„Mißbrauch“ ohne Ende? Oder: Vom Mißbrauch des „Mißbrauchs“ des „Mißbrauchs“. Thesen zur laufenden Diskussion

Artikel von Ute Osterkamp in Forum Kritische Psychologie 37 (1997).

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Zusammenfassung

Es geht in diesem Artikel im wesentlichen um die Rationalität der scheinbar irrationalen feministischen These, daß den Mädchen und Frauen, die behaupten, „mißbraucht“ worden zu sein, zu glauben sei. Dabei wird – unter Bezug auf die Erfahrungen der „Überlebenden“ des Faschismus – die subjektive Bedeutung der Veröffentlichung des Leidens herausgehoben. Zugleich werden einige der gesellschaftlichen Mechanismen diskutiert, mit denen die Versprachlichung subjektiver Leidenserfahrungen weitgehend verhindert wird. Es wird die These vertreten, daß zu diesen Behinderungen u.a. auch die Verschiebung des Problems auf die juristische Dimension sowie die „wissenschaftliche“ Überprüfung des Realitätsgehalts der Leidenserfahrungen gehören.

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Sind wir alle Kinderschänder?

Artikel von Erich Wulff in Forum Kritische Psychologie 37 (1997).

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Zusammenfassung

Der Aufsatz wendet sich gegen die Konstruktion des kinderschändenden Vaters als Emanation des Bösen schlechthin, gegen leichtfertige Anschuldigungen aufgrund von zirkelschlüssigen „Beweisen“, gegen eine Koalition von puritanisch-protestantischem Fundamentalismus und radikal männerfeindlichem Feminismus. Die Forderung, man müsse Frauen und Kindern, die über Mißbrauch durch ihre Väter berichten, „hundertprozentig“ glauben, wird einer differenzierenden Kritik unterworfen.

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Zur Kritik persönlichkeitstheoretischer und diagnostischer Konzepte von „Wildwasser“

Artikel von Christina Kaindl in Forum Kritische Psychologie 37 (1997).

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Zusammenfassung

Die Autorin geht anhand der Veröffentlichungen von „Wildwasser“ deren persönlichkeitstheoretischen, diagnostischen, psychologisch-politischen Vorstellungen nach und versucht, problematische Vereindeutigungen und Verkürzungen aufzuweisen. Dabei werden Konzepte wie „Signale für den sexuellen Mißbrauch“, „Parteilichkeit“, das „innere Kind“ und der Zusammenhang von patriarchalischer Gesellschaft und individuellem Handeln kritisch diskutiert, und es wird gezeigt, warum sie den Widersprüchlichkeiten und Mehrdeutigkeiten der Realität nicht gerecht werden (können).

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Mißhandlung als Tatbestand oder subjektive Erfahrung? Die neuen Rechte der Machtlosen gegenüber den Mächtigeren

Artikel von Gisela Ulmann in Forum Kritische Psychologie 37 (1997).

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Zusammenfassung

Der Autorin geht es darum, herauszustellen, daß im Zusammenhang mit der Diskussion um „sexuellen Mißbrauch“ Kindern Rechte zugestanden werden, die ihnen bezüglich anderer als sexueller Mißhandlungen verwehrt werden – wobei die ihnen gesetzlich gegebenen (neuen) Rechte kaum thematisiert werden. Mögliche Folgen und (psychischer) Schaden (un)zureichender Aufklärung werden erörtert.

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Sexueller Mißbrauch: Erfahrung, Parteilichkeit und intersubjektive Verständigung – Diskurse, Fallen, Bedeutungsverschiebungen. Kritik am „Forum Kritische Psychologie“ 33

Artikel von Morus Markard in Forum Kritische Psychologie 37 (1997).

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Zusammenfassung

Methodische (darunter auch statistische), psychologisch begriffliche und diagnostische, juristische und gesellschaftspolitische Aspekte sexuellen Mißbrauchs werden in ihrer jeweiligen Eigenart und gesellschaftlichen wie wissenschaftlichen Umstrittenheit expliziert, d.h. auch analytisch getrennt, damit ihr real-widersprüchlicher Zusammenhang gegenüber problematischen Kontaminationen zur Geltung gebracht werden kann. Die methodische und inhaltliche Bedeutung (und situativ-argumentative Bedeutungsverschiebungen im Forum Kritische Psychologie 33) von Begriffen wie Subjektivität, Erfahrung, Erkenntnis und Parteilichkeit und deren Relevanz für eine Praxis im Interesse der von Mißbrauch Betroffenen werden reflektiert.

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Eine Soziologie für Frauen. Methodische Exkurse zu Dorothy Smith

Artikel von Hannelore Drümmer in Forum Kritische Psychologie 37 (1997).

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Zusammenfassung

In ihrem Beitrag „Familienlohn und Männergewalt“ (FKP 33, 1994) arbeitet Smith heraus, daß Gewalt gegen Frauen in der Ehe dem Familienlohn-System immanent ist. Hannelore Drümmer rekonstruiert das wissenschaftliche Vorgehen. Sie unterzieht die methodischen Reflexionen kritischen Fragen nach ihrem Stellenwert für eine neue Soziologie für Frauen, wie sie Smith als Befreiungsprojekt vorschlägt. Den Abschluß bilden Überlegungen insbesondere zu der Frage, wie und auf welche Weise widerständige Verhaltensweisen innerhalb des wissenschaftlichen Vorgehens von Dorothy Smith noch besser erfahrbar und diskutierbar wären.

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Sexualität und Macht. Nützliche Lehren von Michel Foucault für die Debatte um sexuellen Mißbrauch

Artikel von Frigga Haug in Forum Kritische Psychologie 37 (1997).

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Zusammenfassung

Frigga Haug versucht, die Diskussion um sexuellen Mißbrauch in den Kontext familiärer Erziehung in der Kleinfamilie überhaupt zu rücken. Sie nutzt die Ausführungen von Michel Foucault, um Familie als Beteiligte an der Konstruktion und Kontrolle von Sexualität vorzuführen, und stellt ihre Ergebnisse schließlich in den Kontext gesellschaftlicher Umwälzungen heute. Mißbrauch wird auch als Zeichen einer Zerstörung bisheriger Machtstrukturen analysiert.

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„Täterpersönlichkeit“ – verzweifelt gesucht. Überlegungen zur gesellschafts- und geschlechterpolitischen Funktion der Frage nach der Täterpersönlichkeit

Artikel von Margret Hauch in Forum Kritische Psychologie 37 (1997).

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Zusammenfassung

Die zentrale These des Aufsatzes ist, daß die Frage nach der Persönlichkeitsstruktur von Männern, die sexuelle Gewalthandlungen begehen, nur in ganz umschriebenen konkreten Kontexten sinnvoll gestellt werden kann. Vor diesem Hintergrund wird untersucht, welche Funktion diese Frage haben kann – einerseits im Rahmen feministischer Ansätze der Auseinandersetzung mit sexueller Gewalt von Männern gegenüber Frauen und Kindern und andererseits innerhalb der gesellschaftlichen Instanzen im juristischen und sozialwissenschaftlich-medizinischen Bereich. Die in der Auseinandersetzung um sexuelle Mißhandlung von Kindern in den letzten Jahren immer krasser werdenden Abwehreffekte werden im Zusammenhang mit tendenziellen Veränderungen in der Sexuierung von Reproduktionsarbeit analysiert und Perspektiven für einen anderen Umgang mit der Problematik skizziert.

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