Forum Kritische Psychologie 20

Widerständiges Lernen
Mikroelektronik und Subjektivität
Klienteninteressen

Inhalt

Editorial

Hamburger Ringvorlesung Kritische Psychologie (I)

Klaus Holzkamp
Lernen und Lernwiderstand
Skizzen zu einer subjektwissenschaftlichen Lerntheorie

Morus Markard
Probleme und Konzepte subjektwissenschaftlicher Aktualempirie

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Frigga Haug
Arbeitsforschung im Zeitalter der Mikroelektronik

Ole Dreier
Klienteninteressen in der Psychologie

Klaus Maretzky und Gerhard Christe
Subjekttheorie — Theorie ohne Subjekt?
Bemerkungen zu einem Problem der marxistischen Diskussion am Beispiel der Alltagstheorie von Herkommer/Bischoff/Maldaner

Aktuelle Analysen

Edgar Galindo
Die Rolle der Psychologen in Katastrophenfällen am Beispiel des Erdbebens von September 1985 in Mexiko

Peter Schinner
»Im Westen nichts Neues …« — Psychologische Kriegsführung als Reaktion auf die Gorbatschow-Initiative vom 15. Januar 1986

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Autorinnen und Autoren

Rubrik: Neuerscheinungen | Tags:

»Im Westen nichts Neues …«

Psychologische Kriegsführung als Reaktion auf die Gorbatschow-Initiative vom 15. Januar 1986

Artikel von Peter Schinner in Forum Kritische Psychologie 20 (1987).

Download: FKP_20_Peter_Schinner

Zusammenfassung

Der Artikel entstand zunächst aus dem alltäglichen Frust mit den Nachrichtensendungen der bundesdeutschen öffentlich-rechtlichen Medien. Besonders die Reaktion dieser Medien auf das historische Abrüstungsprogramm M. Gorbatschows vom 15. Januar 1986 veranlaßte den Autor, sein vorher eher vages Unbehagen zu präzisieren, indem er die entsprechenden Nachrichtenmeldungen sprachlich und inhaltlich analysierte und die dahinterliegenden medienpolitischen Strategien bloßzulegen suchte. Es ließen sich hierbei hauptsächliche drei Strategien aufweisen, die darauf abzielen, die Gorbatschow-Initiative totzuschweigen, zu entwichtigen oder als Propagandamanöver zu diffamieren; durch das »Hochfahren« traditionell antikommunistischer Themen aus dem Bereich der »Bedrohungslegende« von der Abrüstungsbereitschaft der SU abzulenken und die Glaubwürdigkeit ihrer Führung zu unterminieren und die eigene Hochrüstungspolitik durch Friedensdemagogie und ein Scheinangebot zur Abrüstung zu tarnen.

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Die Rolle der Psychologen in Katastrophenfällen am Beispiel des Erdbebens von September 1985 in Mexiko

Artikel von Edgar Galindo in Forum Kritische Psychologie 20 (1987).

Download: FKP_20_Edgar_Galindo

Zusammenfassung

Dargestellt werden zunächst die Auswirkungen des Erdbebens. Es war das schwerste von allen, die man in Lateinamerika bisher gemessen hat, und führte zu furchtbaren physischen und psychischen Leiden der Bevölkerung. Die Leiden wurden dadurch verschlimmert, daß für Hilfs- und Rettungsaktionen notwendige staatliche Institutionen längerfristig zusammenbrachen. Die Bevölkerung organisierte daher selbst im großen gesellschaftlichen Maßstab Rettungs- und Hilfsaktionen. In diesem Rahmen wurden auch die Psychologen des Campus Iztacala sowie praktisch alle Fakultäten und Institute der Autonomen Nationalen Universität Mexikos tätig. Es wird dargestellt, welche Arbeiten der Therapie und Beratung die Psychologen durchführten und welche Formender Organisation dieser Arbeit sich besonders bewährt haben.

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Subjekttheorie — Theorie ohne Subjekt?

Bemerkungen zu einem Problem der marxistischen Diskussion am Beispiel der Alltagstheorie von Herkommer/Bischoff/Maldaner

Artikel von Klaus Maretzky und Gerhard Christe in Forum Kritische Psychologie 20 (1987).

Download: FKP_20_Klaus_Maretzky_Gerhard_Christe

Zusammenfassung

Trotz unbestreitbar enormer Fortschritte in den Bemühungen um eine konkrete Vermittlung von gesellschaftlichen Verhältnissen und individuellem Verhalten bestehen innerhalb der marxistischen Diskussion immer noch erhebliche Schwierigkeiten, die These von der »dialektischen Determiniertheit« theoretisch stringent umzusetzen. Anhand einer kritischen Diskussion der Theorie des Alltags von Herkommer/Bischoff/Maldaner wird der Versuch unternommen, diese Schwierigkeiten bei der Entwicklung einer marxistischen Subjekttheorie exemplarisch zu skizzieren und, orientiert an Friedrich Tombergs Konzept der menschlichen Natur, einige Überlegungen zu ihrer Überwindung zu diskutieren.

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Klienteninteressen in der Psychologie

Artikel von Ole Dreier in Forum Kritische Psychologie 20 (1987).

Download: FKP_20_Ole_Dreier

Zusammenfassung

Zentrale Frage dieser Arbeit sind die Interessen und Möglichkeiten der Klienten in und gegenüber ihrer Therapie. Diese Interessen und Möglichkeiten sind ungeklärt und widersprüchlich. Der allgemeine Grund dafür liegt in der Struktur von Klientenproblemen, die durch gesellschaftlich vermittelte Konflikte geprägt ist. Diese Struktur muß im Zentrum der therapeutischen Arbeit stehen. Die gesellschaftlich vermittelten Konflikte bestimmen, welche besondere subjektive Funktionalität eine Therapie real für ihre Klienten erhält. Gefragt wird, wie solche widersprüchlichen Interessen und Möglichkeiten analysiert werden können, wie in der Therapie damit umgegangen werden kann und wie eine therapeutische Praxis strukturiert sein muß, die die Interessen der Klienten wirklich berücksichtigt.

