Supervision – über die Verhältnisse reflektieren und in ihnen handeln

Artikel von Stefan Busse in Forum Kritische Psychologie 52 (2008).

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Zusammenfassung

Supervision als reflexives und aufklärendes Verfahren hat das Ziel Handlungsfähigkeit im beruflichen resp. professionellen Handeln zu sichern. Mit Bezug auf die realen Widersprüche der Arbeitswelt wird dies immer prekärer. Eine kurze Rekonstruktion ihrer Geschichte zeigt, wie sich die eigenen reflexiven Horizonte erweitert haben – durch ihre Professionalisierung aber auch durch die Veränderung kontextueller gesellschaftlicher Bedingungen, die ein „Mehr“ an Reflexion einforderten. Zudem hat sich Supervision aus pragmatischen und Gründen der Marktpräsens anderen Feldern und konkurrierenden Beratungsformaten gegenüber (Organisationsentwicklung, Coaching) auch im Profitbereich geöffnet. Gegenwärtig ist Supervision (genauer der Supervisionsdiskurs) zwischen Aneignung und Abwehr dieser Erweiterungen verfangen. Das kann mitunter „Supervision unter eingeschränkter Reflexion“, „Supervision als reflektierter Handlungsverzicht“ und „Supervision als Reflexions- und Handlungsgrenze“ bedeuten, wie anhand von drei Fallvignetten gezeigt wird.

Summary: Supervision – reflecting on societal conditions and acting in them

As a reflective and clarifying process, supervision has the aim of enabling people to manage their professional and work situation. In face of the real contradictions in the working world, this is becoming increasing difficult. Briefly reconstructing the history of supervision shows how its own reflexive horizons have broadened, both due to its professionalisation and changes in societal conditions that demand greater reflection. In addition, for pragmatic reasons and because of the competing consulting available on the market in other areas (organisational development, coaching), supervision has become wider by taking on board similar profit-related concerns. At present, supervision (or more precisely, the supervision discourse) is caught between adopting those approaches and setting itself off against them. Three case studies illustrate the approaches of „supervision with limited reflection“, „supervision as reflected abstention from action“ and „supervision as a limit to reflection and action“.

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Unvollendete Transformationen: Widerstreitende Zugehörigkeiten, aufbrechende Geschlechterverhältnisse, Stadt-Land-Beziehungen. Arbeitsalltag in einem europäischen transnationalen Unternehmen in Mexiko

Artikel von Nora Räthzel, Diana Mulinari, Aina Tollefsen, Irene Molina und Paula Mählck in Forum Kritische Psychologie 52 (2008).

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Zusammenfassung

Die Autorinnen stellen die Einbettung eines transnationalen Unternehmens in die lokale Politik und Ökonomie dar und analysieren Formen der Konstituierung und Selbst-Konstituierung der Arbeitenden: Integrationsstrategien von oben, die Familientraditionen in Dienst nehmen und sie gleichzeitig zu europäisieren suchen, der Widerspruch von Produzentenstolz und Ausbeutungserfahrung, das Erodieren geschlechtsspezifischer Machtverhältnisse und die Ausnutzung weiblicher Arbeiterinnen zur Disziplinierung männlicher Arbeiter. Die neuen Formen der Arbeitsorganisation und die Verknüpfung von despotischen und hegemonialen Unternehmensstrategien diskutieren die Autorinnen als Neo-Taylorismus ohne Taylorismus.

Summary: Uncompleted transformations: fractured belongings, shifting gender relations, and urban-rural ambiguities within the workforce of a European transnational corporation in Mexico.

The authors present the insertion of a transnational corporation into the local economy and political landscape and analyse forms in which workers are constituted and constitute themselves: Strategies of integration from above use traditional family forms and try at the same time to Europeanise them, the contradiction between producer’s pride the experience of exploitation, the erosion of gender specific power relations and the usage of female workers to discipline male workers. New forms of work organisation and the combination of despotic and hegemonic strategies of the corporation are presented as Neo-Taylorism without Taylorism.

