Anerkennungstheorie und Kritische Psychologie im Dialog

Vortrags- und Diskussionsveranstaltung

mit Tom Uhlig

Moderation: Michael Zander

Die Veranstaltung hat zum Ziel, die Möglichkeiten und Schwierigkeiten einer Verbindung von Axel Honneths sozialphilophischem Ansatz der Anerkennungstheorie mit der Kritischen Psychologie Klaus Holzkamps zu diskutieren. In seiner Habilitationsschrift „Kampf um Anerkennung“ versucht Honneth unter anderem mit Bezug auf die Objektbeziehungstheorie der Psychoanalyse und Hegels Rechtsphilosophie eine normativ gehaltvolle Gesellschafstheorie sozialer Konflikte zu begründen. Ihm zufolge resultiert die Genese sozialer Kämpfe maßgeblich aus den affektiven Reaktionen gegenüber Missachtungserfahrungen.

Tom Uhlig ist Student der Psychologie an der Universität Frankfurt/M.

Zeit und Ort

Samstag, 17. August 2013, um 19 Uhr,
im Jugendclub Heckerdamm 210, 13627 Berlin

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Forum Kritische Psychologie 57

Lehren
Lernen
Aufklärung

Inhalt

Editorial

Morus Markard
Nachruf auf Christof Zirkel (30.07.1965 – 11.09.2012)

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Gisela Ulmann
Piaget verstehen – und re-interpretieren

Frigga Haug
Lernen lehren und Lehren lernen

Ute Osterkamp
Was heißt Aufklärung? Einwurf zu Frigga Haugs „Lernen lehren und Lehren lernen“

Gisela Ulmann
Wie lehren, damit gelernt wird?

Santiago Vollmer
Lehren, Lernen, Erziehen: Ein Gespräch mit Gisela Ulmann und Morus Markard über Problemfelder und Erfahrungen in der Kritischen Psychologie

Uwe Hirschfeld
Fragmentierter Alltagsverstand und die Herausforderung „kritischer Lehre“

Lorenz Huck
Lernen Kinder (immer) trotz des Lehrers?

Wolfgang Maiers
„Lernen“ – erklärungsmächtiges Konzept oder leeres Versprechen der Psychologie?

Teemu Suorsa, Antti Rantanen, Matleena Mäenpää und Hannu Soini
Zur Perspektive einer subjektwissenschaftlichen Beratungsforschung

Peter Keiler
„Aneignung“: historisch-kritische Analyse eines pädagogisch-psychologischen Topos

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Autorinnen und Autoren

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Drogenkonsum als begründete Handlung

Christoph Vandreier

vandreier-drogenkonsumProblematischer Drogenkonsum wird nach wie vor häufig als „Krankheit“ oder „Sucht“ aufgefasst, deren Ursachen vor allem im einzelnen Individuum zu suchen sind. Der Autor entwirft demgegenüber ein Verständnis von Drogenkonsum als begründeter Handlung. Damit wird der Blick weg von individuellen Defiziten auf die problematischen Bedingungen gelenkt, die dem Konsum zugrunde liegen. In fünf Portraits nähert sich der Autor den Lebensbedingungen der Betroffenen und zeigt, wie sie mit dem Konsum von Drogen verknüpft sind. Dabei werden problematische gesellschaftliche Strukturen herausgearbeitet, in denen der Gebrauch psychoaktiver Substanzen verständlich und sinnvoll erscheinen kann. Der veränderte Blick auf die eigene Problemlage wird ebenso beschrieben, wie alternative Umgangsweisen. Einzigartig im Bereich der Drogenarbeit ist die enge Zusammenarbeit mit den Betroffenen bei der Erstellung der Portraits. Indem sie in alle Schritte der Arbeit eingebunden waren, sie kritisieren und verändern konnten, entstand ein authentisches und sensibles Bild ihrer Probleme, das auch gleich wieder in der Praxis erprobt werden konnte. Das Ergebnis ist nicht nur eine lohnende Lektüre für alle professionellen Drogenhelfer, sondern kann auch Betroffenen und Angehörigen neue Perspektiven eröffnen.

