Zur Problematik der Psychologisierung informatischer Grundkonzepte. Am Beispiel »Konnektionismus«

Artikel von Anita Lenz und Stefan Meretz in Forum Kritische Psychologie 32 (1993).

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Zusammenfassung

Der Konnektionismus (Theorie der »Neuronalen Netze«) als moderne Variante der klassischen Künstliche-Intelligenz-Forschung beansprucht, zentrale unerfüllte Vorhaben der »Kognitionswissenschaft« umzusetzen. Dabei erweist sich wieder einmal die Informatik als begriffesetzende Leitdisziplin, der die Psychologie mehr oder weniger unhinterfragt folgt. Die Informatik wiederum begegnet auf der Suche nach angemessenen Kategorien kognitiver Prozesse »computerkompatiblen« Konzepten in Psychologie, Neurophysiologie und Linguistik. Die Mystifikationen, die aus diesem Synkretismus resultieren, werden am Beispiel der für die Informatik bzw. für den Konnektionismus zentralen Begriffe der Bedeutung und des Lernens analysiert. Anhand zweier Beispiele, der sakkadischen Augenbewegung und der Sprachaneignung bei Kindern, wird eine Einordnung der analytischen Potenz der konnektionistischen Konzepte vorgenommen.

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Lernen in der Zukunftswerkstatt. Beitrag zur Emanzipation oder Einübung bürgerlicher Praxisformen?

Artikel von Karin Just in Forum Kritische Psychologie 32 (1993).

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Zusammenfassung

Die Arbeit untersucht die Methode »Zukunftswerkstatt« als eine Form gewerkschaftlicher Bildungsarbeit unter der Fragestellung, inwieweit mit ihr emanzipatorische Lernprozesse initiiert werden können. Anhand des Menschenbildes, das hinter der Methode steckt, dem Stellenwert, dem Erfahrung im Rahmen der Methode zukommt und dem praktizierten Problemlösungsverhalten wird aufgewiesen, welche Möglichkeiten und Behinderungen die Methode enthält. Als Schlußfolgerung aus der Kritik erfolgen abschließend Modifizierungsvorschläge, mit denen der emanzipatorische Anspruch zu realisieren wäre.

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Musikalische Lebenspraxis und schulisches Musiklernen

Artikel von Klaus Holzkamp in Forum Kritische Psychologie 32 (1993).

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Zusammenfassung

Musikalische Lebenspraxis (von Kindern und Jugendlichen) vor und außerhalb der Schule wird einerseits in ihrer besonderen Erfahrungsqualität und Lebenswertigkeit sowie andererseits in ihrer Formierung und Behinderung im Zusammenhang der Abwertung von Jugendkultur durch die »Erwachsenen« charakterisiert. Auf dieser Grundlage wird aufgewiesen, daß in schulischen Lehrplänen die Einmaligkeit von Musikerfahrung durch leere Systematik und Bewertungsförmigkeit zersetzt wird, wobei die Schuladministration vorsätzlich die Ergriffenheit der Kinder/Jugendlichen von »ihrer« Musik ignoriert und so naturwüchsig »auf der anderen Seite« steht. Schulische Möglichkeiten einer Aufhebung der Ausgrenzung von subkultureller Jugendmusik sowie Entwicklung des Zugangs zu großer Musik in aller Welt werden diskutiert.

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Das Boot ist voll! Typische Selbstrechtfertigungs- und Abwehrfiguren in der Asyldebatte

Artikel von Ute Osterkamp / Projekt Rassismus und Diskriminierung in Forum Kritische Psychologie 32 (1993).