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Arbeitsforschung im Zeitalter der Mikroelektronik

Artikel von Frigga Haug in Forum Kritische Psychologie 20 (1987).

Download: FKP_20_Frigga_Haug

Zusammenfassung

Veränderte Bedingungen des Arbeitens erfordern veränderte Handlungssubjekte. Der drohende Verlust erworbener Handlungsfähigkeit wird begleitet von Chancen einer größeren Aneignung der Bedingungen des Handelns. Aufgabe arbeitspsychologischer Forschung ist es heute, Arbeitsforschung zusammen mit den Arbeitenden zu betreiben, die eingreifend die Chancen erweiterter Handlungsfähigkeit verwirklicht. Wichtige Dimensionen von Arbeitsforschung werden dabei auch Fragen der Arbeitskultur und der Geschlechterverhältnisse. Ausgehend von ergonomischen Befunden werden Bedingungen und Aufgaben von Arbeitspsychologie diskutiert. Methodische Probleme und Vorschläge werden an eigenen empirischen Forschungsergebnissen erläutert. Im Zentrum steht die Frage des Widerspruchs.

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Probleme und Konzepte subjektwissenschaftlicher Aktualempirie

Artikel von Morus Markard in Forum Kritische Psychologie 20 (1987).

Download: FKP_20_Morus_Markard

Zusammenfassung

Der Hauptstrom der traditionellen Psychologie ist durch den Primat der Methode vor dem Gegenstand und damit die Trennung von Gegenstand und Methode bestimmt — eine methodische Problematik, die auch durch einen Ansatz wie die »Sozialpsychologie des Experiments«, qualitative Methoden und die Handlungsforschung nicht lösbar ist. Der Schlüssel zur Lösung des psychologischen Methodenproblems liegt in der begrifflichen Klärung des Gegenstandes der Psychologie, der gemäß sich unreduzierte menschliche Subjektivität und deren objektive Erkennbarkeit nicht ausschließen, und einer entsprechenden Methodenentwicklung. Es wird skizziert, wie die Kritische Psychologie diese Aufgabe zu bewältigen versucht.

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Lernen und Lernwiderstand

Skizzen zu einer subjektwissenschaftlichen Lerntheorie

Artikel von Klaus Holzkamp in Forum Kritische Psychologie 20 (1987).

Download: FKP_20_Klaus_Holzkamp

Zusammenfassung

Ansatzstellen für subjektwissenschaftliche Lernforschung sind »subjektive Lernproblematiken«, d.h, Situationen, in denen trotz subjektiver Notwendigkeit der Übergang von bloß »relativem« (mit den gegebenen Prinzipien vollzogenem) Lernen zu »fundamentalem Lernen«, d.h. der Aneignung qualitativ neuer Lernprinzipien, vom Individuum nicht bewältigt werden kann. Gründe dafür liegen nicht nur in Grenzen der kognitiven und praktischen Mittel, sondern auch (und darin) in »Selbstbehinderungen« der Lernenden durch spontan-unmittelbaren »Lernwiderstand« als »Funktionalisierung« des subjektiv ungeklärten Verhältnisses zwischen eigenen Lerninteressen und »herrschenden« Kontrollinteressen. Es wird aufgewiesen, wie im Lernen von Widerstand gegen objektive Lernbeschränkungen die Lernwiderständigkeit als Selbstbehinderung überwunden werden kann, wobei nur auf diesem Wege auch ein neues Niveau der Entwicklung individueller Fähigkeiten etc. erreichbar ist. An der Unmöglichkeit, das Phänomen des widerständigen Lernens im Rahmen der traditionellen Lern- und Lehrtheorien begrifflich abzubilden, erweist sich gleichzeitig deren prinzipielle Gleichsetzung von »Lernen« mit fremdbestimmtem Lernen, d.h. Ausklammerung des Standpunkts des lernenden Subjekts.

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Ausgrenzungsmechanismen als Mittel der Herrschaftssicherung

Am Beispiel hiesiger Ausländerpolitik

Artikel von Ute Osterkamp in Forum Kritische Psychologie 19 (1987).

Download: FKP_19_Ute_Osterkamp

Zusammenfassung

»Ausländerfeindlichkeit« ist nicht ein Merkmal der Handlungen einzelner, ihrer individuellen Aggressivität und Gemeinheit, sondern sie besteht in dem herrschenden und allgemein unhinterfragten Konsens, daß sich die Interessen der Immigranten und politischen Flüchtlinge den »Belangen« der »Einheimischen« unterzuordnen haben. Dieser Grundkonsens ist so selbstverständlich, daß es nicht eines individuellen Entschlusses bedarf, um ihn mitzutragen, sondern um sich ihm zu entziehen. Das wird nur in dem Maße möglich sein, wie wir begreifen, daß die scheinbare Bevorzugung der Deutschen und Ausgrenzung der anderen nur die allgemeine Verschlechterung der Lebensbedingungen verschleiert und damit den Widerstand gegen diese massiv erschwert. Der Kampf gegen »Ausländerfeindlichkeit« setzt somit immer auch die Bewußtmachung der Vereinnahmungsstrategien voraus, mit denen wir dazu gebracht werden sollen, unserer eigenen Entrechtung zuzustimmen.

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