»Natürlich ist das alles glatter Unsinn…«

(Wie) wird radikale Kritik an den Verfahren der Allgemeinen Psychologie in einführenden Texten dargestellt? – Eine Analyse aktueller Lehrbücher

Artikel von Lorenz Huck in Forum Kritische Psychologie 55 (2011).

Download: FKP_55_Lorenz_Huck

Zusammenfassung

Im vorliegenden Text werden aktuelle Lehrbücher daraufhin analysiert, ob sie Studenten mit der radikalen Kritik an den Verfahrensweisen der Allgemeinen Psychologie bekannt machen, die Klaus Holzkamp schon 1968 zu entwickeln begann. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass Holzkamps (und ähnliche) Kritik in einführenden Texten entweder ausgeblendet oder zur Karikatur verzerrt wird. Studierende, die an kritischer Psychologie interessiert sind, müssen daher den engen Raum kanonisierter Gewissheiten, den Lehrbücher eröffnen, überschreiten. Dies setzt allerdings eine radikale Veränderung der aktuellen Studienbedingungen voraus.

Summary: „That’s all, of course, nonsense…“ (How) is radical criticism concerning methodology in General Psychology presented in introductory texts? – An analysis of current textbooks.

This article examines recently published textbooks to answer the question if and how Holzkamp’s radical criticism concerning the methodology in General Psychology (which he began to develop as early as 1968) are currently presented to students. The author arrives at the conclusion that Holzkamp’s (or similar) critique is either neglected or reduced to a carricature in introductory texts. He argues that students who are interested in critical psychology need to think beyond the curriculum presented by textbooks. That implies the necessity of a radical change in learning conditions at universities.

Rubrik: Online-Publikationen | Tags: ,

Auf der Suche nach der magischen Linie

Artikel von Ralph Baller in Forum Kritische Psychologie 55 (2011).

Download: FKP_55_Ralph_Baller

Zusammenfassung

Der Artikel versteht sich als Beitrag zu einem neu akzentuierten Selbst- und Gegenstandsverständnis der Kritischen Psychologie. Unter diesem Aspekt wird im ersten Schritt Morus Markards „Einführung“ beleuchtet. Es wird aufgezeigt, wie Markard Störgefühle, die sich bei der Lektüre von Holzkamps „Grundlegung der Psychologie“ einstellen, aufgreift und durch eine Revision kritisch-psychologischer Argumentationsfiguren überzeugend auflöst.

Im zweiten Schritt wird darüber hinausgehend dargelegt, wie Holzkamp selbst kurz vor seinem Tod den Umbau der Kritischen Psychologie geplant hatte. Dabei wird eindringlich auf die systematische Bedeutung seines Konzeptes der „alltäglichen Lebensführung“ für Erkenntnisinteresse, Gegenstandbestimmung, Theoriesprache und psychologische Berufspraxis hingewiesen. Es wird gezeigt, dass dieses Konzept kein Seitenarm ist, sondern ein neues Grundverständnis einer weltzugewandten Psychologie markiert, durch das der kritisch-psychologische Ansatz zukunftsweisend auf neue Füße gestellt wird.

Summary: In Search of the Magical Line

The aim of this article is to further accentuate the self-understanding and subject matter of Critical Psychology. In a first step, Morus Markards’s book Einführung in die Kritische Psychologie (Introduction to Critical Psychology, Hamburg, 2009) is discussed under this focus. By revisiting central concepts of Critical Psychology, Markard picks up and solves some of the irritations which can easily result from Klaus Holzkamp’s original descriptions in the Grundlegung der Psychologie (Frankfurt/M, 1983). In a second step, Klaus Holzkamp’s own project of reformulating his approach, which he started just before he died, is described. In this regard, the concept of “the conduct of everyday life” is considered systematically significant for epistemology, subject matter, conceptual issues and professional practice in psychology. Finally it is outlined, that the concept of “the conduct of everyday life” constitutes a new perspective for a life-world oriented psychology. According to the author, this concept bears the potential to give Critical Psychology a new and productive foundation for its future development.

Rubrik: Online-Publikationen | Tags: ,

Forum Kritische Psychologie 55

Einführen in die Kritische Psychologie
Menschliche Natur und moderne Genetik
Biologie und Psychologie

Inhalt

Editorial

Morus Markard
Nachruf auf Erich Wulff (1926 – 2010)

***

Ralph Baller
Auf der Suche nach der magischen Linie

Lorenz Huck
„Natürlich ist das alles glatter Unsinn…“

Hans-Peter Michels
Soziale Beratung von Menschen in Armut

Leonie Knebel & Marcel Thiel
Markard lesen? – Studentische Erfahrungen mit der „Einführung in die Kritische Psychologie“

***

Vanessa Lux
Gattung – Gen – Epigen

Volker Schurig
Ausgewählte biologische Grundlagen der Kritischen Psychologie (I):
Populationsgenetik, Gehirnforschung und Tier-Mensch-Übergangsfeld (TMÜ)

***

Joseph Kuhn
Evidenz in Interessenkonflikten: Das Beispiel Passivrauchen

***

Autorinnen_und_Autoren

 

Rubrik: Neuerscheinungen | Tags:

Partizipative Forschung in der Psychologie – Das Projekt Selbstverständigung über Drogengebrauch

Veröffentlicht in: Journal für Psychologie Jg. 19 (2011), Ausgabe 2: Partizipative Forschung. Verfügbar über: Christoph Vandreier in JfP 2011

Christoph Vandreier

Zusammenfassung

Der Artikel gibt einen Einblick in die Arbeit der Selbsthilfe- und Forschungsgruppe des Berliner »Projekts Selbstverständigung über Drogengebrauch« (ProSD.org) als einem Beispiel partizipativer Praxisforschung im psychologischen Bereich. Es werden zunächst die Grundlagen des ProSD in der Subjektwissenschaft sowie der akzeptanzorientierten Drogenhilfe diskutiert, indem das Projekt von anderen Ansätzen in der Drogenforschung abgegrenzt, innerhalb der partizipativen Praxisforschung verortet und hinsichtlich seiner theoretischen Grundlagen untersucht wird. Anschließend wird die praktische Arbeit beschrieben, um schließlich aufgekommene Probleme, etwa im Verhältnis von Forschenden und Mitforschenden, und erste Lösungsversuche darzustellen und für die partizipative Forschung fruchtbar zu machen.

Schüsselwörter: Kritische Psychologie, Partizipative Forschung, Handlungsforschung, Drogen, Sucht, Selbsthilfe

Summary

This article gives insights into the work of the self-help- and research-group of the »Projekt Selbstverständigung über Drogengebrauch« as an example
of participatory research in psychology. In a first step the basics of the project will be discussed by distinguishing it from other approaches in drug research, positioning it within the field of participatory research and analyzing it in regard to its theoretical basics. In a second step the practical work of the project will be described to illustrate problems that emerged as well as first solutions that could be helpful for further development of participatory research. Key words: Critical Psychology, participatory research, action research, narcotics, addiction, self-help organization.

Keywords: Critical Psychology, participatory research, action research, narcotics, addiction, self-help organization

Rubrik: Online-Publikationen | Tags:

Contraste-Sonderausgabe

Themen-Schwerpunkt »Kritische Psychologie«

Nummer 318 (März 2011) der »CONTRASTE – Monatszeitschrift für Selbstorganisation« ist mit einem Themen-Schwerpunkt »Kritische Psychologie« erschienen.

Download des kompletten Schwerpunkts (PDF, 14 Seiten, 2,1 MB): kp-contraste-2011.pdf

Inhalt

Die Artikel in der HTML-Darstellung enthalten nur die Texte.

Uli FrankKritische Psychologie: Eine Psychologie von »je mir«

Stefan MeretzEinstieg: Was ist Kritische Psychologie?

Leoni Breuer, Moritz Thede Eckart, Leonie Knebel, Marcel ThielAneignungsschwierigkeiten: Wege zur Kritischen Psychologie

Grete Erckmann, Michael ZanderPraxisforschung: Widersprüche in Therapie und Beratung

Annette SchlemmEmanzipatorische Bewegungen: Ent-Unterwerfung denken und praktizieren

Die Artikel erschienen in der März-Nummer 318 der »CONTRASTE – Monatszeitung für Selbstorganisation«, herausgegeben vom Verein zur Förderung von Selbstverwaltung und Ökologie e.V., Postfach 10 45 20, 69035 Heidelberg. E-Mail: contraste ÄT online de, Internet: www.contraste.org, Spendenkonto-Nr. 51512405, BLZ 508 900 00.

Copyleft

Alle Texte des Schwerpunkts zur Kritischen Psychologie dürfen unter den Bedingungen der Creative-Commons-Lizenz »Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland« verbreitet, verändert und verändert verbreitet werden, sofern die ursprünglichen AutorInnen genannt werden und die Lizenz erhalten bleibt.

Rubrik: Neuerscheinungen |

Einstieg: Was ist Kritische Psychologie?

Artikel aus dem Themen-Schwerpunkt »Kritische Psychologie« der »CONTRASTE — Monatszeitschrift für Selbstorganisation«, Ausgabe 318, März 2011. Download des kompletten Schwerpunkts (PDF, 14 Seiten, 2,1 MB): kp-contraste-2011


Stefan Meretz

Auf dem »Psycho-Markt« bewerben sich viele Theorien um den Erklär-Award für die Antwort auf die Frage: »Was ist der Mensch?« Die Kritische Psychologie gibt eine bemerkenswerte Antwort: Der Mensch ist das, was er geworden ist — und was er werden kann. Diese Antwort hat es in sich. Der folgende Text beschreibt einiges von dem, was die Kritische Psychologie ausmacht.

