Morus Markard zum 75. Geburtstag
Veröffentlicht in: Psychologie, Kritik, Utopie. Morus Markard zum 75. Geburstag. Forum Wissenschaft, (4/2022). Michael Zander in Forum Wissenschaft
Michael Zander
Veröffentlicht in: Psychologie, Kritik, Utopie. Morus Markard zum 75. Geburstag. Forum Wissenschaft, (4/2022). Michael Zander in Forum Wissenschaft
Michael Zander
Ort: KulturKiezKneipe Laika, Emser Straße 131, S+U Neukölln
Freitag, 09. Dezember, 18:30 Uhr, Einlass ab 18:00 Uhr
via livestream: https://youtu.be/K0X6nZPja3U
In diesem Werkstattgespräch werden Einblicke in die zentralen Ergebnisse kommunikativ validierter Dossiers von acht Forschungspartnerinnen gegeben, die sich für Schwangerschaftsabbrüche entschieden haben.
Wie werden die Erfahrungen der Abbruchsbedingungen beschrieben? Welche Erfahrungen werden mit dem Fachpersonal berichtet und welche Veränderungswünsche geäußert? Was wollten die Forschungspartnerinnen selbst zum Thema des Schwangerschaftsabbruchs anmerken?
Diese und weitere Aspekte sind Teil der Masterarbeit zu Perspektiven von Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden haben, die am 9. Dezember Gegenstand des Werkstattgesprächs sein wird.
Liina Beckers hat ihren Psychologie-Master in Klagenfurt/Celovec absolviert und in ihrer Masterarbeit qualitativ zu Schwangerschaftsabbrüchen geforscht.
Das Buch Psychology, Subjectivity, and Society – An Introduction to German Critical Psychology des Kanadiers Charles W. Tolman galt lange als Geheimtipp, um einen guten Überblick über die Entstehung und inhaltlichen Grundzüge der Kritischen Psychologie zu bekommen. Bereits 1994 erschienen hat es ein Übersetzungsteam jetzt ins Deutsche übertragen. Neben Markards Einführung und Meretz‘ Grundlegung lesen liegt damit nun ein dritter Einstieg vor, und dieser ist „ein Dokument von eigenem Wert“, wie Wolfgang Maiers in seinem Geleitwort schreibt. Dieser besondere Wert findet sich vor allem in der ersten Hälfte des Buches. Hier rekonstruiert Tolman ausführlich die Entstehungsgeschichte der Kritischen Psychologie – in zwei Hinsichten: einerseits als lebendige Geschichte der 1968er Studierendenbewegung an der FU Berlin als intellektueller Humus für die Herausbildung einer marxistisch fundierten Psychologie; andererseits als Kritik an den philosophischen und gesellschaftstheoretischen Grundlagen der bürgerlichen Psychologie und den Konsequenzen für eine neu zu entwickelnde kritische Psychologie, die schließlich Kritische Psychologie wurde. Ihre Grundzüge werden in komprimierter Form in der zweiten Hälfte des Buches dargestellt.
Wer die Genese der Kritischen Psychologie verstehen möchte, dem sei das Buch von Charles Tolman wärmstens empfohlen. Es ist als Druckwerk beim Argument-Verlag erhältlich oder hier als freier PDF-Download – ermöglicht durch eine Spendenkampagne der Community.
