Familie — ein kybernetisches Problem?

Artikel von Axel Esser in Forum Kritische Psychologie 19 (1987).

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Zusammenfassung

Die Wurzeln der Familientherapie liegen in der psychoanalytischen Einzeltherapie von Kindern. Schon dort stellte sich das Problem, daß ohne oder gegen die Eltern eine Therapie des Kindes kaum möglich ist. Die systemische Familientherapie bedient sich kybernetischer Modelle, um familiäre Vorgänge zu analysieren. Dabei geht ihr jedoch theoretisch die Subjektivität verloren. Die Menschen erscheinen als unentrinnbar in ihren Familiensystemen und im Widerstand gegen Heilung verstrickt. Deshalb legitimiert sie in der Praxis eine Macherrolle der Therapeuten und schließt die Menschen von bewußter Teilhabe an ihrer eigenen Weiterentwicklung aus. Um keinen Therapieabbruch zu riskieren, arrangiert sie sich mit den Mächtigen in der Familie und wird ihrem Anspruch, Kindertherapie zu sein, nicht gerecht.

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Warum verlor Leonardo da Vinci das Interesse an der Malerei?

Einführende Bemerkungen zur Bedeutung der Wissenschafts- und Erkenntnistheorie für die Psychologie und das Psychologiestudium

Artikel von Jens Brockmeier in Forum Kritische Psychologie 19 (1987).

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Zusammenfassung

Ausgehend von einer zu Beginn der 80er Jahre an westdeutschen und westberliner Universitäten z.T. zu verfolgenden Abwendung von
wissenschafts- und erkenntnistheoretischen Problemen der Psychologie wird nach der Funktion dieses philosophischen Teilbereichs der Psychologie gefragt. Es wird vorgeschlagen, die Prozesse der psychologischen Erkenntnisgewinnung als genetisches und historisches Problem zu thematisieren. Am Beispiel des Verhältnisses von Wissenschaft und Kunst bei Leonardo da Vinci und seiner Darstellung aus der Sicht Freuds und Piagets wird auf die Rolle von historischen Denk- und Erkenntnisvoraussetzungen und die Bedeutung ihrer erkenntnistheoretischen Rekonstruktion in der Perspektive des dargestellten methodischen Ansatzes hingewiesen.

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Psychologische oder mathematische Statistik?

Artikel von Eckart Leiser in Forum Kritische Psychologie 19 (1987).

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Zusammenfassung

Die aufgestellte Alternative wird zurückgewiesen, da auf ein schiefes Verständnis von Mathematik und Psychologie zurückgehend. Bei Klärung des historischen Charakters beider Disziplinen wird aus der formalen Unterordnung von Psychologie unter Mathematik als ihr methodologischer Rahmen eine innere Beziehung zwischen beiden. Damit wird Mathematik und insbesondere Statistik genetisch rekonstruierbar als ein spezifischer epistemologischer Zugang zu bestimmten Gegenständen, der seinerseits kognitive Prozesse einschließt wie die Ausbildung operativer Schemata. Auf diese Weise und als ein didaktisches Konzept wird der formale Apparat selbst komplizierter statistischer Methoden rückführbar auf die Entfaltung ziemlich elementarer kognitiver Operationen. Darüberhinaus ermöglicht dieser Ansatz von Anfang an eine reflexive Sichtweise, die solche fundamentalen Fragestellungen wie die Übersetzung von ursprünglich psychologisch in statistisch formulierte Probleme einschließt, oder wie die erkenntnistheoretischen Schwierigkeiten statistischen Schließens. Die Besonderheiten des Ansatzes werden an konkreten Beispielen vorgeführt.

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Die Verkennung von Handlungsbegründungen als empirische Zusammenhangsannahmen in sozialpsychologischen Theorien

Methodologische Fehlorientierung infolge von Begriffsverwirrung

Artikel von Klaus Holzkamp in Forum Kritische Psychologie 19 (1987).

