Kooperatives Lernen – ein Neuansatz in der Lernforschung?

Artikel von Josef Held in Forum Kritische Psychologie 38 (1997).

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Zusammenfassung

Die psychologische Forschung zu Kooperation und kooperativem Lernen ist in besonderer Weise in gesellschaftliche Entwicklungen eingebunden. Mit der Auflösung der Sowjetunion scheint nicht nur das Kollektivkonzept, sondern auch das bisherige westliche Kooperationskonzept in Frage gestellt. Die kooperative Lernforschung spiegelt ein gesellschaftliches Dilemma wider. Kooperation wird im gesellschaftlichen Wandel immer notwendiger und gleichzeitig immer unmöglicher. Allgemeiner, „das Soziale“ wird als Subjektivität für die gesellschaftliche Entwicklung immer entscheidender und gleichzeitig immer weniger realisierbar. Ein Paradigmenwechsel scheint nicht nur für die Kooperationsforschung, sondern auch für das Verständnis von Kooperation nötig.

Summary: Cooperative learning – a new approach to learning research?

The psychological research on cooperation and cooperative learning is involved in societal developments in particular ways. The collapse of the Soviet Union seems to have raised doubts not only about the concept of the collective, but also about the hitherto prevailing Western concept of cooperation. The research an cooperative learning reflects a societal dilemma. In the ongoing societal change cooperation becomes increasingly necessary and, at the same time, increasingly impossible. Put in more general terms, „the social dimension“ becomes increasingly significant and, at the same time, increasingly unrealisable as subjectivity for societal development. A change of paradigm seems necessary not only for the research on cooperation, but also for our understanding of it.

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Forum Kritische Psychologie 37

Sexueller Mißbrauch II: Diskussion

Inhalt

Editorial

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Frigga Haug
Neoliberalismus und sexuelle Deregulierung – Was ist eigentlich sexueller Mißbrauch?

Margret Hauch
„Täterpersönlichkeit“ – verzweifelt gesucht. Überlegungen zur gesellschafts- und geschlechterpolitischen Funktion der Frage nach der Täterpersönlichkeit

Frigga Haug
Sexualität und Macht. Nützliche Lehren von Michel Foucault für die Debatte um sexuellen Mißbrauch

Hannelore Drümmer
Eine Soziologie für Frauen. Methodische Exkurse zu Dorothy Smith

Diskussion

Klaus Holzkamp
Brief zu Frigga Haugs Aufsatz im „Forum Kritische Psychologie“ 33

Morus Markard
Sexueller Mißbrauch: Erfahrung, Parteilichkeit und intersubjektive Verständigung – Diskurse, Fallen, Bedeutungsverschiebungen. Kritik am „Forum Kritische Psychologie“ 33

Gisela Ulmann
Mißhandlung als Tatbestand oder subjektive Erfahrung? Die neuen Rechte der Machtlosen gegenüber den Mächtigeren

Christina Kaindl
Zur Kritik persönlichkeitstheoretischer und diagnostischer Konzepte von „Wildwasser“

Erich Wulff
Sind wir alle Kinderschänder?

Ulrike Diedrich
Schwierigkeiten von Standpunktfindung (Leserinnenbrief)

Ute Osterkamp
„Mißbrauch“ ohne Ende? Oder: Vom Mißbrauch des „Mißbrauchs“ des „Mißbrauchs“. Thesen zur laufenden Diskussion

Rezension

Nadja Katsch
Gitti Hentschel (Hg.): Skandal und Alltag: Sexueller Mißbrauch und Gegenstrategien

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Autorinnen und Autoren

 

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„Mißbrauch“ ohne Ende? Oder: Vom Mißbrauch des „Mißbrauchs“ des „Mißbrauchs“. Thesen zur laufenden Diskussion

Artikel von Ute Osterkamp in Forum Kritische Psychologie 37 (1997).