Christoph Vandreier ist Gründungsvorsitzender des Subjektorientierte Drogenhilfe e.V. und arbeitete in verschiedenen abstinenz- wie akzeptanzorientierten Projekten der Drogenhilfe. 2012 promovierte er an der FU Berlin zum Thema „Drogenkonsum als begründete Handlung“.

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Bericht: Ferienuniversität Kritische Psychologie – Reflexionen über die Entfremdung von Theorie und Praxis

Veröffentlicht in: Forum Gemeindepsychologie, Jg. 18 (2013), Ausgabe 1, Schwerpunkt: Psychologisierung und Medizinisierung in der Gesundheitsversorgung. Verfügbar über: Christian Küpper et al in FGP 2013

Christian Küpper, Grete Erckmann, Felicitas Karimi & Leonie Knebel

Vom 11.-15. September 2012 fand die 8. Ferienuniversität Kritische Psychologie „Subjektivität in der Krise?“ an der Freien Universität Berlin (FU) statt. Über 90 Veranstaltungen gruppierten sich um die drei Themenblöcke „Kritische Praxis“, „Kritische Wissenschaft“ und „Gesellschaftskritik: Arbeiten und Leben im Neoliberalismus“, die ergänzt wurden von thematisch vielfältigen Einführungsworkshops in die Kritische Psychologie. Organisiert wurde die Ferienuniversität von einem autonomen Arbeitskreis, bestehend aus Studierenden, WissenschaftlerInnen sowie PraktikerInnen der Psychologie und angrenzender Wissenschaftsbereiche. Die über 750 Teilnehmenden der Ferienuniversität sind Ausdruck einer kollektiven Suche nach einer kritischen, sozialverantwortlichen und gesellschaftstheoretisch informierten Perspektive auf psychologische Problemfelder. Da die Überwindung aller Verhältnisse, „in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“ (Marx), noch immer nicht gelungen ist, steht, so die OrganisatorInnen, die Weiterentwicklung einer emanzipatorisch intendierten und praktisch eingreifenden Psychologie auf der Agenda. In Anbetracht des allgemeinen Trends der Verdrängung kritischer Ansätze aus psychologischer Wissenschaft und Praxis war es daher erklärtes Ziel, eine kritische Gegenuniversität zu schaffen. Die Veranstaltungen des Themenblockes „Kritische Praxis“, auf die sich die anschließende Darstellung konzentriert, stellten im Besonderen ein Bemühen dar, einer unreflektierten Klinischen Psychologie in Wissenschaft und Praxis etwas entgegenzustellen. Lesen extern fortsetzen →

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Anstieg „depressiver Störungen“ im neoliberalen Kapitalismus? Kritisch-psychologische Anmerkungen zu Methode und Ergebnissen der Depressionsforschung

Veröffentlicht in: Forum Gemeindepsychologie, Jg. 18 (2013), Ausgabe 1, Schwerpunkt: Psychologisierung und Medizinisierung in der Gesundheitsversorgung. Verfügbar über: Leonie Knebel in FGP 2013

Leonie Knebel

Zusammenfassung

Vor dem Hintergrund ungelöster methodischer und definitorischer Probleme wird die Debatte um die Zunahme depressiver Störungen kritisch beleuchtet. Befunde aus der Epidemiologie und arbeitsbezogenen Stressforschung legen einen Zusammenhang zwischen einzelnen Faktoren (z.B. prekäre Beschäftigung) der allgemeinen gesellschaftlichen Umstrukturierung und einer Zunahme und Präsenz depressiver Symptome nahe, ohne die komplexen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte selbst zu analysieren. Die Studie von Alain Ehrenberg nähert sich der Depression auf eine historische und diskursanalytische Art. Damit kann sie längerfristige Veränderungen hegemonialer psychiatrischer und gesellschaftlicher Denkweisen und deren Einfluss auf die Subjektivität nachzeichnen, die Analyse jedoch hängt an einigen Stellen mangels einer eigentlichen Gesellschaftstheorie des neoliberalen Kapitalismus in der Luft. In Auseinandersetzung mit den genannten Befunden und Theorien werden Überlegungen zu einem kritisch-psychologischen Verständnis und einer Prävention depressiver Zustände angestellt.

