarization, depression, Critical Psychology, neoliberalism, stress research, The Fatigue of Being Oneself

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Soziale Arbeit

Reihe: texte kritische psychologie

Ulrike Eichinger & Klaus Weber (Hrsg.)

eichinger-weber_soziale-arbeitDie Kritische Psychologie bezieht Position für emanzipatorische gesellschaftliche Veründerungen und gegen eine herrschaftsförmige Praxis, die über Subjekte spricht statt mit ihnen. Diesem Band geht es um die Schärfung kritischer Selbstverständnisse in der Sozialen Arbeit. Er enthält gesellschaftsanalytische Beiträge u.a. zu Individualisierungstendenzen, widersprüchlichen gesellschaftlichen Anforderungen sowie Kapitalismus als Rahmenbedingung Sozialer Arbeit. Behandelt werden aktuelle Theoriestränge und Methoden der Sozialen Arbeit: die Herausforderungen Lebensweltbezogener Sozialer Arbeit, die Paradigmenvielfalt in der Sozialen Arbeit, politische Bildung, die Leerstellen von bewältigungs- und ressourcenorientierten Ansätzen und die Kritische Psychologie als Vermittlungstheorie.

Außerdem: Praxisforschung und -entwicklung anhand konkreter Themen wie individuelle Hilfeplanung, kritische NutzerInnenforschung und Interessensvertretung in der Sozialen Arbeit.

Das Buch ist beim Argument-Verlag erschienen und kann dort auch für 9,90 Euro bestellt werden.

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Das Rätsel des Unbewussten

Annäherungen aus kritisch-psychologischer Perspektive

Diskussionsveranstaltung der GsFP mit Christian Küpper

Zeit: Freitag, 14. Juni 2013, 19 Uhr.
Ort: Silberlaube der FU Berlin, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin, Raum KL 24/222

In der gesellschaftlichen Rede über das Unbewusste verschaffen sich vielfältigste Phantasien Geltung. Zwischen Mythologisierung und Leugnung drängen schillernde Begriffe wie Geheimnis, Tabu, das Fremde, Sehnsucht und Angst an die Oberfläche und konstituieren einen überdeterminierten Bedeutungsraum. Dies lässt selbstverständlich auch emanzipatorisch intendierte Einlassungen nicht unberührt. Deren Motivation gründet im Wesentlichen in zwei Phänomenen: Ausgehend von der Kritik gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse wird einerseits gefragt, wie Einzelne in diese Verhältnisse eingebunden sind, wie sie sich mit diesen arrangieren, diesen gar ihre scheinbar vorbehaltlose Zustimmung erteilen. Von Interesse ist hier insbesondere die auf Verinnerlichungsprozesse von Herrschaft rekurrierende Beantwortungsperspektive, die ein je nach theoretischer Provenienz ausbuchstabiertes Konzept des Unbewussten bemüht. Andererseits rückt ein wie auch immer bestimmtes Unbewusstes ins Zentrum der Aufmerksamkeit in Anbetracht der verschiedenen Ausdrucksformen psychischen Leidens der Einzelnen.

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