Wenn es um Menschen geht, dann geht es um uns, genauer gesagt: um »je mich«, also um alle »Ichs« dieser Welt. Doch was haben die individuellen Menschen gemeinsam, was macht sie als Menschen aus? Bei der Beantwortung dieser Frage kann man in eine Menge Fallen tappen.

Ontologisierungsfalle

Eine Möglichkeit besteht darin, zu beschreiben, wie sich Menschen verhalten, um dann diese Beschreibungen zu verallgemeinern. Woher weiß ich jedoch, dass die Verallgemeinerung zutreffend ist? Wie kann ich entscheiden, was tatsächlich allen Menschen zukommt und was nur Ausdruck ihrer besonderen Lebenssituation ist?

Verallgemeinerungen wie »Menschen sind Nutzen-Maximierer« oder » Menschen sind egoistisch« sind Ontologisierungen: Beobachtungen, wie sich Menschen heute verhalten, werden zu generellen Aussagen darüber umgedeutet, wie Menschen von Natur aus seien (Ontologie: Lehre vom Sein). Solche Seinszuschreibungen sagen in Wahrheit mehr über die gegenwärtigen Verhältnisse aus, als über Menschen im Allgemeinen. So erkennen wir im »Nutzen-Maximierer« die Ideologie des »homo oeconomicus« (»Wirtschaftsmensch«), der den Kern der neoliberalen Ideologie ausmacht. Und auch der »Egoismus« spiegelt Verhältnisse wider, in denen sich die Einen auf Kosten der Anderen durchsetzen.

Determinismusfalle

Wenn Verallgemeinerungen aufgrund von Beobachtungen nicht sinnvoll sind, könnte man vielleicht dem naturwissenschaftlichen Modell folgen: Ich setze Menschen bestimmten Bedingungen aus und registriere, wie sie reagieren. Statistische Bereinigungsrechnungen erlauben mir anschließend Voraussagen darüber, wie sich Menschen in bestimmten Situationen wahrscheinlich verhalten werden.

Einer solchen Sichtweise liegt die Annahme zu Grunde, dass Menschen durch die Bedingungen determiniert sind. Abweichungen, die sich in unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten ausdrücken, werden damit erklärt, dass sich nicht alle bedingenden Faktoren gleichzeitig im Experiment abbilden ließen. Doch die Annahme, dass die Bedingungen das Verhalten determinieren, ist damit nicht aufgeweicht. Sie wird sowohl von behavioristischen (Reiz-Reaktions-) Ansätzen wie von kognitivistischen (Input-Output-) Ansätzen geteilt.

In der deterministischen Grundannahme spiegeln sich sowohl das naturwissenschaftliche Modell, das von einem festen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang ausgeht, als auch gesellschaftliche Verhältnisse wider, in denen Menschen tatsächlich zu Objekten politischer oder ökonomischer Entscheidungen gemacht werden. Zu kritisieren ist nicht nur der Herrschaftscharakter, sondern die deterministische Grundannahme als solche ist zu verwerfen.

Biologismusfalle

Wenn die Annahme einer bloßen Außendeterminationen am wirklichen Menschen vorbei geht, sind wir nicht aber durch unsere biotisch-natürliche Beschaffenheit bestimmt? Determinieren nicht etwa unsere Gene, was aus uns wird?

Der oben beschriebenen Determinismusfalle entkommt man nicht, wenn man die Außen- durch eine Art Innendetermination ersetzt. Genau diese Ansätze sind in letzter Zeit aber populär geworden, wozu insbesondere medienpräsente Vertreter der Gen- und Hirnforschung beigetragen haben. Dabei wurden philosophische Thesen unter Berufung auf die Hirnforschung sogar dahingehend zugespitzt, dass Menschen angeblich gar keinen freien Willen hätten, sondern sich diesen nur einbildeten.

Kritische Psychologie

Obwohl sich die Liste der Fallen leicht verlängern ließe, soll es mit diesen Beispielen genug sein. Die Kritische Psychologie kritisiert die skizzierten Ansätze als herrschaftsförmig und dem Menschen völlig unangemessen. Sie entwickelt einen Begriff vom gesellschaftlichen Menschen, der auf die Lebenssituation im Kapitalismus bezogen ist und mit dem jede und jeder ihre bzw. seine eigene Situation analysieren und verstehen kann. Kritische Psychologie ist Psychologie vom Standpunkt erster Person, daher wird sie auch Subjektwissenschaft genannt. Sie handelt von »je mir«, also von »mir« in einer Weise, die mich nicht als isoliertes Privatindividuum behandelt, sondern als Menschen, der mit anderen zusammen die Bedingungen verändern kann, unter denen wir leben.

Standpunkt erster Person bedeutet, dass die Welt, so wie je ich sie erlebe, der Ausgangspunkt der Aufklärung meiner Lebenslage ist. Damit sind alle Ansätze zurückgewiesen, die mir von einem Außenstandpunkt verkünden, was mein Problem sei oder sich wie mein Befinden erklären ließe und was ich demzufolge zu tun oder zu lassen habe. Der Subjektstandpunkt als radikale Umkehr des Außenstandpunkts bedeutet, dass nur je ich selbst entscheiden kann, was für mich angemessen ist, wie ich meine Handlungsfähigkeit aufrecht erhalten oder erweitern kann. Die Analysebegriffe der Kritischen Psychologie dienen dazu, dass je ich mich selbst — mit oder ohne Unterstützung — in die Lage bringe, Handlungsmöglichkeiten zu erkennen und begründet zu nutzen.

Wenn Menschen ihre Lebensbedingungen aktiv verändern können, ist damit faktisch ausgeschlossen, dass Menschen nur Bedingungen unterworfen sind. Die objektiven Bedingungen sind zwar notwendiger Ausgangspunkt des Handelns, doch ich kann mich bewusst zu ihnen verhalten, um diese oder jene Handlungsmöglichkeit zu verwirklichen. Das bedeutet, dass jede Handlung subjektiv begründet ist. Die jeweiligen Gründe in der Perspektive meiner individuellen Lebenslage sind nach kritisch-psychologischer Ansicht Voraussetzung eines sinnvollen Diskurses — sei er nun therapeutisch oder politisch. Der Diskurs kann folglich nur im Begründungs- und nicht im Bedingtheitsmodus stattfinden (vgl. dazu S. 9 und 10).

Gleichwohl bewegen sich unsere Diskurse und Praxen nicht im luftleeren Raum, sondern in einer kapitalistischen Gesellschaft, die unserem gemeinsamen wie je individuellen Handeln eine bestimmte Funktion gibt. Unter gesellschaftlichen Bedingungen, die — global gesehen — so strukturiert sind, dass die Entwicklung der Einen stets auf Kosten Anderer geht, gibt es individuell grundsätzlich zwei Handlungsrichtungen: Ich kann meine Handlungsfähigkeit unter Akzeptanz dieser Bedingungen behaupten oder ich kann danach streben, meine Handlungsmöglichkeiten zu erweitern, in dem ich Zugriff auf die Handlungsbedingungen erlange und sie verändere.

Diese beiden grundsätzlichen Handlungsrichtungen — restriktive und verallgemeinerte Handlungsfähigkeit genannt — sind keine persönliche Eigenschaften, die man etwa als eine Art »Status« inne hat oder erreichen kann wie es etwa esoterische Erleuchtungsansätze versprechen. Es sind Verständigungsbegriffe über das, was wir täglich tun. Jede und jeder ist unter den gegebenen kapitalistischen Bedingungen gezwungen, im restriktiven Modus zu handeln, da es nicht möglich ist, individuell und sofort alle herrschaftsförmigen Verhältnisse grundlegend zu ändern. Gleichzeitig ist niemand darauf zurückgeworfen, ausschließlich im restriktiven Modus zu handeln. Vielmehr hat man an jeder Stelle immer auch die Möglichkeit, anders zu handeln und zu denken, um ein Stück mehr Verfügung über die eigenen Angelegenheiten zu bekommen. Die verallgemeinerte Handlungsfähigkeit bezeichnet also eine Perspektive und keinen Zustand, eine Option, die in kleinen oder großen Schritten die immer vorhandene zweite Möglichkeit sichtbar, denkbar, fühlbar und handelbar machen soll. Das Erweitern der Handlungsmöglichkeiten ist ein Prozess, der perspektivisch darauf abzielt, gesellschaftliche Verhältnisse durchzusetzen, in denen die »freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist« (Kommunistisches Manifest).

Die Perspektive einer freien Gesellschaft ist nicht die ferne Zukunft nach der Revolution, die mit unseren heutigen Bedingungen nichts zu tun hat, sondern permanente und präsente Option im täglichen Leben. Zwar besitzen die herrschenden Verhältnisse in ihrer Systemlogik eine ungeheure Gewalt und sie legen jedem Einzelnen mit Macht bestimmte Handlungsoptionen nahe, doch es gibt gute Gründe, diese Nahelegungen zu hinterfragen, immer wieder auch zurückzuweisen und nach anderen Möglichkeiten zu suchen. Und diese gibt es immer, so klein sie auch sein mögen!

Denken, Fühlen und Handeln

Die begriffliche Unterscheidung »restriktiv« und »verallgemeinert« auf der Handlungsebene findet sich bei den psychischen Dimensionen der Emotionen, der Motivation und des Denkens wieder. Am Beispiel von interpersonalen Beziehungen sei dies kurz illustriert.