Schüsselwörter: Prekarisierung, Depression, Kritische Psychologie, Neoliberalismus, Stressforschung, das erschöpfte Selbst

Summary

Increase in „Depressive Disorders“ in Neoliberal Capitalism? Critical-Psychological Considerations on Methods and Findings in the Research on Depression

The debate on the increase in depressive disorders is critically engaged with in light of unresolved methodological and conceptual problems. Findings from research on epidemiology and work-related stress suggest a causal relationship between individual aspects of general societal restructuring (such as precarious employment) and an increase in and presence of symptoms of depression. However, they do so without analyzing the complex developments and shifts of recent decades themselves. Alain Ehrenberg’s study approaches depression through a historical-philosophical and discourse-analytical lens. Thus Ehrenberg is able to identify and reconstruct long-term shifts in the hegemonic psychiatric and societal way of thought and its impact on subjectivity. Due to the lack of an actual social theory of neoliberal capitalism, Ehrenberg’s analysis is, in many respects, hanging in the air. In critical engagement with the aforementioned research findings and theories, considerations are developed towards a critical-psychological conceptualization and prevention of depression.

Key words: precarization, depression, Critical Psychology, neoliberalism, stress research, The Fatigue of Being Oneself

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Soziale Arbeit

Reihe: texte kritische psychologie

Ulrike Eichinger & Klaus Weber (Hrsg.)

eichinger-weber_soziale-arbeitDie Kritische Psychologie bezieht Position für emanzipatorische gesellschaftliche Veründerungen und gegen eine herrschaftsförmige Praxis, die über Subjekte spricht statt mit ihnen. Diesem Band geht es um die Schärfung kritischer Selbstverständnisse in der Sozialen Arbeit. Er enthält gesellschaftsanalytische Beiträge u.a. zu Individualisierungstendenzen, widersprüchlichen gesellschaftlichen Anforderungen sowie Kapitalismus als Rahmenbedingung Sozialer Arbeit. Behandelt werden aktuelle Theoriestränge und Methoden der Sozialen Arbeit: die Herausforderungen Lebensweltbezogener Sozialer Arbeit, die Paradigmenvielfalt in der Sozialen Arbeit, politische Bildung, die Leerstellen von bewältigungs- und ressourcenorientierten Ansätzen und die Kritische Psychologie als Vermittlungstheorie.

Außerdem: Praxisforschung und -entwicklung anhand konkreter Themen wie individuelle Hilfeplanung, kritische NutzerInnenforschung und Interessensvertretung in der Sozialen Arbeit.

Das Buch ist beim Argument-Verlag erschienen und kann dort auch für 9,90 Euro bestellt werden.

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Das Rätsel des Unbewussten

Annäherungen aus kritisch-psychologischer Perspektive

Diskussionsveranstaltung der GsFP mit Christian Küpper

Zeit: Freitag, 14. Juni 2013, 19 Uhr.
Ort: Silberlaube der FU Berlin, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin, Raum KL 24/222

In der gesellschaftlichen Rede über das Unbewusste verschaffen sich vielfältigste Phantasien Geltung. Zwischen Mythologisierung und Leugnung drängen schillernde Begriffe wie Geheimnis, Tabu, das Fremde, Sehnsucht und Angst an die Oberfläche und konstituieren einen überdeterminierten Bedeutungsraum. Dies lässt selbstverständlich auch emanzipatorisch intendierte Einlassungen nicht unberührt. Deren Motivation gründet im Wesentlichen in zwei Phänomenen: Ausgehend von der Kritik gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse wird einerseits gefragt, wie Einzelne in diese Verhältnisse eingebunden sind, wie sie sich mit diesen arrangieren, diesen gar ihre scheinbar vorbehaltlose Zustimmung erteilen. Von Interesse ist hier insbesondere die auf Verinnerlichungsprozesse von Herrschaft rekurrierende Beantwortungsperspektive, die ein je nach theoretischer Provenienz ausbuchstabiertes Konzept des Unbewussten bemüht. Andererseits rückt ein wie auch immer bestimmtes Unbewusstes ins Zentrum der Aufmerksamkeit in Anbetracht der verschiedenen Ausdrucksformen psychischen Leidens der Einzelnen.