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Zusammenfassung

In dieser Arbeit wird die übliche Auffassung von sozialpsychologischen Theorien als Annahmen über kontingente Wenn-Dann-Zusammenhänge angezweifelt. Es wird an wesentlichen Theorie-Typen innerhalb der Sozialpsychologie expliziert, daß in ihnen Annahmen über »gute Gründe« von Personen, sich unter den angegebenen Bedingungen (als »Prämissen«) in der benannten Weise zu verhalten, gemacht werden. Solche theoretischen »Begründungsmuster« (BGM) sind aber als Definitionen vernünftigen Verhaltens unter den und den Prämissen einer experimentellen Prüfung weder bedürftig noch fähig: »Bestätigende« experimentelle Befunde haben mit Bezug auf BGM vielmehr lediglich die Funktion von Anwendungsfällen bzw. Beispielen für solche Definitionszusammenhänge. Demnach können derartige Theorien prinzipiell nicht an der Realität scheitern. Die empirischen Befunde zu vermeintlich konkurrierenden Theorien lassen sich bei hinreichender Prämissen-Spezifizierung als Beispielfälle für unterschiedliche Begründungsannahmen differenzieren. Das Verhältnis zwischen offizieller »Vorhersage«-Logik und implizierter »Beispiel«-Logik der Schlußfolgerungen aus experimentellen Befunden wird verdeutlicht. Perspektiven sozialpsychologischer Forschung auf dem Niveau »intersubjektiver Handlungsgründe« werden angedeutet.

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Wissenschaftliches Arbeiten und Bilden mit epochalen Perspektiven

Zum Tode von Walter Hollitscher

Artikel von Karl-Heinz Braun in Forum Kritische Psychologie 19 (1987).

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Zusammenfassung

Werk und Wirkendes im Juli 1986 verstorbenen Walter Hollitscher werden unter besonderer Berücksichtigung seiner Bedeutung für die Kritische Psychologie gewürdigt. Dabei werden besonders herausgestellt: seine enzyklopädische, einzelwissenschaftlich abgestützte und philosophisch verallgemeinernde Entwicklungstheorie; seine Analysen zur Spezifik der menschlichen Subjektivität und ihrer Entfaltung im Spannungsfeld von gesellschaftlichen Bedeutungen und subjektivem Sinn und von Möglichkeit und Wirklichkeit; und seine Aktivitäten als Volksbildner, in deren Zusammenhanger einen didaktisch-inhaltszentrierten Entwurf für ein zeitgemäßes Konzept sozialistischer Allgemeinbildung erarbeitet hatte.

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Forum Kritische Psychologie 19

Handlungsbegründungen
Ausländer
Familientherapie

Inhalt

Editorial

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Karl-Heinz Braun
Wissenschaftliches Arbeiten und Bilden mit epochalen Perspektiven. Zum Tode von Walter Hollitscher

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Klaus Holzkamp
Die Verkennung von Handlungsbegründungen als empirische Zusammenhangsannahmen in sozialpsychologischen Theorien: Methodologische Fehlorientierung infolge von Begriffsverwirrung

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Eckhart Leiser
Psychologische oder mathematische Statistik?

Jens Brockmeier
Warum verlor Leonardo da Vinci das Interesse an der Malerei?

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Volker Schurig
Die Türme des Schweigens! Pawlows Tierexperimente und die Entdeckung des bedingten Reflexes aus heutiger Sicht

Axel Esser
Familie — ein kybernetisches Problem?

Ute Osterkamp
Ausgrenzungsmechanismen als Mittel der Herrschaftssicherung

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Autorinnen und Autoren

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„Persönlichkeit“ – Selbstverwirklichung in gesellschaftlichen Freiräumen oder gesamtgesellschaftliche Verantwortungsübernahme des Subjekts

Erschienen in: Jahrbuch des Instituts für Marxistische Studien und Forschungen 10/1986, S. 69-92.