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Soziale Selbstverständigung als subjektwissenschaftliches Erkenntnisinteresse

Artikel von Ute Osterkamp in Forum Kritische Psychologie 52 (2008).

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Zusammenfassung

Im Artikel geht es um die zentrale Bedeutung des Begriffs „soziale Selbstverständigung“ für die Entwicklung einer Psychologie vom Subjektstandpunkt. Da eine wesentliche Behinderung sozialer Verständigung in der üblichen Praxis besteht, die Begründetheit der Sichtweisen anderer in Frage zu stellen, sobald deren Anerkennung die Überprüfung der Prämissen eigener Denk- und Handlungsweisen erfordern würde, wird im zweiten Teil der Begründungsdiskurs als Medium einer Psychologie vom Subjektstandpunkt skizziert. Im dritten Teil wird die „Abwehr“ aller Erkenntnisse, die zur Überprüfung der Prämissen eigenen Handels nötigen, als ein wesentliches subjektwissenschaftliches Konzept betont. Im letzten Teil wird die Gefahr konkretisiert, auf das Denken vom Standpunkt außerhalb zurückzufallen, sobald man von der Einbezogenheit eigenen Handelns in die zu überwindende Realität absieht.

Summary: Social self-understanding as the subject science interest in knowledge

This article considers the central significance of the term „social self-understanding“ in developing a psychology from the subject standpoint. Since a main obstacle to social understanding in normal practice consists in facing up to the consequences of accepting the groundedness of the other’s perspective when such an acknowledgement requires re-thinking the premises of one’s own thought and actions, the second section outlines the reason discourse as the medium of a psychology from the subject science perspective. The third section underlines the key subject science role played by the concept of the „rejection“ of all insights that could force one to reconsider the premises underlying one’s own actions. The final section concretises the danger of falling back into external standpoint thinking as soon as one ignores the involvement of one’s own actions in the reality that needs to be overcome.

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Die Gegenwart der Lager

Zur Mikrophysik der Herrschaft in der deutschen Flüchtlingspolitik

von Tobias Pieper

„AsylsuchDie Gegenwart der Lager.ende, de facto Flüchtlinge und geduldete MigrantInnen werden seit 1982 in lagerähnlichen Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, die dezentral über das Bundesgebiet verteilt liegen. Dieses System wird als dezentrales halboffenes Lagersystem gefasst, der Lagerbegriff kritisch diskutiert (Agamben, Goffman, Herbert). Die Einwanderungsgeschichte in die Bundesrepublik Deutschland wird unter dem Gesichtspunkt der Lagerinstallation seit 1945 aufgerollt. Derzeit sind immer noch über 100.000 Menschen davon betroffenen, mit dem „Zuwanderungsgesetz“ wurden Ausreiseeinrichtungen (Ausreisezentren/Abschiebelager) zur Forcierung „freiwilliger“ Ausreisen als neue Lagerform kodifiziert. Der Einschluss der MigrantInnen in der gesellschaftlichen Exklusion findet weitgehend hinter dem Rücken einer kritischen Öffentlichkeit statt. Lesen fortsetzen

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Kategorialanalyse und Aktualempirie. Eine kritische Bemerkung zu Klaus Holzkamps Grundlegung der Psychologie

Veröffentlicht in: Journal für Psychologie Jg. 16 (2008), Ausgabe 2: Holzkamps Grundlegung der Psychologie. Nach 25 Jahren. Verfügbar über: Michael Zander in JfG 2008

Michael Zander

Zusammenfassung

Der Aufsatz thematisiert die Kategorialanalyse als empirisches Verfahren zur Konzipierung psychologischer Grundbegriffe. Es wird gezeigt, dass die in der Grundlegung der Psychologie vertretene Auffassung, Kategorien seien ausschließlich historisch-empirisch fundierbar, nicht zu halten ist; vielmehr kann Aktualempirie in die Kategorialanalyse eingehen. Abschließend wird gefragt, was dies für das Profil der Kritischen Psychologie heißt.

Schüsselwörter: Kategorien, Einzeltheorien, historische und Aktualempirie, Vorbegriffe

Summary

The article is concerned with the concept of categorial analysis as an empirical method for the conceptualization of the fundamental terms of psychology. It is shown that Holzkamp`s notion, that categories can exclusively be founded by means of historic empiricism, is indefensible; in fact it is possible that actual empiricism becomes part of the categorical analysis. Finally, the article will raise the question about the consequences of this theoretical shift for the Critical Psychology itself.

Keywords: psychological categories, single theories, historic and actual empiricism, pre-terms

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Überlegungen zur Konstruktion des beruflichen Selbstverständnisses einer Kritischen Psychologin

Veröffentlicht in: Journal für Psychologie Jg. 16 (2008), Ausgabe 2: Holzkamps Grundlegung der Psychologie. Nach 25 Jahren. Verfügbar über: Sylvia Siegel in JfP 2008

Sylvia Siegel

Zusammenfassung

Die Autorin, die in freier Praxis als Therapeutin, Supervisorin und Dozentin arbeitet, orientiert sich an vier Dimensionen, um ihr berufliches Selbstverständnis als Kritische Psychologin unter postmodernen Bedingungen zu verdeutlichen. 1. Relevanz der Kritischen Psychologie für ihr Arbeitsfeld. Diese sieht sie unter Rückgriff auf das gesellschaftlich konstituierte Subjekt als gegeben an. 2. Bruchstückhafter Transfer der Kritischen Psychologie in die Praxis. 3. Integration kritisch-psychologischen Denkens in ihr Arbeitsfeld, was sie theoretisch unter Bezugnahme auf kritisch-psychologische Denkfiguren und integrative Beratungsmodelle begründet. 4. Kommunikative Transferleistungen zwischen den Denk- und Sprachkulturen der Kritischen Psychologie und denjenigen ihrer Klientel als soziale Interaktionskomponenten.

An einem Praxisbeispiel skizziert die Autorin, wie Kritische Psychologie als Baustein in einer integrativen Beratungsform effizient ist.

Schüsselwörter: berufliches Selbstverständnis, Identität, Beratung, Theorie-Praxis-Transfer

Summary

The author, who is working as a therapist, supervisor, and lecturer, focusses on four dimensions to explicate her professional self awareness in a post-modern society: 1. The relevance of Critical Psychology for her field of work, which she considers to be a given for the socially constituted subject. 2. The fragmented transfer of Critical Psychology to practical work. 3. The integration of Critical Psychology in her field of work, which she explains on a theoretical level by using theoretical concepts of Critical Psychology, as well as integrative counselling models. 4. She points out the meaning of communicative transmission between the cultures of thinking and the language of Critical Psychology and those of her clients as components of social interaction. Using a case example, the author points out how Critical Psychology can be used as an efficient part of an integrative counselling setting.

Keywords: professional self awareness, identity, counselling, theory-praxis- transfer

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Kritische Psychologie im Neoliberalismus

Veröffentlicht in: Journal für Psychologie Jg. 16 (2008), Ausgabe 2: Holzkamps Grundlegung der Psychologie. Nach 25 Jahren. Verfügbar über: Christina Kaindl in JfP 2008

Christina Kaindl

Zusammenfassung

Die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse, die neoliberal-kapitalistischen Strategien der Verwertung und In-Wert-Setzung greifen auf eine neue Weise auf die Subjekte zu, mobilisieren sie, versprechen ihnen Freiheit und Selbstbestimmung, binden sie andererseits enger an die Notwendigkeiten des Marktes. In dieser Diagnose sind sich fast alle einig, die zur Frage der neuen Subjektivitäten im Neoliberalismus arbeiten. Strittig allerdings ist, wie diese neue Aufmerksamkeit fürs Subjekt theoretisch so begriffen werden kann, dass die Theoriesprache selber nicht die Subjekte unter der Hand zu bloßen Effekten der gesellschaftlichen Anforderungen macht. Das Zueinander von gesellschaftlicher Bestimmtheit und subjektiver Bestimmung, die Widersprüche, durch die die gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmt sind, müssen sichtbar und denkbar werden.

Im Folgenden soll untersucht werden, inwieweit die in der Grundlegung der Psychologie systematisierten Denkmittel der Kritischen Psychologie eine Analyse dieser gesellschaftlichen Veränderungen ermöglichen. Kontrastiert werden soll diese Fragestellung mit dem Ansatz der Gouvernementalitätstheorien, die unter Bezug auf Foucault ebenfalls Analysen neuer Subjektanforderungen vorgelegt haben.

Schüsselwörter: Neoliberalismus, Kritische Psychologie, Gouvernementalität, Soziologie der Emotionen, neue Steuerungsmodelle in der Arbeit, Lacan-Kritik, Holzkamp, Gramsci

Summary

The new models of work ethics and management concepts pose new demands on the subjects, that are referred to as »self-governing« by the governementality studies. They liberate them from fordistic boundaries but are market-mediated and often quickly turn out to be coercive. To analyze both aspects a theory of the subject is needed, that differentiates between societal demands on the one hand and how they are realized or declined by the acting subjects on the other. The article shows that there are some shortcomings within the governementality studies regarding this differentiation (due to the subjectivity-concept taken from Lacan) as well as in framing the management concepts within the demands of the new, neoliberal mode of production and patterns of living (Gramsci) that are fought for – from above and below, within work, concepts of the wellfare state and everyday culture. Referring to the Berlin school of Critical Psychology the article shows how these demands are brought forward by mobilization of emotions and discusses this as a new form of »restrictive action potency«. By doing so it aims to modernize the Critical Psychology to meet the new forms of neoliberal domination and action potency.

Keywords: Critical Psychology, Holzkamp, neoliberal mode of production and patterns of living, governementality studies, sociology of emotions, Lacan-critique, Gramsci

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Vier halbe für die Kritische Psychologie

Veröffentlicht in: „Abstrakt negiert ist halb kapiert“. Beiträge zur marxistischen Subjektwissenschaft – Morus Markard zum 60. Geburtstag. Herausgegeben von Lorenz Huck, Christina Kaindl, Vanessa Lux, Thomas Pappritz, Katrin Reimer und Michael Zander. Marburg: BdWi-Verlag, 2008, 387-390. Verfügbar über: Festschrift für Morus Markard

Morus Markard

Download: Morus Markard (2000, Nachdruck) in Festschrift für Morus_Markard

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Handlungsfähigkeit als psychischer Konflikt. Vorschlag eines Forschungs-Leitfadens

Veröffentlicht in: „Abstrakt negiert ist halb kapiert“. Beiträge zur marxistischen Subjektwissenschaft – Morus Markard zum 60. Geburtstag. Herausgegeben von Lorenz Huck, Christina Kaindl, Vanessa Lux, Thomas Pappritz, Katrin Reimer und Michael Zander. Marburg: BdWi-Verlag, 2008, 369-383. Verfügbar über: Festschrift für Morus Markard

Michael Zander & Thomas Pappritz

Download: Michael Zander & Thomas Pappritz in Festschrift für Morus_Markard

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Alles typisch? Typus, Typologie, Typen der Verallgemeinerung, empirische Typenbildung und typische Möglichkeitsräume

Veröffentlicht in: „Abstrakt negiert ist halb kapiert“. Beiträge zur marxistischen Subjektwissenschaft – Morus Markard zum 60. Geburtstag. Herausgegeben von Lorenz Huck, Christina Kaindl, Vanessa Lux, Thomas Pappritz, Katrin Reimer und Michael Zander. Marburg: BdWi-Verlag, 2008, 349-368. Verfügbar über: Festschrift für Morus Markard

Johannes Geffers

Download: Johannes Geffers in Festschrift für Morus_Markard

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