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Unmittelbarkeit

Kritik und Brechung der Gestalttherapie

Sylvia Siegel

siegel_2013_unmittelbarkeitTherapieansätze stehen in dem Widerspruch, auf der einen Seite Menschen bei der Bewältigung ihres Alltags zu unterstützen bzw. sie funktionstüchtig zu machen, aber dies zugleich in einem ‚menschenfeindlichen‘ gesellschaftlichen Kontext tun zu müssen, der in der Begrenztheit eines therapeutischen Settings nicht Gegenstand von Veränderung sein kann. Dieses Setting legt ein Denken und Verhandeln von (psychischen) Konflikten in der ‚Umittelbarkeit‘ nahe, um die gesellschaftlich vermittelten Probleme dennoch ‚bearbeitbar‘ zu machen.

Sylvia Siegel untersucht in ihrem Werk die Entwicklung der Gestalttherapie und wie von dieser die gesellschaftliche Vermitteltheit menschlicher Existenz thematisiert wird. Die Autorin, selbst Gestalttherapeutin, setzt sich mit der Frage auseinander, ob und wie eine Durchbrechung der ‚Unmittelbarkeit‘ in der Gestalttherapie möglich ist.

Das Buch ist im Argument Verlag (ISBN 978-3-88619-733-0) erschienen und kostet 23 €.

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Die »Grundlegung der Psychologie« lesen

Einführung in das Standardwerk von Klaus Holzkamp.

Stefan Meretz

gdp-einfuehrung-150x214Die »Grundlegung der Psychologie« von Klaus Holzkamp gilt als das Standardwerk der Kritischen Psychologie. Generationen von Studierenden haben sich mit dem Buch abgemüht. Die vorliegende Einführung versucht den Einstieg zu erleichtern. Denn es lohnt sich, geht es in der »Grundlegung« doch um eine Psychologie vom Standpunkt des Subjekts. Es geht um »je mich«, um Handlungsmöglichkeiten wie -einschränkungen in meiner Lebenslage in den widersprüchlichen Verhältnissen des realexistierenden Kapitalismus.

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Begabung – Motivation – Eignung – Leistung. Schlüsselbegriffe der aktuellen Hochschulregulierung aus kritisch-psychologischer Sicht

Veröffentlicht in: Forum Wissenschaft (2013), Ausgabe 4/2013, Thema: Kritische Psychologie – work in progress. Verfügbar über: Morus Markard in Forum Wissenschaft 2013

Morus Markard

Am Anfang steht das Wort, das des Bundespräsidenten in seiner Rede zur Hochschulpolitik, jedenfalls in Auszügen. In seinem Bemühen, „Tabus zu knacken, Irrwege abzubrechen und falsche Mythen zu beseitigen“, stellt er u.a. fest: „Erstens: Menschen sind Individuen.“ Was das bedeutet, was die Essenz der Individualität ausmacht, klärt das unmittelbar folgende Stakkato: „Sie haben unterschiedliche Begabungen.“1 Damit, so läßt sich zunächst vermuten, verfolgt die Idee der Ungleichheit in Bildungssystem und -wesen also die gesellschaftlich gerechte und vernünftige Organisation natürlicher Unterschiede. Lesen extern fortsetzen →

Nachdruck aus Forum Wissenschaft 1/98: 36-40.

1 Die Zeit vom 07.11.1997, S.49f

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