Empowerment zwischen Vision für die Praxis und theoretischer Diffusion

Artikel von David Vossebrecher und Karin Jeschke in Forum Kritische Psychologie 51 (2007).

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Zusammenfassung

Die Bedeutung des Empowermentkonzepts für das psychosoziale Arbeitsfeld nimmt seit einigen Jahren zu. In ihm ist der Anspruch formuliert, seitens der Betroffenen Einfluss auf eigene, auch politische Lebensumstände (zurück) zu gewinnen und das Verhältnis zwischen Klienten und Professionellen zu verändern. Der Text arbeitet zentrale Elemente von Empowerment heraus und untersucht, inwieweit diese geeignet sind, den Anspruch einzulösen. Im Durchgang durch einige Kritiken am Empowermentkonzept werden, vor dem Hintergrund neoliberaler Hegemonie, Ansätze zu seiner Weiterentwicklung aufgewiesen.

Summary: Empowerment – Vision for Better Practice and Theoretical Diffusion

Having gained in significance in the fields of psychological and social work over the years, empowerment theory stands for reclaiming everyday (as well as political) control of living conditions; it aims at building a new relationship between clients and professionals. Pointing out crucial elements of empowerment theory and practice, the authors set out to test its claims. As they discuss critiques of the empowerment approach, they highlight the potential for its further development in general and especially in today’s neoliberal hegemony.

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Selbstbestimmung, Behinderung und Persönliche Assistenz – politische und psychologische Fragen

Artikel von Michael Zander in Forum Kritische Psychologie 51 (2007).

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Zusammenfassung

Das Konzept des Selbstbestimmten Lebens behinderter Menschen wird vorgestellt und am Beispiel „Persönlicher Assistenz“ – als Gegenentwurf zu konventio­neller „Betreuung“ – im Hinblick auf verschiedene Behinderungsarten erläutert. Untersucht werden dabei zum einen die politischen Rahmenbedingungen und die neue Finanzierungsform des „Persönlichen Budgets“, zum anderen typische Konfliktkonstellationen, die im Verhältnis von Assistenznehmenden und Assistierenden auftreten können.

Summary: Self-Determination, Disability and Personal Assistance – Political and Psychological Questions

The concept of self-determined or independent living of people with disabilites is discussed with reference to different ways of impairment. The personal assistance approach – developed in opposition to the long-standing approach of “care” – serves as an example to analyze prevailing political circumstances and the recently developed financial model of “individualized budgets”. It is also used to illustrate typical situations in which conflict may arise in the relationship between the assisted and the assisting person.

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Der neoliberale Wandel (psycho-)sozialer Praxis aus der Perspektive der Beschäftigten. Zwischenergebnisse einer qualitativen Befragung

Artikel von Ulrike Eichinger in Forum Kritische Psychologie 51 (2007).

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Zusammenfassung

Der sozialpolitische Strukturwandel und die damit veränderten Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit haben einschneidende Konsequenzen für die Praxis der Berufstätigen. Auf der Grundlage qualitativer Interviewdaten wird ihre Perspektive auf die Umstrukturierungen nachvollzogen. An der Tendenz zur Flexibilisierung und Prekarisierung der Arbeitsbedingungen und an den veränderten Machtverhältnissen in den Arbeitsbeziehungen lassen sich exemplarisch neue Anforderungen sowie Widersprüche und Konfliktlinien aufzeigen; damit verbundene Denk- und Handlungsweisen der Fachkräfte werden dargestellt.

Summary: Employees’ Perspectives on the Neoliberal Transformation of Social Work – First Results of a Qualitative Study

In the process of current social and political transformations practitioners in social work have to deal with changing parameters and face the effects in their daily work. Their perspective is captured in interviews that serve as a data base for analyzing the effects of the new flexible and precarious working conditions and changing power relations. The analysis shows how conflicting demands that arise from the new conditions of work are rationalized and managed by the social workers.

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Sozialpsychiatrie im Gegenwind. Ein Interview

Artikel von Heiner Keupp in Forum Kritische Psychologie 51 (2007).

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Zusammenfassung

Die aktuellen Veränderungen in der psychosozialen Versorgungslandschaft sind widersprüchlich: Einerseits sind heute viele Grundideen der Sozialpsychiatrie und Gemeindepsychologie – Selbstbestimmung und Partizipation der Betroffenen, Inklusion statt Ausgrenzung – im professionellen Selbstverständnis und in ‚Betreuungs’-Konzepten etabliert. Andererseits sind Praktiker zunehmend mit den Instrumenten neoliberaler Sozial- und Gesundheitspolitik konfrontiert, die mit der gleichen Begrifflichkeit auf eine Ökonomisierung der Versorgungsstrukturen zielen. Anhand von „Empowerment“, „aktivierender Sozialpolitik“ und „bürgerschaftlichem Engagement“ thematisiert Heiner Keupp im Interview diese Vereinnahmung ebenso wie den aktuellen medizinischen Roll-back und Möglichkeiten neuer Bündnisse.

Summary: Reform psychiatry – Contestations. An Interview

Contemporary changes in the systems of psycho-social care are contradictory. On the one hand basic ideas of community psychology and reform psychiatry, i.e. self-determination and participation of the patients, inclusion instead of exclusion, have been established as well in conceptions of professionality as in concepts of care. On the other hand practitioners are increasingly faced with concepts of neoliberal politics of health that use the same terms but aim at establishing a business paradigm in the systems of health care. In the interview Heiner Keupp discusses how the concepts of “empowerment”, “activation social policy” and “civic engagement” were hijacked by neoliberal policies as well as possibilities of new coalitions.

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Der marktwirtschaftliche Überfall auf die Psychiatrie. Zum Vorrücken des neoliberalen Zeit- und Sprachregimes

Artikel von Erich Wulff in Forum Kritische Psychologie 51 (2007).

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Zusammenfassung

Die Beziehungen zwischen „Kunden“ und „Anbietern“ vorspiegelnde Sprachpoli­tik in der Psychiatrie ist Teil eines neoliberalen Vorstoßes, der das psychiatrische Tätigkeitsfeld umwälzt. Forderten die Betroffenen im Zuge der Psychiatriereformbewegung Bürgerrechte ein, finden sie sich nun als Akteure eines universellen Warentauschs angesprochen. Zwar werden ihnen Kaufrechte zugesprochen, doch werden die Versorgungsleistungen im gleichen Atemzug durch den Warencharakter der ärztlich-therapeutischen Leistungen beschnitten. Durch Budgetierung und einzelfallbezogene Dokumentation von Zuwendungszeiten werden Patienten klassifiziert und Therapiezeiten rationiert. Kontrolle, Transparenz und Qualität dienen v.a. der Profitsicherung statt dem Patienten. Sich dagegen zu verweigern könnte mit der Verschwendung von Zuwendung beginnen.

Summary: Corporate Attacks on Psychiatry. On the Advancement of Neoli­beral Regulations of Time and Language

Speaking of “clients” and “providers” in psychiatry is part of a neoliberal advance­ment to revolutionize the practice of psychiatry. Whereas the movement to reform psychiatry asked for civil rights the people who seek psychiatric help today find themselves addressed as actors in a universal exchange of commodities. They are assigned the rights of customers but at the same time the benefits are cut down in the process of commodification of medical services. Personal Budgets and case-related documentation of the time required for care classify patients and ration the lengths of therapy. Control, transparency and quality after all serve to secure profits and do not serve the patient. To resist this process could mean to start wasting care/time.

