Ist der Sozialismus daran gescheitert, daß er den Menschen »umbauen« wollte?

Artikel von Erich Hahn in Forum Kritische Psychologie 31 (1993).

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Zusammenfassung

Die Frage nach der Historizität des Menschen hat eine lange Tradition und verweist auf objektive Tendenzen geschichtlicher Veränderungen. Als Kern der Position von Marx zur Frage nach der Veränderbarkeit des Menschen wird die Idee der Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse herausgearbeitet. Die Frage wird aufgeworfen, in welcher Beziehung reale Entwicklungsprozesse in der DDR zu diesem Ansatz stehen.

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Kann es in einer Psychologie vom Standpunkt des Subjekts verallgemeinerbare Aussagen geben?

Artikel von Morus Markard in Forum Kritische Psychologie 31 (1993).

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Zusammenfassung

Die Analyse einzelner Fälle und eine fallübergreifende Geltung dabei zu gewinnender Resultate scheinen sich wegen des Induktionsproblems auszuschließen. Vor diesem Hintergrund werden an verschiedenen Forschungsstrategien in Psychologie und Sozialwissenschaft (Fallibilismus, repräsentative Erhebung, ‘datengegründete’ Ansätze) die darin enthaltenen Verallgemeinerungsvorstellungen herausgearbeitet. Subjektwissenschaftlich relevant ist der »historisch-strukturelle« Verallgemeinerungstyp. Es werden Vorschläge gemacht, wie dieser Verallgemeinerungstyp so weiterzuentwickeln ist, daß dem spezifischen Charakter subjektwissenschaftlicher Aussagen (über Prämissen-Gründe-Zusammenhänge) und Forschungskontexte Rechnung getragen wird.

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Textaufgaben im Mathematikunterricht: Mikrokosmos der Widersprüche zwischen schulischem Lernen und außerschulischer Lebenspraxis

Artikel von Jean Lave in Forum Kritische Psychologie 31 (1993).

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Zusammenfassung

Die gängige Vorstellung von Schule als privilegierter Lernstätte zur Vorbereitung auf die Alltagspraxis wird anhand des Aufweises der Widersprüche in mathematischen Textaufgaben kritisch analysiert. Es wird an empirischen Beispielen gezeigt, daß die Mathematik-Praxis im Alltagsleben und in der Schule jeweils spezifische Formen der Situationsbewältigung darstellen, die nur mit einer Theorie des »situierten Lernens« angemessen theoretisiert werden können. Der Idee von der »Veralltäglichung der Mathematik« wird der Gedanke der »Mathematisierung des Alltags« gegenübergestellt. Das Konzept einer »mathematischen Kultur im Klassenraum« wird als Gegenkonzept zum üblichen schulischen Mathematik-Unterricht entfaltet.

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Forum Kritische Psychologie 30

Wahnsinn
Schule und Lernen
Vergangenheitsbewältigung DDR II

Inhalt

Editorial

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Erich Wulff
Zur Konstitution schizophrener Unverständlichkeit
Beitrag zu einer subjektkonstruktivistischen Theorie des »Wahnsinns«

Schule und Lernen

Bernd Hackl
Wissen — Bildung — Widerstand? — Warum der Schulunterricht an seinen emanzipatorischen Ansprüchen scheitert

Gisela Ulmann
Der Unterricht als Lernproblem
Kommentar zu Bernd Hackls »Wissen — Bildung — Widerstand«

Vergangenheitsbewältigung DDR
— Zeitgebundene Stellungnahmen II —

Thomas Ahbe
Predigt auf den Marktplätzen oder
Das Karussell der psychologisierenden Gesellschaft

Anja Hermann und Stephanie Krings
»… mein Bemühen, keine akademische oder wissenschaftliche Sprache zu benutzen« — Zu Aussagegehalt, psychologischer und politischer Wirkung der Veröffentlichungen Hans-Joachim Maaz’

Werkstattpapiere

Susanne Reichert
Diagnostische Probleme in einer Behinderteneinrichtung als Gegenstand subjektwissenschaftlicher Praxisforschung »vor Ort«

Gisela Ulmann
Mathematik-Didaktik und psychologische Theorien

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Autorinnen und Autoren

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Mathematik-Didaktik und psychologische Theorien

Artikel von Gisela Ulmann in Forum Kritische Psychologie 30 (1992).

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Zusammenfassung

Der moderne Mathematikunterricht existiert keineswegs erst seit Einführung der Mengenlehre, sondern geht auch zurück auf gestaltpsychologische Ansätze sowie auf die genetische Erkenntnistheorie Piagets. Nach Abschaffung der Mengenlehre ähneln Unterrichtsmaterialien einem Trümmerfeld, das in den Gedanken der Kinder unter entwicklungspsychologischem Gesichtspunkt eigentlich nur Verwirrung stiften kann. Ein Irrtum ist hier besonders herauszuheben: es wird anscheinend angenommen, daß sich bei der (didaktisch gelenkten) Entwicklung des Zahlbegriffs das Beherrschen arithmetischer Operationen quasi als Nebenprodukt ergibt und nicht gelehrt zu werden braucht. Resultat diese Irrtums muß sein, daß Lernen mit Üben, »Automatisieren« mit »Auswendiglernen«, Experimentieren mit Probieren, Flexibilität mit Durcheinander verwechselt wird. Dies Werkstattpapier soll als Aufforderung an Entwicklungspsychologen verstanden werden, sich der Erforschung des Lernens mathematischen Denkens bei Kindern zuzuwenden.