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Zusammenfassung

Die allgemeine Prämisse in der Diskussion um das Asylrecht ist, daß der Möglichkeit, allen Zuflucht suchenden Menschen Hilfe zu leisten, Grenzen gesetzt sind. Die Bemühungen konzentrieren sich nicht darauf, diese Grenzen zu überwinden, sondern die Abwehr der Flüchtlinge durch deren Verhalten bzw. die Unrechtsmäßigkeit ihrer Ansprüche zu rechtfertigen. Unter solchen Prämissen haben auch die Auseinandersetzungen in der Asyldebatte keinen konstruktiven, sachorientierten, sondern einen defensiven = personalisierenden = denunziatorischen Charakter. In diesem Artikel werden typische Abwehr- und Selbstrechtfertigungsfiguren, mit denen die Änderung des Asylrechts bzw. die Abwehr der Flüchtlinge begründet wird, in ihrer subjektiven und objektiven Funktion sowie auf ihre Konsequenzen hin analysiert.

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Das Projekt »Analyse psychologischer Praxis« oder: Der Versuch der Verbindung von Praxisforschung und Psychologiekritik

Artikel von Renke Fahl und Morus Markard in Forum Kritische Psychologie 32 (1993).

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Zusammenfassung

Mit den Methoden des focussierten Interviews und der Gruppendiskussion untersuchen im Projekt »Analyse psychologischer Praxis« Hochschulangehörige und Berufspraktiker/innen, wie letztere mit dem Widerspruch zwischen der experimentell-statistischen Orientierung der grundwissenschaftlichen Psychologie und der zwangsläufigen Einzelfallorientierung psychologischer Praxis umgehen. Im Vordergrund steht die Frage, wie dabei »offizielle« akademische und klinische Theorien mit je individuellen und team-bezogenen Praxiserfahrungen und institutionellen Reproduktionsnotwendigkeiten amalgamiert werden. Nach einer Erörterung der theoretischen Grundlagen und der Probleme der praktischen Entwicklung der Projektarbeit wird exemplarisch an den Themen »Transformation von Lebensproblemen in psychologische Fragestellungen«, »Diagnostik« und »alltägliche Ordnungsvorstellungen im Gewande psychologischer Theorien« die Arbeitsweise des Projekts dargelegt.

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Forum Kritische Psychologie 31

Schule und Lebenspraxis
Marxistisches Menschenbild
Krieg und Medien

Inhalt

Editorial

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Jean Lave
Textaufgaben im Mathematikunterricht: Mikrokosmos der Widersprüche zwischen schulischem Lernen und außerschulischer Lebenspraxis

Morus Markard
Kann es in einer Psychologie vom Standpunkt des Subjekts verallgemeinerbare Aussagen geben?

Vergangenheitbewältigung DDR III

Erich Hahn
Ist der Sozialismus daran gescheitert, daß er den Menschen »umbauen« wollte?

Ute Osterkamp
Hat der Marxismus die Natur der Menschen verkannt oder: Sind die Menschen für den Sozialismus nicht geschaffen?

Ekkehard Sauermann
Das »Hineintragen des sozialistischen Bewußtseins« — eine antimarxistische Position

Adolf Kossakowski
Entwicklungsrisiken Jugendlicher und ihre sozialen Ursachen

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Michael Reimann und Wilhelm Kempf
Informationsbedürfnis, Mediengebrauch und Informiertheit über Völkerrechtsverletzungen im Zweiten Golfkrieg

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Autorinnen und Autoren

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Informationsbedürfnis, Mediengebrauch und Informiertheit über Völkerrechtsverletzungen im Zweiten Golfkrieg

Artikel von Michael Reimann und Wilhelm Kempf in Forum Kritische Psychologie 31 (1993).

