Forum Kritische Psychologie 23

Praxis-Analyse
Kognitive Psychologie
Lernwidersprüche

Inhalt

Editorial

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Morus Markard und Klaus Holzkamp
Praxis-Portrait
Ein Leitfaden zur Analyse psychologischer Berufstätigkeit

Gerhard Zimmer
Die Widersprüche im Lernen entwickeln
Thesen für einen subjektwissenschaftlichen Paradigmenwechsel im pädagogischen Handeln

Klaus Holzkamp
Die »kognitive Wende« in der Psychologie zwischen neuer Sprachmode und wissenschaftlicher Neuorientierung

Werkstattpapiere

Wolfgang Lörzer
Diskriminierung ausländischer Schüler durch Schule und Lehrer

Claudia Nelgen
Das KUB: ein Projekt im Vorfeld der Psychiatrie — Avantgarde, Romanze, Hoffnungsträger?

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Bericht vom überregionalen Treffen der AGs Kritische Psychologie in Hamburg (12.-14. Februar 1988)

Autorinnen und Autoren

Rubrik: Neuerscheinungen | Tags:

Das KUB: ein Projekt im Vorfeld der Psychiatrie — Avantgarde, Romanze, Hoffnungsträger?

Artikel von Claudia Nelgen in Forum Kritische Psychologie 23 (1989).

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Zusammenfassung

Welche Rolle spielt die Theorie in einem selbstverwalteten psychosozialen Projekt, das seine maßgeblichen Impulse aus der Antipsychiatrie-Bewegung der 60er Jahre bezieht und mittels einer ambulanten Krisenberatung dem Ziel der Entpsychiatrisierung zuarbeitet? Entlang der Entwicklung und der konkreten Arbeit dieses Projektes wird das Problem der Vermittlung zwischen Theorie und praktischem Handeln unter bestimmten politisch-institutionellen Bedingungen herausgearbeitet und diskutiert.

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Diskriminierung ausländischer Schüler durch Schule und Lehrer

Artikel von Wolfgang Lörzer in Forum Kritische Psychologie 23 (1989).

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Zusammenfassung

Der Verfasser zeigt am Beispiel der Beschulung ausländischer Schüler in West-Berlin deren Diskriminierung auf, für die er strukturell im wesentlichen die Vorenthaltung von Muttersprachenunterricht und Segregation in sog. Ausländerregelklassen als Ursache sieht. Anhand von Beispielen beschreibt er diskriminierendes Lehrerverhalten, das u.a. auf Verunsicherung, Überforderung, Zeitmangel, Resignation, didaktisch-methodisch unzulänglichen Unterricht und Ethnozentrismus zurückzuführen ist. Durch die Gegenüberstellung von gesetzlichem Anspruch und Schulwirklichkeit kommt er zu dem Ergebnis, daß die Struktur der Schule und das Verhalten der in ihr mit beschränkten pädagogischen Möglichkeiten handelnden Lehrer der Verwirklichung ihres Bildungsziels entgegenwirken.

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Die »kognitive Wende« in der Psychologie zwischen neuer Sprachmode und wissenschaftlicher Neuorientierung

Artikel von Klaus Holzkamp in Forum Kritische Psychologie 23 (1989).

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Zusammenfassung

Die Geschichte der Psychologie von der Herausbildung der SR-Psychologie bis zur kognitiven Wende wird rekonstruiert als Wechsel der Legitimationswissenschaft der Psychologie von der Physik/Physiologie zur Informatik, wobei die Computer-Metaphorik als neuer Sprachduktus der Kognitiven Psychologie sich verdeutlicht. Die dadurch bedingten Erkenntnisschranken, insbesondere Realitätsverlust durch »Einkapselung« in zentrale Informationsverarbeitungs-Modelle und zirkuläre Theoretisierung des Denkens in Termini des »Computers« als Denkresultat, werden aufgewiesen. Von da aus eröffnet sich die Perspektive einer Psychologie, die ihren Wissenschaftlichkeitsanspruch nicht mehr von anderen Disziplinen »borgen« muß, sondern aus der Klärung menschlicher Lebens- und Entwicklungsmöglichkeiten in ihren gesellschaftlichen Widersprüchen und Chancen als genuin subjektwissenschaftlichen Ansatz entfalten kann.