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Diagnostische Probleme in einer Behinderteneinrichtung als Gegenstand subjektwissenschaftlicher Praxisforschung »vor Ort«

Artikel von Susanne Reichert Forum Kritische Psychologie 30 (1992).

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Zusammenfassung

In einem Versuch kritisch-psychologischer Praxisforschung mit direkter »forschender« Mitarbeit in einer Werkstatt für Behinderte wurde — anknüpfend an einem dort als »diagnostisch« formulierten praktischen Problem — der Frage nachgegangen, ob die Werkstatt auch für Langzeitpatienten der heiltherapeutischen Abteilung einer psychiatrischen Klinik Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Anders als von den WerkstattbetreuerInnen — aus im Forschungsprozeß erst nachzuvollziehenden Gründen — erwartet, ist diese Frage nicht mit Hilfe herkömmlicher psychodiagnostischer Verfahren zu beantworten, sondern nur vom Standpunkt der betroffenen Behinderten selbst. Mit der Ausrichtung auf eine Psychologie vom Standpunkt des Subjekts wird vorgeschlagen, Psychodiagnostik als einen gemeinsam mit den Behinderten erfolgenden Analyseprozeß von Handlungsmöglichkeiten und -behinderungen zu gestalten, mit dem Ziel der »Qualifizierung« der Behinderten, selbst zu entscheiden, ob die Werkstatt ihnen eine Entwicklungsmöglichkeit bietet. Wie eine solche Qualifizierung im gemeinsamen Prozeß vor dem Hintergrund behinderungsspezifischer Möglichkeiten erfolgen kann und wodurch sie verhindert wird, stellte sich als notwendige und weiterzuverfolgende Forschungsfrage heraus. Dabei wird neben dem Bestreben, einen intersubjektiven Verständigungsrahmen mit den Behinderten aufzubauen, eine Möglichkeit auch im Aufgreifen der Erfahrung und des Wissens von den Behinderten vertrauten Personen gesehen. In der Praxisforschung »vor Ort« erwies es sich einerseits als vorteilhaft, seitens der »Wissenschaftlerin« die eigenen Schwierigkeiten und Befindlichkeit bei der praktischen Arbeit zu thematisieren und Hypothesen über typische Widersprüche in eine gemeinsame Diskussion einzubringen, andererseits waren gerade damit zahlreiche, zunächst als »Rollenkonflikte« erscheinende, Probleme verbunden. Es zeigte sich die Notwendigkeit, die Forschungskooperation so zu gestalten, daß diese Schwierigkeiten in einer nicht-personalisierenden und nicht-situationsentbundenen Weise angesprochen werden können, um Vorbehalte und Mißtrauen zwischen »wissenschaftlich« und »praktisch« Tätigen und damit einen Aspekt des Theorie-Praxis-Bruchs zu überwinden.

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Predigt auf den Marktplätzen oder: Das Karussell der psychologisierenden Gesellschaft

Zu den Theorien von Hans-Joachim Maaz

Artikel von Thomas Ahbe in Forum Kritische Psychologie 30 (1992).

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Zusammenfassung

Die Theorien von H.-J. Maaz werden nicht nur analysiert und kritisiert. Es wird gezeigt, in welcher Problemlage die ostdeutsche Bevölkerung in der Nachwende-Zeit, als Maaz’ erstes Buch erschien, steckte, und in wieweit die Annahme der Maazschen Deutungsmuster über die DDR für Ost- und Westdeutsche gleichermaßen funktional war. Es wird den Rezeptionslinien der Bücher und Theorien von Maaz nachgegangen wie auch dem Eigenleben und der Instrumentalisierung dieser Ideen in den Medien. Das ermöglicht den Blick auf die verschiedenen, dahinter stehenden Interessen der Deutschen (Intellektuellen) in ihrem Streit miteinander. Es wird gezeigt, wie eine psychologisierende Sicht auf die Gesellschaft das resignative Arrangement mit ihren unmenschlichen Momenten begleiten kann und dann folglich bei Predigten für innere Läuterung von den äußeren Zwängen stehen bleiben muß.

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Wissen — Bildung — Widerstand?

Warum der Schulunterricht an seinen emanzipatorischen Ansprüchen scheitert

Artikel von Bernd Hackl in Forum Kritische Psychologie 30 (1992).

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Zusammenfassung

Fortschrittliche Erziehungskonzepte haben häufig die Aneignung von Wissen mit der Entwicklung von Kritik- und Handlungsfähigkeit gleichgesetzt. Angesichts der Quantität hochspezialisierten Wissens, das heute in der öffentlichen Schule vermittelt wird, muß diese Annahme mehr denn je problematisiert werden: Die spezifischen schulischen Aneignungsmechanismen ‘entschärfen’ das Bildungspotential, das der tendenziell wissenschaftsorientierten Beschäftigung mit den einzelnen Wissensbereichen innewohnt. Ausgangspunkt der Lernprozesse ist nicht die Erwartung einer verbesserten Bewältigung der eigenen Lebensprobleme, sondern die Notwendigkeit taktischen Überlebens unter äußerlich bleibenden, fremdgesteuerten Anforderungen.

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