Ort: KulturKiezKneipe Laika, Emser Straße 131, S+U Neukölln
Freitag, 11. November, 18:30 Uhr, Einlass ab 18:00 Uhr
Vortrag online verfügbar: https://www.youtube.com/watch?v=7e8qfdI7FVw
Referent: Wolfgang Maiers
Seit etwa zehn Jahren ist das in anderen Wissenschaften schon länger erörterte Problem einer überzufälligen Nichtreplizierbarkeit von Experimental- und Korrelationsstudien auch in unserer Disziplin angekommen und führt in ihrem Mainstream weit- und weiterhin zu erheblicher Beunruhigung. Diese Verunsicherung ist gut begreiflich, da die Anomalie die dort für gültig erachteten methodologischen Grundvoraussetzungen und Gütekriterien empirischen Forschens infrage stellt. Die weitgehende Fokussierung der kritischen Diskussion auf Methodenfragen und der hierbei vielfach beschworene Ausweg, über eine weitere Erhöhung methodischer Strenge unzweideutige empirische Daten zu sichern, gibt Anlass zur Annahme, dass der tiefere Grund für die Nonreplikabilität verkannt wird: nämlich die fehlgeleitete Orientierung einer (vorgeblich) objektiven Forschungsweise, die die Komplexität menschlichen Lebens und Erlebens recht eigentlich als Hauptquelle von Störfaktoren verdächtigt, die im Interesse der Überprüfung empirisch-experimenteller Hypothesen ausgeschaltet oder neutralisiert werden müssen. So betrachtet belegten die Replikationsprobleme einmal mehr, dass die notorische Verkehrung in der traditionell-psychologischen Bestimmung des Verhältnisses von Gegenstand und Methode kraft der nicht hintergehbaren Wesenszüge menschlicher Inter-/Subjektivität nicht funktionieren kann. In diesem Sinne manifestiert die aktuelle psychologische Replikationskrise das Scheitern einer „subjektlosen Psychologie“, das im Laufe der Psychologiegeschichte in wiederkehrenden Krisen-Diskussionen thematisiert wurde – so auch in der Kritik der 1970er Jahre am Szientismus der sog. „nomologischen Psychologie“. Bei der Suche nach Auswegen rückte seinerzeit wissenschaftstheoretisch die Alternative der Neubegründung eines integrativen Psychologie-Paradigmas gegenüber der Programmatik eines theoretischen Pluralismus in den Fokus. Heute scheinen derartige Grundlegungsfragen weithin marginalisiert, obgleich keines der chronischen Defizite der hegemonialen Variablenpsychologie erledigt wurde – wie beispielhaft an der konzeptuellen Beliebigkeit und der fraglichen empirischen Prüfbarkeit psychologischer Theorien aufgewiesen werden kann. Zeitgenössische subjektpsychologische Reorientierungen zeigen sich vielfach in der klassischen Dichotomie von natur- vs. geisteswissenschaftlicher Epistemologie befangen. Aus kritisch-psychologischer Perspektive gilt es demgegenüber, die Notwendigkeit und Möglichkeit einer monistischen Methodologie und Metatheorie für eine subjektwissenschaftliche Psychologie zu begründen.
Zugangsdaten per E-Mail an anmeldung@kritische-psychologie.de, Betreff: Salon
Freitag, 14. Oktober, 19:00 Uhr
In der Veranstaltung diskutieren wir über das Verhältnis von Kritischer Psychologie und Intersektionalitätstheorien. Christine Riegel erörtert das macht- und herrschaftskritische Potenzial und die Grenzen von Intersektionalität(-sansätzen) mit Blick auf (sozial-)pädagogische (Forschungs-)Praxis. Dabei geht es auch um die Frage, inwieweit subjektwissenschaftliche Prämissen und Konzepte der Kritischen Psychologie relevant gemacht werden können. Michael Zander problematisiert Intersektionalitätstheorien, insbesondere deren Zentrierung auf (zugeschriebene) Personenkategorien, Identitäten und Nichtdiskriminierung unter gegebenen Bedingungen. Er vertritt die These, dass kritisch-psychologische Begriffe – wie Subjektperspektive, gesellschaftliche Lebenslagen, Handlungsgründe usw. – mehr analytische Flexibilität ermöglichen und Personalisierungen vorbeugen.
Prof. Dr. Christine Riegel lehrt und forscht an der Pädagogischen Hochschule Freiburg zu sozialer Ungleichheit und Dominanzverhältnissen in Feldern der Pädagogik und Sozialen Arbeit und arbeitet im Bereich der Migrations-, Rassismus-, Jugend- und Genderforschung.
Dr. Michael Zander vertritt die Professur „System der Rehabilitation“ mit dem
Schwerpunkt Disability Studies an der Hochschule Magdeburg-Stendal.