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Forum Kritische Psychologie 51

Sozialpsychiatrie / Persönliche Assistenz / Empowerment / Beschäftigungsverhältnisse in der Sozialen Arbeit / Evaluationsforschung / Erinnerungsarbeit

Inhalt

Editorial

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Erich Wulff
Der marktwirtschaftliche Überfall auf die Psychiatrie. Zum Vorrücken des neoliberalen Zeit- und Sprachregimes

Heiner Keupp
Sozialpsychiatrie im Gegenwind. Ein Interview

Ulrike Eichinger
Der neoliberale Wandel (psycho-)sozialer Praxis aus der Perspektive der Beschäftigten. Zwischenergebnisse einer qualitativen Befragung

Michael Zander
Selbstbestimmung, Behinderung und Persönliche Assistenz – politische und psychologische Fragen

David Vossebrecher und Karin Jeschke
Empowerment zwischen Vision für die Praxis und theoretischer Diffusion

Gesa Köbberling und Vanessa Lux
Evaluationsforschung zwischen „Ökonomisierung des Sozialen“ und Praxisreflexion

Jochen Kalpein
Praxis – neue Phalanx subjektwissenschaftlicher Theorieentwicklung? Oder: “The greatest act can be – One little victory” (Werkstattpapier)
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Morus Markard
„Kollektive Erinnerungsarbeit“ – eine subjektwissenschaftliche Methodenkritik am Beispiel eines „Werkstattberichts“ von Carstensen, Haubenreisser und Haug (FKP 49)

Frigga Haug
Keine Erwiderung

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Michael Zander
Arbeitslosigkeit, Austromarxismus und Psychologie. Zum 100. Geburtstag Marie Jahodas

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Autorinnen und Autoren

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Macht Erfahrung klug? Subjektwissenschaftliche Überlegungen zum Verhältnis von subjektiver Erfahrung und wissenschaftlicher Verallgemeinerung

Veröffentlicht in: Journal für Psychologie Jg. 15 (2007), Ausgabe 3. Verfügbar über: Morus Markard in JfP 2007

Morus Markard

Zusammenfassung

Gegenüber dogmatischen Setzungen kommt der »Erfahrung« seit der neuzeitlichen Wissenschaft ein (ideologie-) kritisches Motiv zu. Der Bezug auf Erfahrung kann aber auch dazu dienen, Kritik an Praxis abzuwehren. Dieses Problem wird unter den Aspekten des Verhältnisses von Begriffen und Erfahrung und des Verhältnisses von Unmittelbarkeit und Vermitteltheit von Erfahrung diskutiert. Schließlich werden methodologische Aspekte eines subjektwissenschaftlichen Erfahrungsbegriffs erörtert, mit dem der Offizialdiskurs der nomothetischen Psychologie unterminiert und der Weltbezug von Leiden und Therapie unumgänglich wird.

Schüsselwörter: Erfahrung, Kritische Psychologie, Subjektwissenschaft, Praxisforschung, Methodologie, Therapie

Summary

Since modern science and when compared to dogmatic assertions »experience« inheres a (ideology-) critical motive. But the reference to experience can also serve to discourage criticism of practice. This problem is discussed with respect to the relation between concepts and experience and to the relation between immediate und socially mediated aspects of experience. Finally, methodological aspects of a subject scientific concept of experience are discussed, with which the official discourse in nomothetic psychology is undermined and the connection of suffering and therapy to life conditions is inevitable.

Keywords: Experience, critical psychology, subject science, practice research, methodology, therapy

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Volkmar Weiss: Das „Türkenproblem“ oder die Angst vor der Degeneration der Bevölkerung

Von Kritische Psychologie Marburg

Volkmar Weiss (geb. 1944 in Zwickau) beschäftigt sich vorwiegend mit Demographieprognosen und der Vererbung von Intelligenz und entwickelte ein Modell, wonach sich die Intelligenz nach einem intermediären Erbgang vererbt (wie bei den roten, rosa und weißen Blüten bei Mendel). Aus dem Modell ergeben sich drei Genotypen und drei sich überlappende Normalverteilungen, anhand derer er u.a. die biologische Basis der Dreiklassengesellschaft erläutert.

1969 begann Weiss als Diplombiologe mit der Erforschung von Mathematik-Hochbegabten in der DDR. Ab 1977 war er auch in der Bildungssoziologie und ab 1984 in der Forschung für Regionalgeschichte tätig. 1990 wurde er Leiter der Deutschen Zentralstelle für Genealogie (Ahnenforschung) in Leipzig, seit 1995 lehrt er als Privatdozent.

Weiss war einer der Gründungsmitglieder der im Januar 1990 gegründeten Deutschen Sozialen Union (DSU). Im Juni 1990 trat er der CDU bei, die er jedoch 1993 verließ. Im März 2005 wurde er von der Landtagsfraktion der NPD als externer Experte für die Enquete-Kommission Demografische Entwicklung und ihre Auswirkungen für die Lebensbereiche der Menschen im Freistaat Sachsen sowie ihrer Folgen für die politischen Handlungsfelder vorgeschlagen. Diesen Posten hatte er bis Januar 2006 inne. Außerdem hat er in der Vergangenheit in zahlreichen rechtextremen Zeitungen und Zeitschriften publiziert.

IQ-Falle und Pisa Studie

Mit Die IQ-Falle (2000) hat Weiss das deutsche Äquivalent zu The Bell Curve von Richard Hernstein und Charles Murray (1994; Flyer hierzu nächste Woche) verfasst. Auf seiner Homepage schreibt er: „Als ich mich mit dem Gedanken trug, die ersten drei Teile von The Bell Curve ins Deutsche zu übersetzen, war es Hans-Jürgen Eysenck, der mich 1995 bei unserer letzten persönlichen Begegnung in Warschau aufforderte, ein eigenes und originelles Buch zu dieser Thematik zu schreiben, da ich das Zeug dazu hätte.“ In dem Buch entwickelt Weiss die Idee , wenige „Hauptgene“ seien für die Intelligenz verantwortlich, da diese Annahme gut mit dem g-Faktor-Modell übereinstimmt (siehe Spearman-Flyer). Vereinfacht geht das darausfolgende Modell davon aus, dass es ein Intelligenzgen und drei mögliche Genotypen gibt, von denen die intelligente M1M1-Allelkombination die Elite der Gesellschaft darstellt (mittlerer IQ von 130), die M1M2-Kombination die Mittelschicht (mittlerer IQ um 112) und die M2M2-Kombiantion die Unterschicht und Arbeiter (mittlerer IQ von 94). In dem Abschnitt „Dreierlei Mensch braucht die Maschine“ verteilt er die einzelnen Menschen nach ihrem Genotyp auf Berufsgruppen. Weiss wiederholte hier den Fehler von Francis Galton (vgl. Galton-Fyler), auf den er sich ausdrücklich beruft und seine Ergebnisse zitiert: Er glaubt von dem Beruf und Schulnoten auf den Intelligenzquotienten schließen zu können.

Aus diesem Modell ergibt sich nicht eine Normalverteilung, sondern es ergeben sich drei überlappende Normalverteilungen, bei denen 68% der Bevölkerung den M2M2 Genotyp vorweisen, 27% den M1M2 und 5% den M1M1. Dem nach sind die Nachkommen aus M2M2 und M2M2 wieder M2M2, die Nachkommen von zwei M1M1-Genotypen wieder M1M1. Die Kinder von einem Elternpaar mit jeweils M1M2 haben nur zu 50% auch einen M1M2-Genotyp und zu je 25% einen M1M1- oder M2M2-Genotyp. Hieraus erklären sich nicht nur die Vorzüge eines dreigliedrigen Schulsystems, sondern auch die nicht abschaffbare Dreiklassengesellschaft, die sich jedoch biologisch bedingt revolutionieren kann, wenn die „Hochintelligenten“ aus der Mittelschicht aufsteigen wollen.

Weiss zufolge hängt es von dem jeweiligen Genotyp eines jeden Menschen ab, welchen Beruf und gesellschaftliche Position er einnehmen kann. Daraus folgt für ihn auch, dass die IQ-Unterschiede in verschiedenen Regionen und Staaten die Ursachen für das wirtschaftliche Wohlergehen, Arbeitslosigkeit etc. sind. Bei diesem Vorgehen setzt Weiss Korrelationen mit Kausalzusammenhängen gleich, obwohl die Korrelationen in ihrer Wirkrichtung auch umgekehrt interpretiert werden könnten.

Als große Testreihe zur Feststellung der IQ-Unterschiede zwischen verschiedenen Nationen zieht Weiss die Pisa-Studie heran: „Die PISA-Tests messen zwar auch sehr genau den IQ, die Begriffe Intelligenz und IQ tauchen aber in den Berichten kein einziges Mal auf. Menschen, die von Natur aus, wegen ihrer Gene, klüger sind als andere, gibt es nicht, darf es nicht geben. Es gibt auch keine Dummen mehr, sondern nur Bildungsarme und Bildungsferne. Die Begriffe suggerieren, daß sich dieser Zustand mit mehr Schule und Bildungsaufwand beseitigen läßt.“ ( Weiss , 2007) Daran glaubt er nicht, für ihn geben die Ergebnisse eines Schultests Auskunft über die genetische Wertigkeit einer Person oder ganzer Nationen. An anderer Stelle schlägt Weiss vor von den Schulnoten auf den IQ zu schließen, indem man die Mathematiknote vierfach gewichtet. Eine Begründung für dieses Vorgehen liefert er nicht. Die Pisaergebnisse hat jedoch der Psychologe Richard Lynn umgerechnet, der dafür plädiert, „dass man unfähigen Gesellschaften erlauben muss, auszusterben“, damit meint er wohl, Afrika verhungern zu lassen. Neben nationalen Unterschieden gibt es bei Weiss auch „rassentypischen“ Unterschiede in den IQ-Mittelwerten und im Sozialverhalten: „Wenn auch für soziale Kasten, wie für die Neger in den USA, die Zigeuner in Europa und die Buraku in Japan, ein mittlerer IQ von etwa 85 typisch zu sein scheint, so gibt es doch im Sozialverhalten sehr große Unterschiede. Sind bei den Negern der USA Mütter mit unehelichen Kindern und Väter, die sich aus dem Staub machen, häufig, so haben die Zigeuner hingegen ein eindrucksvolles, noch sehr patriarchalisch geprägtes Familienleben. Die Männer der Zigeuner sorgen für ihre kopfstarken Familie.“ ( Weiss, 2000, S.205).

Bedrohung der Deutschen durch Türken und Sozialhilfeempfänger

Volkmar Weiss diagnostiziert „eine weltweite dysgenische Entwicklung, ein weltweites Absinken des genotypischen IQ“ ( Weiss, 2007). In Bezug auf Deutschland befürchtet er vor allem eine „Überfremdung“ durch die „Türken“, die nach seiner Einschätzung genetisch bedingt weniger intelligent sind und sich jedoch stärker fortpflanzen. In Bevölkerungspolitik als Grundlage von Staat und Volk schreibt er:

„Die PISA-Studie hat zweifelsfrei belegt, daß die bei uns eingewanderten Türken nicht nur weniger qualifiziert sind, sondern auch einen durchschnittlichen IQ von nicht höher als 85 haben. An den höheren Bildungseinrichtungen sind die Einwanderer, insbesondere die aus der Türkei, nur halb so stark vertreten, wie ihrem Bevölkerungsanteil entspricht. Aber sie sind vertreten! Und nun rechnen Sie einmal bitte, und es ist eine ganz einfache Rechnung: Schon ab dem Jahre 2010 werden die Einwanderer in den westdeutschen Großstädten die Bevölkerungsmehrheit in der aktiven Bevölkerungsgruppe stellen, das ist die demographische Prognose. Ein Deutscher in Frankfurt am Main und in Düsseldorf wird bald Angehöriger einer nationalen Minderheit sein. Hat sich an der Bildungsbeteiligung der Einwanderer bis dahin nichts Wesentliches geändert, dann stellen sie ab dieser Zeit – also ab 2010 – bereits ein Viertel der geistigen Elite … in Deutschlands Großstädten. Und hält der seit etwa 1970 bestehende Trend von gegenüber den Deutschen bis zu doppelt so hohen Kinderzahlen bei den Einwanderern und weiterer Einwanderung an, dann sind etwa 2040 die Anteile der von den Deutschen und den Einwanderern gestellten Anteile an den Abiturienten zahlenmäßig gleich, d.h. aus den Mittelschichten der Einwanderer erwächst ihre eigene Elite. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt wird die demographische Krise der europäischen Völker in einen Kampf um ihre nationale Existenz übergehen …“ (Weiss, 2004).

