Biomedizin und strukturelle Gewalt

Wie sich das ökonomisierte Menschenbild in einem Krankheitsverständnis spiegelt

Medico Rundschreiben. 2/2012, S. 31-34. Verfügbar über: Ariane Brenssell in Medico 2012

Ariane Brenssell

Das Besondere und das Positive an der Diagnose „Trauma” ist, dass sie die Ursache benennt: eine von außen zugefügte, zumeist gewalttätige Erschütterung. Dennoch verschwinden diese gesellschaftlichen Dimensionen von Traumata immer wieder aus dem Blick. Das liegt unter anderem daran, dass die Ursachen nur in Form einer psychiatrischen Diagnose benannt sind, das Gewicht liegt auf der Krankheit, auf den Symptomen. Es bleibt damit etwas vorrangig individuell zu bearbeitendes.

In der psychosozialen Arbeit ist es wichtig, sich über einen Trauma-Begriff zu verständigen, der die damit verbundenen Ausblendungen thematisiert. Trauma muss als Prozess betrachtet werden. Trauma ist nicht nur ein singuläres Ereignis. Von entscheidender Bedeutung ist die Frage, wie die Umgebung, die Institutionen, die Gesellschaft danach reagiert. Das spiegelt die Arbeit unserer Beratungsstelle für vergewaltigte Frauen wider. Für die Frauen und die seelischen Folgen, die das Trauma haben könnte, sind folgende Fragen entscheidend: Was passiert nach einer Vergewaltigung? Wie empfangen mich die Angehörigen, die Polizei, der Arzt? Was ist mit dem Job-Center, was mit der Hartz-IV-Behörde? Was ist, wenn ich umziehen muss, weil der Täter meine Wohnung kennt? Schon dieses Beispiel zeigt: Trauma als Prozess zu betrachten, bedeutet neben dem individuellen Leiden die Gesellschaft selbst in den Blick zu nehmen.

Ein solcher Zugang zu einem Trauma hat es jedoch derzeit schwer. Wir haben beim Berliner Krisen- und Beratungszentrum für vergewaltigte Frauen und Verein gegen sexuelle Gewalt (LARA e.V.) darüber nachgedacht, wie sich die Bedingungen für einen solchen erweiterten Traumabegriff verändert haben. Unser Eindruck war, dass es immer schwerer wird Frauen zu unterstützen ihren eigenen Weg aus einem Trauma zu finden. Was waren die Indizien: Frauen blieben länger in der Beratung, sie kamen öfter wieder, das Angebot reichte hinten und vorne nicht mehr aus, wir als Beraterinnen fühlten uns überlastet und frustriert.

Ökonomisiertes „Funktionieren“

Zunächst fiel uns die Ökonomisierung der Lebenswelten auf. Damit einher geht ein Menschenbild, das das Gewicht auf das „Funktionieren” legt und neue Zumutungen bereit hält. Es schürt Ängste um die Existenz, vor den möglichen Repressionen, etwa durch die Job-Center, oder vor Arbeitsplatzverlust bei längerer Abwesenheit. Diese Entwicklungen halten für alle und insbesondere für traumatisierte Menschen eine Vielzahl von neuen potentiellen Problemen bereit. Es bedeutet erneute Ohnmachtserfahrungen, Unsicherheiten und damit: Schmerzpunkte.

Wir haben andere Anlaufstellen, Wissenschaftlerinnen, Journalistinnen gebeten zu skizzieren, wie sie die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und Widersprüche für die Arbeit gegen strukturelle Gewalt erleben: Was sind die Folgen der gesellschaftlichen Reformen und Veränderungen für den Alltag und die Handlungsmöglichkeiten?

Hier ein paar Beispiele für die Antworten, die wir auf unsere Suche erhalten haben. Martina Hävernick von Wildwasser Berlin berichtete, dass Frauen in der Beratung heute länger als früher bleiben. Meist sei die individuelle Krise noch verbunden mit Arbeitslosigkeit, Hartz-IV-Bezug oder Problemen im Job. Esra Erdem berichtete von den Schwierigkeiten der Migrantinnen, die sich aufgrund der neuen Zuwanderungsgesetze nur schwer aus einer Gewaltbeziehung lösen könnten, weil sie kein Anrecht auf Hartz-IV-Bezug haben, sondern dann ausgewiesen würden. Birgit Sauer von der Universität Wien verwies uns auf Studien aus den USA und Kanada, die gezeigt haben, dass der Abbau sozialstaatlicher Sicherheit Menschen auch verwund- und verletzbarer für Gewalt macht. Und nicht zuletzt weisen die aktuellen Forschungen der beiden Epidemiologen Kate Pickett und Wilkinson („Gleichheit ist Glück“, 2010) nach, dass psychosoziale Probleme und Gewalt in dem Maße zunehmen, in dem die die Einkommensungleichheit wächst.
Das Zusammenspiel von neoliberalen Gesellschaftsanpassungen und deren individuellen Auswirkungen auf die Lebensrealität ist STRUKTURELLE Gewalt. Menschen werden Lebenschancen vorenthalten, Abhängigkeiten werden größer und naheliegender: Heirat ist für Frauen wieder ein Modell zur Existenzsicherung geworden; durch steigende Anforderungen an das Überleben entstehen neue Gewaltformen.