Artikel von Robin Ebbrecht in Forum Kritische Psychologie Neue Folge 4 (2022)
Verfügbar über: https://doi.org/10.58123/aliceopen-658-11
Zusammenfassung
Die Theorie des geplanten Verhaltens (TPB) wird in Forschungsarbeiten der Umweltpsychologie häufig genutzt. Allerdings zeigt die vorliegende Analyse, dass die vermeintlich empirisch belegbaren Zusammenhangsannahmen tatsächlich pseudoempirisch sind und Begründungsmuster im Sinne der Kritischen Psychologie darstellen. Künftige Forschungsdesigns sollten entsprechend angepasst werden, um Pseudoempirie zu vermeiden. Kritisiert wird außerdem der zu enge Fokus der TPB auf individuelles Handeln, durch den die Betrachtung notwendiger kollektiver Veränderung von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vernachlässigt wird.
Pseudo-empiricism und Individualization: On the Theory of Planned Behavior and its application in environmental psychology
Abstract
The Theory of Planned Behavior (TPB) is frequently applied in research in environmental psychology. However, the present analysis reveals that the correlation assumptions TPB claims to empirically prove are in fact pseudo-empirical and share the characteristics of the Berlin school of critical psychology’s definition of justification patterns. Future research designs should be adapted accordingly to avoid pseudo-empiricism. The article also criticizes TPB’s narrow focus on individual action, which neglects the consideration of necessary collective transformation of social conditions.
Artikel von Stephan Trautner in Forum Kritische Psychologie Neue Folge 4 (2022)
Verfügbar über: https://doi.org/10.58123/aliceopen-658-10
Zusammenfassung
Bereits seit einigen Jahren organisieren sich Beschäftigte in Krankenhäusern für die Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen und gegen Missstände, die nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie stärker sichtbar geworden sind. Mit welchen Handlungsgründen und -zielen die Beschäftigten sich an diesen Arbeitskämpfen beteiligen und wie sich diese im Verlauf einer tarifpolitischen Auseinandersetzung verändern, soll in diesem Beitrag dargestellt werden. Ausgehend von subjektwissenschaftlicher Methodologie (vgl. Markard, 2015) und den kritisch-psychologischen Kategorien zur Analyse von Handlungsproblematiken wurde sich diesem Thema insbesondere durch Interviews mit Akteur_innen der Arbeitskämpfe genähert. Neben der Einschränkung von eigenen Handlungsmöglichkeiten spielen für die befragten Aktivist_innen Aspekte wie die Vorstellung von kollektiver Handlungsfähigkeit, die Erfahrung von solidarischen Beziehungsformen und die Veränderung der politischen Weltsicht eine entscheidende Rolle. Deutlich wird in der vorliegenden Analyse, dass Arbeitskämpfe (kollektive) Möglichkeitsräume für die beteiligten Subjekte darstellen können, um (länger anhaltende) Veränderungen der subjektiven Handlungsgründe und -ziele anzustoßen und die gemeinsame Handlungsmacht zu vergrößern. In dem Beitrag sollen zudem Fragen für eine
emanzipatorische gewerkschaftliche Praxis angesprochen werden.
Industrial disputes in the hospital – what moves the activists?
Abstract
For several years now, hospital employees are organizing actions to improve their working conditions and to combat grievances that have become more visible, not least due to the corona pandemic. The purpose of this article is to reconstruct the reasons and goals for action of employees in their labor struggles and how these change in the course of a collective bargaining dispute. Based on subject-scientific methodology (cf. Markard, 2015) and the critical-psychological categories for the analysis of action problems, this topic was approached in particular through interviews with protagonists of the labor disputes. For the interviewed activists the restriction of their own possibilities for action play a decisive role. Further key topics for the activists are the idea of collective agency, the experience of solidarity-based relationships and the changes in their political worldview. In the present analysis it becomes clear that labor struggles can represent (collective) spaces of possibilities for the subjects involved in order to initiate (longer lasting) changes in the subjective reasons and goals for action and to increase the collective agency. Questions for emancipatory trade union practice are also addressed in this contribution.
Sylvia Siegel im Gespräch mit Eileen Wengemuth in Forum Kritische Psychologie Neue Folge 4 (2022)
Verfügbar über: https://doi.org/10.58123/aliceopen-658-9
Margret Kleinmanns im Gespräch mit Leonie Knebel in Forum Kritische Psychologie Neue Folge 4 (2022)
Verfügbar über: https://doi.org/10.58123/aliceopen-658-8
Silvia Schriefers im Gespräch mit Nora Dietrich in Forum Kritische Psychologie Neue Folge 4 (2022)
Verfügbar über: https://doi.org/10.58123/aliceopen-658-7