Beziehungen im restriktiven Modus sind Instrumentalbeziehungen: Für je mich sind andere Menschen Instrumente meiner Ziele, Interessen und Bedürfnisse, die ich auf ihre Kosten durchsetze. Diese Form ist nicht nur für andere einschränkend, sondern auch für mich, weil die anderen genauso mich zum Instrument ihrer Interessen machen werden wie ich umgekehrt sie. Eine Abstiegsspirale der Zersetzung menschlicher Beziehungen kommt in Gang, meine »Anstrengungen« schlagen wieder auf mich zurück — ich werde mir selbst zum Feind. Die Tatsache der Selbstschädigung wird verdrängt, verleugnet, umgedeutet und ins Unbewusste abgeschoben.

Die instrumentelle Handlungsweise ist keinesfalls ein »individueller Defekt«, den man individuell »hat« oder »nicht hat«, sondern instrumentelle Beziehungen sind in kapitalistischen Gesellschaften die nahegelegte Beziehungsform. Sie spiegeln den Konkurrenzkampf innerhalb der ökonomischen Verwertungslogik wider, in der sich die Einen auf Kosten der Anderen durchsetzen. Nicht-instrumentelle, solidarische Beziehungen müssen folglich aktiv und bewusst gegen die nahegelegten Formen errungen werden.

Die Alternative zu instrumentellen sind intersubjektive oder kurz: Subjektbeziehungen. Für je mich ist die individuelle Entfaltung anderer Menschen die Voraussetzung für meine eigene Entfaltung. Eine solche inklusive Beziehungsform ist jedoch nur in einer freien Gesellschaft zu haben, in der individuelle Ziele und Wünsche grundsätzlich mit allgemeinen gesellschaftlichen Zielen übereinstimmen. Subjektbeziehungen sind Beziehungen ohne Unterdrückung in einer Gesellschaft ohne Unterdrückung. Sie sind die begründbare Grundlage für wechselseitiges Vertrauen, Angstlosigkeit, Freiheit, Offenheit und Eindeutigkeit in der gegenseitigen Zuwendung.

Auch hier wieder ist wichtig, dass die Realisierung instrumenteller oder intersubjektiver Beziehungsaspekte keine persönliche »Fähigkeit« ist, die man »erwerben« kann, was etwa teure Psychokurse versprechen. Die Begriffe sind Mittel, um Situationen verstehen und verändern zu können. Niemand muss die Nahelegungen individuell übernehmen oder gutheißen. Aber genauso kann auch niemand bloß individuell die gesellschaftliche Instrumentalität als Strukturprinzip loswerden — das geht nur gesellschaftlich.

Alles ganz anders?

Vieles von dem hier Angerissenen ist auch in anderen Ansätzen zu finden. So lehnt die Kritische Psychologie zum Beispiel in Übereinstimmung mit antipädagogischen Ansätzen »Erziehung« als Fremdbestimmung über Kinder ab. Stattdessen unterstützt sie ein Konzept gemeinsamer Entfaltung von Entwicklungsmöglichkeiten. Die theoretische Begründung unterscheidet sich jedoch gravierend. Die Kritische Psychologie verallgemeinert eben nicht nur Erfahrungen, sondern entwickelt wissenschaftlich Begriffe und Konzepte, die — weil sie offengelegt werden — auch kritisierbar sind und weiter gedacht werden können.

Ihre wissenschaftlich begründete Opposition zum Kapitalismus hatte zur Folge, dass die Kritische Psychologie schrittweise aus den etablierten akademischen Strukturen gedrängt wurde. Die Umstellung auf außeruniversitäre Strukturen hat begonnen. Die »Ferienuni Kritische Psychologie« im Sommer 2010 mit 600 TeilnehmerInnen zeigt das große Interesse und das Bedürfnis nach Austausch und Vernetzung. In verschiedenen Städten gibt es bereits Workshops, autonome Seminare und Arbeitsgruppen zur Reflexion von Praxiserfahrungen (vgl. dazu S. 8). Die bisherige Website kritische-psychologie.de soll entsprechend zu einem Community-Portal umgestaltet werden.

Rubrik: Online-Publikationen | Tags:

Aneignungsschwierigkeiten: Wege zur Kritischen Psychologie

Artikel aus dem Themen-Schwerpunkt »Kritische Psychologie« der »CONTRASTE – Monatszeitschrift für Selbstorganisation«, Ausgabe 318, März 2011. Download des kompletten Schwerpunkts (PDF, 14 Seiten, 2,1 MB): kp-contraste-2011.pdf


Leoni Breuer, Moritz Thede Eckart, Leonie Knebel, Marcel Thiel

Die Verfügung von Individuen über gesellschaftliche Prozesse spielt in der bürgerlichen Psychologie keine Rolle. Sie akzeptiert weitestgehend unhinterfragt den gesellschaftlichen Status quo mit den Entwicklungsbehinderungen und Zwängen in Schule, Ausbildung, Universität und Beruf.

Die Kritische Psychologie beleuchtet, wo die Möglichkeiten menschlicher Handlungsfähigkeit durch die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaftsform beschränkt werden und wie diese Beschränkungen überwunden werden können. Eine Aneignung der Kritischen Psychologie stellt somit auch eine Möglichkeit zur Erweiterung der eigenen Handlungsfähigkeit dar. Durch sie werden einem Methoden an die Hand gegeben, um Psychologie als emanzipatorische Wissenschaft zu betreiben, die eigene Kritik an einer herrschaftsförmigen Psychologie auf den Punkt zu bringen und Denkformen und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, mit denen Menschen kritische Lebenssituationen in ihrem gesellschaftlichen Bezug aufschlüsseln können.

Es ist allerdings oft ein sehr mühsames Unterfangen, sich die Kritische Psychologie und insbesondere die Werke von Klaus Holzkamp anzueignen. Viele der zentralen Texte und Bücher sind eine schwere Kost, und der Zugang zu den Inhalten muss in der Regel autonom organisiert werden, da die Kritische Psychologie — mit wenigen Ausnahmen — aus den offiziellen Lehrplänen der psychologischen Institute verschwunden oder nie dort angekommen ist (vgl. Rexilius, 2008). Im Folgenden werden unterschiedliche Formen, sich mit der Kritischen Psychologie und damit kritisch mit der traditionellen Psychologie auseinanderzusetzen, dargestellt. Hierbei greifen wir auf Erfahrungen von Arbeitskreisen und Einzelpersonen zurück, die sich in Trier und Marburg mit der Kritischen Psychologie befassen.

Zugang zur Kritischen Psychologie: Lernen ohne LehrerIn

Wir möchten drei Möglichkeiten vorstellen, einen vertieften Einstieg in die Kritische Psychologie zu finden: (1) mittels der Frühschriften von Holzkamp, (2) mit Hilfe der Einführung in die Kritische Psychologie (Markard 2009) und (3) über verschiedene Praxisarbeiten. Vorweg ist es sinnvoll, einen der kürzeren Überblicksartikel zu lesen. Einige einführende Texte sind im Kasten aufgeführt, andere sind unter kurzlink.de/kp-trier-textkiste zu finden.

Wer sich besonders für eine methodische und inhaltliche Kritik an der traditionellen Psychologie und an theoretischen Überlegungen interessiert, findet in dem Sammelband Kritische Psychologie. Vorbereitende Arbeiten (1972) die ersten kritisch-psychologischen Artikel, die Holzkamps Abwendung von der traditionellen Psychologie begründen und Skizzen einer neuen, emanzipatorischen Psychologie enthalten. Ein Vorteil dieser Arbeiten liegt im Vergleich zu späteren Schriften in der vertrauten, am Mainstream orientierten Begriffswahl, ein Nachteil darin, dass zentrale Konzepte der Kritischen Psychologie noch nicht entwickelt sind. Die Fragen nach der Relevanz psychologischer Forschung und den verborgenen anthropologischen Voraussetzungen, der Kritik am Experiment und den wissenschaftstheoretischen Voraussetzungen, die die Artikel aufwerfen, sind für eine Auseinandersetzung mit den Inhalten und Methoden des Fachs Psychologie immer noch aktuell und laden dazu ein, die dort formulierte grundlegende Kritik auf Beispiele aus Studium oder Alltag anzuwenden.

Wer sich gleich auf den neuesten Stand der Kritischen Psychologie bringen möchte, kann zur Einführung in die Kritische Psychologie von Morus Markard (2009) greifen. Auf 303 Seiten werden alle wichtigen Konzepte vorgestellt sowie in ihrer Entwicklung nachvollzogen. Obwohl um eine einfache, einführende Sprache bemüht, wird es für AnfängerInnen nach den ersten drei Kapiteln hin und wieder schwierig, dem Verlauf des Buches zu folgen. Trotzdem gibt es für einen detaillierten und differenzierten Überblick kein besseres Buch als diese Einführung. Aus unseren Seminar- und Lesekreiserfahrungen haben wir den Schluss gezogen, dass ein langsames Lesen und Diskutieren unter Hinzuziehung anderer Texte und der Austausch mit Kritischen PsychologInnen über ungelöste Fragen sehr hilfreich sein kann. Eine andere Möglichkeit ist, alle Fragen, die während des Lesens entstehen, zu sammeln und am Ende zu prüfen, ob man sie nach der Lektüre beantworten kann. Wenn nicht, sind es vielleicht Fragen, die in der Kritischen Psychologie noch offen sind. Der Ansatz ist nämlich weit von dem Anspruch entfernt, auf alles eine Antwort zu haben und fordert deshalb zum selbst- und mitdenken auf. Hat man die Einführung einmal durchgearbeitet, stellt es ein sehr gutes Nachschlagewerk dar. Außerdem kann es nicht schaden, einige schwierige Kapitel zu überspringen und zunächst lebensnähere Teile wie das 12. Kapitel über Erziehung, Lernen und Entwicklung zu lesen.