Neues Krankheitsverständnis

Das „neue Menschenbild“, der homo oeconomicus, passt hervorragend zu einem neuen biomedizinischen, neurobiologischen oder bio-psychosozialen Krankheitsverständnis; das Motto lautet: „Das Gehirn trainieren, um sich selbst besser regulieren zu können” (Vanessa Lux 2010). Im biomedizinischen Krankheitsbild dominieren Medikalisierung, Determination und Individualisierung.

Populär ist heute ein Konzept von Krankheit, das auf einem „bio-psychosozialen” Verständnis beruht: das sogenannte „Vulnerabilitäts-Stress-Modell“. Oberflächlich betrachtet enthält es alle Dimensionen eines integrierten Menschenbildes, nur wird bei näherem Hinsehen die Gesellschaftlichkeit preisgegeben. Trauma und strukturelle Gewalt werden auf Stress verkürzt; Trauma ist hier Stress von einem solchen Ausmaß, dass ihn die Einzelnen (hirnphysiologisch) nicht mehr bewältigen können. In der Kritischen Psychologie werden die Implikationen dieses Krankheitsverständnisses und Menschenbildes herausgearbeitet. Die Konjunktur der Neuropsychologie, so die Psychologin Vanessa Lux, lässt sich daran sehen, dass die Forschung boomt und die Presse deren Ergebnisse popularisiert: „Wie Schmetterlinge schwirren die bunten Bilder von aufgeschnittenen Gehirnen durch die mediale Landschaft“. Sie geben vor: Wir können die „Gefühle im Hirn sehen“. Dabei reduziere die Neuropsychologie das Psychische auf physiologisch funktionale Korrelate und sei die Forschung darauf angewiesen kurzfristige Zustandsänderungen zu messen. Entsprechend boomen auch Therapien, die diese schnellen und kurzfristigen Veränderungen herbeiführen können. Dass diese Therapieangebote in der internationalen Hilfe, wie Usche Merk hier berichtete, ebenfalls zum Zuge kommen, kann so nicht verwundern.

Dieses Krankheitsverständnis basiert auf mehreren Reduktionen im Menschen- und Gesellschaftsbild. Es reduziert die Psyche auf messbare Vorgänge, das subjektive Erleben auf Stress und gesellschaftliche Machtverhältnisse als Verursacher strukturelle Gewalt auf einen Vorgang individueller Stressbewältigung. Diese Reduktion dieser strukturellen Gewaltverhältnisse auf einen biologischen Stress-Vorgang, die Fokussierung auf ein Selbst-Management statt auf die Analyse der Bedingungen, unter denen Gewalt entsteht, sind die extrem problematischen Implikationen eines bio-psychosozialen Krankheitsmodells. Das Anliegen einer umfassenden gesellschaftlichen und zugleich individuellen Perspektive wird damit aufgegeben, der Schein der Ganzheitlichkeit bleibt jedoch gewahrt. Vielleicht ist diese Perspektive auch deshalb in der Sozialen Arbeit so populär. Die Konjunktur des Biomedizinischen in seinem aktuellen Ausdruck, dem sogenannten „Vulnerabilitäts-Stress-Modell“, erschwert eine psychosoziale Perspektive grundlegend, die die strukturelle Gewalt als zentrales Moment von Trauma erfasst.

Was tun? Dazu vier Stichworte:

Parteilichkeit: Die Analyse der „gesellschaftlichen Schmerzpunkte” gehört genauso zur Unterstützungsarbeit wie das Wissen um das Ausmaß des individuellen psychischen Leidens.
Menschenwürde: Die Ökonomisierung des Menschenbildes funktioniert nur auf Kosten der Menschenwürde. Für Menschen, die durch eine traumatische Erfahrung wesentlich verletzbarer sind, bleibt dies eine permanente Herausforderung, um die eigene Verwundung überhaupt bearbeiten zu können. Insoweit gilt es auch die verletzte Menschenwürde zu thematisieren.
Messguerilla: Die feministische Finanzexpertin Mascha Madörin hat eine Messguerilla vorgeschlagen. Wir brauchen sie gegen das Vermessen, Standardisieren, Pauschalisieren des Alltags. Denn dieses Vermessen ist eine Form der strukturellen Ohnmacht und der institutionellen Diskriminierungen, die zu skandalisieren sind und gegen die vorzugehen ist.
Leitfaden gegen die Pathologisierung: Die Deutung soziale Verhältnissen oder zwischenmenschlichen Beziehungen als krankhaft blendet aus, wie gewaltvoll und zerstörerisch diese Verhältnisse sind. Probleme werden vor allem in medizinischer Form gedacht und gesprochen. Wir haben keine eigene Sprache dafür. Daher brauchen wir eine Vernetzung, eine Zusammenarbeit, die für die psychischen Leiden wieder eine andere Sprache entwickelt. Die Erarbeitung eines Leitfadens zur Ent-Pathologisierung gesellschaftlicher Probleme und struktureller Gewalt ist für mich Teil einer Arbeit der Wiederaneignung und des Empowerments von Menschen, die vielfältige Formen Gewalt erfahren haben.

Ariane Brenssell ist Psychologin und Politikwissenschaftlerin. Sie hat lange beim Verein Lara e.V. gegen sexuelle Gewalt gearbeitet und lehrt an der Hochschule Ludwigshafen.

Veröffentlicht am 05. Juli 2012

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Krise Krankheit Widerstand

Die aktuelle Krise macht den Alltag unerträglich – für alle

ak – analyse & kritik – Zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 571/ 20.04. 2012, S. 20. Verfügbar über: Ariane Brenssell in ak571

Ariane Brenssell

Da ich fast wöchentlich am Bahnhofsbuchladen vorbeikomme und mir dort die aktuellen Krimis und Zeitungen anschaue, komme ich um Schlagzeilen-Konjunkturen nicht herum. Sie hießen in der letzten Zeit auffällig oft: »Ausgebrannt«, »Das überforderte Ich«, »Neustart«, »Der gestresste Mensch«. Neben dem Slogan »Mach doch mal Pause« prangen: »Endlich Schluss mit dem Burnout-Gejammer«, »Burnout nur eine Ausweich-Diagnose«, »Ein Schleuder-Trauma des Geistes« oder »Das Rätsel um die Auszeit« eines Bankenchefs.

Neben Burnout-Tests, Work-Life-Balance-Tests, Tipps zur Krisenbewältigung und Kliniklisten kommen in den Zeitungen und Zeitschriften auch Zeitdiagnosen zur Sprache: Leistungsdruck und Flexibilisierung, Mobilitätsanforderungen, das Smart Phone als Symbol für die »rund-um-die Uhr-Erreichbarkeit« stehen für all die Veränderungen in den Lebens- und Arbeitsverhältnissen, die zu enormen Anforderungen, Zumutungen und Unsicherheiten führen. Doch Zeit- und Gesellschaftsdiagnosen bleiben ungebunden neben den individuellen Leidensberichten stehen: Robert Enke, Miriam Meckel …

Auch in den politischen Debatten wird wenig nach dem systematischen Zusammenhang zwischen den gesellschaftlichen Veränderungen und dem subjektiven alltäglichen Erleben und Leiden gefragt. Und das trotz der berühmten Thesen des Soziologen Alain Ehrenberg zum »erschöpften Menschen«, der Depressionen als eine Entsprechung der aktuellen Gesellschaft sieht, er nennt sie eine Krankheit der Verantwortlickeit: Wir sind für alles selbst verantwortlich, ohne jedoch über die Bedingungen bestimmen zu können. Untersuchungen zur Frage »Macht die Gesellschaft depressiv?« bestätigen die Zusammenhänge zwischen der Zunahme der persönlichen Krisen und dem »neuen gesellschaftlichen Normalzustand«. (1)

Depressionen – eine Unterform ist das Burnout – sind psychiatrische Diagnosen. Dahinter stehen krisenhafte Gefühle des Verlustes, der Trauer, der Hoffnungslosigkeit, der Verzweiflung und der Ohnmacht. Ihre psychiatrische Klassifikation hält einen gesellschaftlichen »Normalzustand« aufrecht, indem sie aus alltäglichen Widersprüchen und individuellen Unbehagen Depressionen macht: eine Pathologisierung. Depressionen können losgelöst von einem Blick auf eine »krankmachende« gesellschaftliche Realität »behandelt« werden. Das Unbehagen an der Gesellschaft wird zu einer Sache der Medizin/Psychiatrie. Krank werden bleibt etwas Privates.

Die Krankenkassen liefern hierzu Zahlen: Die Zunahme der AU-Tage (AU = Arbeitsunfähigkeit) aufgrund psychischer Erkrankungen stieg in den letzten zehn Jahren um 42 Prozent bei Männern und um 63 Prozent bei Frauen. Die Verordnungen von Psychopharmaka haben sich bei beschäftigten Frauen zwischen 2004 und 2007 verdoppelt, bei Männern haben sie um 43 Prozent zugenommen. Jeder siebte Arbeitslose bekommt Psychopharmaka. (2) Eine (mentale) Exkursion nach Griechenland zeigt, dass sich dieses »Wachstum« noch beschleunigen kann: Hier stieg innerhalb des letzten Jahres die Vergabe von Antidepressiva um 40 Prozent. (3) Das lässt die gesellschaftliche Dimension des »Burn-out-Depression-Krisen-Komplexes« noch augenfälliger werden.

Die neoliberale Shock-Strategie der Finanzkrise

Aus der Krise der Banken eine Finanzkrise und daraus eine Staatsschuldenkrise und eine Generationsfrage zu machen, ist ein Coup, der aus Reichen noch Reichere und aus Armen noch Ärmere macht. Die Schere geht immer weiter auf, nicht zwischen den Generationen, sondern zwischen denen mit Geld/Perspektive und denen ohne. »Gleichheit ist Glück« heißt die deutsche Übersetzung einer Studie der Epidemiologen Richard Wilkinson und Kate Pickett. (4) Sie zeigen, dass in Gesellschaften mit zunehmender Einkommensungleichheit auch die psychosozialen Probleme zunehmen. Das umfasst Krankheiten wie Adipositas, psychische Erkrankungen, die Anzahl der Morde, den »Drogenkonsum«, aber auch Kindersterblichkeit und Teenagerschwangerschaften.

Die Studie basiert auf offiziellen Zahlen der WHO und anderen internationalen Organisationen. Kate Pickett hierzu: »Wir haben uns angeschaut, wie sich die Einkommensverteilung in 21 reichen Industrieländern auf diese Probleme auswirkt. Und wir haben herausgefunden, dass Länder, in denen die Kluft zwischen Arm und Reich gering ist, durchweg besser abschneiden. In den Ländern, in denen die Einkommensunterschiede groß sind, gibt es dagegen durchweg mehr Gewalt, mehr Gefängnisinsassen, mehr Teenagerschwangerschaften, schlechtere Schulabschlüsse, weniger soziale Mobilität. Die gesundheitlichen und sozialen Probleme sind größer.« (taz, 13.3.2010)

Diese Erkenntnisse sollten die Debatte verändern, so das Ziel der AutorInnen, indem sie deutlich machen: Ungleichheit erodiert die Gesellschaften. Die Studie hat Geahntes neu belegen können. Erstens: Es ist für alle – auch für Reiche – schlechter, in ungleichen Gesellschaften zu leben. Zweitens: Einkommensungleichheit wirkt sich auf Probleme im Alltag aus. Dafür, so die Autorin, gab es bisher keine wissenschaftlichen Belege.

Doch diese Argumentation hat bislang kaum Eingang in die aktuellen Krisenanalysen gefunden, geschweige denn zu einer breiten Einsicht darin geführt, dass die fundamentale Umverteilung von unten nach oben durch die aktuelle Finanzkrise etwas ist, was den Alltag unerträglich macht – für alle. Das ist die Statistik. Die AutorInnen haben auch Erklärungsansätze: In ungleicheren Gesellschaften müssen alle um den Erhalt ihres Status kämpfen, auch die Angst um Statusverlust trifft alle, das verursacht dauerhaften Stress, und der wiederum schürt die Spirale des Gegeneinanders, der Gewalt, des Krankwerdens an den Verhältnissen.

Die Krise als Zugriff auf Reserven der Entwürdigung

Für den Streik bei Gate Gourmet, dem Flughafen-Catering-Unternehmen, war Menschenwürde das wichtigste Motiv. Ein Arbeiter berichtet: Ich fand, »jetzt reicht’s«, als ich merkte, dass ich anfing, die Schritte in meiner Küche zu zählen. McKinsey – die Unternehmensberatung – hatte zuvor alle Spielräume in der Produktion beseitigt, der Konzern sollte (noch) effizienter werden, zwecks Verkauf an der Börse. Aus Sicht der ArbeiterInnen sieht das so aus: Sie haben auf unsere Menschenentwürdigungsreserven zugegriffen. (5)

In einem Seminar berichtete eine ehemalige Pflegerin von Veränderungen in ihrer Arbeit. Sie und ihre Kolleginnen wurden von einer Unternehmensberatung freundlich aufgefordert, eine Liste mit allen »versteckten« Tätigkeiten anzufertigen. Diese seien dann gelistet und zugunsten von Einsparungen und Effizienz aus dem täglichen Arbeitsablauf verbannt worden. Dazu gehörte es zum Beispiel, die Zeitung aus dem Briefkasten zu holen und der Heimbewohnerin zu bringen, die das selbst nicht mehr konnte. Was taten die Pflegerinnen fortan, fragte ich. Sie taten es weiter. Nur heimlich und verdeckt, auf ihre Kosten.

Das zeigt, wie Effizienz gesteigert wird. Es geschieht auf Kosten derer, die noch mit den Menschen direkt zu tun haben, nicht nur mit Zahlen. Die Arbeiten und Realitäten verschwinden nicht, sie werden aus den Kostenrechnungen rausgelöscht. Feministische Analysen haben das vielfach gezeigt: Die Entwertung der Arbeiten rund um die Reproduktion und das rein ökonomische Menschenbild des Homo Oeconomicus ist nur ein Teil des Ganzen. Die neoliberalen Verhältnisse funktionieren nur auf der Grundlage der Ausblendung und Abwertung dieser ganzen Realitäten: der Reproduktionsarbeiten, der persönlichen Krisen und Krankheiten … Damit werden die Kosten externalisiert und abgeschoben: Was zählt? – Who cares?

Den aktuellen Höhepunkt dieser Logik bildet die Krise als Schuldenbremse – ein technokratisches Meisterstück, das nichts mehr verhandelbar macht, die Zahlen sind festgeschrieben, nur noch die Mittel können diskutiert werden. Schon 1995 beschrieb der Männlichkeitsforscher R.W. Connell als Spezifikum des Neoliberalismus: Die technokratische Tagesordnung der Manager verallgemeinert sich zum gesellschaftlichen Leitbild, »sie besetzt das Terrain des Sachverstands« und ersetzt Argumente und Begründungen durch Kennziffern und Zahlen. Sie verschließt damit systematisch die Räume für andere Anliegen, für ihre Versprachlichung und für eine Verständigung. »Manageralisten und Technokraten stellen feministische Programme nicht direkt in Frage, aber sie lassen sie finanziell austrocknen oder lassen sie im Namen von Effizienz und Freiwilligkeit zusammenschrumpfen.« (6)

Dass persönliche und soziale Not, Druck, Überlastung, Krankheiten immer schwerer als Teil der Verhältnisse zur Sprache zu bringen sind hat System. Baustein 1: Herrschaft und Repression durch Zahlen, die nicht mehr verhandelbar sind. Baustein 2: Menschen kommen darin nur noch im statistischen Durchschnitt vor, nicht mehr als Subjekte – denn diese liegen außerhalb dessen was zählt. Solche Externalisierungen sind ein strategisches Moment der neoliberalen Krisenlösungen. Die Analyse der indischen Aktivistin Metha Patka bekommt mit der Finanzkrise einmal mehr Gewicht, denn dass diejenigen, deren Geld auf dem Spiel steht, mehr zählen als diejenigen, deren Leben auf dem Spiel steht, spitzt sich mit der Finanzkrise und der Schuldenbremse zu.

Um die Probleme im Alltag im Zusammenhang mit den Widersprüchen neoliberaler Herrschaft zu verstehen, sollten diese Themen in den Bewegungen aufgegriffen und entprivatisiert werden. Wir brauchen Räume der Verständigung darüber, wie Herrschaft sich im Alltag reproduziert und wie wir daran teilhaben. Um der Sprach- und Verständigungslosigkeit zu begegnen, sollten die Bewegungen gegen den Kapitalismus, Neoliberalismus, gegen die Technokratie und die Durchsetzung ihrer Logik in alle Lebensbereiche ihre Forderungen mit einer (Selbst)Verständigung über die Menschenwürde verknüpfen.

Damit könnten auch die »Alltäglichkeiten« thematisiert und entprivatisiert werden. Und es würde deutlich, wie wir auf Kosten der Menschenwürde die Krise (er)tragen: Was passiert mit den Wäschekörben und den Zeitungen in den Pflegeheimen? Was geschieht mit denjenigen, die krank werden in den Verhältnissen? Wie lässt sich das Unbehagen in den Verhältnissen jenseits von medizinischen Definitionen fassen? Die feministische Finanzexpertin aus der Schweiz, Mascha Madörin, hat einen passenden Vorschlag zum Widerstand: Wir brauchen eine Messguerilla gegen das Vermessen unseres Alltags. Wie kann das konkret aussehen?

Solche Fragen sollten Teil des Widerstands gegen den neoliberalen Kapitalismus werden. Erst dann können die – sonst all zu leicht individualisier- und pathologisierbaren – Problemlagen von Menschen als Reproduktionsmoment sichtbar werden. Und nur so kann eine Selbstverständigung, ein Austausch, eine Reflexion beginnen, um wieder (gemeinsam) eine Sprache zu finden für das Unbehagen und Leiden in neoliberalen Zeiten.

Ariane Brenssell lehrt kritische Psychologie an der Hochschule Ludwigshafen/Rhein und schrieb in ak 516 über die Geschlechterverhältnisse im Zusammenhang mit G8

Anmerkungen:

1) Vgl. Charlotte Jurk: Der niedergeschlagene Mensch: Depression. Geschichte und gesellschaftliche Bedeutung einer Diagnose. Münster 2008 und ElisabethSummer: Macht die Gesellschaft depressiv? Bielefeld 2008.

2) Vgl. Erika Zoike: Zunahme der psychischen Erkrankungen bei Beschäftigten. Statistische Ergebnisse und Präventionsansätze der Krankenkassen. In: Heiner Keupp und Helga Dill: Erschöpfende Arbeit. Gesundheit und Prävention in der flexiblen Arbeitswelt. Bielefeld 2010, S. 61-76.

3) Vgl. Karl Heinz Roth: Griechenland und die Euro Krise. In: Sozial.Geschichte Online 6/2011, S. 156-176, www.stiftung-sozialgeschichte.de.

4) Richard Wilkinson und Kate Pickett: Gleichheit ist Glück. Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind. Berlin 2010.

5) Flying Picketts (Hg.): Auf den Geschmack gekommen. Sechs Monate Streik bei Gate Gourmet. Berlin/Hamburg 2006.

6) Vgl. Robert W. Connell: The big picture: Formen der Männlichkeit in der neueren Weltgeschichte. In: Widersprüche Heft 9/1995, S. 23- 46.

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Wie relevant ist das methodische Konzept „Entwicklungsfigur?“

Diskussionsveranstaltung der GsFP mit Christoph Vandreier

Zeit: Dienstag, 27.3.2012, 19 Uhr.
Ort: Familiengarten, Oranienstraße 34 (Hinterhaus), 10999 Berlin

Als die erste ausgearbeitete Forschungsstrategie der Subjektwissenschaft galt die im Projekt „Subjektentwickung in der frühen Kindheit“ (SUFKI) entstandene „Entwicklungsfigur“ zu recht als Referenzrahmen für folgende Projekte. Zugleich konnte sie aber in keinem größeren Projekt wirklich umgesetzt werden und zur Aufschlüsselung von Entwicklungsverläufen dienen. Woran das liegt und ob sich das ändern lässt, soll Thema des Abends sein.

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Kinder

Reihe: texte kritische psychologie

Klaus Weber (Hrsg.); Caroline Steindorff-Classen, Gisela Ulmann, Christoph Spehr, Josef Held, Jochen Kalpein, Morus Markard, Klaus Weber

kinder_201007Kinder und die Probleme, die Eltern mit ihrer Erziehung haben, sind in aller Munde. Für die einen sind sie „Tyrannen“, denen die ErzieherInnen nichts entgegenzusetzen haben, für die anderen „kleine Menschen“, die Hilfe und Schutz benötigen, um „in die Gesellschaft hineinzuwachsen“. Pädagogen und Psychologen scheinen zu wissen, wie viel an Disziplin Kinder brauchen, damit diese auch zu dem werden, was jene sich von ihnen erhoffen. Und die Rede von den Grenzen, welche Kindern unbedingt gesetzt werden müssten, hört man landauf, landab …
Der Sammelband Kinder, für den kritische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schreibend die Position und Perspektive von Kindern erkunden wollen, befasst sich mit den Themen Kinder und Macht, Kinder und Grenzen, Kinder und Erziehung, Kinder und ihre Rechte, „normale“ Kinder, Kinderprobleme und Problemkinder u.v.m.  (Klappentext)

Weitere Informationen zum Buch finden sich beim Argument-Verlag.

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Zwischen Anpassung und Ausstieg

Perspektiven von Beschäftigten im Kontext der Neuordnung Sozialer Arbeit

Aus der Reihe: Perspektiven kritischer Sozialer Arbeit Bd. 5

Ulrike Eichinger

Subjektwissenschaftliche Praxisforschung: Der neoliberal inspirierte Strukturwandel des Sozialstaats in Deutschland bedeutet für die Beschäftigten in der Sozialen Arbeit grundsätzlich neue Rahmenbedingungen. Ulrike Eichinger rekonstruiert den (trans-)nationalen Entwicklungsprozess des Wandels und die zentralen Herausforderungen aus Sicht von PraktikerInnen auf Basis qualitativ-empirischer Daten. Diese bestehen darin, Bewältigungsweisen zu entwickeln, die sowohl dem Erhalt der Einrichtung als auch der persönlichen Existenzsicherung dienen sowie ihrer fachlich-ethischen Verantwortung Rechnung tragen – Bestrebungen, die zunehmend zueinander in Konflikt geraten können. Es werden Bewältigungsweisen illustriert, die sich zwischen flexibler Anpassung und (un)freiwilligem Ausstieg aus dem Berufsfeld bewegen, aber auch Guerilla-Taktiken und Kritik, die auf Weiterentwicklung zielt. (Klappentext)

Das Buch ist im SpringerVS-Verlag erschienen. Eine Rezension findet sich bei socialnet.

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Einführung in die Kritische Psychologie

Von Morus Markard

Die von Klaus Holzkamp begründete Kritische Psychologie begann mit einer Kritik der Funktion der Psychologie als Herrschaftswissenschaft und einer Methodik, die „Verhalten“ nur als Arrangement unter fremdgesetzten Bedingungen erfasst. Die Einführung zeichnet nach, wie diese Kritik zur marxistischen Subjektwissenschaft entwickelt wurde. Als solche will sie Möglichkeiten auf den Begriff bringen, die in der traditionellen Psychologie nach wie vor theoretisch verkannt und in der kapitalistischen Gesellschaft praktisch behindert werden.
Wie mit den Kategorien der Kritischen Psychologie und mit ihren theoretischen, methodischen und praxisbezogenen Konzepten diese emanzipatorische Perspektive zu gewinnen ist, wird ebenso dargestellt wie konkrete Probleme, die sich dabei ergeben. Überlegungen, welche Aufgaben sich für eine Weiterentwicklung der Kritischen Psychologie stellen, runden den Band ab. (Klappentext)

Das Buch ist im Argument-Verlag erschienen. Eine Rezension des Buches findet sich bei socialnet.

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Evidenz in Interessenkonflikten: Das Beispiel Passivrauchen

Artikel von Joseph Kuhn in Forum Kritische Psychologie 55 (2011).

Download: FKP_55_Joseph_Kuhn

Zusammenfassung

In der Regel werden Entscheidungen weder im persönlichen noch im politischen Alltag alleine nach Maßgabe wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen. Meist spielen auch andere Faktoren eine Rolle. In der Diskussion um die gesundheitlichen Folgen des Passivrauchens und die daran anknüpfenden Maßnahmen des Nichtraucherschutzes ist dies besonders augenfällig. Bei diesem Thema ist häufig sogar die Akzeptanz des wissenschaftlichen Erkenntnisstandes an sich durch Interessenkonflikte geprägt. In der amerikanischen Diskussion wird in diesem Zusammenhang seit einiger Zeit das Phänomen des sog. „Denialism“ untersucht. Man versteht darunter das systematische Bestreiten wissenschaftlicher Erkenntnisse von einem interessengebundenen Standpunkt aus. Dabei geht es weniger um den Nachweis der Einflussnahme der Tabakindustrie auf die Wissenschaft als um typische Argumentationsmuster im Umgang mit missliebigen wissenschaftlichen Erkenntnissen. „Denialism“ in diesem Sinne kann Teil des Alltagsbewusstseins bestimmter Personengruppen sein. Der Beitrag führt in die Problematik ein, versucht Hintergründe von „Denialism“ beim Thema Passivrauchen verständlich zu machen und einige Schlussfolgerungen abzuleiten.

Summary: Evidence in conflicts of interest: the example passive smoking

Usually neither personal nor political decisions are taken solely on the basis of scientific findings. Very often other factors come into play, too. In the discussion on the health related consequences of passive smoking and the ensuing measures of non-smoker protection this appears particularly striking. Within this area even the acceptance of the scientific body of evidence itself is often marked by conflicts of interest. In the American discussion the notion of the so called denialism has been considered for some time. Denialism means the systematic challenging of scientific findings from a position tied to certain interests. The issue of interest is not that much the influence the tobacco industry exerts on science but the typical patterns of arguing against inconvenient scientific results. Denialism in that sense can be a part of the everyday reasoning of certain groups of people. This paper provides an introduction into the topic and attempts to clarify the reasons behind denialism in the area of passive smoking and ends with some conclusions on the subject matter.

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Ausgewählte biologische Grundlagen der Kritischen Psychologie I: Populationsgenetik, Gehirnforschung und Tier-Mensch-Übergangsfeld (TMÜ)

Artikel von Volker Schurig in Forum Kritische Psychologie 55 (2011).

Download: FKP_55_Volker_Schurig

Zusamenfassung

Unter dem Schlagwort life sciences wird anwendungsorientierten Aspekten biologischer Grundlagenforschung im Verbund von Neurowissenschaften, Biotechnologie, Gentechnik und Technologiefolgenabschätzung der Status einer Leitwissenschaft des 21. Jh. zugeschrieben. Ausgehend von der Abgrenzung und Wechselbeziehung der über ihren historischen Charakter und evolutionstheoretische Grundlagen verbundenen Ansätze moderner Biologie und der Kritischen Psychologie werden folgende mit biologischen Erkenntnisfortschritten verbundene Problemzonen vorgestellt: Humanökologie und Umweltbewusstsein; Genetik und Anlage-Umwelt-Problem; Gehirnforschung und Bewusstseinsprozesse; Tier-Mensch-Übergangsfeld und Kulturentwicklung.

Summary: Selected biological foundations of critical psychology I: population genetics, brain research and the animal-human-transition-field

Talking about life sciences, application-oriented biological research in the network of Neuro sciences, biotechnology, genetic engineering and Technology Assessment is ascribed a leading role in the scientific venture of the 21st century. Modern biology and Critical Psychology share a basic historical approach as well as foundations in evolutionary theory. Delineating and interrelating the two scientific formations in the light of new biological insights the author outlines the following problems: human ecology and environmental awareness; genetics and nature/nurture-problem; brain research and processes of consciousness; animal-human-transitions-field and cultural evolution.

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Gattung – Gen – Epigen

Zu einigen empirischen Befunden der Genomforschung und dem Wandel in der Vorstellung von Vererbung: Konsequenzen für das Konzept der „gesellschaftlichen Natur“

Artikel von Vanessa Lux in Forum Kritische Psychologie 55 (2011).

Download: FKP_55_Vanessa_Lux

Zusammenfassung

Um das Verhältnis von biologischer Grundlage und Gesellschaftlichkeit menschlicher Subjektivität in seiner Verschränkung aber gleichzeitigen Hierarchisierung theoretisch zu fassen, wurde in der Kritischen Psychologie das Konzept der „gesellschaftlichen Natur“, verstanden als gattungsmäßige Potenz zur Vergesellschaftung, eingeführt. Damit ist es gelungen, das Primat der Biologie bzw. Naturwissenschaften für eine aktual-empirische Erforschung psychischer Prozesse als biologistisch zurückzuweisen – und dies auch aus der Biologie heraus zu begründen. Diese Zurückweisung basierte allerdings auf einigen Annahmen über Vererbung und die Zentralität genomischer Information, die durch die Genomforschung infragestellt wurden. Im Beitrag wird dieser Diskrepanz nachgegangen. Abschließen wird dafür plädiert, Susan Oyamas Ansatz einer Developmental Systems Theory als Ausgangspunkt für ein neues Verständnis von Vererbung in die kritisch-psychologische Theoriebildung zu übernehmen und die gesellschaftliche Natur des Menschen als gesellschaftlich vermitteltes Entwicklungssystem zu fassen. Nicht zuletzt ergeben sich hieraus neue Argumente, um auch zukünftig biologistische Denkformen in Bezug auf das Psychische zurückweisen zu können und einer fortschreitenden Genetifizierung menschlicher Lebensäußerungen etwas entgegenzustellen.

Summary: Genus – Gene – Epigene. Some empirical findings of genome research and changes in the concept of inheritance: consequences for an understanding of the „societal nature“ of the human being

In Critical Psychology, the concept of the “societal nature” of the human being – understood as general developmental potential of human beings to live in societies – was introduced to conceptualize the intertwined but hierarchical relationship between the societal character of subjectivity in humans and its biological basis. With this concept it was possible to reject a primarily and solely biological or biomedical approach to psychological phenomena as biological determinism. Underlying this rejection is a notion of inheritance according to which the genomic information is the only player on the field of transgenerational transmission. However, this notion has been challenged by recent genomic research. The article discusses this discrepancy. In addition, the author proposes to use Susan Oyama’s Developmental Systems Theory as starting point to formulate a new understanding of inheritance within the framework of Critical Psychology conceptualizing the societal nature of the human being as societal embedded developmental system. Last but not least this would enable further rejection of biological determinism in psychology as well as a critique of the ongoing genetification of human life based, again, on the state of the art of biological theory and research.

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Markard lesen? – Studentische Erfahrungen mit der „Einführung in die Kritische Psychologie“

Artikel von Leonie Knebel und Marcel Thiel in Forum Kritische Psychologie 55 (2011).

Download: FKP_55_Leonie_Knebel_Marcel_Thiel

Zusammenfassung

Trotz oder vielleicht auch wegen der weitgehenden Abwesenheit kritischer Ansätze in der universitären Psychologie scheint es unter Studierenden ein gesteigertes Interesse an der Kritischen Psychologie zu geben. Mit der Veröffentlichung der Einführung in die Kritische Psychologie (Markard, 2009) verbanden die Autor/innen aus den autonomen Seminaren in Marburg (kp-marburg.de) und Trier (kp-trier.de) die Hoffnung auf einen kompakten und verständlichen Umriss des Paradigmas der Kritischen Psychologie und ihrer Grundbegriffe, der eine größere Zahl an Studierenden ansprechen und einen erleichterten Einsteig ermöglichen würde. Sie stellen in diesem Artikel ihre Leseerfahrungen dar und ergänzen diese durch Ergebnisse einer Umfrage. Es werden Lesetipps gegeben und die Frage aufgeworfen, wie das Interesse von Studierenden nach einer verständlichen Einführung mit dem Anspruch, die Kritische Psychologie in ihrer Komplexität ohne Trivialisierung und Kanonisierung darzustellen, vereinbar ist.

Summary: Reading Markard – Experiences of students with the „Einführung in die Kritische Psychologie“

Inspite – or perhaps because – of the absence of critical approaches in the current study programs in Psychology, a growing interest in Critical Psychology amoung students can be observed. With the publication of the Einführung in die Kritische Psychologie (Introduction into Critical Psychology, Markard, 2009) the authors – both active in autonoumous student seminars in Marburg (kp-marburg.de) and Trier (kp-trier.de) – have been looking forward to a concise and easy to read introduction into the framework and the main categories of Critical Psychology. They hoped that the book would appeal to a wide range of students and could be used as an helpful introduction in student seminars. In the article, the authors describe their reading experiences within such a student seminar. In addition, results from a small survey conducted within readers and non-readers of the book interested in Critical Psychology are presented. Helpful reading tips summ up the experiences. Finally, the question is raised whether the interest of students to have an easy to read introduction is compatible at all with the goal to present Critical Psychology in a way which avoids trivialization or canonization.

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