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Zusammenfassung

Mithilfe einer Fragebogenstudie, welche 9 Monate nach Kriegsende an Studierenden der Universität Konstanz durchgeführt wurde, wird gezeigt, daß die Methoden der psychologischen Einflußnahme, welche den Medienalltag während des Golfkrieges prägten, nicht nur enge strukturelle Verwandtschaft mit Methoden der psychologischen Folter aufweisen, sondern (zwar in abgeschwächter Form) auch die selben Folgen zeitigten: selektive Unaufmerksamkeit und ausweichenden Skeptizismus. — Anhand von Fragen zum Mediengebrauch der Subjekte wird zunächst das Ausmaß des Informationsbedürfnisses während des Krieges nachgewiesen und aufgezeigt, wie die Doppelbindung der Berichterstattung die längerfristige Bereitschaft zur Informationsaufnahme beeinträchtigt hat. Darauf aufbauend wird der Einfluß des Mediengebrauches auf die Meinungsbildung der Subjekte untersucht. Die Ergebnisse bestätigen die angenommene Demoralisierungssymptomatik in beiden der o.g. Aspekte und weisen die Funktionsweise der Medien als Instrumente der Desinformation nach.

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Entwicklungsrisiken Jugendlicher und ihre sozialen Ursachen

Artikel von Adolf Kossakowski in Forum Kritische Psychologie 31 (1993).

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Zusammenfassung

In diesem Beitrag werden auf der Grundlage einiger neuerer Jugendstudien sowie eigener Erfahrungen sozial problematische Einstellungs- und Verhaltensweisen von Jugendlichen, primär in den neuen Bundesländern, dargestellt. Es wird nach den primär gesellschaftlichen Ursachen für solche Erscheinungen wie Bindungs- und Orientierungslosigkeit, Unsicherheit und Zukunftsängste, Opposition gegenüber Erwachsenen, aber auch Gewaltbereitschaft, Aggressivität und rassistische Tendenzen, vor allem bei rechtsorientierten Jugendlichen, gefragt, und es werden mögliche Lösungen diskutiert.

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Das »Hineintragen des sozialistischen Bewußtseins« — eine antimarxistische Position

Artikel von Ekkehard Sauermann in Forum Kritische Psychologie 31 (1993).

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Zusammenfassung

Auf der Grundlage einer Darlegung der Position von Marx und Lenin über die Rolle der Praxis und der hierbei gewonnenen Erfahrungen für die Entwicklung der Arbeiterklasse zum historischen Subjekt wird nachgewiesen, daß die im »realen Sozialismus« proklamierte und praktizierte Position vom »Hineintragen des sozialistischen Bewußtseins« dem Marxismus widerspricht. Es wird versucht, zu erklären, warum diese beiden entgegenstehenden Positionen von Marxisten für vereinbar gehalten worden sind und sich diese widersinnige ideelle Koexistenz verinnerlicht und zu einem Vorurteil verdichtet hat. Dabei wird — gestützt auf Georges Labica — die Position des »Hineintragens« als funktionaler Bestandteil der von Stalin initiierten und durchgesetzten Konstruktion des »Marxismus-Leninismus« charakterisiert. Der eklektizistische Charakter dieser Konstruktion sowie ihr Nichtinfragestellen nach der offiziellen Verurteilung Stalins haben die Auseinandersetzungen der Marxisten in der DDR sowohl mit dieser Konstruktion des »Marxismus-Leninismus« wie auch mit der hieran geknüpften Position des »Hineintragens« behindert.

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Hat der Marxismus die Natur der Menschen verkannt oder: Sind die Menschen für den Sozialismus nicht geschaffen?

Artikel von Ute Osterkamp in Forum Kritische Psychologie 31 (1993).

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Zusammenfassung

Es wird nachgewiesen, daß die im Titel gestellte Frage, die heute in verschiedenen Zusammenhängen diskutiert wird, von zwei falschen Voraussetzungen ausgeht: Einmal wird hier angenommen, daß es menschliche Naturkonstanten gibt, die der gesellschaftlichen Entwicklung entzogen sind, und zum anderen wird hier der Sozialismus als ein den Menschen von außen anzuerziehendes oder aufzudrückendes Normensystem mißverstanden. Im Sozialismus, wie Marx und Engels ihn verstehen, gestalten die Menschen ihre gesellschaftlichen Lebensbedingungen selbst nach ihren Interessen und Bedürfnissen. Damit können die gesellschaftlichen Verhältnisse von vornherein nicht mit der »Natur« des Menschen in Gegensatz geraten.

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