Die dritte Möglichkeit besteht darin, mit Praxis-Texten aus verschiedenen Themenbereichen anzufangen und darüber indirekt die theoretischen Überlegungen, die Denkweise und die Methoden der Kritischen Psychologie kennen zu lernen. Wenn ich ein pädagogisches Seminar besuche oder mich selbst gerade mit Erziehung herumschlage, könnte mir der Anti-Erziehungsratgeber von Gisela Ulmann Über den Umgang mit Kindern (1987) oder der Sammelband Kinder von Klaus Weber (2010) weiterhelfen. Wenn ich meine Praktikumserfahrungen und den Umgang mit institutionellen Zwängen im Beruf reflektieren will, könnte ich mir im Buch Kritische Psychologie und studentische Praxisforschung (2000) ansehen, welche Gedanken sich andere kritisch-psychologisch Interessierte dazu schon gemacht haben. Zudem enthält es eine Liste von Diplom- und Doktorarbeiten, die sich der psychologischen Praxis widmen und zum Weiterlesen einladen. Auch zu (Anti-)Rassismus, Lebensführung, Arbeitslosigkeit, dem Konstrukt »Hochbegabung« und vielen anderen Themen gibt es Texte der Kritischen Psychologie.

Für alle Herangehensweisen gilt ein problembezogenes Lesen. Denn ohne ein eigenes Lernbedürfnis bzw. -interesse ergibt es keinen Sinn, sich mit der Kritischen Psychologie zu beschäftigen, zumal sie keine einfachen Lösungen, die im Studium oder Beruf ohne weiteres anwendbar wären, anbietet und dazu tendiert, erst einmal immer mehr Fragen aufzuwerfen. Das ist manchmal frustrierend und führt häufig zu einer Abwendung von der Kritischen Psychologie mit dem Vorwurf, sie kritisiere nur, sei zu kompliziert und sowieso ziemlich veraltet.

Holzkamp selbst war das traditionelle Lehren (Lehren als Lernbehinderung?, 1991) von Wissen suspekt. Er suchte das Gespräch und die Auseinandersetzung mit Studierenden, so dass die Kritische Psychologie im Dialog (vgl. Markard, 2010, S.19) entwickelt wurde. Der dialogische, interaktive Prozess des Lernens kann auch als ein Grundstein zur Aneignung der Kritischen Psychologie heute angesehen werden. Darum ist es empfehlenswert, sich in Lesekreisen zusammenzufinden, dabei die je eigenen Lerninteressen und individuellen (Zeit-)Ressourcen offen zu legen und ein verständigungsorientiertes Klima zu schaffen. Dabei muss es immer möglich sein, aussteigen zu können, denn jede/r hat eigene Lerngründe, die sich im Laufe der Zeit verändern können. Es ist aber unserer Erfahrung nach wichtig, dass die anderen Beteiligten erfahren, warum jemand einen anderen Weg weitergeht, um der Gruppe unter Umständen die Chance zu geben, sich zu entwickeln. Immer hilfreich ist es, den Kontakt zu anderen Gruppen oder ExpertInnen aufzunehmen, um über Veranstaltungen informiert zu werden oder inhaltliche Fragen zu klären.

Hürden und Probleme der Aneignung: Überwindbar oder notwendiges Übel?

Adorno und Horkheimer schrieben, dass »der ehrlichste Reformer […] durch Übernahme eines eingeschliffenen Kategorienapparats und der dahinterstehenden schlechten Philosophie die Macht des Bestehenden verstärkt, die er brechen möchte« (1947/1988, S.4). Holzkamp sah es deshalb als eine zentrale Aufgabe an, ein neues Begriffssystem in der Grundlegung der Psychologie (1983) zu entwickeln, um die herrschaftsstabilisierende Funktion der traditionellen Begriffe sichtbar zu machen und überwinden zu können. Die Kritische Psychologie gilt als ein »hochelaboriertes, geschlossenes epistemologisches System« (Mattes 1998), was ihre Lektüre nicht einfach macht, dafür aber einen großen Erkenntnisgewinn verspricht, wenn man sich einmal auf die Reise begibt.

Die neuen teilweise sperrigen, alltagsfernen Begriffe gepaart mit einem hohen Grad an Abstraktion und Holzkamps Vorliebe für lange Sätze mit vielen Substantivierungen bedürfen der Vermittlung. Jedoch: »Diese VermittlerInnen oder LehrerInnen oder BegleiterInnen der produktiven Aneignung kritischer Psychologie waren« so Rexilius (2008) »von wenigen Enklaven abgesehen, gewissermaßen ausgestorben: Die KollegInnen, die die Macht hatten, ihre Wissenschaftsauffassung als die richtige und rechte zu behaupten, verweigerten ihnen konsequent und rigoros den Zugang zu Stellen an den Hochschulen.«

Die Schwierigkeiten der Aneignung gelten aber vor allem dann, wenn man versucht, sich die Kritische Psychologie als Paradigma im Ganzen anzueignen, denn es gibt viele Beiträge, die für sich stehen und dabei auch sehr gut verständlich sind. Dabei wird man jedoch meist hinnehmen müssen, nicht zu wissen, wie die Begriffe oder das Menschenbild der Kritischen Psychologie eigentlich begründet werden. Es bedarf also bei einer systematischen Aneignung der Kritischen Psychologie einer gewisser Ausdauer und Hartnäckigkeit, wobei auch kleinere Hilfestellungen den Lernprozess erleichtern können. Zum Beispiel kann es sinnvoll sein, sich ein eigenes Begriffslexikon anzulegen oder das stetig wachsende Glossar auf grundlegung.de zu nutzen.

Wer Vorkenntnisse im Bereich Marxismus, Wissenschaftstheorie oder traditioneller Psychologie hat, wird davon zehren können. Vorsicht ist beim Verständnis mancher Begriffe (z.B. Handlungsfähigkeit) geboten, da sie umgangssprachlich klingen, aber viel mehr dahinter steckt (vgl. Fried et al. 1998, Kaindl 1998). Ebenso problematisch wäre es, der weit verbreiteten Manier zu erliegen, Menschen zu typisieren und — entgegen der kritisch-psychologischen Intention, Begriffe für Menschen und ihre Selbst-/Verständigung bereitzustellen — diese nach »restriktiv« und »verallgemeinert« handelnden Menschen zu klassifizieren. Mit der kritischen Betonung gesellschaftlicher Verhältnisse angesichts des »Elends der Welt« (Bourdieu) und dem Kritisieren von Ansätzen, die von ebensolchen behindernden gesellschaftlichen Verhältnissen abstrahieren, kann es vorkommen, dass man das Individuum zum »Opfer« seiner Verhältnisse erklärt. Aus kritisch-psychologischer Sicht wäre dieser Denkstil als Bedingtheitsdiskurs zurückzuweisen und auf die Begründetheit jedes Handelns zu pochen, mag dieses in Auseinandersetzung mit noch so einschränkenden gesellschaftlichen Verhältnissen stattfinden oder von »außen« sonderbar anmuten.

Für die Zukunft der Kritischen Psychologie wird es notwendig sein, neue Formen der Aneignung, Vermittlung und des Austausches zu finden und bestehende auszubauen. Beispiele dafür sind u.a. der Online-Einführungskurs zur Grundlegung der Psychologie (grundlegung.de) und die Assoziation Kritische Psychologie (kritischepsychologie.blogsport.de). Aktuell ist auch auf ein Vernetzungstreffen zu Kritischer Psychologie hinzuweisen, das vom 14.-15. Mai 2011 in Berlin stattfinden soll und sich mit Perspektiven dieses doch leider universitär marginalisierten Ansatzes befasst. »Wenn es Kritische Psychologie bei mir nicht gibt, dann hole ich sie zu mir — nicht nur in meinen Bücherschrank«. Diesem Motto folgend, haben wir bisher immer gute Erfahrungen mit der Organisation von Vorträgen oder Workshops gemacht.

Literatur

Fried, B., Kaindl, C., Markard, M. & Wolf, G. (Hrsg., 1998), Bericht über den 4. Kongreß Kritische Psychologie. Erkenntnis und Parteilichkeit: Kritische Psychologie als marxistische Subjektwissenschaft, Berlin/Hamburg: Argument

Horkheimer, M. & Adorno, T.W. (1947, 1988), Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Frankfurt/M.: Fischer

Kaindl, C. (1998), Gesellschaftliche Dimensionen individueller Handlungsfähigkeit. Zur Debatte um ein kritisch-psychologisches Grundkonzept. Auszug aus der unveröffentlichten Diplomarbeit: 2010.ferienuni.de/data/kaindl-diplomarbeit-auszug-gesellschaftstheorie.pdf

Mattes, P. (1998), Kritische Psychologie, in: Psychologische Grundbegriffe — ein Handbuch, Grubitzsch, S. & Weber, K. (Hrsg.), rowohlts enzyklopädie, S. 292-297.