Ute H.-Osterkamp

Download: Ute_Osterkamp_Persönlichkeit_Selbstverwirklichung_1986

Inhalt

  1. Vorbemerkung
  2. Die psychoanalytische Konzeption des „Charakters“ als Form dauerhafter Abwehr gesellschaftlich unzulässiger subjektiver Lebensäußerungen: Verkürzte Reproduktion von Mechanismen der ideologischen Einbindung des Subjekts in die bürgerliche Gesellschaft
  3. Theorien individueller Selbstverwirklichung: Flexibilität/Verinnerlichung als Rezepte illusionärer Autonomie der Persönlichkeit gegenüber den Verhältnissen
  4. Die Theorie von Herkommer/Bischoff/Maldaner über Möglichkeiten der Persönlichkeitsentfaltung innerhalb moderner kapitalistischer Gesellschaften: Spontane Durchsetzung der Ideologie der Selbstverwirklichung in gesellschaftlichen Freiräumen durch ökonomistische Verkürzung der marxistischen Analyse
  5. Fazit der Darstellung/Kritik „persönlichkeitstheoretischer“ Spiegelungen bürgerlicher Rückzugs- und Freiraumideologeme: Rahmenbestimmungen marxistischer Persönlichkeitstheorie
  6. Perspektiven und Schwierigkeiten einer psychologischen Konkretisierung des marxistischen Persönlichkeitsentwurfs

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Größenphantasien

(aus der Perspektive von Kohuts Narzißmuskonzept)

Artikel von Mai Wegener in Forum Kritische Psychologie 18 (1986).

Download: FKP_18_Mai_Wegener

Zusammenfassung

Anliegen der Arbeit ist es, sich einem Phänomen. zu nähern, welches vielleicht ebenso eng zu unserem Alltag gehört wie die Tatsache, daß man darüber schweigt: Größenphantasien. Solche Phantasien und Wünsche öffentlich zu machen, scheitert meist daran, daß wir sie selber in der Verdrängung vor uns verborgen halten und daß, wer sie ausspricht, damit rechnen muß, auf Unverständnis und Spott zu stoßen. Im Kern der Arbeit steht die Auseinandersetzung mit den Gedanken Heinz Kohuts. Sein Nazißmuskonzept wird unter der Fragestellung, wie in ihm Größenphantasien gefaßt werden, dargestellt und anschließend diskutiert.

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Arbeit — Humanität — Persönlichkeit

Eine Antwort auf Jantzen und Messmann/Rückriem

Artikel von Karl-Heinz Braun in Forum Kritische Psychologie 18 (1986).

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Dokumentation – Vorbemerkung

Der folgende Beitrag von Karl-Heinz Braun, in welchem er Argumente gegen die Kritische Psychologie, die von Jantzen (H. 9/1984) und Messmann/Rückriem (H. 1/1985) in der Zeitschrift »Demokratische Erziehung« (DE) formuliert wurden, auf ihre Stichhaltigkeit prüft, war zunächst von der DE-Reaktion zur Veröffentlichung angenommen, dann aber, nach mannigfachem Hin und Her, viele Monate später plötzlich abgelehnt worden. Begründung: Der Text sei pädagogisch nicht relevant genug und zu viel Zeit sei verstrichen. Die Merkwürdigkeit dieser Begründung (schließlich war die Thematik der beiden von DE veröffentlichten Aufsätze die gleiche, und an der Verzögerung der Publikation trägt die DE selbst die Schuld) wird noch unterstrichen durch den Umstand, daß sowohl Jantzen wie Rückriem zu den Herausgebern der DE gehören: Hätten sie nicht dafür sorgen müssen, daß die Veröffentlichung der Replik auf ihre eigene Kritik in der DE nicht unterdrückt wird? — Offenkundig bleibt uns keine andere Wahl als (trotz aller »räumlichen« und zeitlichen Entfernungen) Karl-Heinz Brauns Auseinandersetzung mit Jantzen und Messmann/Rückriem nunmehr im »Forum« zu dokumentieren. — Wir werden versuchen, in einem Leserbrief die Leser der DE darauf hinzuweisen. Unseren Lesern mögen (trotz der irregulären Publikationsbedingungen) bei Kenntnisnahme der Braunschen Argumentation bestimmte Strukturen von Einwänden mit marxistischem Anspruch gegen die Kritische Psychologie deutlicher werden.

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