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Die Widersprüche im Lernen entwickeln

Thesen für einen subjektwissenschaftlichen Paradigmenwechsel im pädagogischen Handeln

Artikel von Gerhard Zimmer in Forum Kritische Psychologie 23 (1989).

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Zusammenfassung

Die moderne Pädagogik baut auf einem Paradigma der Bildsamkeit der Individuen auf. Körperlicher und geistiger Entwicklungsstand, familiale Sozialisation, Schichtzugehörigkeit, Position in der Schülergruppe usw. sind die individuell gegebenen Faktoren, die pädagogisches Handeln zu berücksichtigen hat. Lernen ist demnach vor allem Resultat erfolgreichen Lehrens der Lehrer — nicht der Schüler — das primäre Subjekt des Lernprozesses. Die Widersprüche im Lernen können so nicht angemessen theoretisch begriffen und im pädagogischen Handeln entwickelt werden. Es wird daher vorgeschlagen, das Paradigma selbsttätiger Entwicklung der Handlungsfähigkeit in Theorie und Praxis der Pädagogik auszuarbeiten.

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Praxis-Portrait

Ein Leitfaden zur Analyse psychologischer Berufstätigkeit

Artikel von Morus Markard und Klaus Holzkamp in Forum Kritische Psychologie 23 (1989).

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Zusammenfassung

Das »Praxis-Portrait« enthält eine theoretisch kommentierte umfangreiche Sammlung von Aspekten, die für die Analyse und Beschreibung psychologischer bzw. mit psychologischen Fragen verbundener (Berufs-) Praxis relevant sind. Angesichts der in der Psychologie bestehenden theoretisch-methodischen Kluft zwischen Grundwissenschaft und Praxis soll es — möglichst im Zusammenhang mit Praxisforschung und Fortbildung — zur Verwissenschaftlichung der Praxis beitragen. Grundlage ist die Anwendung des kritisch-psychologischen Ansatzes auf die Probleme der Praxis bzw. der PraktikerInnen selber; das »Praxis-Portrait« ist dabei als methodisches Hilfsmittel in der Hand der Betroffenen gedacht. Wesentliches Moment ist die Herausarbeitung der weitgehend vernachlässigten Bedeutung der Arbeitsbedingungen und -mittel für (problematische) subjektive Bewältigungsstrategien. Auf der Grundlage der Analyse dieser Zusammenhänge sollen wissenschaftlich ausweisbare Handlungsmöglichkeiten zur Lösung problematischer Situationen psychologischer Berufspraxis entwickelt und erprobt werden können.

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»Persönlichkeit« – Zur Funktionskritik eines Begriffs

Artikel von Klaus Holzkamp in Forum Kritische Psychologie 22 (1988).

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Zusammenfassung

In metatheoretischer Betrachtung sollen die Eigenart und Funktion des psychologischen ‚Persönlichkeits‘-Konstruktes aus dessen Verhältnis zu vorgeordneten Funktions- und Interessenbezügen der Bezeichung ‚Persönlichkeit‘ in der Alltagssprache erhellt werden. Dazu wird zunächst aufgewiesen, daß die Zuschreibung von Persönlichkeits-Eigenschaften im Alltag nicht nur der ‚Ökonomisierung‘, d.h. orientierungserleichternden Vereinfachung interpersonaler Information dient, sondern daß damit immer auch ein Realitätsverlust durch Fixierung des ‚Seins‘ des anderen, d.h. seiner ‚Abstempelung‘ unter Ausklammerung intersubjektiver Kommunikation und ‚Erwiderbarkeit‘ verbunden ist. Es wird versucht zu zeigen, daß diese restriktive Funktion mit der ‚wissenschaftlichen‘ Stilisierung des Persönlichkeits-Konstruktes weder im praktisch-‚diagnostischen‘ noch im grundwissenschaftlich-‚persönlichkeitstheoretischen‘ Kontext überwunden ist und darauf hingewiesen, daß eine wirklich wissenschaftliche Persönlichkeitstheorie (auch in marxistischer Absicht) nicht zu entwickeln ist, wenn solche widersprüchlichen Funktionsbestimmungen und Interessenbezüge nicht konzeptionell einbezogen werden.

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Betrifft: »Aneignung«

Artikel von Peter Keiler in Forum Kritische Psychologie 22 (1988).

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Zusammenfassung

Der Beitrag ist ein um eine Vorbemerkung und einen Anmerkungsteil erweiterter Vorabdruck eines für H. J. Sandkühlers Enzyklopädisches Wörterbuch zu Philosophie und Wissenschaften (erscheint 1989) zum Thema »Aneignung« verfaßten Artikels. Nach einleitenden Bemerkungen zur lexikalischen Bedeutung des Ausdrucks folgt eine detaillierte historisch-methodologische Rekonstruktion der verschiedenen Grundkonzepte von »Aneignung«. Dabei wird besonders Gewicht auf die Herausarbeitung der verschiedenen Bedeutungen gelegt, die die Aneignungskategorie bei Marx hat. Ausführlich wird auch die bis in die letzte Dekade des 18. Jahrhunderts zurückreichende Geschichte der spezifisch pädagogisch-psychologischen bzw. persönlichkeitstheoretischen Aneignungskonzepte nachgezeichnet. Die Charakterisierung des die Aneignungsproblematik betreffenden gegenwärtigen marxistischen und nicht-marxistischen Forschungsstandes bildet dann die Grundlage für die abschließende Erörterung der Perspektiven eines materialistisch-psychologischen Aneignungskonzepts.

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»Liebe Julie«, Brief über »Eßsucht«

Artikel von Andrea Burgstaller in Forum Kritische Psychologie 22 (1988).

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Zusammenfassung

Nachdem ich als Betroffene jahrelang nicht sehr hilfreiche Literatur zum Thema »Eßsucht« fand, habe ich mich mit meiner Semesterarbeit selbst ans Schreiben gewagt. Dabei schälte sich langsam heraus, daß »Vorgänge an mir« nicht mystisch/unbestimmbar bleiben müssen: Gründe für die unverständlich erscheinenden Handlungen (z.B. ganz viel zu essen, obwohl doch erklärtes Ziel ist, abzunehmen) sind rekonstruierbar. Sie beziehen sich auf gesellschaftliche Normen für Schönheit/Schlankheit und den damit zusammenhängenden, ständig erfahrbaren »Belohnungen« und Sanktionen.

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Problematische Implikationen der Begründungslogik von Galperins Theorie der etappenweise Bildung geistiger Handlungen

Artikel von Ralph Baller in Forum Kritische Psychologie 22 (1988).

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Zusammenfassung

Durch die Rekonstruktion der Galperins Theorie der etappenweisen Bildung geistiger Handlungen zugrundeliegenden Argumentationslogik wird versucht, die Vermittlungen zwischen dem allgemein-anthropologischen Anspruch dieses Konzepts und seiner Erscheinungsform als Lern- bzw. Lehrtheorie aufzuweisen. Dabei werden unter Berücksichtigung relevanter materialistisch-psychologischer Ansätze im Prinzip drei logische Stufen (1. die operative Bestimmung des Psychischen als Regulationsmechanismus konkreter materieller Handlungen; 2. die »genetische« Wendung dieser Bestimmung, der zufolge die Interiorisierung äußerer Handlungen das Psychische generiert; 3. die aus dieser »genetischen« Wendung zwingend folgende Herausstellung des Unterrichts als notwendige Bedingung psychischer Entwicklung und als einzig legitimen Gegenstand der Psychologie) herausgearbeitet, wobei gleichzeitig gezeigt wird, wie konzeptionelle Mängel auf der jeweiligen Stufe die nachfolgende Argumentation bestimmen und jeweils weitere problematische Aspekte präjudizieren.

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