Rexilius, G. (2008), Wie Klaus Holzkamp posthum auf den Kopf gestellt wurde, Journal für Psychologie, 16(2), online: journal-fuer-psychologie.de/jfp-2-2008-3.html


Quellen

Einführende Online-Texte

Bücher zum Weiterlesen

  • Holzkamp, K. (1972), Kritische Psychologie. Vorbereitende Arbeiten
  • Markard, M. (2010), Einführung in die Kritische Psychologie
  • Markard, M. (2010), Kritische Psychologie: Forschung vom Standpunkt des Subjekts, in: Mey & Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie
  • Markard, M. & Ausbildungsprojekt subjektwissenschaftliche Berufspraxis (2000), Kritische Psychologie und studentische Praxisforschung. Wider Mainstream und Psychoboom
  • Osterkamp, U. (1996), Rassismus als Selbstentmächtigung
  • Ulmann, G. (1987), Über den Umgang mit Kindern
  • Weber, K. (2010), Kinder

Internetseiten

Mailinglisten

Rubrik: Online-Publikationen | Tags: , , ,

Kritische Psychologie: Eine Psychologie von »je mir«

Einleitungsartikel aus dem Themen-Schwerpunkt »Kritische Psychologie« der  »CONTRASTE — Monatszeitschrift für Selbstorganisation«, Ausgabe 318, März 2011. Download des kompletten Schwerpunkts (PDF, 14 Seiten, 2,1 MB): kp-contraste-2011.pdf


Uli Frank

Wie kommt die Kritische Psychologie (die mit dem großem »K«) in die CONTRASTE? Ist das nicht etwas aus den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts? Gibt’s die »Holzkamp-Psychologie« denn immer noch?

Eine Reihe von Projekten und Themen, von den in den letzten Jahren in der CONTRASTE zu lesen war, hatten immer wieder mal Bezüge zur Kritischen Psychologie — ohne, dass explizit die Rede davon war. Begriffe wie »Selbstentfaltung«, »Handlungsfähigkeit«, das »je ich« als Hinweis auf die Verallgemeinerbarkeit des individellen Standpunktes, die fünf Schritte bei der Entstehung des Neuen usw. wurden in verschiedenen Artikeln verwendet. Die Kritische Psychologie kommt also ungenannt in der CONTRASTE immer wieder mal vor, nun machen wir sie explizit zum Thema.

Das jedoch ist nicht ganz einfach. Denn neben den oben genannten eher eingängigen Begriffen, gibt es viele weniger bekannte eigenwillige Wortschöpfungen Klaus Holzkamps, die die Lektüre seines 600 Seiten starken Hauptwerks »Grundlegung der Psychologie« manchmal zur Qual machen:»Verfügungsbehinderungen«, »Möglichkeitsverallgemeinerung«, »Kategorialanalyse«, »Aktualempirie« usw. Holzkamp nimmt diese Schwierigkeiten in der Einleitung schon vorweg: »…Man wird mir sagen, es mache große Mühe, dieses Buch zu lesen. Ich halte dem entgegen, daß es auch Mühe gemacht hat, es zu schreiben….«

Eine ungewöhnlich knappe Selbstdarstellung der Kritischen Psychologie findet sich auf ihrer Homepage (kritische-psychologie.de): »Die Kritische Psychologie entstand aus der Studentenbewegung und den in dieser Zeit angestellten Überlegungen zum Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft. Mit der Überschreitung ›binnenwissenschaftlicher‹ Fragen und im Zusammenhang einer ›tiefgreifenden gesellschaftspolitischen und weltanschaulichen Umorientierung‹ (Holzkamp 1985) wandte sie sich auch gegen eine Psychologie als Herrschaftswissenschaft und die ›Psychologisierung‹ gesellschaftlicher Widersprüche. (…) Gegenstand subjektwissenschaftlicher Forschung ist nicht das Subjekt, sondern dessen Welt, wie sie von ihm empfindend, denkend und handelnd erfahren wird.«

Der Ursprungsimpuls der Kritischen Psychologie ist also nicht nur die Einsicht, dass die akademische Psychologie ihren eigenen Gegenstand (»Psyche«) nicht kennt, sondern auch, dass sie ihrem Forschungsgegenstand »Mensch« nicht gerecht wird, weil sie ihn vom Außenstandpunkt betrachtet und damit objektiviert und funktionalisiert. Als Individualwissenschaft erhebt die Kritische Psychologie dagegen den Anspruch, jedes besondere »ICH« von seinem subjektiven Standpunkt in der Gesellschaft her zu begreifen und dazu beizutragen, die eigene Handlungsfähigkeit real zu erweitern und neue Möglichkeiten zu eröffnen. Es geht damit also unter anderem darum, das wissenschaftlich zu fundieren und praktisch zu unterstützen, was CONTRASTE im Untertitel führt: Selbstorganisation.

Die Kritische Psychologie ist auch von Bedeutung, wenn es darum geht, dem Mythos des antriebslosen Menschen entgegen zu treten. In einer Gesellschaft, in der Menschen sich verkaufen müssen, um Leben zu können, ist es völlig nachvollziehbar, dass sie sich dem Zwang entziehen, sobald dies möglich ist. In völliger Verdrehung wird daraus geschlossen, dass Menschen »gar nichts« mehr tun, wenn man sie nicht besticht (»Lohn zahlt«) oder sie nicht zwingt (»Arbeitszwang bei ALG-2«). Wer nicht »motiviert« sei, den müsse man »Fördern und Fordern«, so heißt es. Dekonstruiert man die dahinter stehenden Annahmen, so wird deutlich, dass »jemanden zu etwas motivieren« immer einen Außenstandpunkt einschließt: Da ist jemand, der weiß vorher, wozu ich gebracht werden soll. Der Standpunkt erster Person, mein Standpunkt, bedeutet hingegen, dass nur ich wissen kann, was mein Platz in dieser Welt ist, wie mein Beitrag aussieht, wie ich mich am besten entfalten kann — und wie die Gesellschaft sein muss, dass mir dies »motiviert« möglich ist. Das Unmotiviert-Sein in einer Gesellschaft, deren selbstbezügliche Sinnlosigkeit an allen Ecken sichtbar und für mich in meinen Lebensbereich hautnah erfahrbar wird, ist kein individuelles Problem. Gleichwohl bin ich für mein Handeln jederzeit verantwortlich, es ist nicht beliebig, was ich tue. Ich kann Isolation und Exklusion aktiv betreiben oder für Zusammenschluss und Einschluss der Anderen sorgen. Sich in diesen vielfältigen Widersprüchen bewegen zu können, dafür bietet die Kritische Psychologie einige Denkmittel.

Unser AutorInnenteam: Stefan Meretz schrieb die Einführung. Vier engagierte Studierende der Psychologie, Leoni Breuer, Moritz Thede Eckart, Leonie Knebel und Marcel Thiel, berichten von den Schwierigkeiten, neben dem akademischen Studium aus eigener Initiative den Zugang zur Kritischen Psychologie zu finden, und warum sie das trotzdem so wichtig finden. Grete Erckmann und Michael Zander (AG Berufspraxis) liefern einen Praxisbericht aus der psychosozialen Arbeit, und die Philosophin Annette Schlemm (»Philosophenstübchen«, Jena) diskutiert die Bedeutung der Kritischen Psychologie für emanzipatorische Bewegungen.

Rubrik: Online-Publikationen | Tags:

Praxisforschung: Widersprüche in Therapie und Beratung

Artikel aus dem Themen-Schwerpunkt »Kritische Psychologie« der  »CONTRASTE – Monatszeitschrift für Selbstorganisation«, Ausgabe 318, März 2011. Download des kompletten Schwerpunkts (PDF, 14 Seiten, 2,1 MB): kp-contraste-2011.pdf


Grete Erckmann, Michael Zander

Kann man in der psychosozialen Arbeit — also in den Berufsfeldern von Psychologie, Sozialarbeit und Pädagogik — emanzipatorische Ziele verfolgen? Für bestimmte Tätigkeiten muss man dies klar verneinen, wenn etwa Psycholog_innen dabei helfen, Bundeswehrsoldat_innen kriegstauglich zu machen, Arbeitsplätze wegzurationalisieren oder die Ablehnung von Studienbewerber_innen mit Hilfe von Testdiagnostik zu legitimieren.

In vielen Fällen ist die Situation weniger eindeutig. Klient_innen erwarten Hilfe, sei es bei psychischer Überforderung, die sich u.a. in Ängsten, Depressionen oder Sucht ausdrücken kann, sei es bei der Bewältigung schwieriger Lebenssituationen wie Erwerbslosigkeit, dauerhaften Schulproblemen der Kinder oder Umgang mit Stigmatisierung und Diskriminierung. Gleichzeitig sind Praktiker_innen mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert, die sie bei der Erfüllung ihres Auftrags behindern, etwa restriktive Vorgaben von Kostenträgern zum Beratungs- bzw. Behandlungsumfang oder unzulängliche »offizielle« Theorien, die die Verantwortung für das zu lösende Problem allein der Klientin bzw. dem Klienten zuschieben. Erschwerend kommt hinzu, dass die Erfolgschancen von Therapie und Beratung immer auch davon abhängen, ob es aus Sicht der Klient_innen erstrebenswerte Alternativen zu ihrer aktuellen krisenhaften Situation gibt.