Worum geht es Weiss in diesem und anderen Beiträgen? Weiss geht es vor allem darum, dass die deutschen, intelligenten Mütter zu wenig Kinder bekommen, die Türken Deutschland „überfremden“ („Ruhrgebiet ein autonomes Gebiet mit türkischer Staatssprache“ ( Weiss, 2003b), dass wie bei der „Überfremdung“ durch die Juden ein „Konfliktpotential“ (ebd.) entstehe, was quasi zwangsläufig zur Verfolgung und Vertreibung der Minderheit führt. Um das zu belegen, zitiert er den „vorausschauenden“ Antisemiten und Nationalliberalen Heinrich von Treitschke , der schon frühzeitig vom „Judenproblem“ sprach. Von Treitschke stammt der Satz „Die Juden sind unser Unglück“ (1879), der später das Schlagwort des nationalsozialistischen Hetzblattes Der Stürmer wurde. In Bezug auf die in Deutschland lebenden Türken fragt Weiss : „Wann wird der kritische Punkt erreicht, von dem ab die Zeichen unwiderruflich auf Krieg, Bürgerkrieg und Vertreibung des einen Bevölkerungsteiles deuten, auch wenn der Ausbruch von blutigen Auseinandersetzungen noch Jahrzehnte auf sich warten lassen kann? Wie viele Jahrzehnte ist dann noch Zeit?“ (ebd.). Vertreibung und Verfolgung sind sozusagen die natürliche Reaktion eines von „Überfremdung“ bedrohten Nationalstaates und um das zu verdeutlichen schreibt Weiss weiter „Ich kann mir nicht vorstellen, daß sich Niederländer, Dänen, Tschechen und Schweizer durch außereuropäische Einwanderer allmählich aus ihrer Heimat verdrängen lassen, ohne nicht von einem bestimmten Punkte an energischen Widerstand zu leisten“(2004). Zu Ende des Artikels versucht Weiss seine Türkenfeindlichkeit zu relativieren: „Wir haben nichts gegen Ausländer, aber wir haben etwas gegen Unländer. Unländer sind Personen, die nicht bereit oder nicht fähig sind, ehrlicher Arbeit nachzugehen und die nicht bereit sind, unsere Sprache zu lernen, wenn sie hier leben wollen. Unländer sind auch Deutsche, die drogensüchtig sind und die ihren Lebensunterhalt durch kriminelle Handlungen erlangen. Wir geben offen zu: Wir haben etwas gegen Unländer. Und wir wollen von ihnen möglichst wenige im Land haben.“ Was hier zum Ausdruck kommt, ist die Verurteilung aller in den Augen des Eugenikers Minderwertigen, die bei Galton und anderen Eugenikern auch schon zu finden ist. Die eigene Bevölkerung wird als bedroht wahrgenommen, sowohl vom „äußeren Feind“, den Ausländern oder fremden „Rassen“ als auch vom „inneren Feind“, den Drogensüchtigen, Kranken, Armen, Kriminellen und Behinderten im eigenen Land, die es gilt an der Fortpflanzung zu hindern, auszugrenzen, zu vertreiben oder wie unter den Nationalsozialisten zu vergasen.

Dahinter steht die Angst vor einer Degeneration (Entartung) der Bevölkerung, die in der Eugenik und biologischen Intelligenzforschung seit Galton Tradition hat, der zu seiner Zeit eugenische Maßnahmen gegen die überproportionale Vermehrung der „genetisch minderwertigen“ Arbeiterklasse einforderte (vgl. Galton-Flyer). Auch der kanadische Psychologe Philipp Rushton greift die Argumentation mit der negativen Korrelation zwischen Intelligenz und Fertilität wieder auf, indem er bei Schwarzen einen höheren Testosteronspiegel, mehr sexuelle Aktivität und längere Geschlechtsteile diagnostiziert und gleichzeitig niedrigere IQ-Werte und kleineres Hirnvolumen misst (sehr fragwürdige Datenerhebung etc., vgl. Cernovsky, 1997). Das Argument, dass die Gesellschaft degeneriere, wenn das minderwertige Erbgut nicht an der Fortpflanzung gehindert werde, ist im konservativen und rechtsradikalen Gedankengut tief verwurzelt.

Da mag es kaum verwundern, dass Weiss der Deutschen Stimme (NPD) 2004 ein Interview zum gleichen Thema gab, für die rechtskonservative Zeitung Junge Freiheit und die Zeitschriften Deutschland in Geschichte und Gegenwart, und die Deutsche Annalen schreibt und Texte in der Deutsche Studiengemeinschaft und der Gesellschaft für Freie Publizistik veröffentlicht, die alle zum rechtextremen Spektrum gehören. Des Weiteren ist Weiss Mitherausgeber der als rassistisch eingestuften pseudowissenschaftlichen Zeitschriften The Mankind Quarterly und der Nouvelle Ecole. In Marburg hielt Weiss einen Vortrag bei der Burschenschaft Rheinfranken zum Thema DieDeutschen sterben aus. In der Einleitung stellte er die Frage, was denn nach der Demokratie komme und gibt darauf die Antwort, indem er auf den „gesetzmäßigen“ Zyklus Monarchie – Aristokratie – Demokratie verweist (der Vortrag ist 2007 unter dem Titel Bevölkerungsqualität: Der demographische Übergang in den Untergang in die Deutsche Annalen erschienen). Nach der Demokratie folgt also die Monarchie, wo ein Herrscher/Diktator die Macht übernimmt. Dass Weiss gegen seine „unausweichliche“ eigene Prognose nichts einzuwenden hat, liegt nahe, denn im Interview mit der Deutschen Stimme lobt er die Nationalsozialisten für ihre eugenische Politik: „In der Weltwirtschaftskrise 1929-1932 war es in Mitteleuropa erstmals zu einem Geburtenrückgang gekommen, der 1932 schon das seither niedrige Niveau von 1973 ahnen ließ. Die nationalsozialistische Regierung reagierte sofort und 1939 wurde wieder die Zahl von etwa zwei Geburten pro Frau erreicht. Politisch hatte man sich zwar viel höhere Ziele gesteckt, aber immerhin, man war nicht erfolglos“.

Literatur:

Cernovsky, Z. Z . (1997). Psychowissenschaftliche “Rassen”-Forschung der Gegenwart. In Mecheril & Teo (Hg). Psychologie und Rassismus (S.73-92) . Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

Treitschke, H. (1879). Unsere Aussichten. Preußische Jahrbücher, 44 , 559-576. Berlin: G. Reimer Verlag.

Weiss, V.(2000). Die IQ-Falle: Intelligenz, Sozialstruktur und Politik. Graz : Leopold Stocker Verlag.

Weiss, V.(2003b ). Wann schlägt eine demographische Krise in eine nationale Existenzkrise um? Schriftenreihe der Deutschen Studiengemeinschaft , 3, 47-65.

Weiss , V. (2004): Bevölkerungspolitik als Grundlage von Staat und Volk. In Die neue Achse. Europas Chancen gegen Amerika (Bd. XX, S.11-29). München: Gesellschaft für Freie Publizistik.

Weiss, V. (November 2004). Bevölkerungsimplosion und Intelligenzverfall. Der Humangenetiker Dr. Volkmar Weiss über die Bevölkerungspolitik in DDR und BRD. Interview in Deutsche Stimme.

Weiss, V. (2007). Bevölkerungsqualität: Der demographische Übergang in den Untergang.Deutsche Annalen. Jahrbuch des Nationalgeschehen, 36, 7-50.

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The Bell Curve – Inequality by design

IQ und Soziales

Von Kritische Psychologie Marburg

Seit Mitte der 1970er Jahre bis mindestens in die Mitte der 1990er Jahre hinein ist in den USA folgendes Phänomen zu beobachten gewesen: Die 20 % Bestverdienenden erfreuten sich eines kontinuierlich steigenden durchschnittlichen Jahreseinkommens, während die unteren 20 % der Einkommensverteilung einem beginnenden Einbruch des Durchschnittseinkommens entgegensahen. Das durchschnittliche Jahreseinkommen der Mittelklasse stagnierte während dieses Zeitraums.

Eine „wissenschaftliche“ Erklärung dieser zunehmenden ökonomischen Ungleichheit der Einkommensklassen wurde von Richard Herrnstein und Charles Murray in ihrem 1994 veröffentlichten und intensiv diskutierten Buch „The Bell Curve“ vorgeschlagen. Sie analysierten die Daten einer umfassenden Längsschnittstudie zu den Lebensverläufen amerikanischer Jugendlicher im Zeitraum von 1979 bis 1990 (der „National Longitudinal Survey of Youth“, kurz NLSY) und kamen zu einem interessanten Ergebnis: Kontrastierte man den soziökonomischen Status (SES) des Elternhauses der Teilnehmer mit deren allgemeiner Intelligenz, erklärte letztere den größeren Varianzanteil in verschiedenen Indices des „Lebenserfolgs“ (z. B. in der im Skript erwähnten Wahrscheinlichkeit, unterhalb der Armutsgrenze zu leben). Die Intelligenz sagte also den späteren „Lebenserfolg“ besser vorher als die familiäre Umwelt der Teilnehmer (operationalisiert durch SES).

Herrnstein & Murray argumentierten nun, dass die zunehmende Ungleichheit zwischen den sozialen Klassen in erster Linie eine Manifestation von Intelligenzunterschieden sei. In einer freien Marktwirtschaft träten diese offen zutage, da Leistung belohnt werde, welche wiederum hauptsächlich durch „a persons capacity for complex mental work“ (Herrnstein & Murray, zit. nach Fischer et al., 1996) – also ihre Intelligenz – bestimmt sei. Da nun Intelligenz aber erblich sein soll, nahmen Herrnstein & Murray an, dass sich Intelligenzunterschiede zwischen Gruppen und damit Klassenunterschiede durch sog. selektive Partnerwahl (also Partnerwahl bevorzugt auf vergleichbarem Intelligenzniveau) weiter verschärfen würden und schließlich durch die selektive Häufung „guter“ Gene eine „kognitive Elite“ entstehen müsse. Die Beobachtung, dass die Schere zwischen verschiedenen Einkommensklassen in den USA immer weiter aufklaffe, sei letztlich nichts anderes als der sichtbare Effekt der zunehmenden „kognitiven Schichtung“ der Gesellschaft und somit naturgegeben.

Über diese Erklärung hinaus entwarfen Herrnstein & Murray ein konkretes politisches Programm zum Umgang mit zunehmender Ungleichheit. Alle Versuche, die zunehmenden Klassenunterschiede durch politisches Handeln (wie z. B. Schulreformen) zu bekämpfen seien zum Scheitern verurteilt, da diesen Unterschieden eben Fähigkeitsunterschiede zugrunde lägen, die aufgrund ihrer genetischen Determiniertheit nicht zu beseitigen seien. Stattdessen schlugen die Autoren eine Politik vor, die die naturgegebenen Unterschiede nicht zu beseitigen versucht, sondern sich mit dieser „wissenschaftlich erwiesenen“ Realität abfindet. Sie forderten eine Politik, in der Förderung den Begabten zukommt und nicht an diejenigen verschwendet wird, deren genetische Ausstattung einen Erfolg von vornherein ausschließt (wobei sie stillschweigend Erblichkeit mit Unveränderbarkeit gleichsetzten, zum Denkfehler in dieser Argumentation vgl. z. B. Lewontin et al., 1988). Außerdem plädierten sie für vereinfachten Zugang zu Verhütungsmitteln, ein Strafrecht, in dem Vergehen und Strafe erkennbarer aufeinander bezogen sind, für ein Familienrecht, in dem die Ehe eine Voraussetzung für den Anspruch auf elterliche Rechte ist und dergleichen mehr.
<h2Methodisches

Fischer et al. (1996) unterzogen die Daten von Herrnstein & Murray einer Reanalyse. Hierbei bemerkten sie substantielle Fehler. Erstens wurde die Umwelt der Teilnehmer unzureichend operationalisiert: Herrnstein & Murray verwendeten lediglich das Durchschnittseinkommen der Eltern über zwei Jahre, den Beruf des „Haushaltsvorstands“ sowie das Ausbildungsniveau beider Elternteile. Letzteres wurde denkbar grob über die Ausbildungsdauer in Jahren erfasst. Diese vier Variablen wurden unnötigerweise zu einem Index des SES zusammengefasst und dabei vermeintlich gleich gewichtet. Bei separater Analyse der vier Variablen zeigte sich, dass das elterliche Einkommen (trotz der Tatsache, dass es nur über zwei Jahre erfasst worden war) einen starken Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit hatte unterhalb der Armutsgrenze zu leben, während das elterliche Ausbildungsniveau kaum eine Rolle spielte. Durch die Zusammenfassung einer erklärungsmächtigen mit fast bedeutungslosen Variablen geht im Endergebnis der Beitrag der ersteren unter.

Darüber hinaus wurden die vier Variablen durch einen methodischen Fehler eben nicht gleich gewichtet. Bei vielen Teilnehmern fehlten nämlich die Angaben zum elterlichen Einkommen. Herrnstein & Murray setzten in solchen Fällen einfach den aus den vorhandenen Daten errechneten Mittelwert ein. Durch dieses Vorgehen ergibt sich jedoch eine Einschränkung der Varianz, die umso stärker ausfällt, je mehr Daten dem Mittelwert gleichgesetzt werden. Eine Variable, die kaum mehr Varianz aufweist, kann nicht mit anderen Variablen korrelieren, wie sich aus der Formel r = s xy/s x * s y ergibt. Die Angaben zum elterlichen Ausbildungsniveau wiesen deutlich weniger Lücken auf, wodurch die Varianzeinschränkung hier geringer ausfiel. Dadurch wurde das elterliche Einkommen im Index des SES geringer gewichtet als das elterliche Ausbildungsniveau, obwohl es einen deutlich stärkeren Erklärungswert besitzt.

Des Weiteren wurden wichtige Umweltvariablen nicht in die Analyse aufgenommen, obwohl sie Herrnstein & Murray vorlagen. So wurden beispielsweise Charakteristika der von den Teilnehmern besuchten Schulen außer Acht gelassen. Betrachtet man die beschriebenen methodischen Probleme, wird klar, dass ein derart schlecht operationalisiertes Umweltmaß keinen nennenswerten Erklärungswert haben kann. Folgerichtig ergab die Reanalyse nach Korrektur dieser Fehler ein ganz anderes Bild: Der berichtigte und komplettierte Umweltindex erklärte nicht weniger, sondern mehr Varianz auf als die Intelligenz der Teilnehmer (in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit, unterhalb der Armutsgrenze zu leben).

Der wirklich gravierende Kritikpunkt an „The Bell Curve“ liegt jedoch in der Operationalisierung der allgemeinen Intelligenz. Den Teilnehmern der NLSY wurde der „Armed Forces Qualifying Test“ (AFQT) vorgelegt, also ein Test zur Feststellung der Eignung für die Tätigkeit in der Armee. Dieser Test sollte in erster Linie die mathematischen und Lesefertigkeiten erfassen. Aus diesem Test griffen sich Herrnstein & Murray die vier Subskalen „Mathematisches Schätzen“, „Wortkenntnis“, „Textverständnis“ und „Mathematisches Wissen“ heraus. Schon aus den Bezeichnungen dieser Skalen geht hervor, dass der AFQT Fertigkeiten erfasst, die in der Schule gelehrt werden. Dieser Eindruck verstärkt sich durch Betrachtung von Itembeispielen, die in „The Bell Curve“ selber auffälligerweise nicht zu finden sind. Des Weiteren steigert in der NLSY-Stichprobe jedes absolvierte Schuljahr den AFQT-Score um ca. 3,5 IQ-Punkte (Neal & Johnson, 1994, zit. nach Fischer et al., 1996; vgl. auch Folie 78 im Skript).

Nun kann man zwar die Ansicht vertreten, dass es eine Art „Denkfähigkeit“ gibt und dass diese neben anderen Faktoren wie der Qualität des Unterrichts eine Rolle dabei spielt, ob eine Person die ihr in der Schule vermittelten Inhalte versteht und verinnerlicht. Aber Herrnstein & Murray tun mehr, indem sie eine Abfrage von Schulwissen als Intelligenztest deklarieren: Sie behaupten, dass die vermeintliche Folge der Intelligenz (das Ausmaß der in der Schule gelernten Inhalte) identisch mit der Eigenschaft selber sei.

Die Messung von Schulbildung und gleichzeitige Behauptung, eine genetisch determinierte Persönlichkeitseigenschaft zu erfassen, stellt den zentralen Denkfehler in der Argumentation von „The Bell Curve“ dar. Im Begehen dieses Fehlers unterscheiden sich Herrnstein & Murray nicht von anderen Vertretern der psychometrischen Intelligenzkonzeption. Während Alfred Binet, der Begründer der Intelligenztestung, davon ausging, dass seine Tests eine durch Förderung veränderbare Größe messen, die eng mit Schulbildung zusammenhängt, postulieren seine Nachfolger Intelligenz als eine genetisch determinierte und damit unveränderbare Persönlichkeitseigenschaft. Zur Messung dieser Eigenschaft verwenden sie jedoch annähernd identische Aufgaben wie Binet und schreiben diesen Aufgaben damit eine Bedeutung zu, die sie ursprünglich nicht im Geringsten besaßen. Somit definieren die Vertreter dieses Ansatzes eine Eigenschaft durch die Methode, die sie vermeintlich misst. Nirgendwo wird dieser Zirkelschluss deutlicher als in der immer noch gebräuchlichen und erstaunlich ehrlichen Intelligenzdefinition von E. G. Boring: „Intelligenz ist das, was der Intelligenztest misst.“ Den ernsthaften Versuch, Intelligenz unabhängig von ihrer Messung zu definieren hat bisher unseres Wissens noch kein Psychometriker gemacht.

Objektiv?

So stellt sich die Frage, warum die Vertreter der klassischen Intelligenzforschung seit über einhundert Jahren auf ein unzureichend definiertes Konstrukt zugreifen. In Test-Kriteriums-Korrelationen, die sich in einem Bereich von ca. r = 0,4 – r = 0,7 bewegen (das entspricht einer erklärten Varianz von 20 – 49 %) kann die Antwort wohl kaum zu finden sein. Dies gilt umso mehr, als eine derartige Korrelation natürlich keinerlei Aussage über den Faktor zulässt, der sie verursacht. Der immer wieder als Validitätsbeweis herangezogene Zusammenhang zwischen Intelligenztests und Schulleistung besagt lediglich, dass die Tests irgend etwas messen, das mit der Schulleistung in Verbindung steht. Ob das nun tatsächlich eine Art mentaler Kapazität ist, ob es sich um Konzentration oder auch einfach nur um Fügsamkeit handelt bleibt völlig offen, solange keine theoretisch fundierte, methodenunabhängige Intelligenzkonzeption und die entsprechenden Tests vorliegen.

Will man den entsprechenden Wissenschaftlern keine Dummheit unterstellen, muss man schließen, dass die Auswahl eines derartig windschiefen Paradigmas nicht aus rein wissenschaftlichen Gründen erfolgen kann. Bücher wie „The Bell Curve“ mit seinem expliziten politischen Bezug deuten vielmehr darauf hin, dass es in Wirklichkeit darum geht, bestimmte Ideologien mittels „objektiver“ naturwissenschaftlicher Ergebnisse zu rechtfertigen. Der Begriff „Objektivität“ bezieht sich hierbei bestenfalls auf ergebnisoffenes Arbeiten und die richtige Anwendung naturwissenschaftlicher Methoden. Vor diesem technischen Umsetzen steht im Forschungsprozess jedoch eine gravierende Entscheidung, nämlich die Entscheidung darüber, welchem Paradigma man sich anschließt. Diese Entscheidung und damit die Entscheidung, welche Fragen man sich stellt, kann in einer Wissenschaft vom Menschen wie der Psychologie nicht unabhängig von bestimmten Menschenbildern getroffen werden. Damit ist eine tiefer gehende Objektivität in der Psychologie insofern unmöglich, als dass die untersuchten Inhalte es geradezu erzwingen, von bestimmten Vorannahmen auszugehen und damit die untersuchten Fragen von vornherein zu beschränken.

Wenn Forscher wie Herrnstein & Murray sich für die psychometrische Intelligenzkonzeption entscheiden, dann tun sie das wie andere Psychometriker, um ihre politischen Ansichten und Vorschläge mit „wissenschaftlichen“ und daher über jeden Zweifel erhabenen Ergebnissen unterfüttern zu können. Ihre Argumentation wäre nicht möglich, wenn sie sich für ein Modell menschlicher Denkfähigkeit entschieden hätten, in dem Flexibilität und Veränderbarkeit nicht von Anfang an ausgeschlossen sind. Da Erkenntnisgewinn in „The Bell Curve“ aber lediglich die Tarnung für einen Versuch darstellt, die öffentliche Meinung mit Hilfe „objektiver“ Ergebnisse im Sinne einer bestimmten politischen Richtung zu beeinflussen, haben Herrnstein & Murray bewusst einen Forschungsansatz ausgewählt, der die von ihnen beabsichtigten Schlussfolgerungen erst möglich macht.

Die Ideologie, die in Herrnsteins & Murrays politischen Handlungsvorschlägen zu Tage tritt, ist nicht nur extrem konservativ: Ihre Forderung nach dem vereinfachten Zugang zu Verhütungsmitteln, um die Ausbreitung „schlechter“ Gene einzudämmen, ist schlicht und einfach eine eugenische. Die Verbindungen zum rechten Rand des politischen Spektrums sind auch an den Quellen erkennbar, aus denen sich Charles Murrays Forschung speist. So wird er unter anderem vom American Enterprise Institute finanziert, das sich z. B. für eine Begrenzung der Marktregulierung und eine starke Außenpolitik (z. B. in Form einer Befürwortung des zweiten Irakkriegs) einsetzt. Kürzlich wurden vom American Enterprise Institute laut Wikipedia 10.000 Dollar Preisgeld für eine wissenschaftliche Widerlegung des UN-Klimaberichts ausgelobt. Es handelt sich also um eine Stiftung, die ganz klar neoliberale Positionen vertritt und explizit nach Wissenschaftlern sucht, die „linientreue“ Ergebnisse produzieren.

Dass Ergebnisse derartiger Forschung in einer Vorlesung völlig ohne Bezug auf ihre ideologischen Hintergründe gelehrt werden, lässt sich unseres Erachtens nicht mit dem Verweis auf ihre methodische Qualität rechtfertigen (zumal selbst diese fragwürdig ist, wie der oben dargestellte winzige Auszug aus der Menge an methodenkritischen Einwänden gegen „The Bell Curve“ deutlich machen sollte). Und die Behauptung, dass politische Einwände in der Psychologie keine Berechtigung hätten, da es sich schließlich um eine objektive Naturwissenschaft handele, ist schlicht und einfach falsch (s. o.). Psychologie findet nicht im luftleeren Raum der Empirie statt, sondern ist in ihrem Ursprung ideologisch geprägt. Diese Tatsache zu ignorieren bedeutet nichts anderes als ein indirektes Bekenntnis zu den politischen Inhalten, die hinter den harten Zahlen versteckt sind.

