Perestrojka und Psychologie in der Sowjetunion

Artikel von Mette Duffy in Forum Kritische Psychologie 25 (1990).

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Zusammenfassung

Welchen Bedarf an Psychologie hat die Perestrojka? Welche psychologischen Triebkräfte treiben sie voran? 1988 wurden mit sowjetischen PsychologInnen und PädagogInnen Interviews durchgeführt, um herauszufinden, welchen Einfluß Theorie und Praxis von Psychologie und Pädagogik bei der Neustrukturierung der sowjetischen Gesellschaft haben. Der Einfluß erweist sich als beschränkt aufgrund der kleinen Zahl und der niedrigen gesellschaftlichen Position der sowjetischen Human- bzw. SozialwissenschaftlerInnen; überdies behindert immer noch bürokratische Administration die wissenschaftlichen Einrichtungen. — Als Grundfrage betrachten die Interviewten die Frage, wie Kultur zu vermenschlichen ist. Es werden einige der Gründe aufgedeckt, warum sich in der sowjetischen Gesellschaft — insbesondere im Bereich der Pädagogik — dieses Bedürfnis und entsprechende Ziele entwickeln. Die Frage, wie sie zu verwirklichen sind, wird erörtert, bleibt aber in ihrer Komplexität letztlich unbeantwortet.

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Aus der Grauzone psychosozialer Praxis oder: Einzelfallhilfe als permanente Durchgangsstation

Artikel von Werner Wondra in Forum Kritische Psychologie 24 (1989).

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Zusammenfassung

Die staatliche ‚Kostendämpfungspolitik‘ bzw. die zunehmende Arbeitslosigkeit wirkt sich doppelt negativ auf den psychosozialen Bereich aus: zum einen verschlechtern sich die Lebensbedingungen der Klienten, zum anderen nehmen die Beschäftigungsverhältnisse in diesem Teil der Gesundheitsversorgung zunehmend Jobcharakter an. Am Beispiel eines Honorarjobs in der ambulanten Versorgung, der Berliner Einzelfallhilfe, werden die negativen Folgen der schleichenden Privatisierung aufgezeigt. Unter den gegebenen Voraussetzungen wirkt die soziale Arbeit bloß befriedend. Den Helfern werden Bewältigungsformen und Sichtweisen nahegelegt, die zur Aufrechterhaltung der psychosozialen Misere beitragen.

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Konkretismus und übergestülpte Zusammenhangsannahmen als Versuche der Konfliktklärung

Ein Fallbeispiel aus der kollegialen Supervision

Artikel von Dirk Lehrke in Forum Kritische Psychologie 24 (1989).

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Zusammenfassung

Der Beitrag behandelt ein zentrales Problem einer kollegialen Fall-Supervision: die Schwierigkeit, Konflikte genau zu benennen und bei ihrer Klärung die Kategorien der Kritischen Psychologie zu verwenden. Konkretismus und übergestülpte Zusammenhangsannahmen werden dabei als besondere Konfliktverarbeitungsweisen nicht nur im Fallbeispiel, sondern auch in der Supervisionsgruppe beschrieben und im Zusammenhang mit Bedingungen analysiert, unter denen die Konflikte entstanden sind. Durch das Fragen nach den Bedingungen, unter denen die eingebrachten Zusammenhangsannahmen gültig sind, kann überprüft werden, inwiefern diese Bedingungen auch für den dargestellten Fall zutreffen. Auf diese Weise werden die Bedingungen der anderen Supervisionsteilnehmer thematisiert und in Beziehung zum besprochenen Fall, aber auch zur Supervision insgesamt gebracht.

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Fortbildung im Bereich psychosozialer Berufe als Einheit von Forschung und Praxis

Artikel von Ole Dreier in Forum Kritische Psychologie 24 (1989).

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Zusammenfassung

Vor dem Hintergrund der Arbeit der — kritisch-psychologischen — »Theorie-Praxis-Konferenzen« wird ein Konzept psychologischer Fortbildung vorgestellt. Dieses Konzept ist forschungsbezogen, weil es die systematische Verarbeitung von problematischen Praxiserfahrungen im Hinblick auf die Klärung eigener Betroffenheit und die Erschließung von Handlungsmöglichkeiten anleiten will. Es ist arbeitsplatzbezogen, weil Verarbeitungsprozesse und Bedeutung der Fortbildung aus den beruflichen Handlungszusammenhängen der Teilnehmer heraus erfaßt werden sollen. Und es ist entwicklungsbezogen, weil es ein Mittel zur Weiterentwicklung einer demokratischen Berufspraxis im Interesse der Betroffenen sein will.

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Funktion(en) von Theorie für die Praxis

Artikel von Morus Markard in Forum Kritische Psychologie 24 (1989).

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Zusammenfassung

Praxis ohne Theorie ist ausgeschlossen. Die Funktionen von Theorie für die Praxis aber sind widersprüchlich. Für die Aufschlüsselung von Widersprüchen und die Erarbeitung von Handlungsmöglichkeiten psychologischer Berufspraxis ist es daher bedeutsam, u.a. jene Aspekte zu bestimmen, die die potentiell konstruktive Funktion von Theorie(n) für die Bewältigung praktischer Probleme behindern. Ausgangspunkt ist dabei die Dynamik, daß in der Berufspraxis die Klärung theoretischer Probleme mit Selbstklärungsproblemen der PraktikerInnen verbunden ist. In funktionskritischer Analyse werden in diesem Zusammenhang sich ergebende verschiedene Formen restriktiver Theoriebezüge und deren Zusammenhänge mit der Ausblendung von Arbeitsbedingungen gezeigt. Die konstruktive Nutzung theoretischer Potenzen läuft letztlich auf die Entwicklung von Praxisforschung hinaus.

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Forum Kritische Psychologie 24

Arbeitsforschung von unten
Fortbildung
Widersprüche psychologischer Praxis
Psycho-Slang

Inhalt

Editorial

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Christof Ohm
Verknüpfung von partizipativer Systementwicklung, Qualifizierung und Arbeitsforschung von unten
Bericht aus der Praxis kritischer Arbeitspsychologie

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Morus Markard
Funktion(en) von Theorie für die Praxis

Ole Dreier
Fortbildung im Bereich psychosozialer Berufe als Einheit von Forschung und Praxis

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Dirk Lehrke
Konkretismus und übergestülpte Zusammenhangsannahmen als Versuche der Konfliktklärung
Ein Fallbeispiel aus der kollegialen Supervision

Werner Wondra
Aus der Grauzone psychosozialer Praxis oder:
Einzelfallhilfe als permanente Durchgangsstation

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Gisela Ulmann
Gedanken beim Lesen von Praxisberichten
Menschen in Schubladen sperren zwecks Bearbeitung?

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Jutta Meyer-Siebert und Christof Ohm
Bericht vom 3. Treffen kritisch-psychologischer Richtungen

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Autorinnen und Autoren

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Verknüpfung von partizipativer Systementwicklung, Qualifizierung und Arbeitsforschung von unten

Bericht aus der Praxis kritischer Arbeitspsychologie

Artikel von Christof Ohm in Forum Kritische Psychologie 24 (1989).

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Zusammenfassung

Dargestellt wird die arbeitspsychologische Praxis in einem staatlich finanzierten Humanisierungs-Projekt, das in einem öffentlichen Dienstleistungsbetrieb EDV einführt. Die Konzepte des Projekts beziehen sich auf Berufsgruppen, zwischen denen zwar traditionell ein Spannungsverhältnis besteht, die nun aber mit der Tradition der Polarisierung brechen müssen, weil sie herausgefordert sind, das EDV-System gemeinsam zu entwickeln und zu nutzen. Aufgabe war es, zusammen mit den Beschäftigten für die neuen Kooperationsinhalte neue Kooperationsformen zu konzipieren und zu erproben. Es war arbeitspsychologisches und -organisatorisches Neuland zu beschreiten, da es für solche auf Berufsgruppenkonflikte bezogene Formen von Qualifizierung und Partizipation bisher noch kaum Konzepte gibt.

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Gedanken beim Lesen von Praxisberichten

Menschen in Schubladen sperren zwecks Bearbeitung?

Artikel von Gisela Ulmann in Forum Kritische Psychologie 24 (1989).

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Zusammenfassung

In diesem Artikel wird ein Aspekt des üblichen Redens und Schreibens über psychologische Praxis dargestellt: das Klassifizieren von Menschen. Es wird aufgezeigt, daß die Begrifflichkeit zunächst im Rahmen der differentiellen Psychologie zu Gutachtenzwecken entwickelt wurde, gegenwärtig insbesondere im Rahmen der fremdfinanzierten Interventionstätigkeit endgültig zum »Psycho-Slang« verkommt. Die Funktionalität sowie die Dysfunktionalität dieses Klassifizierens für praktizierende Psychologen wird untersucht und dabei herausgearbeitet, daß diese Aussagen über Menschen, die nahelegen, »an ihnen« zu »arbeiten«, nicht im Interesse der Menschen sein können. Als Alternative wird diskutiert und exemplarisch veranschaulicht, inwiefern solche Kategorien, die Probleme nicht verdoppeln und festschreiben, sondern Menschen ermöglichen, ihre problematischen Situationen aufzuschließen und tendenziell lösbar zu machen, eher im Interesse der Betroffenen — und der Psychologen — sind. Wider den Ruf »(Es gibt) Keine Rezepte!« wird gezeigt, daß die Vielfalt, Differenziertheit und Präzision der Alltagssprache geeigneter ist, menschliche Probleme genau und analysierbar zu beschreiben, als der klassifizierende Psycho-Slang.

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