Verallgemeinerte und restriktive Handlungsfähigkeit

Anmerkungen zu Klaus Holzkamps »Grundlegung der Psychologie«

Artikel von Klaus Maretzky in Forum Kritische Psychologie 26 (1990).

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Zusammenfassung

Zur Diskussion steht die philosophisch-gesellschaftstheoretische Tragfähigkeit des Begriffs Handlungsfähigkeit. Versucht wird der Nachweis, daß die Unterscheidung zwischen restriktiver und verallgemeinerter Handlungsfähigkeit in der Form eines ahistorisch typologisierenden Dualismus erfolgt und in der Konsequenz die Einsicht in die transitorische Notwendigkeit der Klassengesellschaft auch in Hinblick auf die Subjektentwicklung versperrt. Dieser Mangel äußert sich zugespitzt in der dualistischen Ineinssetzung der (kapitalistischen) Klassengesellschaft als un-menschlicher Realität »für uns« und als der Möglichkeit nach, »an sich«, jederzeit vollendet menschlicher Gesellschaft zugleich. Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf einen unzureichenden Begriff von menschlicher Freiheit und damit Subjektivität.

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Individualität als Verantwortungslosigkeit gegenüber anderen?

Artikel von Ute Osterkamp in Forum Kritische Psychologie 26 (1990).

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Zusammenfassung

Die Abstraktion von den gesellschaftlichen Behinderungen individuellen Handelns ist in der »sozialen Arbeit« praktisch gefordert. Die Konsequenz hiervon ist, daß man sich nicht der Probleme der Menschen annimmt, sondern diese selbst zum Problem erklärt. Dies impliziert eine sehr »einseitige« Sichtweise, derzufolge sich jeder als bloßes Opfer der Maßnahmen anderer erlebt, von den Auswirkungen des eigenen Verhaltens auf deren Situation jedoch absieht. Die allgemeine Maxime lautet: »Gut ist, was mir nützt, und schlecht ist, was meine aktuellen Möglichkeiten übersteigt«. Genau diese Haltung festigt aber die je individuelle Unterwerfung und wird von der gängigen Ideologie/Psychologie entsprechend gefördert.

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Forum Kritische Psychologie 25

Perestrojka und die sowjetische Psychologie
Unbwußtes
Künstliche Intelligenz

Inhalt

Gedenkwort zum Tode von Manfred Vorwerg (Hans Hiebsch)

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Perestrojka in der sowjetischen Psychologie

Mette Duffy
Perestrojka und Psychologie in der Sowjetunion
Bericht über einen halbjährigen Forschungsaufenthalt

Klaus Holzkamp
Die »Weltlosigkeit« der traditionellen Psychologie und Leontjews Version des Widerspiegelungsprinzip

Psychologische Praxis

Axel Esser
Funktionen des Begriffes »Unbewußtes« in Alltag und Therapie

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Christof Ohm und Werner van Treeck
Die »kognitive Wende« in der Technikentwicklung als Herausforderung an die kritische Arbeitspsychologie
Thesen zu »Intelligenten Tutoriellen Systemen«

Morus Markard
Wie subjektwissenschaftlich sind qualitative Methoden?

Ute Osterkamp
Über den Umgang mit der Erfahrung »Faschismus« in der Psychologie

Stefan Busse und Christina Schierwagen
Vertrauen — eine Dimension von Friedensfähigkeit

Hans-Jürgen Podszuweit
Goethes »Faust« und die Kritische Psychologie

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Autorinnen und Autoren

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Goethes »Faust« und die Kritische Psychologie

Artikel von Hans-Jürgen Podszuweit in Forum Kritische Psychologie 25 (1990).

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Zusammenfassung

Der Aufsatz arbeitet Gemeinsamkeiten zwischen dem Menschenbild in Goethes Faust und in der Kritischen Psychologie heraus: Annahme einer menschlichen Natur; Fähigkeit zu und Bedürfnis nach Teilhabe an gesellschaftlicher Realitätskontrolle als Spezifikum menschlicher Natur; Generationsübergreifende Erfahrungskumulation als Unterschied menschlicher zu tierischer Entwicklung; Menschliche Natur als Beurteilungsmaßstab für die Menschlichkeit gesellschaftlicher Verhältnisse; Konzept der erkenntnisleitenden Funktion der Emotionalität.

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Vertrauen — eine Dimension von Friedensfähigkeit

Artikel von Stefan Busse und Christina Schierwagen in Forum Kritische Psychologie 25 (1990).

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Zusammenfassung

In den internationalen Beziehungen ist Vertrauen zu einem Synonym für neues Denken und qualitativ neue Beziehungen geworden. Dabei handelt es sich nicht einfach um eine stetige Bildung von Vertrauen, sondern zunächst um den Abbau von Mißtrauen, was den Annäherungsprozeß sehr störbar macht. In dem Artikel wird versucht, über das Alltagsverständnis hinausgehend eine wissenschaftliche Bestimmung von Vertrauen/Mißtrauen vorzunehmen, wobei von »menschlicher Kooperation« als tragenden Moment auch im zwischenstaatlichen Beziehungen ausgegangen wird. Folglich wird Vertrauensbildung als Wiedergewinnung bzw. Herstellung von Kooperativität gekennzeichnet. Von dort aus werden die psychologischen Implikate vertrauensbildender Maßnahmen in ihrer politisch-psychologischen Relevanz verständlich gemacht.