Links:

http://www.eugenics.net/
Eine Seite von heutigen Eugenikern mit Texten von Richard Lynn. Philipp Rushton, Charles Murray, Linda Gottfredson, Roger Pearson etc.

Literatur:

Fischer, C. S., Hout, M., Jankowski, M. S., Lucas, S. R., Swidler, A., & Voss, K. (1996). Inequality by Design. Princeton: Princeton University Press.

Herrnstein, R. J., & Murray, C. (1994). The Bell Curve: Intelligence and Class Structure in American Life. New York: The Free Press. (zit. nach: Fischer, C. S., Hout, M., Jankowski, M. S., Lucas, S. R., Swidler, A., & Voss, K. (1996). Inequality by Design. Princeton: Princeton University Press.).

Lewontin, R. C., Rose, S., & Kamin, L. J. (1988). Die Gene sind es nicht…Biologie, Ideologie und menschliche Natur. München: BeltzPVU.

Neal, D. A., & Johnson, W. R. (1994). “The Role of Pre-Market Factors in Black-White Wage Differences.” Seminar on Meritocracy and Equality, University of Chicago. (zit. nach: Fischer, C. S., Hout, M., Jankowski, M. S., Lucas, S. R., Swidler, A., & Voss, K. (1996). Inequality by Design. Princeton: Princeton University Press.).

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Charles Spearman – Erfinder der explorativen Faktorenanalyse

Von Kritische Psychologie Marburg

Charles Spearman (1863-1945) ist als hervorragender Statistiker und Psychologe bekannt. Er erfand den sog. Spearmanschen Rangkorrelationskoeffizienten, die Attenuationskorrektur und die explorative Faktorenanalyse.

Seine Zweifaktorentheorie der Intelligenz, die er 1904 in dem Aufsatz “General Intelligence“ Objectively Measured and Deterimed, vorstellte ist eine der einflussreichsten Theorien in der Geschichte der Intelligenzforschung. In diesem Aufsatz verwendete er das Verfahren der tetradischen Differenzen – ein Vorläufer der Faktorenanalyse. Die Faktorenanalyse ist ein mathematisches Verfahren zur Reduzierung eines komplexen Systems von Korrelationen auf eine geringere Zahl von Dimensionen.

Spearman übernahm von Sir Francis Galton nicht nur das Interesse an Statistik, sondern auch sein Engagement in der eugenischen Gesellschaft Englands (zeitweise gewähltes Mitglied im Beirat) und die Vorstellung Galtons, dass es eine mentale Fähigkeit gibt, die dafür sorgt, dass, wenn eine Person bei einer Aufgabe gut abschneidet, auch andere Aufgaben gut absolviert. Obwohl Galtons Vorstellung, dass senorische Tests (Wahrnehmung, Reaktionszeit etc.) mit schulischer und akademischer Leistung korrelieren, schon maßgeblich widerlegt war ( Clark Wissle, 1901), versuchte Spearman diese Annahme 1904 erneut zu untermauern: Er fand eine Korrelation von nahezu 1, die nie jemand replizieren konnten und gab der sog. mentalen Fähigkeit den Namen „g“ für General Intelligenz.

Spearmans Vorgehen

Spearman untersuchte auch die Korrelationen zwischen verschiedenen Tests, von denen er annahm, dass sie mentale Fähigkeiten maßen, und fand fast immer eine positive Korrelation. Er schloss daraus, dass jeder dieser Tests nicht eine unabhängige geistige Funktionsweise maß, sondern vielmehr eine einfachere Struktur dahinter lag. Spearman stellte sich zwei Alternativen vor. Die gefundenen Korrelationen könnten entweder auf eine kleine Reihe unabhängige geistige Attribute zurückzuführen sein oder auf einen allgemeinen Faktor (g-factor). In beiden Fällen bliebe allerdings eine gewisse Restvarianz, die bei jedem Test spezifisch sei (s-factor).

Um zwischen diesen beiden Annahmen zu einer Entscheidung zu gelangen, erfand er das Verfahren der tetradischen Differenzen. Er erfand diese Technik praktisch als Mittel zum Schlussfolgern auf Ursachen von Korrelationsmatrizen von Tests. Mittels dieser Methode fand er einen Hauptfaktor (g-factor) und sah dieses Ergebnis als Bestätigung seiner Zweifaktorentheorie der Intelligenz an.

Er fasste „g“ als eine Art Energie auf („mental energie“, siehe Spearman 1923, 1927), die wie ein Treibstoff funktioniert. Für jede spezifische Fähigkeit gäbe es einen bestimmten Hirnbereich, den „g“ mit Energie versorge. Er verglich diese mit Motoren und „g“ mit dem dafür nötigen Treibstoff. Für ihn stand es außer Frage, dass die Physiologie eine solche Hirnenergie finden würde.

Kritik

Gould (1988) griff dieses Vorgehen und insbesondere die Schlussfolgerungen in seinem Buch „Der falsch vermessene Mensch“ in zweierlei Hinsicht an:

  • Wie bei Korrelationsberechnungen liefert die Faktorenanalyse keine Kausalzusammenhänge. Nur weil etwas miteinander korreliert, heißt es nicht, dass die beiden gemessenen Maße in einem Zusammenhang zueinander stehen (z.B. Lebensalter und Benzinpreis). Bei dem Ergebnis einer Faktorenanalyse ist es ähnlich. Faktoren an sich sind mathematische Abstraktionen, geschaffen durch ein mathematisches Verfahren. Erst wenn überzeugende, unabhängige Angaben über die bloße Tatsache der Korrelation hinaus vorliegen, können stichhaltige Aussagen über Faktoren gemacht werden. Sie allerdings aus sich heraus als eigenständige Wesenheiten aufzufassen ohne zusätzliches Wissen über die Natur der Korrelation, ist äußert fragwürdig. Denn auch unsinnige Korrelationsmatrizen können durchaus einen starken ersten Hauptfaktor haben (z.B. eine 5×5 Korrelationsmatrix aus Lebensalter, der Bevölkerung Mexikos, der durchschnittlichen Entfernung von Galaxien, dem Benzinpreis und der Anzahl aller Bundesligaspiele in den letzten 10 Jahren (vgl. Gould, 1988)).
  • Die Faktorenanalyse ist aus ihrer Art heraus hypothesengenerierend (siehe Bortz, 1999). Die von Spearman vorgestellte Lösung ist eine von theoretisch unendlich vielen mathematisch gleichwertigen Lösungen, da die Faktoren, wie ein Koordinatensystem behandelt und beliebig im Raum gedreht werden können (siehe Abb. 1). Durch die Drehung ändern sich allerdings die Ladungen der Tests auf die einzelnen Faktoren und somit ihre inhaltliche Interpretierbarkeit. Thurstone nimmt beispielsweise sieben Faktoren der Intelligenz an (siehe Amelang & Bartussek, 2001). Die Position der Faktorenachsen ist demnach theorieabhängig und nicht mathematisch notwenig. Bei diesem Ansatz beeinflussen die Vorannahmen die Ergebnisse: aus den theoretisch unendlich vielen Lösungen der Faktorenanalyse sucht man sich das Ergebnis aus, das einem am besten in die Theorie passt – in diesem Fall einen Hauptfaktor, der aus seiner Definition heraus, maximalen Erklärungswert besitzt.