Die kritisch-psychologische Praxisforschung wurde entwickelt, um die konkreten Probleme der Praktiker_innen und Klienten_innen zu erforschen und möglichst zu überwinden. Viele Konzepte gehen auf das »Ausbildungsprojekt Subjektwissenschaftliche Berufspraxis« (ASB) an der FU Berlin zurück. In diesem Projektseminar werden Praktika und Diplomarbeiten unter bestimmten Fragestellungen diskutiert, die die Studierenden selbst einbringen. Die Berliner AG Berufspraxis, ein Zusammenschluss von Studierenden und Praktiker_innen, führt ebenfalls Praxisanalysen durch, vor allem im Hinblick auf die Bereiche Psychotherapie und Beratung.

Im Mittelpunkt steht die Falldarstellung einer Praktikerin bzw. eines Praktikers. Es geht zunächst um die Darstellung von Vorgängen, Ereignissen und Aussagen Dritter. Dabei ist es wichtig zu unterscheiden, wer welches Problem wie definiert. Im beruflichen Alltag ist man häufig mit einer Vielzahl von Deutungen und Diagnosen konfrontiert, hinter denen regelmäßig zu verschwinden droht, worin eigentlich die Klientin oder der Klient selbst das Problem sieht. Nach und nach werden in der gemeinsamen Diskussion des Falles die Bedingungen herausgearbeitet, die mutmaßlich bei der Entstehung des ursprünglichen Problems und bei den bisherigen Lösungsversuchen eine Rolle gespielt haben.

Begründet statt bedingt

Angestrebt wird eine Analyse im Begründungsdiskurs. In der alltäglichen Kommunikation führen wir für unser Handeln in der Regel Gründe an, nach dem Muster: »Ich habe x getan, weil ich unter den Bedingungen von y ich z erreichen wollte«. Es gibt aber vielfältige Anlässe, aus diesem Diskurs auszusteigen, also Handlungen nicht mehr auf mögliche Gründe zu beziehen, sondern auf bloße Bedingungen oder Seinsunterstellungen (die/der macht das, weil sie/er nun mal so und so »ist«). Vor allem Unverständnis für eigenes und fremdes Verhalten oder psychische Symptome sind solche Anlässe. Wenn in der kritisch-psychologischen Analyse versucht wird, Unverständliches konsequent als Begründungsmuster zu formulieren, dann ist damit nicht gesagt, dass alle Gründe »bewusst« sind. Es wird lediglich angenommen, dass unser Handeln mit unseren Wünschen, Bedürfnissen und Interessen einerseits und mit den jeweiligen objektiven Lebensbedingungen andererseits vermittelt ist. Gleichzeitig sind die Kontexte, in denen wir handeln, meist auch von Kausalitäten durchsetzt, wie Wirkungen von organischen Krankheiten und Drogen, Schlaflosigkeit oder Lärmbelastungen. Sie sind Teil der jeweiligen Prämissen des Handelns, aus denen wir wiederum die Gründe für unser Verhalten ableiten.

Das Gegenmodell zum Begründungsdiskurs ist der Bedingtheitsdiskurs, in dem die meisten akademisch-psychologischen Mainstream-Theorien formuliert sind. In ihm werden die Handelnden nicht als Subjekte betrachtet, vielmehr erscheinen Erleben und Verhalten als bloße Resultate von Bedingungen. Je nach Theorie fehlt den Betroffenen lediglich Serotonin, positive Verstärkung, libidinöse Besetzung, Ich-Stärke oder Anerkennung. Menschen werden als nahezu vollständig fremdbestimmbar angesehen. Sie sind bedingt und verändern demnach auch nicht aktiv und bewusst die Bedingungen. Philosophisch gesprochen handelt es sich um Objektivismus. Dessen Gegenteil, Subjektivismus, wäre allerdings genauso problematisch. Es liefe darauf hinaus, die Bedeutung der objektiven gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen wir leben und zu denen wir uns verhalten, und die Frage nach Einflussmöglichkeiten, die jeder einzelne hat, zu vernachlässigen.

Ein besonderer Fall, der Fragen nach Handlungsgründen abschneidet, ist die Personalisierung: Hier werden die Ursachen eines Problems einer Person angelastet — u.U. auch der eigenen — indem man ihr bestimmte Eigenschaften (Faulheit, Schüchternheit, Aggressivität etc.) zuschreibt und gleichzeitig die Kontexte ausklammert, in denen Verhaltensweisen subjektiv begründet sind. Erklärungen im Bedingtheitsdiskurs und Personalisierungen haben vor allem eine entlastende Funktion, indem der Veränderungsbedarf an einzelne Individuen delegiert wird, ohne soziale und gesellschaftliche Verhältnisse anzutasten.

Machtverhältnisse im Blick

Besondere Aufmerksamkeit bei der Analyse verdienen die spezifischen Machtverhältnisse, mit denen die Betroffenen konfrontiert sind. Machtverhältnisse werden durch Institutionen wie Schule, Lohnarbeit, Behörden, Krankenhäuser, Familie o.ä. konstituiert. Praxisreflexionen können die von ihnen ausgehenden Zwänge nicht ermäßigen oder aus der Welt schaffen. Aber sie können zur Einsicht führen, dass man gesellschaftliche Anforderungen nicht unhinterfragt übernehmen muss, sondern vielmehr eine kritische Distanz und ein bewusstes Verhältnis zu ihnen gewinnen und sie zusammen mit anderen verändern kann.

Psychische Probleme, so die These, hängen mit solchen Machtverhältnissen zusammen: Auf kognitiver, emotionaler und motivationaler Ebene werden Möglichkeiten verdrängt, unbefriedigende Lebensbedingungen zu verändern und Handlungsmöglichkeiten zu erweitern. Die Verdrängung hat insofern eine sinnvolle Funktion, als Wahrnehmung und Durchsetzung notwendiger Veränderungen für das Subjekt angesichts bestehender Machtverhältnisse potenziell riskant sind. Die jetzige Lebensqualität mag unbefriedigend sein, aber ein gescheiterter Veränderungsversuch kann die Lage noch weiter verschlechtern. Dieses kritisch-psychologische Konfliktmodell ist oft sehr hilfreich. Ob und inwieweit es in einem bestimmten Fall passt, ist allerdings eine empirische Frage.

Reflexion in Fallbesprechungen

Die Rekonstruktion der Probleme von Klient_innen muss im Rahmen der Praxisforschung zunächst in gewissem Maße spekulativ bleiben, da die Personen, über die diskutiert wird, nicht anwesend sind. Praxisforschung ist Intervision, also Fallbesprechung unter Kolleg_innen. Es werden zunächst nur Hypothesen gebildet. Vermutungen aus dem Plenum können von der Praktikerin oder dem Praktiker teilweise aus eigener Kenntnis bestätigt oder entkräftet werden. Fragen, zu denen die Klientin oder der Klient selbst Stellung nehmen muss, können in den Beratungs- oder Therapieprozess eingebracht und später ins Plenum zurückgemeldet werden.

Idealerweise findet am Ende eines Treffens eine Reformulierung von Problemen statt. Auf der Basis dieser neuen Sicht können Praktiker_innen möglichst klärende Gesichtspunkte in den Dialog mit Klient_innen einbringen. Eine im Plenum erarbeitete Reformulierung kann erfolgreich sein, indem ein (Teil-) Problem einer Lösung näher gebracht wird. Sie kann aber auch scheitern, wenn z.B. ein Klient sagt: So sehe ich mein Problem nicht, die Mutmaßungen, die über mich und meine Situation angestellt wurden, treffen nicht zu. Dann werden diese Einwände bei Bedarf ans Plenum zurückgemeldet, und der Klärungsprozess beginnt von Neuem.

Nicht selten werfen die Diskussionen auch Licht auf problematische Anforderungen, mit denen Praktiker_innen konfrontiert sind: So müssen in der Regel Berichte in einer Sprache formuliert werden und Diagnosen vergeben werden, die wenig Raum für den Begründungsdiskurs lassen. Es bestehen womöglich Stress und Arbeitsüberlastung, von den Praktiker_innen wird verlangt, nach außen ein Bild der Institution zu vermitteln, das nicht in jeder Hinsicht realitätsgetreu ist etc. Kritisch-psychologische Praxisreflexion dient nicht zuletzt auch dazu, sich gegenseitig darin zu unterstützen, taktisch mit derartigen Zwängen umzugehen und sie, wo nötig und möglich, zu unterlaufen oder gar zu beseitigen.

Ein Praxisbeispiel1)

Der Klient befindet sich in psychotherapeutischer Behandlung. Er stammt aus dem Libanon und lebt seit 10 Jahren zusammen mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Deutschland. Die Familie seiner Frau stammt ebenfalls aus dem Libanon, sie selbst ist aber in Deutschland geboren und aufgewachsen. Er lernte seine Frau bei einem ihrer Urlaubsaufenthalte im Libanon kennen und zog schließlich zu ihr nach Deutschland. Seit vier Jahren leidet er unter starken migräneartigen Kopfschmerzen und gelegentlich auftretenden Schwindelanfällen. Er hat bereits eine Odyssee von Untersuchungen, Arztbesuchen und Klinikaufenthalten mit immer wieder unbefriedigenden Behandlungserfolgen hinter sich und ist zur Zeit arbeitsunfähig. Gegenüber der Therapeutin verhält er sich immer sehr höflich und fast ehrfürchtig, blockt aber sehr bestimmt jedes Mal ab, wenn das therapeutische Gespräch vom »eigentlichen Thema Kopfschmerzen« abzuweichen droht. Die Therapeutin führt sein Verhalten in erster Linie auf kulturelle Unterschiede zwischen »ihrer westlichen« und »seiner arabischen Kultur« und dem dazugehörigen Verständnis vom Geschlechterverhältnis zurück und fühlt sich damit aber in einer Sackgasse.