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Über den Umgang mit der Erfahrung »Faschismus« in der Psychologie

Artikel von Ute Osterkamp in Forum Kritische Psychologie 25 (1990).

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Zusammenfassung

Die Diskussion um die problematische Rolle und Funktion auch der Psychoanalyse und ihrer Vertreter im Faschismus ist weitgehend vermieden worden. Wo sie stattfand, geschah es i.d.R. in abwehrender Weise. Es wurde die These vertreten, daß die jeweils eigene Position praktisch gegen Faschismus gefeit habe. Diese Tradition der Rechtfertigung und Abwehr statt der kritischen Reflexion auch de rjeweils eigenen Auffassungen setzt sich bis in die Gegenwart fort und führt letztendlich dazu, daß man den Denkweisen, die den Faschismus mit ermöglicht haben, verhaftet bleibt.

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Wie subjektwissenschaftlich sind qualitative Methoden?

Artikel von Morus Markard in Forum Kritische Psychologie 25 (1990).

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Zusammenfassung

Die Bedeutung des Unterschiedes zwischen quantitativer und qualitativer Orientierung in der Psychologie wird oft darin gesehen, daß, während die quantitative Methodologie den Gegenstand reduziere und nur Prüfmethoden bereitstelle, qualitative Methoden der Komplexität des Gegenstandes Rechnung trügen und auch zur Gewinnung von Theorien dienten. Es wird gezeigt, warum qualitative als aktualempirische Methoden trotz der mit ihnen verbundenen Theorienbildungsmöglichkeit die theoretisch-begrifflichen Probleme der Psychologie nicht lösen können.

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Die »kognitive Wende« in der Technikentwicklung als Herausforderung an die kritische Arbeitspsychologie

Thesen zu »Intelligenten Tutoriellen Systemen«

Artikel von Christof Ohm und Werner van Treeck in Forum Kritische Psychologie 25 (1990).

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Zusammenfassung

Worin unterscheiden sich »Intelligente Tutorielle Systeme« (= ITS) vom klassischen computerunterstützten Unterricht (CUU)? — Es wird zunächst gezeigt, welche neuartigen ökonomischen Triebkräfte und technische Tendenzen die Entwicklung der ITS vorantreiben. Es wird dann die Frage nach einem neuen Typ von »Kognitionswissenschaft« und nach neuen Anforderungen an Lernen und Lehren bearbeitet.

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Funktionen des Begriffes »Unbewußtes« in Alltag und Therapie

Artikel von Axel Esser in Forum Kritische Psychologie 25 (1990).

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Zusammenfassung

Nicht allein in Therapie und Beratungssituationen, sondern auch im Alltagsdenken ist das ‚Unbewußte‘ als Erklärungsmuster allgegenwärtig. Es fragt sich, ob das Modell tatsächlich den praktischen Erkenntnis- und Analysewert hat, der ihm zugesprochen wird. Ausgehend von Beobachtungen aus der eigenen Praxis wird die Frage nach der sozialen Funktionalität in die Diskussion eingeführt: Welchen Sinn macht es, welche Zwecke werden tatsächlich verfolgt, wenn von ‚unbewußt‘ die Rede ist? Es zeigt sich u.a., daß das Heranziehen des Unbewußten als Begründung und Ursache von widersprüchlichem Handeln oft den Charakter von simpler Problembewältigung und Konfliktvermeidung hat. Dies trifft gleichermaßen für psychologische Laien als auch für professionelle Helfer zu.

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Die »Weltlosigkeit« der traditionellen Psychologie und Leontjews Version des Widerspiegelungsprinzip

Artikel von Klaus Holzkamp in Forum Kritische Psychologie 25 (1990).

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Zusammenfassung

Eine grundlegende Ansatzproblematik der traditionellen Psychologie liegt in deren Unfähigkeit, die Beziehung der Individuen zu einer von ihnen unabhängigen Außenwelt angemessen psychologisch zu konzeptualisieren: Während etwa die SR-Psychologie (i.w.S.) die Welt nur als »Reizwelt«, d.h. in Termini ihrer unmittelbaren Einwirkung auf den Organismus, fassen kann, wird in der Kognitiven Psychologie die Welt »in« den Menschen als Informationsverarbeitungssystem hineinverlegt und erscheint so nur noch in ihren inneren Repräsentationen. Das Widerspiegelungsprinzip in Leont’evs Version bietet die Möglichkeit, die Vermittlungen zwischen den objektiven Außenweltgegebenheiten und der Weise, wie die Subjekte rezipierend und handelnd darauf bezogen sind, in ihren verschiedenen Formen und Ebenen »denkbar« zu machen und von da aus die nichteklektizistischen und nichtreduktionistischen Positionen materialistischer Psychologie gnoseologisch zu fundieren. Dies wird in dem Artikel unter Verwendung bisher nicht veröffentlichter Texte von Leont’ev dargelegt und in den Konsequenzen entwickelt.

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