Die Faktorenanalyse kann große Datenmenge vereinfachen und uns helfen Ursachen zu verstehen, indem sie uns Hinweise auf Informationen jenseits der Mathematik liefert. Doch Faktoren als solche sind mathematische Abstraktionen, keine Ursachen oder Dinge, die irgendwo im Gehirn ansässig sind.

„Den Ausspruch des Statistikers, dass alles Vorhandene gemessen werden kann, hat der Faktorenanalytiker um die Annahme ergänzt, dass alles was „gemessen“ werden kann auch vorhanden sei, doch es kann sein, dass die Beziehung nicht umkehrbar und die Annahme falsch.“ Tuddenham (1962) zitiert in Gould (1988)

Die Behauptung, dass der gefundene Hauptfaktor Intelligenz darstelle, kann sich nie aus der Mathematik allein ergeben, sondern nur aus dem zusätzlichen Wissen über die materielle Natur der Messwerte selbst. Die Messwerte sind Werte von Tests, die behaupten „geistige Fähigkeiten“ zu messen, ohne dies unabhängig bestätigen zu können. Die operationale Definition von Boring (1923), dass Intelligenz das ist, was eine Intelligenztest misst, ist heute immer noch gebräuchlich (siehe Amelang & Bartussek, 2001, S.191) und zeigt die vollkommene Willkürlichkeit in der Definition und Messung von Intelligenz. Seit 1923 haben Intelligenzforscher zwar viele neue Intelligenzkonzepte entwickelt und unzählige Tests dazu konzipiert. Eine allgemeine Definition, die den Namen verdient, gibt es aber immer noch nicht und damit natürlich auch keinen wirklichen Fortschritt in der theoretischen Weiterentwicklung. Die Psychologen messen, ohne zu wissen, was sie messen.

Politscher Hintergrund von „g“

Das Spearmansche „g“ steht in der Tradition der Galtonschen Psychologie, Intelligenz zu einer inhärenten, erblichen und extakt meßbaren Wesenheit zu verdinglichen.. Es lieferte die theoretische Begründung, mit der man Menschen auf einer linearen Einheitsskala des geistigen Werts einreihen kann. Somit scheinen einfache „objektive“ Aussagen über die individuelle geistige Leistungsfähigkeit jedes Menschen möglich und damit einhergehend „die einzige vielversprechende theoretische Rechtfertigung, die für die Vererbungstheorien des IQ je gefunden wurde“ ( Gould, 1988).

Die starke Verteidigung des g-factors von Seiten vererbungstheoretischer Forscher wie Jensen, Eysenck, Cattell, Herrnstein, Gottfredson, Rushton, Weiss etc. können nicht allein als wissenschaftlich motiviert interpretiert werden. Spearmans „g“ ist ihre vermeintlich stärkste Waffe, um ihre politischen Forderungen wissenschaftlich zu untermauern. Durch den Wegfall des g-factors wäre es ungleich schwieriger Rassenvergleiche anzustellen und so die Minderwertigkeit bestimmter Rassen gegenüber anderen Rassen in Bezug auf ihre geistige Leistungsfähigkeit aufzuzeigen. Bei einer mehrfaktoriellen Intelligenztheorie sind solche Vergleiche absurd.

Die Möglichkeit, dass Intelligenz mehrdimensional oder numerische nicht fassbar sein könnte, würde auch die Forderung der Galtonschen Eugenik nach Menschenzüchtung extrem erschweren. Es wäre, unter der Prämisse eines schwachen oder sogar fehlenden g-factors, sehr unwahrscheinlich ein „Intelligenzgen“ zu finden. Eine eindeutig identifizierbare genetische Grundlage ist allerdings der Traum eines jeden Eugenikers. Die Intelligenztestentwicklung und die Annahme der Erblichkeit von Intelligenz ist unauflösbar mit der eugenischen Bewegung in den USA, England, Deutschland und vielen anderen Ländern verbunden. Spearman, der selbst in der eugenischen Bewegung aktiv war (s.o.), verdeutlicht diese Vorstellung in seinem biologisch-deterministischen Denken von Intelligenz als Hirnenergie und den spezifischen Fähigkeiten als identifizierbare Hirnbereiche (in seiner Analogie als „Motoren und Treibstoff“).

“Spearman recognized the importance of ´g´ to the future of eugenics. The ´eugenicist would be seriously hindered´ if intelligence was composed of numerous independent factors, the ´efforts to better the race´ would be ´dissipated in hunting after innumerable independent abilities´ (Spearman, 1914, pp. 220-21).zitiert in Mehler (1998)

Spearman gehörte auch einer Kommission der eugenischen Gesellschaft an, die zur Aufgabe hatte, Intelligenztests weltweit zu standardisieren. Der Gedanke dahinter war, dass mit einem solchen Messinstrument erblich bedingte Rassenunterschiede aufgezeigen werden können. Diese wichtige Aufgabe erfüllte aber erst der Schüler von Spearmanns Nachfolger Raymond Bernard Cattell mit der Entwicklung des „Culture-free“-Tests, heute zynischerweise „Culture-fair“-Test genannt.

Die Forschung von Wissenschaftlern kann nicht unabhängig von ihren politischen Überzeugungen betrachtet werden. Die Verteidigung des g-factors hat eine eindeutig ideologisch-politische Komponente, die nicht durch den Verweis auf die vermeintliche Objektivität der Forschung entkräftet werden kann. Die politischen Überzeugungen des Forschenden begleiten den gesamten Forschungsprozess, von der Wahl des Paradigmas bis zur Interpretation der Ergebnisse.

Es bleibt in Marburg leider den Studierenden überlassen, die ideologischen Prämissen der Forschenden zu aufzuzeigen und die Methoden, Ergebnisse und Interpretationen diesbezüglich zu reflektieren und neu zu bewerten.

Literatur:

Amelang, M. & Bartussek, D. (2001). Differentielle Psychologie & Persönlichkeitsforschung (5., aktual. & erw. Aufl.) (S. 190-223). Stuttgart: Kohlhammer.

Bortz, J (1999). Statistik für Sozialwissenschaftler (5., vollständig überarbeitete und aktualisierte Aufl.) (S. 498). Heidelberg: Springer.

Gould, S. J. (1988). Der falsch vermessene Mensch. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Mehler, B. (1998 , January). Beyondism: Raymond B. Cattell and the New Eugenics. URL: http://www.ferris.edu/HTMLS/othersrv/isar/bios/Cattell/genetica.htm. [Zugriff am 23.4.07]. Originally published 1997. In Genetica , 99, 153-163.

Spearman, C.E. (1904) . „General Intelligence“ O bjectively Determined and Measured . The American Journal of Psychology, 15, 201-292.

Spearman, C.E . (1914). The Heredity of Abilities. Eugenics Review, 6, 219-237.

Spearman, C.E. (1923) . The nature of intelligence and the principles of cognition. London: MacMillian.

Spearman, C. E. (1927) . The abilities of man: their nature an measurement. London: MacMillian.

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