In der gemeinsamen Diskussion arbeiten wir folgende Gesichtspunkte heraus: Kulturelle Normen sind nicht eindeutig vorgegeben, sondern werden individuell verschieden angeeignet. Dies zeigt sich u.a. daran, dass er selbst seine ebenfalls muslimische Frau als sehr selbstbewusst und in religiösen Fragen liberal beschreibt. Sie ist erwerbstätig und arbeitet in einer Kindertagesstätte. Das Dilemma »muslimischer Klient« vs. »westliche Therapeutin« wird durch diese Überlegung relativiert.

Die Kopfschmerzen treten überwiegend dann auf, wenn sich der Klient überfordert fühlt und beispielsweise Ämtergänge, Elternsprechabende, Besuche von Verwandten und Freunden anstehen oder seine Frau beruflich sehr eingespannt ist und gelegentlich für Kolleginnen zusätzliche Schichten übernehmen muss. Er selbst führt seine Kopfschmerzen auf eine plötzliche Unverträglichkeit von deutschen Lebensmitteln und/oder dem Klima zurück. Die genaue Ursache, auf welche Lebensmittelbestandteile er allergisch reagiere, sei allerdings noch nicht gefunden worden.

Aus Sicht des Klienten, so vermuteten wir auf Basis der diskutierten Sachverhalte, stellt sich seine Situation folgendermaßen dar: Die Kopfschmerzen sind für ihn einerseits schwer zu ertragen, andererseits werden sie in der Familie als Krankheit anerkannt und führen dazu, dass er emotionale Zuwendung von allen Familienmitgliedern, insbesondere seiner Frau, erfährt. Sie bringen eine Entlastung, ohne dass der Klient als weich und unmännlich angesehen wird. Er selbst hat den Anspruch an sich, die Familie nach außen — sei es gegenüber deutschen Institutionen oder arabischen Verwandten — angemessen zu repräsentieren. Da er sich selbst aber nicht klar darüber zu sein scheint, welche Rolle er an der Seite seiner als sehr selbstbewusst geschilderten Frau einnehmen sollte und möchte, schwankt er zwischen dem »muslimischen« und dem »westlichen« Männerbild. Auch in der therapeutischen Situation ist er mit diesem Dilemma konfrontiert und versucht durch übertriebene Höflichkeit von seiner Unsicherheit abzulenken. Unklar bleibt zunächst, ob es sich dabei ausschließlich um seine eigenen Ansprüche an das eigene Mannsein handelt, oder, ob auch von Verwandten oder seiner Frau durch Erwartungen und Ansprüche Druck auf ihn ausgeübt wird.

Die hypothetische Skizze kann im weiteren Verlauf bestätigt oder auch widerlegt werden bzw. sich als unzureichend erweisen, sollte sich z.B. zeigen, dass die Kopfschmerzen auch nach einer bewussten Klärung seiner »männlichen« familiären Aufgaben unverändert stark bleiben. Bei einer späteren Praxisanalyse können neue Fragen aufgeworfen werden, etwa danach, inwiefern der Klient an seiner Arbeitsstelle in einer Einzelhandelskette von der zunehmenden Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse betroffen ist und seine Kopfschmerzen ihn vor der Wahrnehmung dieser Bedrohung abschirmen.

1) Fiktiver Fall, der Erfahrungen mit der Praxisreflexion in der AG Berufspraxis widerspiegelt. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Zum Weiterlesen

Morus Markard & Ausbildungsprojekt Subjektwissenschaftliche Berufspraxis (2000): Kritische Psychologie und studentische Praxisforschung. Wider Mainstream und Psychoboom. Hamburg: Argument

Jochen Kalpein (2007): Praxis — neue Phalanx subjektwissenschaftlicher Theorieentwicklung? Oder: »The greatest act can be — one little victory«. Forum Kritische Psychologie 51, 87-108

ders. (2010): ProblemKinder und KinderProbleme. In Klaus Weber (Hrsg.), Kinder (189-217). Hamburg: Argument

Rubrik: Online-Publikationen | Tags: ,

Genetischer Postdeterminismus

In: GiD Gen-ethischer Informationsdienst, Oktober 2011, Nr. 208, S. 7-10. Verfügbar über: Vanessa Lux in GiD 2011

An der psychiatrischen Genetik ist der Paradigmenwechsel in der Genomforschung nicht spurlos vorbeigegangen, die Abkehr vom genetischen Determinismus hat ihr methodisches Gerüst erschüttert – und dennoch wird weitergemacht wie bisher.

Vanessa Lux

Seelische Leiden werden gern als „genetisch bedingt“ verstanden. Seit Jahren suchen ForscherInnen nach „den Genen“ für Schizophrenie, Depression oder Alkoholismus. Wie so oft in der medizinischen Forschung begleiten enorme Versprechungen diese Suche: Menschen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko könnten durch Gentests früh erkannt und dann präventiv behandelt werden, bei der Gabe von Psychopharmaka ließen sich Nebenwirkungen reduzieren, und ab und an wird sogar geäußert, psychisches Leiden könne überhaupt vermieden werden.1
Nun hat in der Folge des Humangenomprojektes ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Francis Cricks zentrales Dogma der Molekularbiologie – aus DNA wird RNA wird Protein – gilt als widerlegt.2 Die DNA wird nicht mehr als „Code des Lebens“ verstanden, sondern ist nur noch ein Baustein in einem komplizierten System, ihre Funktionsweise abhängig vom zellulären, organismischen und ökologischen Umfeld. Während diese Perspektive der Genomforschung einen neuen Boom in Form von Forschungsfeldern wie der Genomik, Proteonomik oder Epigenetik bescherte, bedroht sie zugleich die Suche nach den genetischen Grundlagen seelischer Leiden. Die Vorstellung von der DNA als nur einer Systemkomponente unter vielen rüttelt an den methodischen Grundfesten der psychiatrischen Genetik.

Historische Bindungen

Bereits in der Anfangszeit der Humangenetik gehörten „Begabung“, „Schizophrenie“ und andere psychische Konstrukte zu den bevorzugten Studienobjekten. Einer der ersten, der die Erblichkeit solcher Konstrukte systematisch untersuchte, war Francis Galton. Noch bevor die Idee von den Genen überhaupt auf der Bildfläche der Wissenschaftsgeschichte erschien, versuchte er die Erblichkeit von Begabung nachzuweisen. Seine in Hereditary Genius von 1869 veröffentliche Analyse der Biografien und Stammbäume von 400 berühmten Männern aus unterschiedlichen Epochen gilt als eine der ersten systematischen Familienstudien. Dabei hielt er sich nicht mit Vorschlägen zurück, wie die Ergebnisse seiner Forschung zu verwenden seien: Als Anleitung für die Menschenzucht.3
Ernst Rüdin, der 1916 die erste umfassende Familienstudie zu Schizophrenie publizierte und als einer der Begründer der psychiatrischen Genetik gilt, vertiefte und systematisierte diese eugenische Bindung. Bereits 1905 gründete er die weltweit erste eugenische Gesellschaft mit, die Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene, und er redigierte viele Jahre deren Zeitschrift Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie. 1933 wurde er Kommissar des Reichsinnenministeriums und war maßgeblich an der Abfassung des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ beteiligt, das die Zwangssterilisationen von mehreren hunderttausend Menschen mit psychischen Störungen und geistigen oder körperlichen Behinderungen in den folgenden Jahren juristisch begründete und absicherte.4 Auch Hermann Siemens, Begründer der bis heute in der psychiatrischen Genetik verwendeten Zwillingsmethode, steht in dieser Tradition. Im Nazismus sah er die Umsetzung der Utopien der eugenischen Bewegung in staatliche Politik.5

Psychiatrische Genetik im Zeitalter des „Gens“

Auf den ersten Blick scheint die Suche nach Genen für psychische Leiden, wie sie in den letzten Jahren betrieben wurde, nur wenig mit dieser Vorgeschichte gemein zu haben. Die Humangenetik stellt schließlich nicht mehr die Volksgesundheit, sondern die genetischen Merkmalsträger ins Zentrum ihrer Beratung.6 Auch wird die Kritik weitgehend geteilt, dass bei Familien- und Zwillingsstudien der Einfluss der Gene nicht vollständig vom Einfluss der Umwelt zu unterscheiden ist.7 DNA-Analysen ersetzen Stammbaumanalysen, die Suche nach einzelnen Genen über Kopplungs- und Assoziationsstudien ist die vorherrschende Methode der psychiatrischen Genetik.8
Auf den zweiten Blick offenbaren sich allerdings Kontinuitäten: Die Vorstellung, seelische Zustände hätten biologische Ursachen, bleibt Motiv und Antrieb psychiatrischer Forschung. So ist die Suche nach Genen für seelische Leiden kontinuierlich ausgeweitet worden. Immer billigere Gensequenzierungstechniken machten es möglich, die DNA von Menschen mit einer psychiatrischen Diagnose nach immer mehr Sequenzen abzusuchen. Im Rahmen des Deutschen Humangenomprojekts und seines Nachfolgeprojektes, des Nationalen Genomforschungsprojekts, korrelierten Arbeitsgruppen bestimmte DNA-Sequenzen mit Depression, Alkoholabhängigkeit, Schizophrenie, dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom, bipolaren Störungen oder Legasthenie. Internationale Forschungsprojekte beschäftigen sich mit der Genetik von Angststörungen wie etwa der posttraumatischen Belastungsstörung, mit verschiedenen Substanzabhängigkeiten, mit Autismus oder mit dem so genannten dissozialen Verhalten.9
Auch bleibt eine Voraussetzung der in der psychiatrischen Genetik verwendeten Methoden unhinterfragt: der genetische Determinismus. Seien es nun Kopplungs- und Assoziationsstudien mit einzelnen DNA-Sequenzabschnitten, sei es die Analyse ganzer Chromosomen – die Methoden setzen eine eindeutige Lokalisierbarkeit funktionell relevanter Gene oder Gen-Abschnitte auf der DNA und damit einen unidirektionalen Gen-Effekt voraus. Der Gen-Effekt muss zudem so stark sein, dass er mit den statistisch-korrelativen Verfahren erfassbar ist.
Ein solcher Gen-Effekt ist bisher für keine psychische Störung gefunden worden. Zwar wird ab und zu von einem statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen einem genetischen Marker in der Nähe eines potenziellen Gen-Ortes und einer psychiatrischen Diagnose berichtet. Das liest sich in der Tagespresse so, als ob ein „Gen für“ Depression, Schizophrenie oder Alkoholismus gefunden worden sei. Eine wirklich ursächlich, das heißt funktionell in die Herausbildung einer psychischen Störung eingebundene DNA-Sequenz konnte jedoch noch für keines der beforschten Konstrukte bestimmt werden.