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Zusammenfassung

Es geht in diesem Artikel im wesentlichen um die Rationalität der scheinbar irrationalen feministischen These, daß den Mädchen und Frauen, die behaupten, „mißbraucht“ worden zu sein, zu glauben sei. Dabei wird – unter Bezug auf die Erfahrungen der „Überlebenden“ des Faschismus – die subjektive Bedeutung der Veröffentlichung des Leidens herausgehoben. Zugleich werden einige der gesellschaftlichen Mechanismen diskutiert, mit denen die Versprachlichung subjektiver Leidenserfahrungen weitgehend verhindert wird. Es wird die These vertreten, daß zu diesen Behinderungen u.a. auch die Verschiebung des Problems auf die juristische Dimension sowie die „wissenschaftliche“ Überprüfung des Realitätsgehalts der Leidenserfahrungen gehören.

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Sind wir alle Kinderschänder?

Artikel von Erich Wulff in Forum Kritische Psychologie 37 (1997).

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Zusammenfassung

Der Aufsatz wendet sich gegen die Konstruktion des kinderschändenden Vaters als Emanation des Bösen schlechthin, gegen leichtfertige Anschuldigungen aufgrund von zirkelschlüssigen „Beweisen“, gegen eine Koalition von puritanisch-protestantischem Fundamentalismus und radikal männerfeindlichem Feminismus. Die Forderung, man müsse Frauen und Kindern, die über Mißbrauch durch ihre Väter berichten, „hundertprozentig“ glauben, wird einer differenzierenden Kritik unterworfen.

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Zur Kritik persönlichkeitstheoretischer und diagnostischer Konzepte von „Wildwasser“

Artikel von Christina Kaindl in Forum Kritische Psychologie 37 (1997).

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Zusammenfassung

Die Autorin geht anhand der Veröffentlichungen von „Wildwasser“ deren persönlichkeitstheoretischen, diagnostischen, psychologisch-politischen Vorstellungen nach und versucht, problematische Vereindeutigungen und Verkürzungen aufzuweisen. Dabei werden Konzepte wie „Signale für den sexuellen Mißbrauch“, „Parteilichkeit“, das „innere Kind“ und der Zusammenhang von patriarchalischer Gesellschaft und individuellem Handeln kritisch diskutiert, und es wird gezeigt, warum sie den Widersprüchlichkeiten und Mehrdeutigkeiten der Realität nicht gerecht werden (können).

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Mißhandlung als Tatbestand oder subjektive Erfahrung? Die neuen Rechte der Machtlosen gegenüber den Mächtigeren

Artikel von Gisela Ulmann in Forum Kritische Psychologie 37 (1997).

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Zusammenfassung

Der Autorin geht es darum, herauszustellen, daß im Zusammenhang mit der Diskussion um „sexuellen Mißbrauch“ Kindern Rechte zugestanden werden, die ihnen bezüglich anderer als sexueller Mißhandlungen verwehrt werden – wobei die ihnen gesetzlich gegebenen (neuen) Rechte kaum thematisiert werden. Mögliche Folgen und (psychischer) Schaden (un)zureichender Aufklärung werden erörtert.

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Sexueller Mißbrauch: Erfahrung, Parteilichkeit und intersubjektive Verständigung – Diskurse, Fallen, Bedeutungsverschiebungen. Kritik am „Forum Kritische Psychologie“ 33

Artikel von Morus Markard in Forum Kritische Psychologie 37 (1997).

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Zusammenfassung

Methodische (darunter auch statistische), psychologisch begriffliche und diagnostische, juristische und gesellschaftspolitische Aspekte sexuellen Mißbrauchs werden in ihrer jeweiligen Eigenart und gesellschaftlichen wie wissenschaftlichen Umstrittenheit expliziert, d.h. auch analytisch getrennt, damit ihr real-widersprüchlicher Zusammenhang gegenüber problematischen Kontaminationen zur Geltung gebracht werden kann. Die methodische und inhaltliche Bedeutung (und situativ-argumentative Bedeutungsverschiebungen im Forum Kritische Psychologie 33) von Begriffen wie Subjektivität, Erfahrung, Erkenntnis und Parteilichkeit und deren Relevanz für eine Praxis im Interesse der von Mißbrauch Betroffenen werden reflektiert.

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