Post-genomische Potenzialität

Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass die Möglichkeit immer mehr in Frage gestellt wird, einen eindeutigen, ursächlichen Zusammenhang zwischen DNA-Sequenzen und psychischen Leiden zu bestimmen, und erste methodische Ansätze versuchen, epigenetische Prozesse oder Gen-Umwelt-Wechselwirkungen zu berücksichtigen.10 Paradoxerweise wird trotz der Infragestellung des einfachen Gen-Determinismus innerhalb des eigenen Faches aber weiterhin nach Genen für psychische Leiden gesucht. Drei ganz unterschiedliche Reaktionen auf den ausbleibenden Erfolg der Gen-Suche sind dafür relevant:
Mantra der Vererbung Um die wie eine alte Weisheit vorgetragene Behauptung zu stützen, psychische Leiden würden vererbt, werden gern allgemeine epidemiologische Daten über deren Verbreitung in der Bevölkerung angeführt. Häufig halten auch Ergebnisse aus Familien-, Zwillings- und Adoptionsstudien für eine Begründung der Vererbungsthese her – wenn auch nur als ‚erster Hinweis’, denn dass mit diesen Methoden die genetische Dimension nicht unabhängig von der Umwelt erfasst werden kann, lässt sich schwerlich ignorieren. Als weiteres Argument dienen deshalb Korrelationen zwischen DNA-Sequenzabschnitten und psychiatrischen Diagnosen aus Kopplungs- und Assoziationsstudien.11 Nun liegt aber zu solchen statistisch signifikanten Zusammenhängen in der Regel mindestens eine diesen Zusammenhang nicht bestätigende Studie vor. Es könnte sich bei den Ergebnissen der Kopplungs- und Assoziationsstudien also durchweg um falsch positive Ergebnisse handeln. Deshalb wird die Beweisführung, dass es Gene für die jeweilige psychische Störung geben muss, zusätzlich auf Modelle zur biologischen Funktion einzelner DNA-Abschnitte gestützt. Genorte, für die ein solcher potenziell funktioneller Zusammenhang mit einer psychischen Störung beschrieben werden kann, gelten als viel versprechende Kandidatengene. Die Modelle basieren in der Regel auf den traditionellen biomedizinischen Krankheitsmodellen.12
Genetisisierung der Ätiologie Diese Reaktion auf den ausbleibenden Erfolg bei der Suche nach Genen für seelische Leiden erklärt kurzerhand die in den Studien verwendeten Diagnosekategorien für ungeeignet: Widersprüchliche Studienergebnisse entstünden vor allem deshalb, weil Klassifizierungssysteme wie das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders oder die International Classification of Diseases nicht auf Genotypen basieren. Aufgrund der an Symptomen orientierten Klassifikationen käme es entweder zur Vermischung oder zur Überschneidung genetischer Subtypen.
Biomedikalisierung des Krankheitsmodells Die Idee einer besonderen Verletzlichkeit Einzelner, die die Entstehung seelischer Leiden begünstigt, ist nahezu 50 Jahre alt. Wurde allerdings in den 1960er Jahren noch davon ausgegangen, dass Vulnerabilität auch aufgrund von Erfahrungen entstehen kann, wird das Konzept mittlerweile zumeist auf eine genetische Anfälligkeit reduziert: In den heute diskutierten Vulnerabilitäts-Stress-Modellen entstehen psychische Störungen, weil eine genetische Disposition durch bestimmte Einflüsse manifest wird. Eine DNA-Sequenz löst demnach erst in Interaktion mit Umweltfaktoren psychische Leiden aus. Genetische Vulnerabilität fungiert hier als eine Art „Platzhalter“ – bis zur endgültigen Aufklärung der Bedeutung der DNA bei der Entstehung eines psychischen Leidens. Dabei codiert der Begriff der „Gene“ beziehungsweise „genetischen Risikofaktoren“ nicht mehr ein feststehendes Programm, sondern ein mit nicht-genetischen Faktoren interagierendes Potenzial. Diese Bedeutungsverschiebung ermöglicht es der psychiatrischen Genetik, in die Kritik am einfachen Gen-Determinismus einzustimmen, ohne die Suche nach genetischen Ursachen seelischer Leiden aufgeben zu müssen.

Begleitet wird diese partielle Relativierung des Determinismus von einer Aufforderung zum Handeln – nicht nur in der psychiatrischen Genetik: Unter dem Leitbild einer „individualisierten Medizin“ sind wir alle aufgerufen, unsere genetischen Ressourcen verantwortungsbewusst zu managen. Es geht darum, präventiv ein unsere Gene angemessen berücksichtigendes Leben zu führen. Wer sich dieser Art des Selbstmanagements verweigert, ist selbst schuld. Wer allerdings trotz psychiatrischer Diagnose nicht zur Therapie geht oder seine Medikamente nicht nimmt, dem wird wie bisher mit Ausschluss gedroht. Trotz aller Individualisierung bleibt daher auch die postgenomische Psychiatrie Disziplinierungsinstanz par excellence.

Vanessa Lux ist Diplom-Psychologin und hat zur Bedeutung der modernen Genetik für die psychologische Praxis promoviert.

1. Vgl. etwa Holsboer, F. (2009). Biologie für die Seele: Mein Weg zur personalisierten Medizin. München: C. H. Beck.
2. Vgl. Keller, E. Fox (2005): The century beyond the gene. Journal of Bioscience 30 (1), 3-10.
3. Vgl. Galton, F. (1910): Genie und Vererbung. Leipzig: Dr. Werner Klinkhart.
4. Vgl. Klee, E. (2003): Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt a. M.: Fischer, S. 513.
5. So im Vorwort zur 1937 erschienenen achten Auflage seiner Grundzüge der Vererbungslehre, Rassenhygiene und Bevölkerungspolitik.
6. Vgl. Waldschmidt, A. (1996): Das Subjekt in der Humangenetik. Expertendiskurse zu Programmatik und Konzeption der genetischen Beratung 1945-1990. Münster: Westfälisches Dampfboot.
7. Vgl. Joseph, J. (2004): The gene illusion. Genetic research in psychiatry and psychology under the microscope. New York: Algora Pub.
8. Vgl. Faraone, S. V., Tsuang, M. T. & Tsuang, D. W. (1999): Genetics of mental disorders. A guide for students, clinicians, and researchers. New York, London: Guilford Press, oder Kendler, K. S. and Prescott, C. A. (2006): Genes, environment, and psychopathology. Understanding the causes of psychiatric and substance use disorders. New York: Guilford Press.
9. Für einen Überblick über die internationale psychiatrisch-genetische Forschung vgl. www.apa.org/science/genetics (Zugriff: 4.7.2010).
10. Vgl. zum Beispiel Kendler, K. S. (2006): Reflections on the relationship between psychiatric genetics and psychiatric nosology, American Journal of Psychiatry 163 (7), 1138-2198; Caspi, A. and Moffitt, T. E. (2006): Gene-environment interactions in psychiatry. Joining forces in with neuroscience, Nature Reviews Neuroscience 7 (7), 583-590. Gottesman, I. I. and Gould, T. D. (2003): The endophenotype concept in psychiatry. Etymology and strategic intentions, American Journal of Psychiatry 160 (4), 636-645.
11. Vgl. für diese Art der Aneinanderreihung von Ergebnissen aus Familien-, Zwillings- und Adoptionsstudien mit Kopplungs- und Assoziationsstudien Smoller, J. W., Sheidley, B. R. and Tsuang, M. T. (Hrsg.) (2008): Psychiatric genetics. Applications in clinical practice. Washington: American Psychiatric Pub.
12. Vgl. für diese Art der Aneinanderreihung von Ergebnissen aus Familien-, Zwillings- und Adoptionsstudien mit Kopplungs- und Assoziationsstudien Smoller, J. W., Sheidley, B. R. and Tsuang, M. T. (Hrsg.) (2008): Psychiatric genetics. Applications in clinical practice. Washington: American Psychiatric Pub.

Rubrik: Online-Publikationen | Tags: